DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

27-01-2021 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 27.01.2021 um 10.30 UTC



Nach Abzug einer Luftmassengrenze bis Montag vorübergehend kalt und trocken,
danach von Westen her mit lebhaftem, an den Küsten und auf den Bergen häufig
stürmischem West- bis Südwestwind wieder milder.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 03.02.2021


Insgesamt weist die Wetterentwicklung im am Samstag beginnenden
Mittelfristzeitraum die typischen Charaktereigenschaften einer recht weit nach
Süden verschobenen Westwetterlage (genauer gesagt: südliche Westlage bzw. Ws)
auf. Dabei werden an der Südflanke eines zentralsteuernden Tiefs im Seegebiet
südlich von Island Randtiefs und Frontensysteme vom mittleren Nordatlantik über
Westeuropa hinweg ostsüdostwärts nach Mitteleuropa, am Wochenende vorübergehend
sogar in den Mittelmeerraum gesteuert. Dass diese Entwicklung vor allem über dem
mittleren Nordatlantik, insbesondere, was die Entwicklung und Zugbahn der
jeweiligen Randtiefs angeht, noch mit gewissen Ungenauigkeiten verbunden ist,
zeigt die Clusteranalyse im Zeitraum T+72 bis 96 Stunden, die die maximal
mögliche Anzahl von Clustern, nämlich 6 (allesamt NAO negativ), aufweist.

Doch nun zur Entwicklung im Detail:
Am Samstag befindet sich Mitteleuropa, respektive Deutschland, an der Südflanke
eines umfangreichen Langwellentroges bzw. zentralsteuernden Tiefdruckgebietes
über Nordeuropa mit Drehzentrum in etwa über dem Ladogasee unterhalb einer
nordwestlichen Höhenströmung. An dessen Südflanke wird ein Randtrog vom
Seegebiet knapp südwestlich Englands über Frankreich bis Sonntagfrüh in den
westlichen Mittelmeerraum gesteuert.
Gekoppelt an diesen Randtrog ist ein kräftiges Bodentief südlich von Irland, das
den Höhepunkt seiner Entwicklung allerdings bereits überschritten hat und nach
Südostfrankreich zieht, sich bis dorthin weiter auffüllt, wobei es mit dem
Trogvorstoß in den Mittelmeerraum allerdings über Nord- und Mittelitalien bzw.
der Adria erneut zu einer Zyklogenese kommt.
Ausgehend vom Zentraltief über Nordeuropa reicht am Samstag ein langgestrecktes
Frontensystem über Osteuropa und Süddeutschland bis zum Tiefdruckgebiet südlich
von Irland. Es trennt über Deutschland milde Meeresluft, die aus dem
südwesteuropäischen Raum bis nach Südwest- und Süddeutschland vordringen kann (0
bis +4 Grad in 850 hPa) von deutlich kälterer maritimer Polarluft (T850 hPa
zwischen -4 und -9 Grad), die an der Ostflanke eines Hochs über dem Nordmeer
(gestützt durch einen vom nahen Ostatlantik bis nach Island reichenden
Höhenkeil) direkt über die Norwegische See bzw. Skandinavien bis in den Norden
bzw. die Mitte des Landes vordringen kann. An der Nordflanke dieser
Luftmassengrenze schneit es in Teilen der Mitte bis in tiefe Lagen, während es
im Süden, vor allem im Südwesten, teils kräftig regnet (inklusive teils
unwetterartiges Tauwetter im Schwarzwald und an den Alpen, wo die
Schneefallgrenze sich zunächst noch oberhalb von 1500 m befindet). Im Norden des
Landes bleibt es dagegen. abgesehen von vereinzelten unergiebigen
Schneeschauern, am ehesten an den Küsten, meist trocken und zeitweise kommt die
Sonne durch. Während es in der Südhälfte bei lebhaftem, auf den Bergen
stürmischem Südwestwind mit Höchstwerten zwischen 5 und 10 Grad nochmals mild
bleibt, werden in der Mitte und im Norden bei frischem nördlichen Wind nur noch
-1 bis +3 Grad erreicht. Abends und in der Nacht zum Sonntag kommt die
Luftmassengrenze allmählich nach Süden voran, die Niederschläge gehen - außer
wohl ganz im Süden, etwa vom Südschwarzwald bis zu den Alpen, dort regnet es
unterhalb von 1000 m noch bis in die Frühstunden - bis in tiefe Lagen in Schnee
über, klingen aber rasch ab. In der Mitte und im Norden verläuft die Nacht
dagegen aufgelockert bis gering bewölkt, es gibt allerhöchstens vereinzelte
Schneeschauer und verbreitet leichten bis mäßigen Frost.

Am Sonntag verlagert sich die vom Zentraltief über dem Nordwesten Russland nach
Süden reichende Haupttrogachse allmählich nach Osteuropa. Der Höhenrücken über
dem Ostatlantik kommt ebenfalls ostwärts voran und erreicht in der Nacht zum
Montag die Nordsee, wird aber mit einem erneuten Trogvorstoß an der
Nordostflanke eines umfangreichen und breit angelegten Höhenrückens über dem
mittleren Nordatlantik in Richtung Britische Inseln allmählich abgebaut.
Im Bodenfeld verlagert sich das Hoch über dem Nordmeer rasch nach Mittel- und in
der Nacht zum Montag weiter nach Osteuropa, wobei ein Keil über Polen und
Nordostdeutschland bis nach Südnorwegen gerichtet bleibt. Die Luftmassengrenze
bzw. Kaltfront über dem äußersten Süden des Landes wird somit am Sonntag rasch
über die Alpen nach Süden abgedrängt, so dass fast das ganze Land von maritimer
Polarluft (T850 hPa zwischen -9 Grad im Nordosten und -1 Grad am Oberrhein)
geflutet wird und auch ganz im Süden die Niederschläge in Schnee übergehen,
allerdings rasch nachlassen. Lediglich an den Alpen reicht es noch für
nennenswerte Schneemengen. Ansonsten steht ein wettertechnisch ruhiger Tag ins
Haus, Sonne und Wolken wechseln sich ab, hier und da kann es mal einen kurzen
Schneeschauer geben, am ehesten im Norden und Osten und mit Höchstwerten
zwischen -1 und +5 Grad - die höchsten Werte im südlichen Oberrheingraben - wird
es auch im Süden deutlich kälter.
Bereits in der Nacht zum Montag kommt der Trog über den Britischen Inseln
Richtung Frankreich voran, daran gekoppelt ist ein Bodentief, das sich
Montagfrüh mit seinem Kern nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes in etwa über dem
Westausgang des Ärmelkanals befindet. Dessen Frontensystem greift im Laufe der
Nacht auf Frankreich über, vorlaufend setzen im Südwesten bereits in der Nacht
wieder Niederschläge ein, die mit einsetzender niedertroposphärischer Milderung
(T850 hPa im Südwesten morgens wieder knapp über 0 Grad) zumindest in den
Niederungen oft als Regen fallen bzw. in Regen übergehen. Dabei kann es
gebietsweise, vielleicht sogar verbreitet Glatteis geben. Im Rest des Landes
verläuft die Nacht ruhig und kalt mit leichtem bis mäßigem, bei geringer
Bewölkung über Schnee im Südosten und Osten örtlich auch strengem Frost.

Am Montag kommt der nur noch flache Höhenrücken allmählich über Mitteleuropa
nach Osten voran. Der folgende Höhentrog verliert aufgrund von WLA ebenfalls an
Kontur und erreicht in der Nacht zum Dienstag bereits den Westen des
Vorhersagegebietes. Die kräftige WLA an der Südwestflanke eines sich im
Seegebiet südlich Islands etablierenden Zentraltiefs stützt einen breit
angelegten Höhenrücken, der nachts die Britischen Inseln und Frankreich
erreicht.
Damit wird der Weg wieder frei für den Vorstoß milder Atlantikluft Richtung
Mitteleuropa. Dies geschieht jedoch in Etappen, denn zunächst kann sich mit
Annäherung des oben erwähnten flachen Höhenrückens das Hochdruckgebiet über
Osteuropa noch etwas verstärkend und wirkt blockierend auf das Vorankommen des
an das vom Ärmelkanal bis zur Nacht zum Dienstag zur Nordsee ziehenden und sich
weiter auffüllenden Tiefdruckgebietes gekoppelten Frontensystems. Dieses kommt
am Montag tagsüber mit leichten Niederschlägen - anfangs teils als Schnee oder
gefrierender Regen, später bis in höhere Lagen als Regen - grade so etwa bis zum
Emsland, zum zentralen Mittelgebirgsraum und nach Südostbayern voran. Im Norden
und Osten bleibt es noch trocken. Mit auffrischendem Wind, zunächst aus Südost,
im Südwesten später aus Südwest, im Bergland mit Sturmböen, werden Höchstwerte
zwischen -1 und +3 Grad im Norden und Osten und 2 bis 6 Grad im Westen und
Südwesten erreicht.
In der Nacht zum Dienstag kommt das Frontensystem dann in etwa bis zur Elbe
voran. Nordöstlich davon kann es gebietsweise etwas schneien und es gibt
nochmals leichten Frost, im Westen und Süden fällt anfangs noch etwas Regen, im
höheren Bergland Schnee, im Übergangsbereich zur kälteren Luft auch gefrierender
Regen, später lassen die Niederschläge nach. Mit Tiefstwerten zwischen +3 und -2
Grad bleibt es etwas milder.

Ab Dienstag nimmt die (südliche) Westlage deutlich an Fahrt auf, die
Höhenströmung über dem mittleren Nordatlantik und Westeuropa zonalisiert immer
mehr. Der flache Höhentrog, der am Dienstagvormittag über Deutschland hinweg
ostwärts schwenkt und das mit ihm korrespondierende, sich allmählich auflösende
Frontensystem vermögen die Kaltluft im Nordosten am Dienstag tagsüber nur
zögerlich auszuräumen, so dass es dort anfangs vielleicht noch etwas schneien
bzw. gefrierenden Regen geben kann. Diesem Trog folgt ein ebenso flacher
Höhenrücken, der nächste Kurzwellentrog überquert uns dann aber bereits in der
Nacht zum Mittwoch. Das mit ihm korrespondierende Bodentief zieht von der
Irischen See bis Mittwochfrüh zur Nordsee, eine weitere Frontalwelle erreicht
dann bereits Südengland. Mit einer nun deutlich besseren Schubkomponente
ausgestattet kommen deren Frontensysteme rasch ostwärts voran und überqueren
Deutschland mit verbreiteten Niederschlägen, die bei 850 hPa-Temperaturen von
über 0 Grad bis in höhere Lagen als Regen fallen. Dort, wo die Kaltluft bodennah
noch nicht komplett ausgeräumt werden kann - am ehesten im Südosten - kann es
eventuell auch noch einmal gefrierenden Regen geben.
Am Mittwoch folgt dann die Frontalwelle, die unter Vertiefung über die Nordsee
nach Südschweden zieht. Insgesamt frischt der Wind wieder deutlich auf,
teilweise eventuell auch in den Niederungen mit stürmischen Böen, auf den Bergen
und an den Küsten gibt es vorübergehend Sturmböen, auf exponierten Gipfeln auch
schwere Sturmböen.

In der erweiterten Mittelfrist deutet der aktuelle IFS-Lauf eine Austrogung ins
Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel an, wobei sich vorderseitig ein
mächtiger, breit angelegter Höhenrücken über den westlichen/zentralen
Mittelmeerraum Richtung Alpen und Mitteleuropa aufwölbt. Das Ganze mündet damit
wohl in eine zunehmend antityklonal konturierte (höhen)milde West- bis
Südwestlage.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Samstag verläuft eine Luftmassengrenze, die maritime Polarluft in der
Nordhälfte Deutschlands von milder Meeresluft im Süden trennt, quer über die
Mitte des Landes und kommt nach Lesart des aktuellen IFS-Laufes und auch des
gestrigen 12 UTC-Laufes nur zögernd nach Süden voran. Der gestrige 00 UTC-Lauf
hatte sie dagegen deutlich progressiver auf der Agenda (Passage der Alpen
bereits in der Nacht zum Sonntag), gefolgt von Kaltluft aus dem skandinavischen
Raum, die entsprechend auch etwas niedrigere Temperaturen aufwies (in 850 hPa -8
bis -11 Grad, im aktuellen Lauf -6 bis -9 Grad, im Südwesten milder).
Die Milderung zu Wochenbeginn setzt nach Lesart des aktuellen Laufes, aber auch
des gestrigen 00 UTC-Laufes deutlich früher ein als es der gestrige 12 UTC-Lauf
simuliert hat und bereits am Dienstagabend bzw. in der Nacht zum Mittwoch kann
sich die mildere Luftmasse auch im Nordosten des Vorhersagegebietes durchsetzen.
Nach Lesart des gestrigen 12 UTC-Laufes wäre das erst fast 24 Stunden später,
nämlich am Mittwochabend, der Fall. Dann aber simulieren alle Läufe auch bis in
die erweiterte Mittelfrist eine milde und unbeständige, teils auch stürmische
(südliche) West- bis Südwestlage mit häufigen Niederschlägen, oft bis in
mittlere bzw. höhere Lagen als Regen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während das GFS bzgl. der Verlagerung der Luftmassengrenze nach Süden in etwa
der IFS-Variante folgt, hat ICON gegenüber beiden Modellen diese etwas
progressiver auf der Agenda (etwa 12 Stunden schneller) und die Kaltluft kann
auch weiter nach Südwestdeutschland vordringen. Nennenswerte Niederschläge
werden somit - im Gegensatz zum GFS und IFS - am Sonntag an den Alpen nicht mehr
simuliert. Das kanadische GEM tendiert ebenso ein wenig Richtung ICON-Variante,
hat am Sonntag aber noch leichte Schneefälle an den Alpen auf der Agenda.
Bzgl. der von Westen her zu Wochenbeginn wieder einsetzenden Milderung gibt es
erwartungsgemäß noch Differenzen, die aber erstaunlich gering ausfallen. Alle
vorliegenden Modelle lassen den ersten Vorstoß einer Front am Dienstag nur
zögernd nach Nordostdeutschland vorankommen, wobei das GFS eine etwas
intensivere Randtiefentwicklung entlang der verwellenden Front über der Nordsee
bzw. Dänemark auf der Agenda hat und diese etwas rascher nach Osten vorankommen
lässt. Das ändert kaum etwas an der großräumigen synoptischen Konstellation, hat
aber sicherlich Einfluss auf die Detailprognosen, insbesondere, was die
Intensität und Phase der Niederschläge angeht.
Auch die folgenden Trog- und Randtiefentwicklungen unterscheiden sich nach wie
vor bzgl. der Zugbahnen und Intensitäten noch von Modell(lauf) zu Modell(lauf),
insgesamt bleibt aber zu konstatieren, dass bis in den erweiterten
Mittelfristzeitraum alle Modelle einen relativ milden bzw. maximal nur mäßig
kalten und vor allem anfangs auch windigen Witterungsabschnitt auf der Agenda
haben, begleitet von immer wieder auftretenden Niederschlägen, die höchstens im
Bergland zeitweise als Schnee fallen.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Wie bereits eingangs erwähnt, weist die Clusterung des IFS-ENS im Zeitraum T+72
bis 96 Stunden sechs Cluster auf, die sich, Mitteleuropa betreffend, am ehesten
bzgl. der Lage, Ausrichtung und Verlagerung der Luftmassengrenze am
Samstag/Sonntag unterscheiden. Cluster 1 (inklusive Haupt- und Kontrolllauf) und
2 sind dabei mit jeweils 13 Membern am prominentesten besetzt und ähneln der vom
deterministischen Lauf gezeigten Entwicklung. Cluster 3 und 4 (jeweils 8 Member)
zeigen dagegen Ähnlichkeiten mit der vom gestrigen 12 UTC-Lauf des IFS bzw. vom
ICON simulierten Entwicklung einer progressiveren Verlagerung der
Luftmassengrenze. Cluster 5 und 6 (6 bzw. 3 Member) haben dagegen eine auch
gegenüber dem Hauptlauf verzögerte Verlagerung auf der Agenda, eventuell auch
mit verbreiteteren Schneefällen entlang der Nordflanke der Luftmassengrenze in
den mittleren Landesteilen.
Anhand der Kurvenschar der 850 hPa-Temperaturen in den Rauchfahnen in der Mitte
bzw. im Süden des Landes gelegener Gitterpunkte lassen sich diese Unsicherheiten
gut quantifizieren. Einige Member lassen die 850 hPa-Temperatur selbst in der
"südlichen Mitte" (etwa entlang des Mains) auch am Sonntag kaum auf unter 0 Grad
absinken, andere dagegen bis auf nahe -10 Grad. Im Nordosten verläuft die
Kurvenschar dagegen am Sonntag in einem relativ engen Spread zwischen -6 und -10
Grad.
Im Zeitraum T+120 bis 168 Stunden verteilen sich die ENS-Member, Haupt- und
Kontrolllauf auf drei Cluster (jeweils 24, 17 und 10 Member, Hauptlauf in
Cluster 3). Im Groben unterscheiden sich diese nur wenig voneinander, alle haben
eine südliche Westlage bis zyklonale Südwestlage auf der Agenda. Tendenziell
zeigt Cluster 3 das zentralsteuernde Tief über dem Nordatlantik zu Wochenmitte
etwas nach Norden verschoben und etwas ausgeprägter als vor allem Cluster 2
(ähnelt eher der GFS-Variante) und entspricht somit sogar eher schon dem Typ
"NAO positiv".
In der Rauchfahne ist die Umstellung der Wetterlage gut anhand der steigenden
850 hPa-Temperaturen der einzelnen Member, die sich im Südwesten Deutschlands
gegenüber dem Nordosten des Landes um etwa 12 bis 24 Stunden früher und
innerhalb eines engeren Spreads vollzieht, auszumachen. Vor allem Dienstag und
Mittwoch simulieren quasi alle Member zeitweilige Niederschläge.
Ein Blick auf die erweiterte Mittelfrist (T+192 bis 240 Stunden) zeigt 5 Cluster
(jeweils 13, 12, 12, 9 und 5 Member; Hauptlauf in Cluster 1). Alle Cluster
favorisieren die vom Hauptlauf simulierte Austrogung westlich der Iberischen
Halbinsel zum Donnerstag hin. Cluster 1 lässt diesen Trog allmählich Richtung
West- bzw. Südwesteuropa vorankommen, hat einen mächtigen Höhenrücken über dem
zentralen Mittelmeerraum auf der Agenda und ähnelt somit dem Hauptlauf mit der
Tendenz zu einer antizyklonalen Südwestlage. Nach Lesart der anderen Cluster
tropft der Höhentrog mehr oder minder zögerlich Richtung Nordafrika (Cluster 2
und 3) bzw. Richtung Iberische Halbinsel (4 und 5) ab. Das mündet in Cluster 2
und 3 in eine zyklonale Westlage (klassisch, d.h. "NAO positiv") und nach
Cluster 4 bzw. 5 eher in einer Blockadesituation über dem Nordatlantik, womit
dann von Norden bzw. Osten her wieder kältere Luftmassen ins Vorhersagegebiet
vordringen könnten.

Fazit:
Nach vorübergehender Abkühlung (ohne große Neuschneemengen) steht ab Beginn
kommender Woche, vor allem ab Dienstag, ein milder und unbeständiger
Witterungsabschnitt auf der Agenda. Dieser scheint zumindest bis in die zweite
Wochenhälfte hinein anzudauern. Danach werden die Unsicherheiten größer, wobei
hochwinterliches Wetter nicht in Sicht ist.


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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag steht noch in Verbindung mit den milden Luftmassen und vor allem in
den Staulagen des Schwarzwaldes und der Alpen recht ergiebigen Niederschlägen,
die bis etwa 1500 m als Regen fallen, teils unwetterartiges Tauwetter auf der
Agenda. Dazu kommen Sturm- und schwere Sturmböen aus Südwest auf den Gipfeln der
süddeutschen Mittelgebirge und der Alpen. In der Nacht zum Sonntag entspannt
sich mit Südverlagerung der Luftmassengrenze aber rasch.
An der Nordflanke der Luftmassengrenze fällt vor allem in den mittleren, in der
Nacht zum Sonntag auch im Süden dann Schnee bis in tiefe Lagen. Die
Wahrscheinlichkeiten für markante Schneemengen fallen allerdings allgemein
gering aus und sind am Alpenrand in der Nacht zum bzw. am Sonntag noch am
größten.
Mit Übergreifen atlantischer Tiefausläufer und einsetzender Milderung steigt
dann ab der Nacht zum Montag und am Montag im Westen und Süden das Potenzial für
Glatteisregen, in der Nacht zum Dienstag bzw. am Dienstagvormittag dann vor
allem in der Mitte und im Osten/Südosten. Regional ist dabei auch
unwetterartiges Glatteis nicht ausgeschlossen.
Der Wind frischt vor allem ab Dienstag aus Südwest bis West auf, so dass die
Wahrscheinlichkeit für stürmische Böen oder Sturmböen an den Küsten und auf den
Gipfeln der Mittelgebirge und der Alpen wieder zunimmt. Auch in den Niederungen
kann es dann gebiets- und zeitweise stürmische Böen geben. Eine ausgeprägte
Sturmlage steht nach aktueller Modelllage aber wohl nicht auf der Agenda.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff