DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-01-2021 08:30
SXEU31 DWAV 240800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 24.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr M, Übergang zu NW z

WIND/STURM:
Heute über die Mitte und den Süden nach Osten ausbreitend Westwind in freien
Lagen stürmische Böen Bft 8, im Bergland Sturmböen Bft 9. Von Westen her später
abflauend. In der Nacht zum Montag und auch am Montag auf höheren Berggipfeln
des Südens Sturmböen (8 bis 9 Bft).
Wind in der Nacht zum Dienstag an der Nordsee und in den Gipfellagen der
nördlichen und östlichen Mittelgebirge mit Sturmböen Bft 8/9 auflebend. Am
Dienstag dann auch in den Kamm- und Gipfellagen der zentralen Mittelgebirge
Sturmböen, in der Nacht zum Mittwoch in den östlichen Mittelgebirgen noch
andauernd.

SCHNEE/SCHNEEVERWEHUNGEN
Bis in den Nachmittag hinein vom Niederrhein bzw. Ruhrgebiet bis ins Münsterland
und nach Ostwestfalen kräftige Schneefälle, 10 bis 20 cm in 6 bis 12 h nicht
ausgeschlossen. Bei auffrischendem Wind in den Mittelgebirgen oberhalb von ca.
600 m Schneeverwehungen. Danach vor allem von Ostwestfalen über Nordhessen und
Franken bis in die Oberpfalz oberhalb 300 bis 400 m 5 bis 15 cm Neuschnee
möglich.
In der Nacht zum Montag vor allem im Erzgebirgsstau 5 bis 10 cm Neuschnee
möglich, vor allem in der ersten Nachthälfte. Am Montag im Schwarzwald und im
Allgäu 10 bis über 15 cm Neuschnee innerhalb von 12 Stunden. In der Nacht zum
Dienstag auf den gesamten Alpenrand mit 10 bis in Staulagen deutlich über 20 cm
ausweitend. Am Dienstag im Erzgebirgsstau mit geringer Wahrscheinlichkeit noch
einmal um 10 cm Neuschnee.

FROST/GLÄTTE:
In den Nächten und jeweils bis in den Vormittag hinein im Bergland und im
Südosten häufig mäßiger Frost (-5 bis -9°C), bei Auflockerungen über Schnee ganz
im Süden strenger Frost um -10°C nicht ausgeschlossen. Streckenweise Glätte
(teils markant) durch überfrorene Nässe.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland unter einem breiten Trog, der vom Nordmeer über den
Alpenraum hinweg bis nach Südeuropa reicht und wiederholt durch kurzwellige
Anteile regeneriert wird. Ein darin eingelagertes Bodentief überquert die Mitte
Deutschlands ostwärts. An dessen Nordflanke treten kräftige Schneefälle auf, die
weite Teile von NRW erfasst haben und sich über Hessen und die "südliche" Mitte
hinweg bis in die Oberpfalz ausweiten. Der hierfür verantwortliche
Hebungsantrieb resultiert im Wesentlichen aus positiver Vorticityadvektion, die
mit einem Schwenken der Trogspitze über die genannten Gebiete hinweg einhergeht.
Während anfangs relativ großflächig eine markante Schneefallwarnung (an der
Grenze zum Unwetter) durchaus gerechtfertigt ist, sind ab dem späteren
Nachmittag markant zu bewarnende Mengen auf die Staulagen der dort liegenden
Gebirge beschränkt. Abseits dieser Gebiete treten nur geringe Schneefälle ohne
nennenswerten Neuschneezuwachs auf.
An der Südflanke des ostwärts ziehenden Tiefs ist der Gradient recht kräftig, so
dass Wind- und stürmische Böen auftreten. Auf höheren Berggipfeln der
süddeutschen und südöstlichen Mittelgebirge muss mit Sturmböen gerechnet werden,
zudem besteht in Hochlagen Verwehungsgefahr. Bis zum Abend sollte aber der Wind
soweit abflauen, so dass nur noch auf den Gipfeln der östlichen Mittelgebirge
stürmische Böen übrigbleiben.
Auflockerungen sind im Süden und später am Tag im Westen vorstellbar. Ansonsten
hält sich mehrschichtige und meist geschlossene Bewölkung. Mit
Höchsttemperaturen zwischen 0 und 3 Grad ist es nasskalt. Im Bergland oberhalb
400 m sowie in Teilen von Süddeutschland herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Montag wird der über Mitteleuropa liegende Trog durch einen
über die Britischen Inseln hinweg hereinlaufenden Kurzwellentrog regeneriert.
Während sich die aktuellen Schneefälle unter Abschwächung in den Erzgebirgsraum
verlagern (wo im Stau nochmals um 10 cm Neuschnee möglich sind), kommen von
Südwesten und Westen her in Verbindung mit dem "neuen" Kurzwellentrog weitere
Schneefälle (im Hochschwarzwald mit ähnlichen Mengen wie im Stau des
Erzgebirges) auf. Ansonsten sind gebietsweise leichte Schneefälle, aber ohne
nennenswerten Neuschneezuwachs, vorstellbar.
Nahezu flächendeckend ist leichter, im Südosten mäßiger Frost zu erwarten. Bei
Aufklaren über Schnee gibt es strengen Frost. Zudem muss mit Glätte durch
überfrorene Nässe gerechnet werden, wodurch markante Warnungen erforderlich
werden können.

Montag... hält sich der über Mitteleuropa liegende Trog, wobei sich dessen
Hauptachse ein wenig nach Osten verschiebt. Von Westen her nähert sich ein
Bodenhochkeil, der durch einen Höhenkeil über dem nahen Ostatlantik gestützt
wird. Somit ergibt sich eine zyklonale nordwestliche, aber relativ schwache
Strömung. Für warnrelevante Böen (exponiert bis Bft 9) reicht es daher nur auf
den Gipfeln des Schwarzwaldes und in den Hochlagen der Alpen. Nach wie vor sind
im Westen und im Süden geringe Schneefälle zu erwarten, die im Wesentlichen aus
positiver Vorticityadvektion und den hierdurch generierten Hebungsantrieb
resultieren. Im Schwarzwald und im Allgäu können immerhin 10 bis 20 cm Neuschnee
zusammenkommen. Ansonsten kommen nur ein paar schwache Schneeschauer zustande.
In Küstennähe und im Lee einiger Mittelgebirge sind größere Wolkenlücken
möglich. Gegenüber heute ändern sich die Temperaturen kaum.

In der Nacht zum Dienstag verlagert sich der nördliche Teil des
wetterbestimmenden Troges weiter nach Osten, wodurch die steile nordwestliche
Strömung ein wenig zunimmt. Mit dieser wird ein kleinräumiges Bodentief in die
südliche Nordsee gesteuert. An dessen Südflanke frischt der Wind auf, so dass in
der zweiten Nachthälfte an der Nordsee stürmische Böen und in den Kamm- und
Gipfellagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9
aufkommen.
Im Schwarzwald (mit Neuschneemengen um 10 cm) und vom Allgäu auf den gesamten
Alpenrand ausweitend (dort 10 bis 15, in Staulagen um 20 cm) kommt es
staubedingt zu weiteren Schneefällen. Ansonsten reicht es nur für ein paar
Schneeschauer, wobei die Wahrscheinlichkeit hierfür im Nordosten am größten ist,
dass dort auch mal ein paar Zentimeter Schnee liegen bleiben. Wie in der Nacht
zuvor ist flächendeckend leichter bis mäßiger Frost zu erwarten. Streckenweise
besteht Glättegefahr durch überfrorene Nässe.

Dienstag... verschiebt sich das gesamte Zirkulationsmuster etwas nach Osten. Der
o.g. Trog erstreckt sich nunmehr von den Baltischen Staaten ins Ionische Meer.
Von Frankreich her weitet sich dann ein Bodenhochkeil nach Süddeutschland aus.
Warmluftadvektion, die von Westeuropa her auf den Westen und Süden Deutschlands
übergreift, bewirkt Geopotentialanstieg, wodurch sich der breite, über dem nahen
Ostatlantik liegende Höhenrücken etwas in Richtung Nordsee ausweitet. Nach wie
vor besteht eine nordwestliche Strömung. Mit dieser wird das kleinräumige
Bodentief von der Nordsee über den Norden und Nordosten Deutschlands hinweg nach
Nordwestpolen gesteuert. An dessen Südflanke treten weitere Schneefälle auf, im
Harz und im Erzgebirge sowie in Teilen Nordostdeutschlands können mehr als 5 cm
Schnee fallen, der dann auch liegen bleibt. Zudem sind an der Südflanke dieses
Tiefs Windböen und im Bergland Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten. Dies dürfte in den
Hochlagen der nördlichen und östlichen Mittelgebirge Verwehungen zur Folge
haben. Aufgrund der Zugbahn dieses Tiefs bleibt es in Küstennähe und im
Nordosten relativ windschwach. Abgesehen vom Wirkungsbereich dieses Tiefs kommen
am Alpenrand staubedingt und mit nachlassender Tendenz weitere leichte
Schneefälle zustande, wobei es selbst in Staulagen kaum noch für 10 cm Neuschnee
reicht.
Für ein paar Auflockerungen besteht die Chance allenfalls in Nordseenähe und
ganz im Südwesten. Ansonsten hält sich meist geschlossene Bewölkung. Mit
Tageshöchsttemperaturen zwischen -2 und +3 Grad bleibt es nasskalt. Lediglich in
Rheinnähe und im äußersten Nordwesten sind bis 5 Grad möglich.

In der Nacht zum Mittwoch beginnt sich die nordwestliche Strömung leicht
antizyklonal zu deformieren. Warmluftadvektion, die mit einer schwachen, auf
Ostfrankreich übergreifenden Warmfront in Verbindung steht, lässt im Westen
erneut Niederschläge aufkommen, wobei sehr wahrscheinlich bis in tiefe Lagen
Schnee fällt. Ob mehr als 5 cm Schnee zu erwarten sind (GFS und EZMW) oder ob es
nur für ein paar Flocken reicht (ICON) ist noch unsicher. Abgesehen davon kommen
in den zentralen und östlichen Mittelgebirgen noch ein paar Zentimeter Neuschnee
hinzu.
Mit der Verlagerung des Bodentiefs über Polen hinweg südostwärts (das sich
gleichzeitig auffüllt) wird der Gradient auseinandergezogen, so dass anfangs in
den Kamm- und Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge noch Sturmböen Bft 8/9
auftreten, aber ausgangs der Nacht dann keine warnrelevanten Böen mehr zustande
kommen. Während es am Niederrhein wahrscheinlich frostfrei bleibt, ist ansonsten
erneut leichter, im Bergland mäßiger Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Unterschiede ergeben sich in Bezug auf die Zugbahn des am Dienstag von der
Nordsee aus südostwärts ziehenden Tiefs EZMW nimmt hier eine etwas südlichere
Verlagerung an, was die Windzunahme in Süddeutschland, die EZMW zeigt, erklärt.
Die sich zum Ende des Vorhersagezeitraumes nähernde Warmfront wird nach EZMW
langsamer simuliert (wobei ICON auch hier bzgl. der Verlagerung dieser Front das
Tempo bereits reduziert hat.
Hinsichtlich der großskaligen synoptischen Basisfelder ergeben sich keine
prognoserelevanten Unterschiede.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann