DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-01-2021 09:01
SXEU31 DWAV 230800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrW Übergang zu NWz
Im Osten anfangs noch zum Teil kräftiger Schneefall (Unwetter). In der kommenden
Nacht von Westen her wieder aufkommender Schneefall, morgen bis in den Nordosten
ausbreitend. Dabei vor allem im Bereich NRW teilweise markante Neuschneemengen.



Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... liegen wir vorderseitig eines Langwellentroges über Westeuropa,
dessen Achse bis Tagesende den Westen Deutschlands erreicht. Korrespondieren
dazu wandert am Boden ein Tief von der Bretagne bis nach Ost-Belgien. Da die
Achse des Troges das Tief überläuft schwächt es sich schon merklich ab. Vor dem
herannahenden Tief und dem abziehenden Schneetief HAKIM hat sich ein flacher
Bodenkeil aufgebaut, der im Tagesverlauf über Deutschland hinweg ostwärts
schwenkt. Das Tief HAKIM befindet sich aktuell im Bereich
Nord-Böhmen/Südwest-Polen und zieht im weiteren Verlauf rasch über Polen hinweg
in Richtung Ostsee.
Es sorgt zuvor vor allem im Osten nach für Schneefälle, die im Laufe des
Nachmittags nachlassen. Bis heute Mittag geben die Modelle vor allem im
Nordanstau des Erzgebirges Signale für teils unwetterartige Schneefälle von 10
bis 15 cm /6h. Am Nachmittag verlagert sich der Schwerpunkt der Schneefälle nach
Polen und im Osten lassen die Schneefälle langsam nach.
Sonst gibt es im Rest des Landes noch ein paar Schneeschauer, bei denen
allerdings keine größeren Mengen zu erwarten sind. Erst am Nachmittag kommen im
Südwesten erneut Niederschläge auf. Sie sind zum einen dem Herannahen des schon
erwähnten Tiefs geschuldet, das sich von der Bretagne nach Belgien verlagert.
Dabei gibt es zuerst, zumindest im Flachland, Regen, später geht das dann
zunehmend in Schnee über.

Der Wind spielt heute nur in den Hochlagen der süddeutschen Gebirge eine Rolle.
Hier kann es in Gipfellagen stürmische Böen (Bft 8) oder auch Sturmböen (Bft 9)
geben. Die Temperaturen liegen zwischen 2 Grad im Osten und 7 Grad am
Niederrhein.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt die Spitze des langwelligen Troges über
Deutschland hinweg, wobei seine Achse mehr und mehr in eine zonale Richtung
kippt und zu einem Randtrog wird. Mit dem Trog kommt wird fast überall
höhenkalte Luft zu uns geführt. Die Temperaturen in 500 hPa liegen bei unter -35
Grad und die T850 sinkt durchweg auf -5 Grad, im Westen sogar auf -8 Grad ab.
Das Bodentief verlagert sich im Laufe der Nacht von ostb nach Norddeutschland.
Sein Niederschlagsgebiet erfasst dabei außer dem Nordosten das ganze Land. Dabei
gibt es in der zweiten Nachthälfte sowohl von EURO4 und von ICON Signale für
über 10 cm Neuschnee (Unwetter) im Bereich des Ruhrgebiets. Bis zum Morgen
können dabei in 12 Stunden über 20 cm fallen. Im Norden bleibt es meist
niederschlagsfrei und im Rest des Landes kann es durchaus ein paar cm Neuschnee
geben.
Ansonsten frischt auf der Südseite des Tiefs, d.h. über der Mitte und dem Süden,
der Wind wieder auf. Der West- bis Südwestwind kann vor allem in exponierten
Gipfellagen in Böen Stärke 8 bis 9 erreichen.
Die Nacht wird allgemein frostig mit Tiefstwerten zwischen 0 und -3 Grad.


Sonntag... wird das Wettergeschehen bei uns von der Troglage geprägt. Der
Langwellentrog verlagert sich nach Deutschland wobei er weiterhin im Westen, von
einfließender Kaltluft in seine Rückseite, erneuert wird. Im Bereich des Troges
werden in 500 hPa Temperaturen von unter -38 Grad, in 850 hPa -5 bis -8 Grad
prognostiziert. Das flache Tief, das im Westen in der Nacht schon die
Schneefälle gebracht hat, verlagert sich im Tagesverlauf bis in den Osten und
schwächt sich dabei ab. Mit Verlagerung des Tief in Richtung Osten breiten sich
auch die Schneefälle weiter in Richtung Nordosten aus. Lediglich an der Küste
gibt es auch Regen. Die Modelle simulierten dabei weiterhin unwetterartige
Mengen im östlichen NRW von deutlich über 10 cm /6 Stunden. Bis zum Abend wird
von ICON 12-stündig im Ost-NRW 10 bis 15, nach EURO4 sogar deutlich über 20 cm
simuliert. Das wird allerdings von den Ensembles bisher nicht bestätigt. Im Rest
des Landes werden maximal bis 5 cm /12 Stunden prognostiziert.

Daneben gibt es auf der Südseite des Tiefs einen straffen Gradienten. Daher kann
es in Süddeutschland auch im Flachland zu steifen Windböen aus Südwest kommen.
In Gipfellagen der süd- und ostdeutschen Gebirge sind stürmische Böen oder auch
Sturmböen wahrscheinlich.
Die Tageshöchstwerte reichen am Sonntag zwischen 1 und 5 Grad.

In der Nacht zum Montag erreicht die neue Hauptachse des Troges Westdeutschland
und das Schneetief zieht weiter nach Osten ab. Im Nordosten gibt es noch etwas
Schnee, der lässt jedoch bald nach. Allerdings gibt es im Südwesten in der Nacht
neue Schneeschauer, die mit dem Tief JUSSUF zusammenhängen, das im Verlauf der
Nacht auf den Südwesten übergreift. Die Tiefstwerte liegen an der Küste um 0,
sonst bei -1 bis -5 Grad, im Süden meist mäßiger Frost unter -5 Grad.


Montag... dauert die Troglage an und im Trogbereich ablaufende Randtröge sorgen
vor allem im Süden und ganz im Norden für weitere Schneeschauer und Schneefälle.
Sie sind meist nicht sonderlich ergiebig, lediglich für das Allgäu gibt es
Signale für markante, wenn nicht gar unwetterartige Mengen. Ansonsten ist es
ruhig und im Westen kann es sogar Auflockerungen geben. Die Windlage hat sich
aufgrund des aufgefächerten Gradienten entspannt. Nur auf den Alpengipfeln
werden noch stürmische Böen (Bft 8) aus West bis Nordwest simuliert.
Die Temperaturen liegen maximal zwischen -1 Grad im Südosten und 4 Grad an den
Küsten.

In der Nacht zum Dienstag erreicht ein neues Schneefallgebiet den Westen, die
Mengen sind allerdings nur gering. Die Temperaturen sinken außer an den Küsten
in den Frostbereich. Im Südosten gibt es mäßigen Frost unter -5 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Prinzipiell stimmen die Modell recht gut überein. Allerdings gibt es bei
kleinskaligeren Strukturen Abweichungen, so z.B. bei der Zugbahn des Tiefs, dass
in der kommenden Nacht die Schneefälle über Westdeutschland auslösen soll. Das
erschwert eine genauere Regionalisierung der Schneefälle in der kommenden Nacht.
Auch die Ensembles sind bisher deutlich zurückhaltender und erreichen bei den
Schneemengen nicht den Unwetterbereich.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich