DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-01-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 21.01.2021 um 10.30 UTC



Zunächst Troglage. Dabei häufig nasskalt und im Bergland winterlich.
Ab Mittwoch/Donnerstag von Südwesten her langsame Milderung.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 28.01.2021


Am Sonntag liegt Mitteleuropa unter einem umfangreichen Höhentrog, der vom
Nordmeer ausgeht und dessen Achse langsam über uns nach Osten zieht. Daran ist
ein Bodentief gekoppelt, das langsam von der östlichen Mitte Deutschlands nach
Westpolen wandert. Gleichzeitig nähert sich von den Britischen Inseln ein
weiteres Bodentief nebst Kurzwellentrog.

Dieser Kurzwellentrog zieht am Montag mit einem kleinen Bodentief über
Südwestdeutschland nach Südosten und sorgt für Niederschläge, die teils bis in
tiefe Lagen als Schnee fallen. Derweil tropft der Haupttrog zum östlichen
Mitteleuropa ab.

Am Dienstag zieht das so entstandene Cut-Off-Tief von Westpolen nach
Weißrussland und der Südteil des Troges tropft zur südlichen Adria ab. Damit
kann sich der breite atlantische Höhenkeil weiter nach Osten verlagern und
erreicht Westeuropa. Vorderseitig wandert ein Bodenhoch von Frankreich zur
Schweiz. An seiner Nordostflanke strömt weiter maritime Polarluft zu uns mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -7 Grad im Nordwesten und -10 Grad im Südosten.
Dabei fallen im Norden und Osten noch einzelne Schnee- oder Graupelschauer.

Der Höhenrücken wandert am Mittwoch mit seiner Achse bis zum Abend nach
Großbritannien und wird von Warmluftadvektion überlaufen. Die zugehörige
Okklusion mit Warmfrontcharakter überquert mit Niederschlägen den Westen und
Südwesten Deutschlands. Dabei fällt anfangs meist Schnee.

Am Donnerstag wandert der Höhenkeil unter Abflachung von Benelux zum östlichen
Deutschland. Dabei dauert die Warmluftadvektion in seinem Bereich an und ein
weiteres, diesmal kräftigeres Frontensystem überquert Deutschland fast
vollständig ostwärts. In diesem Zusammenhang gehen die Niederschläge abgesehen
vom äußersten Osten Deutschlands in Regen über.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag simuliert der neue Modelllauf des IFS ähnlich wie die beiden
Modellläufe von gestern.
Am Mittwoch wandert der westeuropäische Höhenkeil nach der aktuellen Simulation
und nach dem gestrigen 12-UTC-Lauf schneller nach Osten als im 00-UTC-Lauf von
gestern. Zudem läuft im alten Lauf noch ein Randtrog über Mitteleuropa nach
Südosten, an das an einem atlantischen Tiefausläufer noch ein Randtief abläuft,
das über die Mitte nach Südosten wandert. Am Nordostrand des Tiefs wären danach
intensivere Schneefälle zu erwarten. Am Donnerstag wiederholt sich dieser
Vorgang.
Im aktuellen Lauf dagegen erreicht der Tiefausläufer den Osten und führt zur
Milderung.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Lauf von ICON ähnelt dem Lauf von IFS von gestern, 00 UTC, sehr stark.
Danach würde am Mittwoch vor allem im westlichen Bergland, in der Mitte und im
Südosten einiges an Schnee fallen. Dagegen bringt der aktuelle Lauf vom IFS nur
wenig Niederschlag, anfangs als Schnee. Am Donnerstag würde es nach ICON
abgesehen vom äußersten Südwesten meist noch kalt bleiben.

Der Lauf von NAVGEM ähnelt ebenfalls dem gestrigen IFS Lauf von 00 UTC. Hier
verzögert sich die Milderung im Norden und Osten sowie in der Mitte.

Bei GEM verzögert sich die Annäherung des Höhenrückens von Westen. So kann am
Dienstag und Mittwoch von Nordwesten noch maritime Polarluft nach Deutschland
strömen mit Schneeschauern im Bergland. Hier folgt am Donnerstag ein Randtief,
das am Nordrand der Mittelgebirge ostwärts zieht. Hier würde es nördlich der
Mittelgebirge also kalt bleiben mit Schneefällen. Ab Freitag kommender Woche
strömt dann erneut maritime Polarluft auch in den Süden.

Nach GFS zieht Mittwochfrüh ein Randtief von den östlichen Mittelgebirgen
ostwärts und anschließend hält sich die Luftmassengrenze am Nordrand der
Mittelgebirge. Am Donnerstag wird die Kaltluft aber nordostwärts abgedrängt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse zeigt heute bis zum 7. Folgetag 3 Cluster, wobei in den
ersten Cluster mit insgesamt 22 Modellruns auch der oper. Modelllauf eingeordnet
wird, der als blockierend eingestuft wird. Allerdings muss man hier festhalten,
dass der kräftige Rücken doch eine leichte Verlagerungstendenz nach Osten hat
und insofern die Kaltluft langsam nordostwärts abgedrängt wird.
Cluster 2 und 3 zeigen zwar auch den breiten Rücken, der aber durch flache
Randtröge ´abgehobelt´ wird. Das hat zur Folge, dass die Luftmassengrenze nur
zögerlich nordostwärts wandert mit der Tendenz, dass sich an ihr Randtiefs
entwickeln.
In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man gut die ab Samstag/Sonntag
einströmende maritime Polarluft an den niedrigen 850-hPa-Temperaturen zwischen
-6 und -9 Grad. Ab Dienstagabend, meist aber ab Mittwoch steigt die Temperatur
an auf Werte um 0 Grad. Die Mehrzahl der Läufe bleibt dann in diesem
Temperaturniveau. Die Milderung scheint insofern in der Südhälfte Deutschlands
recht sicher zu sein. In der Rauchfahne von Berlin sieht man ab Donnerstag eine
Bifurkation: Etwas mehr als die Hälfte der Läufe zeigt Temperaturen knapp unter
0 Grad und ungefähr 40 Prozent der Modellruns bleiben kalt. Hier wird also
deutlich, dass die Luftmassengrenze wahrscheinlich für einige Zeit im Nordosten
verharren dürfte. Entsprechend ist die Schwankungsbreite der Bodentemperatur in
Berlin ab Freitag recht groß, je nachdem, ob die Luftmassengrenze nördlich oder
südlich von Berlin liegt.
In der Südhälfte Deutschlands ist dagegen die Milderung recht sicher. Hier
steigen die Höchstwerte ab Freitag meist über den Normalwert.
Bis Mittwoch bleibt es insgesamt nasskalt mit Höchstwerten im Bereich der
Normalwerte oder knapp darunter.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die Wahrscheinlichkeiten für markante Schneefälle ist ab Sonntag vor allem in
Staulagen der Mittelgebirge und in den Alpen zeitweise erhöht.
In den Niederungen muss vor allem nachts und vormittags vereinzelt mit markanter
Straßenglätte gerechnet werden.

Mitunter treten auf den Bergen Sturmböen auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden