DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-08-2016 21:00
SXEU31 DWAV 171800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 17.08.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Starke Gewitter im Süden und Südwesten Deutschlands möglich ansonsten keine
markanten Wetterereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Die großräumige Potentialverteilung zeigt über dem Nordmeer und
Westskandinavien ein Abgeschlossenes Höhenhoch, das ein Bodenhoch über dem
Norden Skandinaviens und Nordrussland stützt. Ein Keil dieses umfangreichen
Hochs reicht bis in den Nordwesten Deutschlands. Diesem steht ein
abgeschlossener Höhentrog über der Ostsee und dem Baltikum sowie ein
umfangreicher Langwellentrog bei Island und dem Nordostatlantik gegenüber. In
der daraus resultierenden nördlichen bis nordöstlichen Strömung ist trockene und
nur mäßig warme Luft in den größten Teil Deutschlands eingeflossen. Lediglich im
Nordosten Deutschlands ist im Bereich eines Bodentiefs über der Ostsee noch
etwas kühlere Luft von der Ostsee her eingeflossen. Im Südwesten und Süden hält
sich im Bereich einer Luftmassengrenze und südlich davon feuchte und labil
geschichtete Warmluft. In ihr kommt es durch den Tagesgang getriggert zu
einzelnen teils kräftigen Schauern und Gewittern.
Bei einem Gehalt an niederschlagbarem Wasser bis annähernd 30 mm und einem CAPE
bis etwa 1000 J/kg muss bis in die erste Nachthälfte hinein mit starken
Gewittern gerechnet werden, die mit Starkregen und kleinerem Hagel einhergehen
können. Unwetterartige Entwicklungen sind aufgrund der nahezu nicht vorhandenen
Scherung eher unwahrscheinlich, aber nicht ganz auszuschließen.
In der zweiten Nachthälfte zum Donnerstag greift auf die Britischen Inseln ein
Kurzwellentrog über, der aus dem Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik
hinausläuft. Vorderseitig setzt auch über Mitteleuropa Druckfall ein, was den
über dem Nordwesten Deutschlands liegenden Bodenkeil verschwinden lässt.
Allerdings dürfte schwacher Hochdruckeinfluss noch insoweit erhalten bleiben,
dass es in weiten Teilen Deutschlands erneut aufklart. Lediglich der Südwesten
und die alpennahen Gebiete werden von der Restbewölkung vorangegangener Gewitter
beeinflusst. Auch im Nordosten macht sich ein neuer Kurzwellentrog, der das über
Nordosteuropa liegende Höhentief umläuft, bemerkbar. Dort sind einzelne Schauer,
zur Vorpommerschen Ostseeküste hin vielleicht auch kurze Gewitter möglich.

Donnerstag ... verlagert sich das Zentraltief etwas nach Südwesten und gelangt
dann in das Seegebiet zwischen Südschweden und Nordwestpolen. Die Folge ist,
dass ganz im Nordosten Schauer und kurze Gewitter wahrscheinlicher sind als
heute.
Weiterer leichter Druckfall lässt die feuchtwarme Luft auf den gesamten Westen
und weite Teile Süddeutschlands ausgreifen, wobei deren Eigenschaften durch
Durchmischungsprozesse ein wenig verloren gehen. Zwar ist noch hinreichend
Feuchte vorhanden, aber CAPE erreicht kaum noch 500 J/kg. Allerdings gelangt
auch der Südwesten zusehends in den Zirkulationsbereich des o.g. Zentraltiefs,
d.h. etwas Dynamik kommt dort mit ins Spiel, so dass sich im Tagesverlauf
Schauer und Gewitter entwickeln können. Auch hier sprechen die Indizien eher
nicht für unwetterartige Entwicklungen.
In einem breiten Streifen, der sich vom Nordwesten bis in den östlichen
Mittelgebirgsraum erstreckt, kommt durch Absinken keine nennenswerte
Wolkenbildung in Gang.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber heute nur unwesentlich.
Allerdings wird es im Westen und Süden in tieferen Lagen aufgrund häufig
stärkere Bewölkung nicht mehr ganz so warm wie heute.
In der Nacht zum Freitag nähert sich den Britischen Inseln vom Nordatlantik
kommend ein Sturmtief. Kompensierendes Absinken lässt den Luftdruck über
Mitteleuropa wieder etwas steigen, so dass die oben beschriebene Schauer- und
Gewittertätigkeit zum Erliegen kommen dürfte. Im Norden und in der Mitte klart
es verbreitet auf, so dass sich streckenweise Nebel bilden kann.

Freitag ... übernimmt das o.g. Sturmtief, das im Tagesverlauf Irland erreicht,
die steuernde Funktion. An dessen Vorderseite stellt sich über Mitteleuropa
zusehends eine südwestliche Strömung ein. Von dem einst blockierenden Hoch über
der Norwegischen See ist nicht mehr viel zu sehen.
Mit der südwestlichen Strömung kann die feuchtwarme Luft weiter nach Nordosten
vordringen und auch die mittleren Gebiete erfassen; wahrscheinlich hält sich
dann nur noch im Nordosten und ganz im Norden trockenere Luft. Dort sind
Aufheiterungen zu erwarten; Absinken lässt kaum Wolkenbildung zu. In den anderen
Gebieten zieht dagegen mehrschichtige Bewölkung auf, die zum einen aus
Warmluftadvektion, zum anderen aus Hebungsprozessen resultiert, die durch
schwache, in der südwestlichen Strömung nach Nordosten ablaufenden Trögen
induziert werden. Auch wenn der Gehalt an niederschlagbarem Wasser in diesen
Gebieten auf 30 bis etwa 40 mm steigt, so sollte doch die Schauer- und
Gewittertätigkeit in Grenzen bleiben. CAPE erreicht nur wenige hundert J/kg und
ist zudem gedeckelt; von Westen setzt eher Stabilisierung ein und in höheren
Troposphärenschichten wirkt ein Höhenrücken möglicher Konvektion entgegen. Zudem
hält sich, bedingt durch die aufziehende mehrschichtige Bewölkung, auch die
Aufheizung in Grenzen.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen im Norden und Nordosten 19 bis 24 und in
den anderen Gebieten 24 bis 28 Grad, wobei es in den tieferen Lagen Südwest- und
Süddeutschlands am wärmsten wird.
In der Nacht zum Samstag ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
unwesentlich. Der Nordosten wird dann auch von der feuchtwarmen Luftmasse
erfasst, was aber ohne nennenswerte Wetterwirksamkeit vonstattengehen sollte.
Von Südwesten her verstärkt sich die Zufuhr feuchtwarme Luft, so dass auch
während der Nacht mit orografischer Unterstützung vor allem über dem
südwestdeutschen Bergland einzelne Gewitter vorstellbar wären. Diese würden
durch die zunehmende Scherung begünstigt. Bereits ausgangs der Nacht greift auf
den Westen Deutschlands die Kaltfront des dann zur Irischen See ziehenden
Sturmtiefs über und leitet einen Luftmassenwechsel ein.

Samstag ... Am Samstag stellt sich die Wetterlage um, ein Langwellentrog über
Westeuropa dehnt seinen Einfluss auf Mitteleuropa aus. Im Bodendruckfeld zieht
das korrespondierende, recht kräftige Tiefdruckgebiet mit Kern über dem Norden
der Britischen Inseln (Samstag, 12 UTC) bis Sonntagnacht zur mittleren Nordsee,
weist dann aber eine nahezu achsensenkrechte Lage zum Drehzentrum des Troges auf
und schwächt sich allmählich ab. Die Kaltfront des Tiefs überquert bis Sonntag,
00 UTC Deutschland von Nordwest nach Südost. Dabei gelangt am Samstag tagsüber
in den äußersten Südosten des Landes noch einmal ein Schwall potentiell
instabiler Subtropikluft (Temperaturen um 15 Grad in 850 hPa), innerhalb derer
es zu kräftigen Gewittern kommen kann, dabei sind Hagel, Sturmböen und
Starkregen inbegriffen. Im Bereich der schleifenden Front kann es vor allem im
Süden nachfolgend bis in die Nacht zum Sonntag hinein auch Dauerregen geben.
Die Temperaturspanne reicht von 20 Grad an der Nordseeküste und bis 28 Grad in
der Lausitz.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Allerdings deutet sich nach GFS in der Nacht zum Samstag ein etwas
verzögertes Übergreifen der Kaltfront an.
Auch hinsichtlich der Niederschlagsentwicklung lassen sich keine Abweichungen
zwischen den einzelnen Modellen oder Verfahren finden. Signale für Starkregen
werden selbst von hoch auflösenden Modellen nur sehr sparsam gesetzt und sind
lediglich in der Schwarzwaldregion zu finden. Nichtsdestotrotz können lokal in
Gewittern bei den vorhandenen PPW-Werten bis nahe 30 mm immer mal wieder
unwetterartige Mengen auftreten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer