DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

18-01-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.01.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit schwankender Schneefallgrenze, im Tiefland aber meistens Regen.
Zeitweise windig bis stürmisch, tagsüber deutlich frostfrei, in den Nächten
leichter Frost. Örtlich und zeitlich begrenzt gefrierender Regen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 25.01.2021


Donnerstag ... ist die Wetterlage geprägt durch einen sich kaum mehr
amplifizierenden Höhentrog über den Britischen Inseln und der Nordsee, dessen
markante Achsen etwas verlaufen. Mit diesem gelangt Höhenkaltluft bis an die
niederländische Nordseeküste. Am Boden vertieft sich ein Tief über der
westlichen Nordsee bis auf einen Kerndruck von etwas unter 960 hPa, seine
weitere Zugrichtung ist unter Beibehaltung des Kerndrucks auf die Südspitze
Norwegens ausgerichtet. Die dazugehörende Kaltfront passiert im Laufe des
Vormittags den Westen des Landes, am Nachmittag auch den Osten. Nach Süden zu
wird die Kaltfront aufgrund einer Wellenbildung vor der Biskaya eingebremst und
bis zum Abend als Warmfront etwas rückläufig. An den Alpen herrscht weiterhin
recht starker Föhn, der im Alpenvorland die Luftmassentemperatur (850 hPa) auf
bis zu 5 Grad hebt. Im Bereich der Kaltfront beträgt diese Temperatur um 0 Grad,
postfrontal bis -3 Grad. Am Boden reichen die Temperaturwerte von 5 Grad in
manchen Regionen Frankens bis 14 Grad an der Salzach. Im Bereich der Kaltfront
ist vor allem am Vormittag im Westen mit Regen zu rechnen, am Nachmittag löst
sich dieser zunehmend auf. Bemerkenswert ist jedoch noch der Wind, vor allem in
der Nordwesthälfte mit starken bis stürmischen Böen deutlich bemerkbar, an der
Nordsee und auf den Bergen sind Sturmböen, in exponierten Lagen schwere
Sturmböen aus Südwest wahrscheinlich (bei Föhn in den Hochlagen der Alpen teils
Orkanböen). Der längste Sonnenschein darf vom Alpenrand bis nach Ostsachsen und
die Lausitz erwartet werden. In der Nacht zum Freitag greift die in Entwicklung
befindliche offene Welle über Nordfrankreich zunehmend auf den Westen über. Mit
dieser geht zunehmende WLA einher, die im Laufe der zweiten Nachthälfte durch
die KLA der Kaltfront von Nordwesten her wieder abgebaut wird. In den
Frühstunden wird der Wellenkopf über der westlichen Ostsee erwartet, die
Kaltfront verläuft dann diagonal über Deutschland hinweg. Diese Diagonale von
Nordost bis Südwest kennzeichnet dann auch die Regionen mit den höchsten
Niederschlagsmengen, die Schneefallgrenze bewegt sich in den Kammlagen. Außerdem
greift ein Randtrog des Langwellentroges über Nordwesteuropa auf den Nordwesten
Deutschlands über, sodass dort mit wieder einfließender Höhenkaltluft die
Schauerwahrscheinlichkeit steigt. Der Gradient verändert sich zunächst kaum,
sodass weiterhin frische bis starke, in exponierten Lagen stürmische Böen bis
schwere Sturmböen auftreten können. Nachtfrost ist vor allem im teils klaren
Südosten ein Thema, dort kann später gefrierender Regen und damit einhergehendes
Glatteis nicht ausgeschlossen werden. Der Südföhn schwächt sich etwas ab.

Freitag ... verlagert sich der erwähnte Langwellentrog etwas ostwärts, wobei der
recht gut konturierte Randtrog auf die Westhälfte übergreift. Die Kaltfront
passiert im Laufe des Tages nun auch Südostbayern (der Föhn endet), damit fließt
überall eine leicht negativ temperierte Luftmasse (850 hPa bis etwa -4 Grad)
ein. Aufgrund einer Genuazyklogenese schleift die Front an den Alpen etwas,
daher sind dort am längsten Niederschläge zu erwarten. Die Schneefallgrenze
sinkt dort auf etwa 800 bis 700 m, sonst liegt diese am Nachmittag bei etwa 500
m (bei aber nur geringen Niederschlagsmengen). Die Sonne zeigt sich nur
zeitweise, die Temperaturen steigen auf 5 bis 9 Grad. Der Wind ändert sich
zunächst nicht, besonders auf den Bergen und an den Küsten sind weiterhin
Sturmböen, in exponierten Lagen schwere Sturmböen dabei. In der Nacht zum
Samstag verläuft die primäre Trogachse des Langwellentroges von Südschweden über
Oberitalien bis nach Tunesien, wobei sich über Großbritannien und Nordfrankreich
eine Sekundärachse ausbildet (500 hPa). In tieferen Niveaus steht diese in
Verbindung mit einem vom Atlantik in Richtung Ärmelkanal schwenkenden Bodentief
(Kernisobare um 990 hPa). Damit steilt die Strömung über Deutschland wieder
etwas auf, die Warmfront nähert sich im Laufe der zweiten Nachthälfte dem Westen
an. Diese bringt dort etwas Regen, Schnee fällt primär im Bergland. Sonst gibt
es längere trockene Abschnitte, der Wind bleibt unverändert.

Samstag ... erreicht das Bodentief unter Beibehaltung seiner Stärke Benelux.
Damit greift der Regen zunehmend auf den Westen über. Der Norden befindet sich
weiterhin unter der höhenkalten Luft, damit sind dort ein paar Schauer möglich.
Die nun advehierte Luftmasse ist zwar etwas kälter (bis -4 Grad in 850 hPa), es
wird aber trotzdem nur im Bergland für die feste Phase reichen. Am größten sind
die Chancen für eine Schneefallgrenze unter 500 m in den Mittelgebirgen
Nordrhein-Westfalens. Mit der gut durchmischten Luftmasse steigen die
Temperaturen auf bis zu 6 Grad, der Wind ist weiterhin auf den Bergen sowie an
den Küsten mit starken bis stürmischen Böen aus Südwest spürbar. In der Nacht
zum Sonntag zieht das Bodentief weiter in Richtung Ostdeutschland, damit muss
auch in der Osthälfte mit Niederschlag gerechnet werden. Nun können sich auch in
den tiefen Lagen zeitweise ein paar Schneeflocken dazumischen, sodass in der
Nordhälfte es zumindest stellenweise ein bisschen weiß werden kann. Nach Süden
zu beschränkt sich der Schneefall weiterhin auf Lagen über 500 bis 600 m, nach
Mitternacht schneit es dort bis etwa 400 m. Gebietsweise gibt es also Frost und
Glätte.

Sonntag ... bleibt Deutschland weiterhin im Einflussbereich des
Langwellentroges, am Boden schiebt sich ein schwacher Keil von der Iberischen
Halbinsel in Richtung Mitteleuropa. Damit muss weiterhin mit einer wechselhaften
Witterung mit Regen- und Schneeschauer und etwas über den langjährigen
Mittelwerten liegenden Temperaturwerten gerechnet werden. Am Nachmittag sind 3
bis 6 Grad wahrscheinlich, in der Nacht gibt es vielerorts leichten Frost, im
Süden und Südwesten kann zeitweise leichter bis mäßiger Schneefall einsetzen.
Der Wind bleibt auf den Bergen weiterhin stürmisch.

Montag ... kündigt sich ein deutlicher Regimewechsel an, denn ein massiver
Höhenrücken greift von Westen her auf Mitteleuropa über. Mit der Warmfront eines
Tiefs bei Irland steht massive WLA ins Haus, die im Westen ab Mittag für
stärkere Niederschlagsprozesse sorgen kann. Im weiteren Verlauf zieht das
Bodentief in Richtung Deutsche Bucht, sodass sich der Regen auf weite Teile
Deutschlands ausweitet. Wenn man den Blick in die erweiterte Mittelfrist
schweifen lässt, muss jedenfalls auch eine mögliche Tauwettersituation in den
Mittelgebirgen sowie besonders im Südwesten in Betracht gezogen werden. Hier
gibt es aber noch größere Modelldiskrepanzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums (Donnerstag und Freitag) ist
die Konsistenz der letzten EZMW-Läufe als gut zu bezeichnen. Am Donnerstag
erreicht eine Kaltfront den Westen, kommt aber anschließend nicht mehr weiter
nach Osten voran. Erst zum Freitag gelangt die etwas kühlere Luft auch an den
Alpenrand, wo zuvor Föhn herrscht. Größer werden die Unterschiede bei der
Tiefpassage am Samstag, die in den Vorläufen deutlich anders gezeigt wurde
(verzögert bzw. nur als Randtrog). Die kräftige WLA zum Wochenbeginn wird nun
ebenfalls progressiver gezeigt, daher müssen deterministische Aussagen zunächst
etwas zurückgestellt werden.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Aussagen betreffend Konsistenz von EZMW lassen sich auch beim Modelvergleich
halten. Bis Freitag, also inklusive der Wellenpassage, sind sich die
verschiedenen Globalmodelle sehr einig. Danach nimmt die Streuung deutlich zu:
beim sich am Samstag nähernden Tief belässt es GFS auf einer südlicheren
Zugbahn, ICON lässt nur die Passage des Bodentroges erkennen. Mit der kräftigen
WLA am Montag steht EZMW bisher alleine da, GFS hält bis dahin die Warmfront auf
dem Atlantik und auch ICON hängt an einer kälteren Lösung. Ein paar Fragezeichen
stehen also durchaus im Raum.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


EPS:
Die Rauchfahnen für drei repräsentative Orte in Deutschland zeigen
übereinstimmend das absinkenden Geopotential (nahender Langwellentrog) und die
die ab Donnerstag zwischen -3 und -6 Grad liegende Luftmassentemperatur mit
zeitweiligen Niederschlagssignalen. Die leicht sinkende Temperaturkurve wird vom
Haupt- und Kontrolllauf am Montag gestoppt: kräftige WLA lässt die Temperatur
deutlich nach oben ausschlagen. Allerding nimmt die Streuung sehr zu, sodass
auch "kalte" Lösungen noch möglich sind.

CLUSTER:
+120 ... 168 h: Es gibt zwei Cluster mit gleichverteilten Membern, beide weisen
auf "negative NAO" hin. Interessant ist hier vor allem der Wochenbeginn, der bei
C2 einen Rücken auf dem nahen Ostatlantik aufbauen lässt. Bei C1 ist dieser
weniger amplifiziert. Im Grunde stützen aber die Cluster die deterministischen
Aussagen.

+192 ... 240 h: Es reduziert sich auf ein Cluster mit "positive NAO". Daraus
resultiert klarerweise eine westliche Lage, die zur Mitte der nächsten Woche
teilweise auch etwas auf Nordwest drehen kann. Zumindest EZMW ist der Meinung,
dass der "Kernwinter" nach Osteuropa abgedrängt wird.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


WIND:
Am Donnerstag bevorzugt in der Nordwesthälfte Bft 7 bis 8, an der Nordsee und
auf den Bergen Bft 9, auf den Inseln sowie in exponierten Lagen des Berglandes
Bft 10. Außerdem an den Alpen Föhn mit Bft 7 bis 8 in den Tälern, Bft 9 bis 10
in den Hochlagen und Bft 11+ auf den Gipfeln. Windrichtung Süd bis Südwest.

Von Freitag bis Montag auf den Bergen sowie an der Nordsee zeitweise Bft 8 aus
Südwest, im sonstige Tief-/Flachland meist kein signifikanter Wind.

GLATTEIS:
In der Nacht zum Freitag in Ostbayern Glatteis durch gefrierenden Regen nicht
ausgeschlossen.

SCHNEE:
In den zentralen Mittelgebirgen oberhalb 500 m am Samstag zwischen 5 und 10 cm
in 6 bis 10 Stunden gering wahrscheinlich. In der Nacht zum Montag im Südwesten
ähnliche Mengen gering wahrscheinlich. Bis in den Montag hinein an den Alpen
mehr als 10 cm in 12 Stunden gering wahrscheinlich. Sonst meist unterhalb der
signifikanten Schwelle.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Mag.rer.nat. Florian Bilgeri