DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-01-2021 08:30
SXEU31 DWAV 180800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 18.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Übergang zu SWz
Im Nordosten heute, in den Mittelgebirgen und im Südosten morgen Glatteis nicht
ausgeschlossen. Auf den Bergen und an der Nordsee ab der kommenden Nacht
zunehmend Sturmböen, in der Nacht auf Donnerstag auch im Westen und Nordwesten.


Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... befindet sich ein umfangreiches Trogsystem über Osteuropa, mit einem
Höhentief über der Ukraine. Der erste Warmluftvorstoß vom Sonntag ist zunächst
an dem Kaltluftbollwerk im Osten abgeprallt, hat aber zumindest den Westen einen
ersten Warmluftschub gebracht. Dort liegt die Temperatur bereits am Morgen bei 4
Grad Plus. Ganz anders im Osten, wo an der Grenze zu Polen die Minima bis in den
strengen Frostbereich abgesunken sind.

Die Reste des ersten Warmluftvorstoßes ziehen gerade als Restokklusion in
Richtung Polen ab. Nennenswerte Niederschläge fallen damit nicht mehr. Einzig im
Erzgebirge kann es staubedingt noch wenige Zentimeter Neuschnee geben. Selbiges
gilt für den Alpenrand, insbesondere in Richtung Berchtesgadener Land fällt bis
in den Nachmittag hinein noch ein wenig Schnee, vereinzelt um 5 cm.

Während sich nach Südwesten ein flacher Rücken bemerkbar macht und für einen
weitgehend trockenen Tagesverlauf ausgreifend bis zu den mittleren Landesteilen
sorgt, wird es nach Nordosten nochmal interessant. Grund dafür ist ein kleines
Randtief, das in Richtung Skagerrak zieht. Warmluftadvektion sorgt dabei für
Aufgleitprozesse und Niederschläge die von der Nordsee auf das Binnenland
übergreifen. Nach Nordwesten fallen diese als Regen. Wenn diese dann ab dem
Mittag langsam auf den Nordosten übergreifen ist aber zunehmend die feste Phase
mit von der Partie. Interne wie externe Modelle simulieren vor allem von
Vorpommern bis zur Uckermark 1 bis 3 cm Neuschnee.
Im Übergangsbereich zwischen Regen und Schnee und damit im Grenzbereich zur
Kaltluft ist durchaus auch die gefrierende Regenphase denkbar. Möglicherweise
haben sich die Belagstemperaturen tagesgangbedingt bis zum Eintreffen des
Niederschlags aber schon soweit erholt, dass es dann gar nicht mehr so kritisch
ist. Hier ist Nowcasting angesagt!

Im Tagesverlauf frischt der Südwestwind allmählich auf. Zum Abend kann es auf
den Nordseeinseln erste Windböen geben. Auch auf einzelnen Bergen gibt es
Windböen, vereinzelt auch stürmische Böen.

In der Nacht auf Dienstag fällt eingangs noch etwas Schnee im äußersten Osten
und Nordosten, der nachfolgend nach Polen abzieht. Rückseitig trocknet die Luft
in der mittleren Troposphäre etwas ab, sodass am Ende der abziehenden
Niederschläge noch ein wenig Sprühregen möglich ist, der bei noch gefrorenen
Böden auch zu Glätte führen kann.
Auch sonst kann es in Regionen mit noch feuchten Belägen oder am Tag getautem
Schnee Glätte durch gefrierende Nässe geben. Bevorzugt ist das grobgesagt in der
Südosthälfte und in höheren Mittelgebirgslagen der Fall, wo Tiefstwerte um oder
unter dem Gefrierpunkt prognostiziert werden und auch der Frost durch die
Vorgeschichte noch tief in den Böden steckt.

Davon abgesehen greift der Atlantik mit einem neuerlichen massiven
Warmluftvorstoß die Kaltluft an. So dreht die Höhenströmung zusehends auf
westliche Richtungen. Mit der kräftigen WL-Advektion erreicht die 0 Grad
Isotherme in 850 hPa am Morgen das Emsland.
Mit den Aufgleitprozessen setzt im Nordwesten und in Richtung Niederrhein
Niederschlag ein, der zunächst weitgehend als Regen fällt. Beim Übertritt auf
die Mittelgebirge ist aber zunehmend auch Schnee mit der dabei, der zum Teil
auch bis ganz runter fällt. Dementsprechend kann es vorübergehend in den
Morgenstunden auch durchaus glatt werden. In den westlichen Mittelgebirgen gibt
es wenige Zentimeter Neuschnee.

Zu erwähnen ist noch der Wind, der weiter auffrischt. In den Leelagen der
westlichen Mittelgebirge kann es ausgangs der Nacht Windböen geben. Auf den
Bergen sind auch stürmische Böen möglich. An den Alpen setzt allmählich Föhn ein
mit Sturmböen auf den Alpengipfeln. Auch im Bereich der Nordsee und vereinzelt
im Ostseeküstenbereich sind Windböen zu erwarten.


Dienstag... überquert die Warmfront Deutschland und im breiten Warmsektor kann
sich die 0 Grad Isotherme in 850 hPa bis zur Oder-Neiße Region vorarbeiten.
Damit schafft es der Atlantik nun endgültig die Kaltluft aus Deutschland
abzudrängen.

Bis dieser Prozess vollzogen ist, gibt es aber vor allem am Vormittag über den
zentralen Landesteilen und dem Osten neue Schneefälle. Diese können zwar
vorübergehend nochmal für Glätte sorgen, die Niederschläge gehen aber doch rasch
in Regen über. Das gilt vor allem für den Nordosten und Teile des Ostens, wo die
Mittelgebirge nicht als Barriere entgegenstehen.

Mit der Passage der Nullgradisotherme in 850 hPa steigt auch im
Mittelgebirgsumfeld die Schneefallgrenze über die Gipfellagen hinaus, sodass
auch dort entsprechend Regen fällt. Da in den Berglagen der Frost noch in den
Böden steckt, besteht dort die Gefahr von Glatteis! Nicht ganz ausgeschlossen
ist der gefrierende Regen zudem in Südostbayern (der Klassiker!). Möglicherweise
hält sich dort aber bis kurz vor Ende auch die Schneephase (die Schichtung lässt
dies zumindest zu).

Der Wind zieht weiter an. Vor allem über den mittleren Landesteilen sind
Windböen zu erwarten (bevorzugt in den Leelagen). In höheren Mittelgebirgslagen
gibt es stürmische Böen, in Gipfellagen auch Sturmböen auf. Im Nordseeumfeld
sind Windböen sowie einzelne stürmische Böen zu erwarten. In den Alpen verstärkt
sich der Föhn. Auf den Gipfeln, kann es schwere Sturmböen geben.

Ganz im Süden gibt es unterstützt durch einen flachen Rücken sonnige Abschnitte
und es bleibt vielfach trocken.

In der Nacht auf Mittwoch verbleibt Deutschland im breiten Warmsektor. Der Föhn
an den Alpen legt noch etwas zu. Dann sind auch in einzelnen Tallagen Windböen
möglich. Auch sonst bleibt der Wind lebhaft mit Windböen im Westen und
Nordwesten sowie in den Leelagen der Mittelgebirge. Von der Nordsee ausgreifend
bis ins schleswig-holsteinische Binnenland treten stürmische Böen, exponiert
auch Sturmböen auf, an der Ostsee Windböen.

Regen fällt bei dichten Wolken vor allem im Norden, sowie im westlichen
Mittelgebirgsumfeld. Sonst zeigen sich insbesondere in der Südhälfte doch
zunehmend Wolkenlücken. Dementsprechend gehen in den Auflockerungsgebieten die
Tiefstwerte bis nahe an den Frostbereich ran. Ganz im Süden kann es auch mäßigen
Frost geben. Wo tagsüber Regen gefallen ist und der Frost noch tief in den Böden
sitzt (höhere Lagen, nach Osten) kann es rasch zu überfrierender Nässe,
vereinzelt bis in den markanten Bereich kommen.


Mittwoch... verbleibt Deutschland im weit aufgefächerten Warmsektor, wobei die
Höhenströmung weiter leicht antizyklonal geprägt auf Südwest dreht. Damit
erreicht der Föhn an den Alpen im Tagesverlauf seinen Höhepunkt, mit Windböen
bis in die Täler und schweren Sturmböen und orkanartigen Böen in den
Gipfellagen.

Im Norden fällt mit der Nähe zur Frontalzone bei dichten Wolken zeitweise Regen.
Je weiter man nach Süden kommt, zeigen sich zunehmend Wolkenlücken, das gilt vor
allem für die Nord-/Nordosthänge der Mittelgebirge (Lee). Im Süden wird es
verbreitet sonnig.

Der zunehmend auf Süd drehende Wind weht weiter sehr lebhaft mit Windböen im
Westen und Nordwesten sowie an den Nordhängen der Mittelgebirge. In höheren
Lagen und an der Nordsee gibt es stürmische Böen, exponiert Sturmböen.

Dazu wird es sehr mild mit zweistelligen Höchstwerten bis 12 Grad in NRW und
positiven Werten bis in den Hochlagen der Berge. Damit setzt Tauwetter ein. Da
aber von oben kein nennenswerter Niederschlag fällt, ist dieses nicht
warnwürdig. Das Abschmelzen allein reicht dafür nicht aus.

In der Nacht auf Donnerstag nähert sich von Westen die Kaltfront erreicht aber
erst in den Morgenstunden die Landesgrenze. Somit ist zunächst vielfach trocken,
einzig an der Grenze zu Dänemark kann etwas Niederschlag fallen. Zum Morgen
erreicht schließlich die Kaltfront mit Niederschlägen den Niederrhein.

Mit der Kaltfront sind zum Teil stürmische Böen verbunden. Im höheren Bergland
und an der Nordsee gibt es die auf jeden Fall, in exponierten Lagen kann es auch
Sturmböen geben, Brocken Bft 11. Die Alpengipfel erreichen Bft 11/12, in den
Tälern Bft 7, etwas abgesetzt im Süden aber sonst schwachwindig.

Im Süden durch vielfach gering bewölkten Himmel nochmal kalt und frostig, in
Südostbayern auch mäßiger Frost. Ganz anders im Westen und Nordwesten mit
Tiefstwerten teils nur bei 8 Grad.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die verschiedenen Modelle zeigen im Kurzfristzeitraum keinen nennenswerten
Diskrepanzen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer