DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-01-2021 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.01.2021 um 10.30 UTC



Wechselhaft, windig und mild, nächstes Wochenende wieder kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 24.01.2021


Am Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums greift am Mittwoch ein
langwelliger Trog auf die Biskaya über. Auf seiner Vorderseite stellt sich über
Deutschland eine antizyklonal gekrümmte Höhenströmung ein, bei der recht milde
Luft zu uns geführt wird (T850 2 Grad im Norden, 5 Grad im Süden). Der Norden
wird von einer Warmfront rasch ostwärts überquert. Im Warmsektor gibt es vor
allem im Bereich der norddeutschen Tiefebene Regen, ohne das größere Mengen
zusammenkommen. An den Alpen kommt Föhn auf mit Sturmböen oder schweren
Sturmböen in den Gipfellagen und föhnigen Aufheiterungen bis ins Flachland im
Südosten. Die Temperaturen steigen im Nordwesten auf zweistellige Werte, die
Nacht bleibt außer im Süden frostfrei.
Der nördliche Teil des Troges erweist sich als der dynamische aktivere Teil und
daran verstärkt sich über den Britischen Inseln ein Bodentief, dass am
Donnerstagabend mit einer 955er Kernisobare vor der norwegischen Küste liegt.
Sein Frontensystem überquert dabei den Norden vollständig ostwärts und erreicht
am Abend Süddeutschland. Das sorgt vom Westen bis in die Mitte für Regen, ohne
dass es dabei zu warnwürdige Mengen kommt. Signifikanter ist schon die
Windentwicklung im Norden und im Westen. Es kann dort auch im Flachland zu teils
stürmischen Böen kommen. An der Küste und in den Kammlagen der Gebirge gibt es
Sturmböen, teilweise auch schwere Sturmböen. Hinter der Kaltfront wird etwas
kühlere Luft mit einer T850 unter 0 Grad geführt. Dadurch können die
Niederschläge im Bergland wieder in Schnee übergehen.

Am Freitag wird ein Wellentief von Frankreich her nach Deutschland geführt. Das
löst vor allem im Südwesten und in der Mitte weitere Niederschläge aus, die in
höheren Lagen über 700 m als Schnee fallen. Der Wind bleibt auch am Freitag
frisch und an der Küste und im Bergland mit stürmischen Böen oder auch
Sturmböen.

Am Samstag greift der Randtrog dann mit höhenkalter Luft auf Deutschland über
und überquert uns bis Tagesende. Auf seiner Rückseite kommt in der westlichen
Strömung ein weiterer Randtrog bis nach Frankreich voran. Auf dessen Vorderseite
entwickelt sich ein Bodentief, dass bis Tagesende als abgeschlossenes 990er Tief
Süddeutschland erreicht. Im Verlauf des Sonntags überquert das Tief Deutschland
in Richtung Osten. Es sorgt weiterhin für unbeständiges Wetter, wobei schon am
Samstag die Schneefallgrenzen auf 400 m absinken. Der Wind bleibt am Wochenende
ein Thema. Vor allem auf den Berggipfeln und an der Küste gibt es stürmische
Böen, teilweise auch Sturmböen aus Südwest.

In der erweiterten Mittelfrist ab Montag steilt sich ein Keil über dem Atlantik
auf und bewegt sich langsam in Richtung Kontinent. Der Langwellentrog auf der
Vorderseite wird dadurch nach Osten abgedrängt und am Boden steigt bei uns der
Druck an. Die Entwicklung sorgt dann zur Wochenmitte hin für Wetterberuhigung.


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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag stimmt der aktuelle Lauf des IFS gut mit den Vorläufen überein. Die
Entwicklung des Wellentiefs über Frankreich am Samstag und das Übergreifen auf
Deutschland ist allerdings eine neue Entwickelung, die die Vorläufe so nicht auf
der Karte hatten. Der Vorlauf simuliert am Sonntag eher eine leicht
antizyklonale Entwicklung. Auch der gestrige 00UTC-Lauf lässt am Sonntag ein
kleines aber sehr kräftigen Tief auf Deutschland übergreifen. Die
unterschiedlichen Ergebnisse sind auch in den Folgetagen zu beobachten und von
daher ist die Vorhersage im erweiterten Mittelfristzeitraum unsicher.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Samstag stimmen die Modelle recht gut überein. Am Sonntag liegt ICON
weiterhin auf der Linie des IFS, während GFS am Sonntag eine leicht
antizyklonale Entwicklung suggeriert.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen des EZMW fassen die Einzellösungen sowohl im Zeitraum
Freitag bis Sonntag, als auch vom Montag bis Mittwoch in einem einzigen Cluster
zusammen und stützen somit den aktuellen Lauf des IFS.
Die Rauchfahne eines Standortes in der Mitte von Deutschland zeigt ein Maximum
der T850 am Mittwoch. Danach sinkt die Temperatur langsam ab und bleibt ab
nächsten Sonntag auf etwa ähnlichem Niveau. Ab Donnerstag nächster Woche deuten
die Niederschlagsvorhersagen auf einen wechselhaften Witterungsabschnitt hin.
Insgesamt sinkt das Geopotential ab Mittwoch ab und steigt ab Montag nächster
Woche wieder an.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index signalisiert für Mittwoch im äußersten Norden
kräftigen Regen in Verbindung mit, im Vergleich zur Modellklimatologie, recht
hohen Temperaturen im Norden und Westen. Auch am Donnerstag ist recht mild,
hinzu kommt im Westen ein Windereignis. Ab Freitag gibt es vom EFI keinen
Hinweis auf ein signifikantes Wetterereignis mehr.

Die Ensemble-Vorhersagen liefern von Mittwoch bis Freitag Signale für markante
Windereignisse im Bereich der Nordseeküste sowie auf den Bergen. Signale für
markante Niederschlagsereignisse, weder flüssig noch fest sind nicht vorhanden

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS, EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich