DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-01-2021 09:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 13.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z Übergang zu N a

An der Küste und im Bergland stürmisch. Von Norden teils kräftige Schneeschauer,
vereinzelt mit Sturmböen. Im Hochschwarzwald und an den Alpen einsetzende, zum
Teil sehr ergiebige Schneefälle. Nachts verbreitet, tagsüber im Bergland
leichter Frost und Glätte.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegen wir am Rand eines von Skandinavien ins östliche Mittelmeer
reichenden Langwellentroges, während sich über Westeuropa ein Höhenrücken
aufwölbt. Das in den Trog eingelagerte Zentraltief dringt noch etwas nach
Süd-Südost vor und erreicht das Oderhaff. Rückseitig breitet sich von
Skandinavien her arktische Polarluft in dieses Tief aus, was eine Intensivierung
des Bodentiefs über der noch warmen Ostsee zur Folge hat. Es verlagert sich bis
zum Abend in die Nähe von Rügen. Mit dem Tief greift ab den Mittagsstunden eine
Kaltluftstaffel auf den Norden über und erreicht abends
Den nördlichen und östlichen Mittelgebirgsraum. Ihr folgt die erwähnte noch
etwas kältere Luftmasse, in der die 850 hPa Temperatur bis nahe -10 Grad
zurückgehen.
Schon davor treten von der Küste ausgehend bis in den zentralen und östlichen
Mittelgebirgsraum in der instabilen Luftmasse Schauer auf, die teils als Schnee,
teils als Regen oder Graupel fallen. Das Maximum der Schauer ist aber den
Bodentrog mit der Schauerstaffel geknüpft, dabei kann es vorübergehend starke
Schnee- und Graupelschauer geben und auch vereinzelte Graupelgewitter sind nicht
ausgeschlossen. Zudem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass auch in tiefen Lagen
zumindest vorübergehend Schnee oder Schneematsch liegen bleiben.
Oberhalb von 300 bis 400 m fällen die Schauer fast durchweg als Schnee. Die
Mengen bleiben aber meist überschaubar, meist sind es 1 bis 5 cm die tagsüber
zusammenkommen. Im Erzgebirge, Thüringer Wald bis ins Fichtelgebirge hinein sind
eventuell auch 5 bis 10 cm Neuschnee mit der Gefahr von Verwehungen vorstellbar.

Zwischen den Schauerwolken sind größere Auflockerungen möglich. Die
Wahrscheinlichkeit hierfür ist im Lee der Mittelgebirge am größten.

An der Süd- und Westflanke Tiefs legt im Norden, Nordosten und über der Mitte
der Gradient deutlich zu, wodurch Windböen, in freien Lagen und in Verbindung
mit Passage der Kaltluftstaffel stürmische Böen auftreten. Vereinzelt sind an
der Kaltfront auch Sturmböen bft 9 nicht ausgeschlossen. An der Küste (zunächst
Nordsee, später Ostsee) sind Sturmböen, vereinzelt schwere Sturmböen möglich.
Sturmböen sind auch in den nördlichen und östlichen Mittelgebirgen, auf
exponierten Mittelgebirgs- und Alpengipfeln schwere Sturmböen oder orkanartige
Böen zu erwarten.


Am Alpenrand lassen die staubedingten Schneefälle dagegen zunächst nach. Zum
Abend greifen auf den Südwesten mit einer über Ostfrankreich nach Südosten
ablaufenden Warmfront(Welle) erneut Niederschläge über. Da wieder mildere Luft
dort eingesteuert wird steigt die Schneefallgrenze auf 600 bis 800m, in Lagen
darüber beginnt es zunächst leicht zu schneien.
Aufgrund der nach wie vor ausgeprägten Durchmischung sind
Tageshöchsttemperaturen zwischen 1 und 6 Grad zu erwarten. Leichter Dauerfrost
hält sich im Bergland oberhalb von 600 bis 800 m.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das hochreichende Tief zur Slowakei.
An seiner West/Nordwestflanke bleibt im Osten zunächst ein kräftiger Gradient
bestehen, so dass die gesamte Nacht hindurch im östlichen Bergland Böen bis
Sturmstärke (auf Gipfeln schwere Sturmböen) zu erwarten sind. In der ersten
Nachthälfte muss an der Ostsee mit Sturmböen Bft 8/9 und im nordöstlichen
Binnenland bis in die Lausitz hinein mit Windböen, anfangs eventuell mit
stürmischen Böen gerechnet werden.
Ansonsten ist es nahe einer meridionalen Hochbrücke, die westlich von uns
verläuft, relativ windschwach. Da die Strömung auf Nord dreht und durch einen
weiteren Trog zyklonal geprägt bleibt, dauert von der Ostsee bis in den
nördlichen und östlichen Mittelgebirgsraum hinein die Schauertätigkeit mit
Schnee- oder Graupelschauern an. Verbreitet wird es glatt durch gefrierende
Nässe oder etwas Neuschnee von 1 bis 5 cm. Im östlichen Bergland (am ehesten im
Erzgebirge) kommen in Staulagen um 10, stellenweise 15 cm Neuschnee hinzu, dort
besteht nach wie vor Verwehungsgefahr.

Die Niederschläge an der Warmfront breiten sich ostwärts zum Alpenrand hin aus.
In der zweiten Nachthälfte sickert und dort auch wieder kältere Luft ein und die
Schneefallgrenze sinkt bis in tiefe Lagen. Vor allem in höheren Staulagen sind
um 20 cm Neuschnee im Südschwarzwald nicht ausgeschlossen, im Allgäu eventuell
um 30 cm, sonst sind es meist 5 bis 10 cm. Bei Tiefsttemperaturen zwischen +1
Grad (an Ober- und Hochrhein sowie teilweise unmittelbar an der See) und -1 bis
-7 Grad im größten Teil Deutschlands besteht Glättegefahr.


Donnerstag... weitet sich der Höhentrogkomplex über Osteuropa etwas nach Norden
aus, der Höhenrücken über Westeuropa kommt etwas nach Osten voran, die
Höhenströmung bleibt auf Nordnordwest und ist leicht konfluent konturiert.
Dadurch dominiert leichtes Absinken, was die Hochdruckbrücke stützt, die sich
zudem ins Vorhersagegebiet verlagert. Die Luftmasse ist aber nach wie vor leicht
instabil geschichtet, was von der Ostsee bis in den südöstlichen
Mittelgebirgsraum zu einzelnen Schnee- und Graupelschauern führt. In Staulagen
der Mittelgebirge können noch einige cm Neuschnee zusammenkommen. Vermehrt
Schauer könnten auch entlang der vorpommerschen Ostseeküste auftreten.

Der Wind weht vor allem im Südosten noch lebhaft mit steifen Böen aus Nordwest.
In Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge bzw. der Alpen gibt es stürmische
Böen oder Sturmböen. Insgesamt nimmt der Wind aber weiter ab.

In der Westhälfte und auch in den mittleren Landesteilen kann sich im Bereich
der Hochdruckbrücke dagegen vielerorts die Sonne durchsetzen und es bleibt meist
trocken. Die eingeflossene Kaltluft kommt zur Ruhe und somit klappt es mit der
Durchmischung vor allem in der Westhälfte nicht mehr so gut. Entsprechend bleibt
es mit Höchstwerten zwischen -1 und +4 Grad etwas kälter als an den Vortagen,
Dauerfrost gibt es oberhalb von etwa 300 bis 500 m.
Der Höhenkeil bei den Britischen Inseln wird unterdessen von einem
Kurzwellentrog unterlaufen und das korrespondierende Bodentief erreicht abends
Nordfrankreich. Das stützt mit Hebung durch Warmluftadvektion auf der
Vorderseite des Tiefs die Schneefälle über dem äußersten Südwesten und Süden,
die aber dennoch langsam wieder nachlassen. Am Alpenrand sind bis in die Täler
weitere 5 bis 10 cm Neuschnee möglich, im Südschwarzwald 10 bis 15 cm, im Allgäu
eventuell bis 25 cm.

In der Nacht zum Freitag liegt der Höhentrog fast stationär mit Schwerpunkt über
der Ukraine und Weißrussland und wir an seiner Westflanke in einer nördlichen
Strömung. Der Kurzwellentrog zieht ins westliche Mittelmeer, vom Bodentief
verbleibt nur eine vom Mittelmeer über die Westalpen nach Nordfrankreich
orientierte Rinne. Durch Stau und gestützt durch die zyklonale Höhenströmung
werden vom Südschwarzwald bis zum westlichen Alpenrand weitere Schneefälle
ausgelöst, nochmals eventuell 5 bis 15 cm Neuschnee.

Auf den Norden greift ein Randtrog über und löst zwischen Ostsee und dem
östlichen Mittelgebirgsraum Schneeschauer aus, in Staulagen des Erzgebirges sind
um 5 cm Neuschnee nicht ausgeschlossen, sonst fällt meist nur wenig Schnee.
Dazwischen und weiter westlich lockern die Wolken stärker auf, teils wird es
gering bewölkt und verbreitet gibt es leichten bis mäßigen Frost mit der
entsprechenden Glättegefahr durch geringen Neuschnee und/oder gefrierende Nässe.
Vor allem über Schnee und im Süden ist gebietsweise strenger Frost zu erwarten.

Der Druckgradient ist nur noch gering, sodass nur an der Ostsee anfangs 5er bis
6er Böen zustande kommen aus Nordost und in exponierten Gipfellagen nach
Südosten hin noch teils steife Böen aus Nordwest zu erwarten sind.


Freitag... schwenkt der von dem nunmehr über Osteuropa legenden Höhentiefkomplex
ausgehende Trog über dem Osten unseres Landes nach Süden. In der Mitte und im
Osten gehen die Temperaturen im 500 hPa-Niveau wieder auf -30 bis -35 Grad
zurück, was von der Ostsee bis in den östlichen Mittelgebirgsraum hinein die
Schneeschauertätigkeit erneut aufleben lässt. Allerdings reicht es selbst im
Erzgebirgsraum wahrscheinlich nur für wenige Zentimeter Neuschnee. Ansonsten
hält
sich der Einfluss der von der Iberischen Halbinsel nach Skandinavien reichenden
Hochbrücke. Deutschlandweit bleiben geringe Luftdruckgegensätze bestehen, wobei
die Temperaturen in der unteren Troposphäre noch leicht zurückgehen auf Werte um
oder etwas unter -10°C in 850 hPa.
Von der Bodenrinne über dem Südwesten ist nicht mehr viel zu sehen, auch hier
setzt sich der antizyklonale Einfluss durch und die Schneefälle klingen ab.
Tagsüber fallen wohl selbst im Südschwarzwald nur noch wenige cm Schnee.
Akkumuliert sind die Schneemengen aber beträchtlich fallen doch von
Mittwochabend bis Freitagmittag im Hochschwarzwald 40 bis 60 mm Niederschlag,
durchgehend als Schnee, im Allgäu auch noch mehr; ICON sieht dort stellenweise
100mm, die externen Lösungen liegen meist zwischen 50 und 70 mm, auch hier
schneit es durchgehend.
Vom Westen Deutschlands bis zu den Alpen dürften sich größere Auflockerungen
einstellen; auch längere sonnige Abschnitte sind vorstellbar. Im Norden reicht
es zwischen den Schauerwolken nur für Wolkenlücken.
Geschlossene Bewölkung hält sich dagegen in den mittleren und östlichen
Landesteilen. Gebietsweise ist tagsüber leichter, im Bergland mäßiger Dauerfrost
zu erwarten. Im Norden, Nordosten, in tieferen Lagen im Westen sowie am
südlichen Oberrhein steigt die Temperatur auf Werte knapp über dem Gefrierpunkt
an.

In der Nacht zum Samstag sorgen kurzwellige Troganteile für weiteren leichten
Hebungsinput vor allem nach Osten hin. Hier sind weitere leichte Schneefälle
oder Schneeschauer zu erwarten, die sich im weiteren Verlauf in die Staulagen
der Mittelgebirge zurückziehen. Die Mengen bleiben gering. Ansonsten überwiegt
teils aufgelockerte, teils geringe Bewölkung mit leichtem (im Nordwesten) bis
mäßigem Frost. Im Bergland und gebietsweise im Süden ist auch strenger Frost
wahrscheinlich. Gebietsweise wird es auch wieder glatt durch gefrierende Nässe
oder geringen Neuschnee.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren weitgehend ähnlich. Die Lage am heutigen Mittwoch ist
durch die von Norden übergreifende Kaltluftstaffel sehr Nowcasting geprägt.
Unterschiede gibt es was die Schneefälle im Südwesten und am Alpenrand angeht.
Hier schießt ICON mit den höchsten Mengen wohl etwas übers Ziel hinaus. Im
Hochschwarzwald reichen wohl bis an die Grenze ausgereizte "Ockerwarnungen", für
das Allgäu kommen Unwetterwarnungen vor starken Schneefällen in Betracht.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner