DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-01-2021 18:01
SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 11.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Unbeständig, teils bis in die Niederungen winterlich mit Schneefällen. Im
Bergland vor allem kommende Nacht und am Dienstag, an den Alpen in der Nacht zum
Mittwoch markante Schneefälle, inklusive Schneebruch und Verwehungen.
An den Küsten und auf den Bergen stürmische Böen und Sturmböen, auf exponierten
Gipfeln schwere Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland an der Südflanke eines markanten
Höhentroges mit Drehzentrum über Mittelskandinavien unterhalb einer diffluenten
nordwestlichen Höhenströmung. Dabei reicht anfangs noch, ausgehend von einem
kräftigen Höhenrücken über dem Ostatlantik, ein Höhenkeil bis nach
Süddeutschland. Im Laufe der Nacht kommt die Hauptachse des Troges bis zum
Skagerrak bzw. zur mittleren Nordsee voran und der Höhenrücken wird über die
Alpen hinweg nach Süden abgedrängt.
Im Bodenfeld kann eine aktuell im Bereich des Oslofjords gelegene Frontalwelle
im Laufe der Nacht immer besser mit dem Trog interagieren und sich aufgrund
kräftiger trogvorderseitiger PVA - zusätzlich gestützt durch WLA - deutlich
vertiefen und verlagert sich über Süd- nach Mittelschweden, wo sie als
ausgewachsenes Sturmtief mit einem Kerndruck von um oder knapp unter 985 hPa
Dienstagfrüh aufschlägt. Das zugehörige Frontensystem greift im Laufe der
zweiten Nachthälfte mit rasch fortschreitendem Okklusionsprozess auf
Norddeutschland über und erreicht morgens bereits die mittleren Landesteile.
Im Vorfeld haben in Nordwestdeutschland aktuell bereits leichte Niederschläge
eingesetzt, die aufgrund des stärker werdenden dynamischen Hebungsantrieb unter
Intensivierung nach Südsüdost vorankommen und morgens in etwa eine Linie
Nordbaden-Oberfranken-Oberlausitz erreichen. Dabei fällt im Norden und
Nordwesten sowie in den Niederungen Westdeutschlands bei rasch einsetzender
Zufuhr milderer Meeresluft im Warmsektor überwiegend Regen. Weiter nach Süden
gehen die Niederschläge im Einflussbereich der gealterten und ausgekühlten
maritimen Polarluft fällt aber zunehmend Schnee bis in tiefe Lagen. Bis
Dienstagfrüh kommen meist 1 bis 8 mm in 6 Stunden zusammen, in Staulagen der
westlichen und zentralen Mittelgebirge dagegen über 10 mm, vereinzelt auch über
15 mm. Somit fallen die Neuschneemengen in den Niederungen mit 1 bis 7 cm meist
recht bescheiden aus. Oberhalb von etwa 400 m sind aber durchaus markante Mengen
über 10 cm möglich, insbesondere in den Staulagen auch sehr wahrscheinlich. Der
Schnee ist feucht, so dass gebietsweise Schneebruch und auch
Leiterseilschwingungen Thema werden können, in den höchsten Lagen, vor allem der
zentralen und östlichen Mittelgebirge, auch Schneeverwehungen. In den westlichen
Mittelgebirgen steigt die Schneefallgrenze aber bereits ausgangs der Nacht rasch
auf etwa 600 bis 800 m.
Mit Annäherung des Frontensystems verschärft sich der Gradient in den nördlichen
und mittleren Landesteilen im Laufe der Nacht deutlich und der Wind frischt aus
Südwest auf. Angesichts der stabilen Schichtung reicht es in den Niederungen
bzw. im Binnenland aber meist nur für steife Böen (Bft 7), vor allem in freien
Lagen. An den Küsten gibt es stürmische Böen, vereinzelt Sturmböen (Bft 8 bis
9), wobei der Wind mit Kaltfrontpassage in den Frühstunden dort und im
Nordwesten auf Nordwest dreht und rasch wieder nachlässt. In den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge - in den Frühstunden auch in den süddeutschen
Mittelgebirgen - gibt es ebenfalls stürmische Böen und Sturmböen, auf
exponierten Gipfeln schwere Sturmböen, auf dem Brocken orkanartige Böen.
In den Niederungen Süddeutschlands bekommt man von dem ganzen frontalen
Geschehen noch nichts mit. Vor allem dort, wo der Himmel länger klar bleibt, am
ehesten wohl an den Alpen, im angrenzenden Vorland und im Bayerischen Wald, gibt
es erneut strengen Frost. Ansonsten muss im Süden verbreitet mit mäßigem, in den
mittleren Landesteilen mit leichtem Frost gerechnet werden, während es im Norden
und Westen zumindest in den Niederungen frostfrei bleibt.

Dienstag ... verlagert sich die Trogachse bis zum Abend über Dänemark hinweg
nach Südschweden, zur südlichen Ostsee bzw. nach Nordostdeutschland. Das mit dem
Höhentrog korrespondierende Bodentief über Mittelschweden kommt tendenziell
wieder etwas nach Süden voran, wandelt sich in ein hochreichendes
zentralsteuerndes Tief um und füllt sich ein wenig auf. Die Kaltfront überquert
bis zum Abend die mittleren Landesteile und erreicht dann in etwa Nordbaden bzw.
Oberfranken. Dabei verlagert sich der Schwerpunkt der Niederschläge nach
Süddeutschland. Nach Südwesten zu fällt dabei oberhalb von 400 bis 800 m
vorübergehend Regen, während der Warmsektor im Südosten so weit "weggefressen"
wurde, dass es in weiten Teilen Bayerns (außer vielleicht in Teilen Frankens)
für Schnee bis in tiefe Lagen reicht. Bis zum Abend fallen meist 1 bis 10 mm, in
den Staulagen der Mittelgebirge (zunächst in den zentralen und südwestdeutschen,
später auch in den ostbayerischen Mittelgebirgen) auch bis nahe 15 mm. Vor allem
für den Schwarzwald ergibt sich vorübergehend eine nahezu perfekte Westanstauung
mit Mengen um 20 mm innerhalb weniger Stunden in entsprechend exponierten Lagen.
Entsprechend sind in den Niederungen (unterhalb von etwa 400 bis 600 m) meist
nur wenige Zentimeter Neuschnee, im Norden und Osten Bayerns stellenweise bis an
die 10 cm zu erwarten. Im Bergland dagegen kann es weiterhin markante Mengen
über 10 cm geben, in exponierten Staulagen über 15 cm, im Schwarzwald oberhalb
von etwa 800 m kleinräumig auch über 20 cm. An den Alpen setzen die Schneefälle
erst im Laufe des Nachmittags ein und fallen aufgrund der ausgeprägten
Westkomponente des Windes - außer im Oberallgäu, wo bis zum Abend auch 10 bis 20
cm fallen können, noch nicht allzu ergiebig aus. Auch im Alpenvorland kommt
aufgrund des Leitplankeneffektes bei leichten Plusgraden bis zum Abend wohl kaum
nennenswerter Neuschnee zusammen.
Postfrontal lassen die Niederschläge aus der Nacht heraus bereits im Norden und
Nordwesten, nachmittags dann auch in den mittleren Landesteilen nach. Mit
Durchschwenken der Trogachse gelangt nachmittags und abends ein Schwall
Höhenkaltluft in den Norden und Nordosten des Landes, die Temperatur in 500 hPa
sinkt dort auf -34 bis -39 Grad. Das führt, unterstützt durch eine aufgrund des
recht warmen Wassers von Nord- und vor allem Ostsee ausgeprägte diabatische
Komponente, zu einer deutlichen Labilisierung der Luftmasse und entsprechend zu
einem Aufleben der Schauertätigkeit. Bei Zufuhr maritimer Polarluft (T850 hPa
sinkt postfrontal auf etwa -7 Grad) fallen diese teilweise als Schneeregen,
Schnee oder Graupel, ein kurzes Gewitter vor allem in Schleswig-Holstein und in
Vorpommern ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.
Während der Wind postfrontal im Norden und später auch in der Mitte rasch
nachlässt und erst am Nachmittag und Abend mit Trogpassage an den Küsten mit Bft
7 bis 8, im Nordseeumfeld exponiert auch Bft 9 aus Nordwest wieder auffrischt,
legt er in Süddeutschland am Vormittag zu. Vor allem im Alpenvorland kann es
durch den Leitplankeneffekt auch stürmische Böen aus Südwest geben. In den Kamm-
und Gipfellagen der Mittelgebirge und auch der Alpen gibt es weiterhin
Sturmböen, exponiert auch schwere Sturmböen aus Südwest, wobei der Wind in den
zentralen und östlichen Mittelgebirgen mit Kaltfrontpassage und Winddrehung auf
Nordwest wieder nachlässt.
Die Temperaturen steigen innerhalb der gut durchmischten maritimen Luftmasse
gegenüber den Vortagen etwas an. In den Niederungen werden meist Höchstwerte
zwischen 0 Grad im Luv der ostbayerischen Mittelgebirge und 7, vielleicht auch 8
Grad am Niederrhein erreicht.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert das Zentraltief sein Drehzentrum allmählich
Richtung Kattegat. Der zugehörige Höhentrog kommt noch etwas nach Osten,
Richtung Polen, voran und weitet sich südwärts, bis in den Osten Österreichs
bzw. in den Westen Ungarns aus. Somit steilt die nordwestliche Höhenströmung
noch etwas auf und die Kaltfront überquert die Alpen rasch südwärts. Dabei ist
der Jetstream vorübergehend gegen die Alpen gerichtet und es kann sich eine
Staulage einstellen, wobei in 700 hPa für eine wirklich ausgeprägte Staulage die
Nordkomponente des Windes fehlt. Immerhin werden an den Alpen noch verbreitet 10
bis 15 mm in 12 Stunden simuliert, in exponierten Staulagen an die 20 mm, die
durchwegs als Schnee fallen, so dass dort 10 bis 20, exponiert bis 30 cm
Neuschnee zusammenkommen können. Abseits der Alpen lassen die Niederschläge -
auch in tiefen Lagen als Schnee - aber im Laufe der Nacht nach und auch in
Staulagen des Schwarzwaldes bzw. Bayerischen Waldes reicht es für kaum mehr als
5 cm.
Mit dem Trog kommt auch die Höhenkaltluft über der Nordosthälfte des Landes nach
Süden voran, die 500 hPa-Temperatur sinkt dort auf -35 bis nahe -40 Grad, im
Westen und Südwesten hingegen nur auf -25 Grad. Schauer gibt es vor allem über
den warmen Küstengewässern, wobei auch dort mehr und mehr die feste Phase
dominiert. In gut durchmischter Luftmasse reicht es aber bei Plusgraden dort
kaum für eine Schneedecke. Einzelne Schauerstaffeln dringen allerdings auch
landeinwärts vor und stauen sich an den Nordrändern der Mittelgebirge, wo um die
5 cm Neuschnee fallen können, örtlich vielleicht auch mehr. Ansonsten reicht es
in tiefen Lagen Nord- und Ostdeutschlands wohl nur gebietsweise für etwas
Neuschnee bzw. Glätte durch Schneematsch. Kurze Gewitter sind vor allem an den
Küsten und im Nordosten ebenfalls nicht ganz ausgeschlossen.
Mit Annäherung des Bodentiefs verschärft sich der Gradient im Norden und Osten
des Landes erneut, während er im Süden nach Kaltfrontpassage rasch auffächert.
An den Küsten von Nord- und Ostsee gibt es steife bis stürmische Böen, im
Nordseeumfeld exponiert auch Sturmböen aus Nordwest. Auch in den Kammlagen
einiger Mittelgebirge und auf den Alpengipfeln muss mit stürmischen Böen oder
Sturmböen gerechnet werden und entsprechend mit Verwehungen.
Postfrontal wird das ganze Land von maritimer Polarluft geflutet, die allmählich
auf etwas direkterem Wege vom Nordmeer zu uns gelangt. Die Temperatur in 850 hPa
sinkt auf etwa -6 bis -9 Grad. Im Nordwesten und Norden bleibt es aber bei
frischem Nordwestwind vielerorts frostfrei, gebietsweise kann allerdings auch
dort Glätte durch überfrorene Nässe bzw. Schnee- und Graupelmatsch auftreten.
Ansonsten gibt es aber vielerorts leichten, im Bergland mäßigen Frost und
entsprechend auch recht verbreitet Glätte.

Mittwoch ... verlagert sich das Zentraltief bis zum Abend in etwa zum Oderhaff
bzw. zum Greifswalder Bodden. Die genaue Zugbahn ist noch etwas unsicher, GEM
simuliert im aktuellen Lauf das Tief z.B. etwas weiter westlich (abends über
Rügen), GFS (momentan nur der 06 UTC-Lauf vorhanden) ein wenig weiter östlich,
was Auswirkungen vor allem auf die Windentwicklung im Detail haben könnte.
Rückseitig weitet sich eine Hochdruckbrücke von Nordwestrussland nach
Skandinavien aus, an deren Südflanke zunehmend kontinentale Polarluft von Osten
her nach Südskandinavien und zur westlichen Ostsee vordringen kann, so dass sich
das Tief über dem warmen Ostseewasser erst einmal nicht weiter auffüllt, sondern
sich sogar eventuell wieder etwas intensivieren kann.
Mit dem Tief dringt auch ein Bodentrog (samt eingelagerter Kaltfront) nach Nord-
und Ostdeutschland vor und kommt bis zum Abend etwa in die mittleren Landesteile
voran. Diesem folgt unmittelbar ein Gemisch aus maritimer und kontinentaler
Polarluft, die direkt aus Südskandinavien über Dänemark ins Vorhersagegebiet
advehiert wird und sich entsprechend auch nur wenig erwärmen konnte. Die
Temperatur in 850 hPa sinkt dabei auf etwa -10 Grad.
Während die Schneefälle an den Alpen im Einflussbereich eines dorthin
vorstoßenden Bodenkeiles nachlassen, herrscht im Norden und Osten des Landes bis
in die mittleren Landesteile eine rege Schauertätigkeit, wobei die meisten und
intensivsten Schauer im Bereich des Bodentroges auftreten. Diese fallen auch in
den tiefen Lagen zunehmend als Schnee und/oder Graupel, kurze Gewitter nicht
ausgeschlossen. Unterhalb von 300 bis 400 m reicht es aber bei leichten
Plusgraden, die nur innerhalb der Schauer kurzzeitig auf 0 Grad absinken, meist
nur für eine dünne Schneedecke bzw. Glätte durch Schnee- und Graupelmatsch.
Darüber kann sich 5 cm oder mehr, in Staulagen auch um 10 cm Neuschnee
akkumulieren, wobei noch unsicher ist, wie weit die Schauer bereits nach Süden
bzw. Westen vordringen, ob also auch Thüringer Wald und Erzgebirge und noch
anderen zentrale Mittelgebirge betroffen sind oder nur Harz und Weserbergland.
Ein weiterer Schwerpunkt der Schauertätigkeit zeichnet sich an der Ostseeküste
ab, vor allem nahe des Tiefkerns, wobei dort sicherlich auch der Lake Effekt zum
Tragen kommt. Mit dem Vordringen der kälteren Luftmasse kann es dort auch
kleinräumig eventuell für eine etwas kompaktere Neuschneedecke reichen,
inklusive Schneeverwehungen.
Im Westen und Süden gibt es dagegen kaum mehr Schauer, vielerorts bleibt es
trocken. Unsicherheiten bestehen noch bzgl. einer Warmfrontwelle, die an der
Nordostflanke eines kräftigen südwesteuropäischen Hochs über Frankreich hinweg
südostwärts geführt wird. Eventuell reichen die Niederschläge dieser Welle noch
bis nach Südwestdeutschland, betroffen von den bis in tiefe Lagen als Schnee
fallenden Niederschlägen wäre dann am ehesten der Schwarzwald.
Interessant gestaltet sich auch die Windentwicklung an der Südwestflanke des
Tiefs. Mit Durchschwenken des Bodentroges nimmt der Wind vor allem im Norden und
Osten bis in die mittleren Landesteile wieder deutlich zu und es gibt verbreitet
steife, nach Norden zu eventuell auch stürmische Böen, zunächst aus Südwest bis
West, rückseitig aus Nordwest, an den Küsten aus Nord. Im Küstenbereich treten
auch Sturmböen auf, je nach Lage und Stärke des Tiefs an der vorpommerschen
Küste eventuell sogar schwere Sturmböen. Auch in den Kamm- und Gipfellagen vor
allem der östlichen und zentralen Mittelgebirge sowie der Alpen gibt es Sturm-,
exponiert schwere Sturmböen, eventuell auch orkanartige Böen und in höheren
Lagen entsprechend Schneeverwehungen.
Die Höchstwerte gehen gegenüber dem Vortag nur unwesentlich zurück und liegen in
den Niederungen meist zwischen 1 und 6 Grad, mit den höchsten Werten im Emsland
und am Niederrhein. Oberhalb von etwa 400 bis 500 m, im Süden eher 700 m, gibt
es leichten Dauerfrost. In kräftigeren Schauern sinken die Temperaturen aber
auch in den Niederungen vorübergehend auf 0 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag zieht das nach wie vor kleinräumige, aber
hochreichende Tiefdruckgebiet weiter südsüdostwärts Richtung Tatra und füllt
sich vor allem im Bodenfeld rasch auf. Dabei schwenkt ein von ihm ausgehender
Höhentrog über Rumänien allmählich nordwärts und wandelt sich ebenfalls in ein
Höhentief um, woraus sich ein mit mehreren Drehzentren ausgestatteter
Höhentrogkomplex über Osteuropa ergibt. Über Westeuropa weitet sich derweil ein
Höhenrücken von den die Britischen Inseln nordnordostwärts bis ins Nordmeer aus,
woraus sich für das Vorhersagegebiet eine nordnordöstliche Höhenströmung ergibt.
Der Rücken stützt das Hochdruckgebiet über Fennoskandien, das sich noch
verstärken kann und von dem ausgehend sich eine Hochdruckbrücke über das
westliche Mitteleuropa bis zum Hoch südwestlich der Iberischen Halbinsel
aufbaut. Mit der dadurch mehr auf Nord drehenden niedertroposphärischen Strömung
kann die etwas kältere Polarluft aus dem skandinavischen Raum auch bis nach
Süddeutschland vordringen, die Temperatur in 850 hPa liegt Donnerstagfrüh
zwischen -5 Grad im Emsland und -11 Grad in Ostbayern.
Mit dem Aufbau der Hochdruckbrücke fächert der Gradient trotz Abzug des
Bodentiefs nur zögernd auf und in der Osthälfte gibt es noch bis weit in die
Nacht hinein, eventuell auch bis in die Frühstunden, steife bis stürmische Böen,
auf den Bergen Sturm- bzw. schwere Sturmböen aus Nordwest. Nach Westen zu und
auch an den Küsten nimmt der Wind dagegen rascher ab.
Die Schauertätigkeit zieht sich mehr und mehr in die Osthälfte zurück und weitet
sich auch nach Südosten, Richtung Alpen, aus. Dabei fällt durchwegs Schnee oder
Graupel. Meist reicht es nur für etwa 1 bis 5 cm Neuschnee, gebietsweise bleibt
es auch trocken, in den Staulagen des Thüringer Waldes und Erzgebirges,
eventuell auch der Alpen, können dagegen bis über 10 cm fallen, wobei es dort
weiterhin zu Verwehungen kommt. Ob es durch den Lake Effekt zu einer verstärkten
Schauertätigkeit an der Ostsee kommt, ist noch unklar, aber durchaus
vorstellbar, wobei auch dort Verwehungen auftreten können.
Ganz im Südwesten, etwa vom Schwarzwald bis ins Allgäu, gibt es im Bereich der
nur zögernd abziehenden Warmfrontwelle eventuell noch längere Zeit Schneefall,
der aktuelle Lauf des ICON-EU simuliert im Südschwarzwald und auch im Oberallgäu
bis knapp über 15 mm in 12 Stunden, auch GFS und GEM haben dort Schneefälle auf
der Agenda. 5 bis 10 cm, in einigen Regionen auch bis 20 cm Neuschnee sind dort
denkbar. Spätestens in den Frühstunden sollten die Niederschläge dort aber
abklingen.
In der eingeflossenen Polarluft gibt es verbreitet leichten, bei Aufklaren und
im Bergland auch mäßigen Frost. Frostfrei bleibt es am ehesten an
Küstenabschnitten mit auflandigem Wind und vielleicht noch im südlichen
Oberrheingraben.

Donnerstag ... kommt der Höhentrogkomplex über Osteuropa etwas nach Norden, der
Höhenrücken über Westeuropa nach Osten voran, so dass die Höhenströmung über dem
Vorhersagegebiet auf nördliche Richtungen dreht und leicht konfluent konturiert
ist. Dadurch dominiert Absinken und im Bodenfeld kann sich die Hochdruckbrücke
über dem westlichen Mitteleuropa verstärken, wobei sie zugleich allmählich mit
ihrer Achse ins Vorhersagegebiet schwenkt. Innerhalb der nordnordwestlichen
Bodenströmung an ihrer Ostflanke werden über die Osthälfte aber noch einzelne
Schnee- und Graupelschauer südwärts geführt, vor allem in den Staulagen der
östlichen Mittelgebirge und am Alpenrand etwa östlich der Isar können dabei
durchaus noch einige Zentimeter Neuschnee zusammenkommen. Vermehrt Schauer
könnten auch entlang der vorpommerschen Ostseeküste auftreten.
Der Wind weht vor allem im Südosten noch lebhaft mit steifen Böen aus Nordwest.
In den Gipfellagen der östlichen Mittelgebirge bzw. der Alpen gibt es stürmische
Böen oder Sturmböen. Insgesamt nimmt er aber allmählich ab.
In der Westhälfte und auch in den mittleren Landesteilen kann sich im Bereich
der Hochdruckbrücke dagegen vielerorts die Sonne und es bleibt trocken. Zwar
wird der Höhenkeil über den Britischen Inseln von einem Kurzwellentrog
unterlaufen und das korrespondierende Bodentief erreicht abends den Ostausgang
des Ärmelkanals, allerdings kommen die Niederschläge wohl grade so bis nach
Nordfrankreich und den Westen Belgiens voran und werden das Vorhersagegebiet
(zunächst?) nicht weiter tangieren.
Die eingeflossene Kaltluft kommt zur Ruhe und somit klappt es mit der
Durchmischung vor allem in der Westhälfte nicht mehr so gut. Entsprechend bleibt
es mit Höchstwerten zwischen -1 und +4 Grad etwas kälter als an den Vortagen,
Dauerfrost gibt es oberhalb von etwa 300 bis 500 m.


Modellvergleich und -einschätzung
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Alle vorliegenden Modelle simulieren im Kurzfristzeitraum eine sehr ähnliche
Wetterentwicklung. Kleinere Differenzen, die insbesondere die Zugbahn und Stärke
des Tiefs am Mittwoch betreffen, wurden im Text genauso angesprochen, wie die
etwas unsichere Entwicklung bzgl. der Warmfrontwelle im Südwesten am Mittwoch
bzw. in der Nacht zum Donnerstag.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff