DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-01-2021 08:30
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 09.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: BM
Heute im Osten noch etwas Schneefall, sonst zunächst meist ruhiges
Hochdruckwetter, weitgehend ohne markante Wettererscheinungen, im Süden in den
kommenden Nächten teils strenger Frost. Ab Montag im Norden windiger, an den
Küsten stürmische Böen, ab der Nacht zum Dienstag beginnende Wetterumstellung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... erstreckt sich, ausgehend von einem Höhentief mit Drehzentrum im
Grenzgebiet Weißrussland-Ukraine-Russland, eine Potenzialrinne bis in den Osten
Deutschlands. Im Tagesverlauf kommt sie ein wenig nach Süden voran und füllt
sich allmählich weiter auf, so dass sich über weiten Teilen des Landes eine
schwache und recht glatt konturierte nordwestliche Höhenströmung einstellt.
Der Rinne steht ein Höhenkeil gegenüber, der sich - ausgehend vom markanten
Höhenrücken über dem mittleren Nordatlantik - über die Britischen Inseln bis zur
Nordsee erstreckt und im Zuge eines vom Nordmeer Richtung Norwegische See
vorstoßenden markanten Höhentroges allmählich etwas nach Süden abgedrängt wird.
Mit Annäherung des Keils verstärkt sich im Bodenfeld im Vorhersagegebiet der
Druckanstieg und die anfangs noch bis nach Nordostdeutschland reichende
Tiefdruckrinne füllt sich weiter auf. Von Frankreich und Belgien her kann sich
ein Hochkeil über West- bis nach Süddeutschland ausweiten. Mit der daraus
resultierenden nordwestlichen Grundströmung bleiben vor allem der Nordosten und
Osten des Landes noch im Einflussbereich feuchtkalter Luftmassen, so dass es
dort aus dichter Bewölkung gebietsweise schneit. Nennenswerte Neuschneemengen
kommen aber kaum mehr zusammen, lediglich am Erzgebirge fallen bis in die
kommende Nacht hinein noch gebietsweise mehr als 5 cm. Ein weiterer flacher
Bodentrog greift an der Nordflanke des Hochkeils auf den Nordwesten Deutschlands
über, dabei kann es vor allem vom südlichen Emsland bis nach Ostwestfalen bzw.
Bis zum Ruhrgebiet am Nachmittag und Abend etwas schneien oder regnen, die
Mengen sind aber kaum nennenswert (unter 1 mm).
Im Südwesten und Süden können die Wolken dagegen im Einflussbereich des
Hochkeils etwas auflockern, vor allem an den Alpen zeigt sich auch mal länger
die Sonne. Die leichten Schneefälle am Vormittag in Teilen Bayerns klingen bis
zum Nachmittag weitestgehend ab. Nach wie vor bleibt allmählich alternde
maritime Polarluft wetterbestimmend (T850 hPa zwischen -6 und -9 Grad), die
aufgrund der bisher überwiegend bedeckten Nächte nur wenig auskühlen konnte.
Entsprechend gibt es tagsüber lediglich oberhalb von etwa 300 bis 600 m leichten
Dauerfrost, ansonsten liegen die Höchstwerte zwischen 0 und 3 Grad, an den
Küsten und am Niederrhein stellenweise auch darüber.

In der Nacht zum Sonntag weitet sich der Höhentrog über dem Nordmeer Richtung
Norwegen aus. Das mit ihm korrespondierende Zentraltief östlich von Island
erreicht den Höhepunkt seiner Entwicklung und zeigt kaum Verlagerungstendenz.
Dessen Frontensystem greift unter fortschreitendem Okklusionsprozess auf die
Nordsee über, wird durch Teiltiefbildung über dem Oslofjord vorübergehend
eingebremst und erreicht in den Frühstunden die mittlere Nordsee.
Somit wird der vorgelagerte Höhenkeil allmählich Richtung Benelux und
Norddeutschland abgedrängt, im Vorfeld reicht die Potenzialrinne in den
Frühstunden noch über Tschechien bis nach Bayern. Der Keil stützt nach wie vor
die Hochdruckbrücke, die sich über die (südliche) Mitte Deutschlands hinweg bis
nach Südosteuropa ausweitet. Die bis in den Nordosten des Landes reichende
Tiefdruckrinne hat sich vollends aufgefüllt, am Erzgebirge kann es anfangs noch
etwas schneien, aber auch dort kommt die Niederschlagstätigkeit mehr und mehr
zum Erliegen bzw. geht in leichtes Schneegrieseln aus der hochnebelartigen
Bewölkung über.
Auch der flache Bodentrog über Nordwestdeutschland kommt kaum mehr nach Südosten
voran und füllt sich mit Annäherung an die Hochdruckbrücke auf. Die an ihn
gekoppelten Niederschläge greifen noch auf die Mittelgebirge in
Nordrhein-Westfalen und auf den Westerwald über, wobei ICON-EU Mengen bis nahe 2
mm, die anderen Modelle, unter anderem auch C-D2, lediglich wenige Zehntel mm
auf der Agenda hat. Dabei sollte die feste Phase dominieren (ohne nennenswerte
Neuschneemengen), lediglich in den Niederungen kann es auch gebietsweise
nieseln, wobei dann örtliches Glatteis nicht ganz ausgeschlossen ist (zumindest
im Falle von Frost, was auch noch nicht ganz sicher ist).
Während es im Norden und Osten überwiegend bedeckt bleibt - lediglich Richtung
Nordsee können die Wolken mal auflockern - ist es im Süden und Südwesten
gebietsweise locker, in einigen Alpentälern eventuell auch gering bewölkt.
Allerdings dürfte der an der Südflanke der Hochdruckbrücke auffrischende
Nordostwind hochnebelartige Bewölkung inklusive etwas Schneegriesel zunehmend
gegen die Alpen drücken. Orographisch getriggert, reicht es im Hochschwarzwald
in freien Lagen eventuell für stürmische Böen (Bft 8), auf exponierten Gipfeln
sind auch Sturmböen (Bft 9) nicht ausgeschlossen.
Mit Annäherung des Frontensystems frischt auch im Bereich der Deutschen Bucht
der Wind auf, allerdings aus Südwest, ist aber wohl nicht warnrelevant und es
bleibt auch noch weitestgehend trocken (außer etwas Nieselregen, am ehesten in
Nordfriesland).
Außer an den Küsten sowie örtlich im Nordwesten und Westen dürfte es verbreitet
leichten, nach Süden zu auch mäßigen, bei klarem Himmel in einigen Alpen- und
Schwarzwaldtälern strengen Frost geben.

Sonntag... verlagert sich an der Südflanke des inzwischen hochreichenden
Zentraltiefs über dem Nordmeer ein Randtrog von der Norwegischen See nach
Südskandinavien. Der Höhenkeil über Norddeutschland wird dadurch in die
mittleren Landesteile abgedrängt, nördlich davon stellt sich eine nordwestliche
Höhenströmung ein mit beginnender mitteltroposphärischer WLA über
Norddeutschland.
Auch die Divergenzachse der Hochdruckbrücke im Bodenfeld kommt ein wenig nach
Süden voran und erstreckt sich in etwa über die Pfalz, Südhessen und Nordbayern
hinweg ostwärts. Weiter nördlich kann das Frontensystem des zur mittleren Ostsee
ziehenden Teiltiefs auf den Nordwesten Deutschlands übergreifen, kommt aber
gegen die Hochdruckbrücke nur zögernd nach Süden voran und verliert an
Wetterwirksamkeit. Mit auffrischendem Südwest - an exponierten Küstenabschnitten
insbesondere der Nordsee dürfte es wohl für steife Böen reichen - setzt im Laufe
des Nachmittags und Abends vom Emsland/Westmünsterland bis nach Ostholstein bzw.
Westmecklenburg leichter Niederschlag ein, teils Regen, teils, vor allem weiter
landeinwärts, auch Schnee. Bei leichten Plusgraden dürfte es aber wohl kaum für
eine Schneedecke ausreichen, zumal in sechs Stunden kaum mehr als 0,5 bis 2 mm
simuliert werden.
Im übrigen Land dominiert dagegen ruhiges Hochdruckwetter. Vor allem im
Südwesten, gebietsweise aber auch in der Mitte bekommt die Wolkendecke auch mal
größere Lücken, mancherorts bleibt es aber auch stark bewölkt bis bedeckt, vor
allem im Alpenvorland drückt der frische Nordostwind die hochnebelartige
Bewölkung gegen die Alpen, wodurch es am ehesten dort auch gebietsweise etwas
Schneegriesel geben kann. Vom Bodensee bis zum Hochrhein erreicht der
Nordostwind in Böen Bft 6, vielleicht örtlich auch Bft 7, im Hochschwarzwald
kann es stürmische Böen (Bft 8) geben, auf dem Feldberg auch Sturmböen (Bft 9).
Insgesamt bleibt es etwas kälter als an den Vortagen, vor allem südlich der
Donau. Dort werden maximal -4 bis -1 Grad erreicht, sonst liegen die Höchstwerte
zwischen -1 und +3 Grad, im Nordseeumfeld auch um +5 Grad, Dauerfrost gibt es
wohl allgemein oberhalb von 300 bis 400 m.

In der Nacht zum Montag erreicht der Randtrog die östliche Ostsee, der Hochkeil
wird nach Süddeutschland abgedrängt. Dadurch stellt sich über weiten Teilen des
Landes eine recht glatte nordwestliche Höhenströmung ein, vor allem über
Norddeutschland verstärkt sich die WLA.
Die Hochdruckbrücke im Bodenfeld verläuft morgens über Süddeutschland hinweg
ostwärts, wodurch der Gradient im Südwesten allmählich auffächert und der Wind
dort nachlässt. Gebietsweise bekommt der5 Hochnebel über Süddeutschland größere
Lücken, vor allem an den Alpen, so dass dort, aber auch in den verschneiten
Tälern des Schwarzwaldes und der Schwäbischen Alb, das Potenzial für strengen
Frost ansteigt.
Die Kaltfront des allmählich zum Bottnischen Meerbusen ziehenden Tiefs kommt
über Norddeutschland, begleitet von leichten Niederschlägen, wohl meist als
Schnee, nach Osten zu gebietsweise aber auch als gefrierender Regen, nur zögernd
nach Süden voran, wird etwa am Nordrand der Mittelgebirge quasistationär und
geht nach Nordwesten zu über in die Warmfront einer Frontalwelle nordwestlich
von Schottland, die wiederum im Nordwesten in der zweiten Nachthälfte die
Niederschlagstätigkeit etwas aufleben lässt. Bei auf etwa -3 Grad steigenden 850
hPa-Temperaturen fällt dort teils Schnee, teils Regen, stellenweise kann es dann
ebenfalls Glatteis geben. Mit der kräftigen WLA kommen die dichten Wolkenfelder
nach Süden voran und erfassen auch die mittleren Landesteile.
Im Norden und Nordwesten verläuft die Nacht unter den dichten Wolken und bei
spürbarem, aber wohl nicht warnrelevantem Südwestwind überwiegend frostfrei,
sonst gibt es aber verbreitet leichten, im Süden auch mäßigen bis strengen
Frost.

Montag... wird dann der Übergang zu einer zyklonalen Nordwestlage eingeleitet.
Während der Randtrog über der östlichen Ostsee weiter Richtung Baltikum und
Finnland marschiert, greift an der Südwestflanke des sein Drehzentrum etwas nach
Süden verlagernden Zentraltiefs über dem Nordmeer ein markanter Kurzwellentrog
vom nahen Ostatlantik her auf die Britischen Inseln über. Auf dessen Vorderseite
kann sich die zweikernige Frontalwelle nördlich von Schottland deutlich
vertiefen und zieht bis zum Abend zur Südwestspitze Norwegens. Die Warmfront
überquert im Tagesverlauf Norddeutschland mit leichten, im weiteren Verlauf kaum
mehr nennenswerten Niederschlägen rasch ostwärts. Dabei fällt im Norddeutschen
Tiefland meist etwas Regen oder Nieselregen, nach Süden zu, also im nördlichen
Mittelgebirgsraum, eventuell auch etwas Schnee oder gefrierender Regen.
Die Hochdruckbrücke wird weiter nach Süden abgedrängt und verläuft etwa über die
Nordalpen hinweg ostwärts. Vor allem in der Nordhälfte verschärft sich der
Gradient mit der Tiefdruckentwicklung deutlich und der Wind frischt aus Südwest
auf. An den Küsten gibt es steife, im Nordseeumfeld stürmische Böen, exponiert
(Helgoland bzw. Nordfriesland) auch Sturmböen, ebenso auf dem Brocken. Im
nordwestdeutschen Binnenland reicht es wohl zunächst noch nicht für
warnrelevante Böen.
Während es im Norden bedeckt bleibt und auch in den mittleren Landesteilen im
Warmsektor die Wolken nur zeitweise auflockern, scheint im Südwesten in den
ostbayerischen Mittelgebirgen sowie Richtung Alpen dagegen vielerorts die Sonne.
In einigen Niederungen Süddeutschlands hält sich dagegen zäher Nebel und
Hochnebel. Vor allem im Westen und Norden wird es mit dem auffrischenden
Südwestwind deutlich milder, die Höchstwerte liegen dort zwischen 2 und 6 Grad.
Im Süden und Südosten bleibt es dagegen mit -4 bis 0 Grad frostig kalt, in den
mittleren und östlichen Landesteilen liegen die Höchstwerte zwischen -1 und +3
Grad.

In der Nacht zum Dienstag kommt der weiterhin markante, aber allmählich nicht
mehr ganz so scharfe Kurzwellentrog über die Nordsee bis nach Norddeutschland
voran. Das inzwischen ausgewachsene Sturmtief im Bodenfeld kann sich noch etwas
vertiefen und zieht bis Dienstagfrüh nach Süd- bzw. Mittelschweden. Die
teilokkludierte Kaltfront erreicht in den Frühstunden Nordwestdeutschland. Im
Vorfeld frischt der Südwestwind weiter auf und es reicht auch im west- und
norddeutschen Binnenland für steife Böen (Bft 7). An den Küsten gibt es
stürmische Böen (Bft 8), an der Nordsee auch Sturmböen (Bft 9), in den Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge ebenfalls, auf dem Brocken eventuell auch schwere
Sturm- oder orkanartige Böen (Bft 10 bis 11). Mit Kaltfrontpassage dreht der
Wind an der Nordsee morgens auf Nordwest.
Im Vorfeld der Kaltfront bzw. Okklusion intensivieren sich die Niederschläge im
Nordwesten und kommen ostsüdostwärts voran, morgens erreichen sie etwa eine
Linie Pfalz-Nordbrandenburg. Im Nordwesten fällt überwiegend Regen, weiter
landeinwärts sind wieder alle möglichen Phasen denkbar, im Bergland schneit es
wohl überwiegend. Die Schneefallgrenze ist aktuell noch schwer abschätzbar und
hängt vom noch vorhandenen niedertroposphärischen präfrontalen Warmluftkörper
ab. Immerhin steigt die 850 hPa-Temperatur unmittelbar präfrontal im Westen und
Nordwesten noch auf etwa -1 Grad. In den Staulagen der westlichen Mittelgebirge
(vor allem Bergisches Land, Sauerland) fallen bis Dienstagfrüh oberhalb von etwa
400 m gebietsweise mehr als 5 cm Neuschnee, in den Niederungen kann es dort
sowie in den nördlichen zentralen Mittelgebirgen bei leichtem Frost örtlich auch
Glatteisregen geben.
Von der Lausitz bis nach BaWü und weiter südlich verläuft die Nacht dagegen noch
ruhig und vor allem nach Süden zu auch teils gering bewölkt. An den Alpen sowie
in den süddeutschen Mittelgebirgen kann es über Schnee erneut strengen Frost
geben, ansonsten sinken die Temperaturen im Süden allgemein in den mäßigen
Frostbereich. Frostfrei bleibt es dagegen in weiten Teilen Nord- und
Westdeutschlands.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikanten
Modellunterschiede ausmachen. Auch die beginnende Wetterumstellung am Montag
bzw. in der Nacht zum Dienstag haben alle Modelle sehr ähnlich auf der Agenda.
Die Niederschlagsphasen bzw. Schneefallgrenzen sind im Detail aktuell aber noch
schwer abschätzbar.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff