DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-01-2021 19:01
SXEU31 DWAV 071800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 07.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Mäßig-kalt mit leichten Schneefällen, im Bergland teils mäßiger Schneefall. Ab
morgen allmählich abklingend.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ... ist das Wettergeschehen bei uns von tiefem Geopotential geprägt, das
über weiten Teilen Nord-, West- und Mitteleuropas liegt, wobei ein Trog sich
weit nach Südwesten bis zu den Makaronesischen Inseln erstreckt. Gleichzeitig
wölbt sich ein starker Rücken über dem mittleren Atlantik weit nach Norden auf
und weist ein Maximum südlich von Grönland auf etwa 50 Grad Nord auf. Dieser
stützt auch ein kräftiges Hoch in dieser Region. An seiner Ostflanke findet
derzeit ein Kaltluftvorstoß statt, der sich im weiteren Verlauf in einem
Höhentiefkern über der nördlichen Nordsee manifestieren soll. Weitere
Höhentiefkerne sind über der Biskaya, Norddeutschland und Polen zu finden.
Auffallend ist zudem noch, dass sich die Frontalzone derzeit sehr weit südlich
befindet und von den Kanarischen Inseln (!) über den Norden Afrikas hinweg bis
zum Ionischen Meer verläuft, wo sie allmählich auffächert. Ein weiterer
Jetstream verläuft weiter nördlich von Katalonien bis zur Ukraine. Deutschland
liegt dieser Konstellation entsprechend im Bereich hochreichend kalter Luft, die
in 850 hPa etwa -6 bis -8 Grad aufweist, in 500 hPa etwa -30 bis -35 Grad, so
dass die Atmosphäre nur leicht labil geschichtet ist. Auch die unteren Schichten
sind derzeit recht gut durchmischt, so dass trotz des recht kalten
Temperaturniveaus in tieferen Lagen tagsüber leichte Plusgrade auftreten und nur
in den Hochlagen leichter Dauerfrost. Das Bodendruckfeld wird in unserem Raum
von einem Tief über der Ostsee dominiert, das einen Bodentrog in Richtung
Ostfriesland aufweist. An der Südflanke dieses Tiefs weht der Wind schwach bis
mäßig aus Südwest, was das vergleichsweise milde Temperaturniveau im Bodenniveau
erklärt, wobei man natürlich sagen muss, dass auch aus Nordosten derzeit keine
kältere Luft kommen würde. Nördlich der Rinne hat der Wind schon auf Nord
gedreht. Im Umfeld der Rinne gibt es derzeit die meisten Niederschläge, die in
den allertiefsten Lagen als Regen fallen, sonst meist als Schnee, der aber
tagsüber aufgrund des oben erwähnten Temperaturniveaus meist nicht liegen
geblieben ist. Wolkenauflockerungen sind auch heute wieder mal die große
Ausnahme und beschränken sich auf den Alpenrand und den Südosten.

In der Nacht zum Freitag schwenkt nun die erwähnte Rinne im Westen weiter
südwärts, so dass der Wind nordwestlich einer Linie Niederrhein-Mecklenburg auf
Nord dreht. Zu Niederschlägen kommt es im Norden, Nordwesten, Westen und in der
Mitte des Landes, wobei die größten Niederschlagssummen im Bereich
Nordrhein-Westfalens auftreten und im Bergischen Land bis zu 10 l/qm erreichen.
Dabei fällt abgesehen vom äußersten Nordwesten meist Schnee, der aber in den
tiefsten Lagen kaum liegen bleibt, sondern allenfalls für etwas Glätte durch
Matsch sorgt. Anders sieht es in Lagen ab etwa 200 m aus, wo sich auch Neuschnee
akkumulieren kann. Nachdem der Niederschlag bis zum Freitagnachmittag andauert,
seien hier schon mal die erwarteten Neuschneehöhen bis dahin genannt. Diese
liegen (wie gesagt, oberhalb von 200 m) meist bei 2 bis 5 cm, in den
Mittelgebirgen meist eher bei 5 bis 10 cm. Etwas mehr kann es in höheren Lagen
(vor allem ab 400 m) in der Eifel, im gesamten Süderbergland, Westerwald,
Vogelsberg und Rhön sein, wo durchaus auch um 15 cm zusammenkommen können. Etwas
Schnee fällt auch im Süden, bzw. in den südlichen Mittelgebirgen, aber in der
Nacht allenfalls wenige Zentimeter. Morgen können dann aber vom Odenwald über
den Spessart bis zur Fränkischen Alb teilweise auch noch bis 10 cm
zusammenkommen. Zurück zur kommenden Nacht: Abgesehen von den tiefen Lagen des
Nordwestens muss mit leichtem Frost gerechnet werden. Einige
Wolkenauflockerungen sind im südlichen Alpenvorland zu erwarten, dort gehen die
Temperaturen auch teilweise in den mäßigen Frostbereich zurück, ebenso wie im
höheren östlichen Bergland.

Am Freitag ... zieht der eine der Höhentiefkerne von der nördlichen Nordsee
südwestwärts Richtung Südengland. Gleichzeitige kreisen weitere Höhentiefkerne
über Mitteleuropa herum. Das Zentrum des Bodentiefs liegt nahe Rügen, wobei sich
der Bodentrog abschwächt, so dass die Winde über Deutschland kontinuierlich von
Nord (im Nordwesten) auf West bis Südwest (im Südosten) drehen. Ansonsten ändert
sich nicht viel: Die Schneefälle verlagern ihren Schwerpunkt in einen Bereich
vom westlichen Bergland entlang des Mains bis in die ostbayerischen
Mittelgebirge und lassen im Tagesverlauf allmählich nach. Tagsüber sollte bei im
Vergleich zu heute wenig verändertem Temperaturniveau Neuschneeakkumulation nur
oberhalb 400 m stattfinden, in den tieferen Lagen gibt es bei Temperaturen
zwischen 0 und 2 Grad (im Nordwesten bis 4 Grad) nur nasse Straßen. Die Mengen
wurden oben schon beschrieben. Im Nordwesten lässt der Niederschlag nach, ebenso
bleibt es südlich des 49. Breitengrades meist trocken. Im Alpenvorland gibt es
Chancen auf Wolkenauflockerungen, direkt am Alpenrand wird es sogar sonnig, so
dass auch dort die Temperatur leicht in den positiven Bereich steigt. Dauerfrost
gibt es vor allem ab etwa 500 m in den Mittelgebirgen.

In der Nacht zum Samstag schiebt sich von dem westlichen Höhenrücken ausgehend
ein Keil Richtung Nordsee, der das westliche Höhentief von dem östlichen
Sammelsurium an kleinen Höhentiefs allmählich abtrennt. Das Ostseetief füllt
sich allmählich auf, wohingegen von Westen her der Hochdruckeinfluss zunimmt.
Der Wind weht zwar weiterhin aus Nord bis West, nimmt aber von Westen her ab.
Dabei setzt sich landesweit die Luftmasse mit -8 Grad durch, die bei der
allmählichen Beruhigung durchaus noch etwas Abkühlungspotential hat. Die
schwachen Niederschläge ziehen sich in den Osten des Landes zurück. Dort sind
teils noch einmal Schneefallwarnungen nötig (zumindest in den Mittelgebirgen, wo
leichter Stau noch wenige Zentimeter Neuschnee bringen kann), meist sollte eine
Glättewarnung vor geringfügigem Schneefall reichen, dann aber in allen
Höhenlagen. Von Westen setzen sich Wolkenauflockerungen durch, klar bleibt es an
und in den Alpen. Während unter Wolken die Temperatur auf 0 bis -4 Grad absinkt
(auf den Inseln bleibt es noch frostfrei), kann es bei Auflockerungen auf -3 bis
-8 Grad runtergehen, zumal ja auch hier und da eine dünne Schneedecke liegt.
Über den etwas dickeren Schneedecken im höheren Bergland gibt es bei Aufklaren
auch strengen Frost unter -10 Grad. Glätte kann es abseits der Schneefälle noch
durch überfrierende Nässe, aber auch Reif geben.

Am Samstag ... dehnt sich der Keil vor allem über Dänemark ostwärts aus, während
bei uns ein Höhentiefkern liegen bleibt, in dessen Bereich in 500 hPa weiterhin
-35 Grad gemessen werden. Da dieses Höhentief leicht nach Süden vorankommt, gibt
es auch noch schwache Hebungsimpulse, in der Mitte durch PVA, im Norden durch
WLA, was in den genannten Regionen aus oftmals dichteren Wolken noch zu leichten
Schneefällen führt, unmittelbar an der Küste kann es auch regnen. Mit
nennenswerter Neuschneeakkumulation ist aber nicht mehr zu rechnen, oder
allenfalls im Erzgebirge, wo sich Stau einstellt. In Lagen ab 400 m kann es aber
auch tagsüber Glätte geben, denn dort steigt die Temperatur meist nicht mehr
über 0 Grad an. Sonst werden es meist 0 bis 2, an der See bis 4 Grad. Weniger
Niederschlag und auch weniger Bewölkung gibt es im Westen und auch im Süden,
sonnig bleibt es nach wie vor in Alpennähe. Weil das Hochdruckgebiet aber
zunehmend dominanter wird und seinen Schwerpunkt im Nordwesten hat, weht der
schwache Wind aus nördlichen Richtungen. Dies drückt auf das Temperaturniveau im
Süden, dass an den Alpen trotz Sonne teils leichter Dauerfrost herrscht.

In der Nacht zum Sonntag zieht der Höhentiefkern über Süddeutschland hinweg zu
den Alpen. Das Temperaturniveau in 850 hPa geht noch etwas zurück auf -8 bis -10
Grad. Die Hebungsimpulse werden aber noch etwas schwächer, bald gibt es nur noch
tiefe Wolken, aus denen noch ab und zu etwas Schneegriesel krümelt, teils wird
es auch klar, teils bilden sich Nebel und Hochnebel. Alles in allem wird es eine
ruhige und oft trübe Winternacht mit diversem Glättepotential. Die Temperatur
geht allgemein auf -2 bis -8 Grad zurück, an der See um 0 Grad, über Schnee um
-10 Grad. Es lohnt sich aber noch, einen Blick auf das westliche Mittelmeer zu
werfen: Das zur Iberischen Halbinsel abgetropfte Höhentief sorgt weiterhin für
rege Tiefdrucktätigkeit im Westen des Mittelmeeres, wobei eine Südwestströmung
über Italien die Frontalzone wieder etwas näher an uns heranrücken lässt. Im
Land, in dem die Zitronen blühen, werden im Süden (Südspitze Siziliens) in 850
hPa in der Nacht über 15 Grad erwartet, während es vom Ligurischen Apennin bis
zum Alpenhauptkamm oft um -5 Grad (mit Tiefstwerten zwischen -10 und -15 Grad in
den Alpentälern) sind, was dort eher die Eisblumen blühen lässt. Vor allem soll
aber gezeigt werden, was für starke Temperaturgegensätze sich über Südeuropa
aufbauen. Bei uns macht sich dies auf zweierlei Art und Weise bemerkbar. Zum
einen sorgt das Tief im Südwesten für eine Zunahme des Nordostwindes im
Südwesten, so dass über die Alb und den Schwarzwald mitunter eine böige Bise
weht, während es sonst ja windschwach bleibt. Außerdem zieht im Alpenraum etwas
hohe und vielleicht auch mittelhohe Bewölkung auf, die dort die Ausstrahlung
etwas dämpfen könnte.

Am Sonntag ... schwenkt die Rückenachse von Norden her weiter nach Deutschland,
wohingegen das Höhentief weiter nach Süden abzieht. Bodennah entsteht eine
Hochdruckbrücke, die sich zonal über die Mitte Deutschland legt und dort für
windschwache Verhältnisse sorgt. Über Italien ist der Luftdruck weiterhin
niedrig, so dass über dem Süden Deutschlands ein stärkerer Gradient vorhanden
ist und dort der Nordostwind böig auflebt. Insbesondere im höheren südwestlichen
Bergland könnten Windwarnungen fällig werden. Auch über dem Nordmeer befindet
sich ein kräftiges Tief und am Rande desselben verstärkt sich auch der Gradient
im Norden des Landes, so dass dort der Südwestwind auffrischt und vielleicht auf
Sylt eine erste Windwarnung nötig macht. Im Norden zieht von Westen wieder neue
Wolken auf, auch im Süden ziehen von einem über die Alpen immer mehr Wolken
hinweg, zum anderen wird dort auch der Hochnebel leicht angehoben, so dass er
sich kaum auflösen wird und nach ICON und GFS auch zunehmend zur Inkontinenz (in
Form von etwas Schneegriesel) neigen soll. Unter der Hochdruckbrücke können
dagegen die Wolken etwas häufiger auflockern und die Sonne kommt teils zum
Vorschein. Möglicherweise sinkt auch die Inversion so weit, dass es in den
Hochlagen der zentralen Mittelgebirge richtig sonnig wird. Das Temperaturniveau
ändert sich in der Mitte und im Norden kaum, obwohl im Norden in der Höhe
allmählich mildere Luft herankommt. Die Höchstwerte liegen im Tiefland bei
geringen Plusgraden, im höheren Bergland herrscht leichter Dauerfrost. Im Süden,
vor allem im Alpenvorland sorgen Hochnebel und Nordostwind für einen leichten
Temperaturrückgang, dort liegen die Höchstwerte bei -4 bis -2 Grad etwas
deutlicher im Dauerfrostbereich.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle simulieren die synoptische Lage sehr ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann