DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-01-2021 18:01
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 06.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In tiefen Lagen häufig nasskalt, im Bergland winterlich. Langsam abnehmende
Niederschlagsneigung.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... bestimmt feuchtkalte Festlandsluft das Wettergeschehen bei uns. Wir
liegen unter einem umfangreichen Höhentrog, der große Teile Europas überdeckt
und in seinem Kernbereich über Mitteleuropa zunächst Dipolcharakter aufweist.
Ein Drehzentrum verlagert sich über Norddeutschland nach Westen, das andere
zieht entsprechend vom Alpenraum nach Nordosten und dürfte am Donnerstagmorgen
über Südpolen angekommen sein. Im Laufe der Nacht kommt ein dritter Kern hinzu,
der laut ICON über dem Grenzbereich Deutschland Luxemburg liegen soll.
Die Verlagerung der Drehzentren bestimmt auch das Niederschlagsgeschehen. Die
Schneefälle im Norden breiten sich in den Westen und zur Mitte hin aus, lassen
dafür von Osten her nach. In tiefen Lagen ist bei Temperaturen um den
Gefrierpunkt nur wenig Neuschnee, meist etwas Schneematsch möglich. In einigen
Berglagen der westlichen Mittelgebirge dürfte es zu einer geringen Schneeauflage
von 1 bis 4, in Staulagen bis 7 cm reichen. Die Schneefälle im Süden lassen
dagegen im Laufe der Nacht von Westen her nach. Bis ganz runter sind vor allem
in der ersten Nachthälfte 1 bis 4 cm Neuschnee möglich. Vereinzelt mehr. In der
zweiten Nachthälfte ziehen sich die Schneefälle ins östliche Bayern und zum
östlichen Alpenrand zurück.
In den Regionen dazwischen schneit oder regnet es nur geringfügig, die
Wolkendecke bleibt fast überall dicht. Entsprechend fällt auch der
Temperaturrückgang verhalten aus, so es ihn denn überhaupt gibt. Im Flachland
und tiefen Lagen der Mitte und des Südwestens liegen die Frühwerte um den
Gefrierpunkt, ansonsten gibt es leichten Frost, im Süden vereinzelt mäßigen
Frost. Vielerorts reichen für die Nacht Glättewarnungen vor geringem Neuschnee,
Schneematsch oder gefrierende Nässe.
Die Luftdruckunterschiede über Mitteleuropa und Deutschland bleiben eher gering.
Die kleinen Tiefs über Norddeutschland und Böhmen verschmelzen zu einer
Tiefdruckrinne, die von Nordostdeutschland zu den Karpaten reicht. Der anfangs
noch recht solide Gradient an den Küsten geht währenddessen aber in die Knie,
sodass anfangs an den Küsten noch starke, vereinzelt an der Ostsee stürmische
Böen möglich sind, im Laufe der Nacht sind diese dann eher nicht mehr zu
erwarten. Der westliche Wind ist ansonsten landesweit nur schwach bis mäßig
unterwegs und erlangt außer auf dem Brocken (8 Bft!) keine Warnrelevanz.

Donnerstag ... steht dem großen Trog über Festlandseuropa ein blockierender
Höhenrücken über dem Nordatlantik gegenüber. In die Westflanke des Troges
erfolgt vom Nordmeer her ein Abtropfvorgang, der aber für uns keine größere
Bedeutung hat. Wir liegen nach wie vor im Kernbereich des Troges. Das kleine
Höhentief über Norddeutschland kommt nur wenig nach Südwesten voran, das Andere
über Polen entfernt sich langsam nach Nordosten. Im Bodendruckfeld ist das
verknüpft mit der sich mehr zonal orientierende Rinne, von Norddeutschland zur
Ukraine reichend, während sich nach Süden hin eine schwache Hochdruckzone
aufbaut. Die feuchtkalte Luft bleibt uns erhalten, in 850 hPa liegen die
Temperaturen um -7 Grad, in 500 hPa zwischen -30 Grad über dem Nordwesten und
-34 Grad nach Südosten hin.
Die leichten Schneefälle über dem Nordwesten, deren Ursache leichte
Warmluftadvektion und schwache positive Vorticityadvektion sind, breiten sich
über dem Westen etwas nach Süden und zur Mitte hin aus. Während im Bergland dort
oberhalb von 200m hin etwas Neuschnee zu erwarten ist, meist aber nur geringe
Mengen (ca. 1 bis 5cm), dürfte in tiefen Lagen tagsüber kaum Glättegefahr
bestehen, höchstens am Vormittag ist etwas Schneematsch möglich.
In den anderen Bereichen fällt häufig nur geringfügig Schnee oder Schneeregen,
gebietsweise bleibt es trocken. Auf einige Wolkenlücken darf man vor allem im
Süden gespannt sein und von den Alpen ausgehend bis ins Vorland sind längere
sonnige Abschnitte möglich. Die Temperatur steigt meist auf +1 bis +4 Grad,
oberhalb 500 bis 600m gibt es Dauerfrost.
Der Wind spielt keine große Rolle. Die Druckunterschiede sind meist gering,
lediglich auf einigen exponierten Gipfeln wie dem Brocken oder dem Fichtelberg
sind vorübergehend stürmische Böen aus westlichen Richtungen möglich. Aber auch
dort lassen die Böen ab den Mittagsstunden wieder nach.

In der Nacht zum Freitag ändert sich nicht allzuviel. An Südrand der flachen
Tieftiefdruckrinne über dem Norden wird mit schwacher westlicher Strömung
feuchtkalte Luft zu uns geführt. Der Kernbereich des Troges beginnt sich etwas
nach Nordosten zurückzuziehen. In einem Bogen von der westlichen Ostsee über den
Nordwesten/Westen bis in den Süden (Norden BaWü und Franken) kommt es durch
leichte WLA zu weiterer Hebung und entsprechend meist leichten Schneefällen. In
tiefen Lagen und im norddeutschen Flachland hält sich die Gelättegefahr in
Grenzen. Es langt bei Temperaturen - erneut um die 0 Grad, höchstens zu geringem
Schnee oder Schneematsch. Glättewarnungen können im Vorfeld ausgegeben werden
und auch ausreichend sein. In Lagen oberhalb 200 bis 400m sind 1 bis 5 cm,
stellenweise 7 cm Neuschnee möglich. Die Temperaturen liegen im Laufe der Nacht
zwischen +1 Grad im Westen und -8 Grad in den Mittelgebirgen und Süddeutschland.
Ganz im Süden stehen die Chancen auf größere Auflockerungen gut und damit steigt
die Wahrscheinlichkeit für strengen Frost in den Alpen und im südlichen
Alpenvorland.

Freitag ... befindet sich der Langwellentrog weiter über uns und reicht von
Nordosteuropa bis ins Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel. Auch die
Tiefdruckrinne von Osteuropa bis Nordostdeutschland wankt nicht, wenn gleich
Geopotential und Bodendruck langsam weiter steigen. Im Süden zeichnet sich - wie
ja eigentlich auch schon nachts - eine schwache Hochdruckzone ab.
Während die Hebungsvorgänge über Norddeutschland schwächer werden und die
Niederschläge im Tagesverlauf teilweise zum Erliegen kommen, schneit oder
schneeregnet es über dem Westen, der Mitte und Teilen Süddeutschlands weiter.
Bei flauen Strömungsverhältnissen sind allerdings auch die Hebungsimpulse nur
gering.
Unter 200 bis 400m hat sich die Glättegefahr im Tagesverlauf wieder erledigt, da
die Maxima zwischen 1 bis 4 Grad liegen, im Bergland oberhalb dieser Marke sind
bei meist leichtem Frost weitere 1 bis 5, vereinzelt in Staulagen auch um 7 cm
Neuschnee möglich.
Die Wolkendecke bleibt vielerorts geschlossen. Auflockerungen sind am ehesten
über der Lausitz und ganz im Süden zu erwarten, wo südlich der Donau auch
Aufheiterungen oder längere sonnige Phasen zu erwarten sind.

In der Nacht zum Samstag verstärkt sich von Westen her langsam der antizyklonale
Einfluss, der sich vor allem durch etwas steigenden Bodendruck bemerkbar macht.
Seitens der Höhenströmung liegt aber nach wie vor der Trog über uns. Weitere
leichte Niederschläge sind die Folge, von denen der Westen und Süden zunehmend
ausgespart sind. Im Bergland sind wenige cm Neuschnee möglich, sonst meist nur
etwas Schneematsch oder Glätte durch gefrierende Nässe. Meist gibt es leichten,
im Süden auch mäßigen und Richtung Alpen strengen Frost.

Samstag ... dehnt sich, forciert durch eine Austrogung über dem Nordmeer ein
Ableger des Höhenrückens über dem Atlantik nach Südskandinavien aus und schwenkt
südwärts. Dadurch verschärft sich der Höhentrog auch über Mitteleuropa
vorübergehend nochmal, setzt sich aber ebenfalls nach Süden in Bewegung. Während
also seitens der Konfiguration in der Höhe weiter Zyklonalität herrscht, schiebt
sich im Bodendruckfeld eine zonale Hochdruckzone verstärkt nach Deutschland
herein.
Meist überwiegt noch starke Bewölkung mit nur noch gelegentlich geringen
Niederschlägen, die im Bergland als Schnee, ganz unten aber zumindest teilweise
als Regen fallen. Selbst in Staulagen der Bergländer sollte sich aber nichts
Nennenswertes mehr akkumulieren.
Im Nordwesten, Westen, wie auch im Süden nehmen die Chancen auf Sonne zu.
Der Wind bleibt schwach und die Temperaturen gegen mit leichter Abkühlung aus
der Vornacht heraus, eher etwas zurück und erreichen Maxima zwischen -2 Grad im
Süden und +3 Grad am Niederrhein.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im groben Maßstab ähnlich. Die Unterschiede im Detail
sind kaum Prognose- oder Warnrelevant.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner