DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-01-2021 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.01.2021 um 10.30 UTC



Nasskalt, im Bergland winterlich. Nächste Woche vor allem in den Niederungen
milder bei auffrischendem Wind.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 12.01.2021


Am kommenden Freitag liegen wir unter einem Höhentrog, der sich von Ost- und
Nordeuropa über Mitteleuropa zur Biskaya und weiter nach Südwesten bis vor die
Iberische Halbinsel erstreckt. Der Höhentrog zerbröselt langsam, was sich im
Bodendruckfeld, wo wir zwischen tiefem Druck über Süd- und Osteuropa liegen,
durch langsam steigenden Luftdruck bemerkbar macht. In feuchtkalter Luft fallen
gebietsweise leichte Niederschläge bis in tiefe Lagen zumindest teilweise als
Schnee oder Schneeregen.
Am Samstag setzt sich der Zerfallsprozeß des Troges fort, in dem er nach
SW-Europa abtropft und sich der Resttrog nach Osten zurückzieht. Über die
Nordsee und Südskandinavien nähert sich ein Anteil des Höhenrückens über
Westeuropa. Damit verbunden weitet sich auch im Bodendruckfeld eine zonale
Hochdruckzone von Nordwesten zu uns aus. Vor allem die östlichen Landesteile
sind aber noch stärker zyklonal beeinflusst mit leichten Schnee- oder
Schneeregenfällen, sonst bleibt es schon weitgehend trocken. Die feuchtkalte
Luft wird über Mitteleuropa "konserviert", die Maxima liegen in tiefen Lagen um
den Gefrierpunkt, im Bergland herrscht häufig Dauerfrost.
Am Sonntag schiebt sich der Hochkeil endgültig nach Deutschland herein,
verbunden mit dem Aufbau einer zonalen Hochdruckzone, deren Divergenzachse über
Norddeutschland verläuft. Die kalte Luftmasse bleibt über uns liegen, allerdings
sorgt das Absinken oberhalb der kalten Grundschicht für weitgehend
niederschlagsfreie Bedingungen. Allerdings hält sich, wie auch am Vortag, viel
tiefe Bewölkung, sodass es mit Auflockerungen meist nicht sehr weit her sein
dürfte.
Am Montag und Dienstag wölbt sich über Westeuropa und dem nahen Nordostatlantik
ein Hochkeil auf, an dessen Ostflanke ein Trog von Grönland aus (der Vorgang
startet allerdings schon am Wochenende) über Skandinavien nach Südosten
vorstößt. Dabei dreht die Strömung über Mitteleuropa inklusive Deutschland auf
nordwestliche Richtungen. Bei zunehmendem Gradienten frischt der Wind auf und es
erfolgt vor allem in tiefen Lagen eine Milderung, während es im
(mittleren/höheren) Bergland winterlich bleibt.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des IFS Modells ist im Großen und Ganzen brauchbar. Vor allem bis
zum Wochenende liefern die letzten Läufe ähnliche Ergebnisse. Dann steigen die
Unsicherheiten. Vor allem das Verhalten des nach Nord-, später nach Osteuropa
vordringenden Troges wurde immer wieder unterschiedlich simuliert. Im gestrigen
00 UTC Lauf lag der Trog deutlich weiter westlich, im Vorlauf wurde er langsamer
gerechnet. Der Übergang zu einer Nordwestlage in der nächsten Woche scheint aber
nicht unwahrscheinlich. Wie schnell das geht und ob diese zyklonaler oder eher
antizyklonal ausfällt, ist unsicher.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle lassen keine alternativen Entwicklungen erkennen.
Nach der Troglage kommt zum Wochenende mit der Hochdruckbrücke die
Wetterberuhigung. In der Folge dreht die Strömung je nach Modell auf West oder
Nordwest. Auch was das Timing angeht, lässt sich ähnliches feststellen, wie bei
der Konsistenzbetrachtung. Im ICON passiert ein erster Randtrog schon in der
Nacht zum Montag den Nordosten, im GFS dauert es bis Dienstag, bis die
Hochdruckzone nach Süden abgedrängt wird und die Strömung auf westliche
Richtungen dreht. Das macht sie übrigens auch vorübergehend im ICON. Bleibt
festzuhalten, dass die Details unsicher bleiben, es zeichnet sich aber
insbesondere im Flachland für die nächste Woche eine Milderung ab verbunden mit
auffrischendem Westnordwestwind. Der Winter zieht sich (etwas höher) ins
Bergland zurück.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Ensembles stützen anhand der Rauchfahnen diverser deutscher Städte die
Aussagen des Hauptlaufs bis zum Wochenende. Allerdings wird der Spread im Norden
und Osten schon ab Sonntag deutlich größer, sonst zeigt sich dies erst ab
Montag. Tendenziell steigen die Temperaturen in 850 hPa und das Geopotential in
500 hPa leicht an, ohne wirklich "mildes" Niveau zu erreichen. Die
Niederschlagssignale laufen am Wochenende durch ein Minimum um danach wieder
vermehrt aufzutreten. Insgesamt deckt sich dies recht gut mit dem oben
beschriebenen.
Die vermehrten Unsicherheiten spiegeln sich auch in der Clusterung wider. Im
ersten Zeitschritt (+72 bis +96h) werden 4 Cluster gebildet, mit dem Hauptlauf
in Cluster 1, 16 Member. Im Zeitraum von +120 bis +168h sind es 6 Cluster. Der
Hauptlauf liegt wieder im ersten Cluster, der mit 14 Membern aber auch nicht
sonderlich stark besetzt ist, Custer 2 und 3 je 11 und 10 Member. Die Crux
scheint tatsächlich das Verhalten des vom Nordmeer nach Südosten vorstoßenden
Troges zu sein, der in allen Clustern anders aussieht: mal stärker ausgeprägt,
mal schwächer; mal westlicher, mal östlicher, vom Timing mal ganz abgesehen.
In der erweiterten Mittelfrist, +192 bis +240h werden 4 Cluster angezeigt, die
in den 3 größten Clustern (zusammen 42 Member) dann wenigstens den Trog über
Nord- bzw. Osteuropa und den blockierenden Rücken westlich von uns gemeinsam
haben. Der Trend scheint dann tatsächlich gen Nordwestlage zu gehen, eventuell
sogar Nord.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis einschließlich dem Wochenende gibt es keine Hinweise auf signifikantes
Wetter, wenn man mal von einzelnen Sturmböen in den Alpen am Wochenende absieht
und der steigenden Wahrscheinlichkeit für strengen Frost ganz im Süden. In der
nächsten Woche werden im Übergangsbereich zu den Tiefs über Nordeuropa vermehrt
stürmische Böen oder Sturmböen an den Küsten und in exponierten Berglagen
erwartet.
In der Probabilistik ist nichts zu finden, auch EFI zeigt sich unbeeindruckt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS EPS und MosMix (ist zum Ende wahrscheinlich etwas zu kalt)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner