DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-01-2021 08:01
SXEU31 DWAV 050800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 05.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
T M
Nasskalt, im Bergland winterlich, aber selbst in Staulagen kaum markante
Schneefälle. An der Ostseeküste in exponierten Lagen zeitweise stürmische Böen,
in der Nacht zum Mittwoch und am Mittwochvormittag auch Sturmböen bis Bft 9.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... liegt Deutschland am Rande eines Höhentiefkomplexes. Das steuernde
Tief ist über Südfrankreich zu finden, kurzwellige Tröge, die dieses Tief
umlaufen, gestalten den Wettercharakter wechselhaft. Das korrespondierende
schwache Bodentief liegt südlich der Alpen. Zwischen diesem Tief und einer
Hochbrücke, die von einem Hoch über Nordwestsibirien über Skandinavien und
Schottland hinweg nach West-Südwest reicht, kommt eine schwache nordöstliche
bodennahe Strömung zustande. Mit dieser wird feuchtkalte Luft herangeführt.
Einer dieser Kurzwellentröge schwenkt über den Norden Deutschlands hinweg in die
Nordsee. Hebungsprozesse, die aus der Anströmung der Orografie resultieren,
sorgen hauptsächlich im Mittelgebirgsraum für geringe Niederschläge, die dort
als Schnee fallen. Ein weiterer Kurzwellentrog verlagert sich über den
Karpatenraum nordwärts und induziert über Polen eine Zyklogenese. Vorderseitige
Warmluftadvektion lässt die Niederschläge im Osten, von der Neiße über den
Erzgebirgsraum bis nach Thüringen, aufleben. Mehr als 5 cm Neuschnee sollten
aber auch in Staulagen nicht zusammenkommen. Mit der Annäherung des Tiefs
frischt im Nordosten der Wind auf. Warnrelevante Böen sind auf die Küste
(Nordsee Windböen, Ostseeküste Wind- und exponiert stürmische Böen) beschränkt.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 0 bis 4 Grad. Oberhalb von etwa 500 m,
aber auch in einigen tieferen Lagen Mittel- und Süddeutschlands herrscht auch
tagsüber leichter Frost.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt dieser Kurzwellentrog nach
Nordostdeutschland. Hebung an dessen Nordflanke lässt die Niederschläge im
Nordosten und in Teilen der Mitte etwas intensiver werden. Gebietsweise sind
mehr als 5 cm Neuschnee, im Harz vielleicht 10 cm Neuschnee innerhalb von 12
Stunden möglich. In abgeschwächter Form greifen diese Niederschläge auch auf die
westlichen Mittelgebirge über. Dort reicht es jedoch kaum für mehr als 3 cm
Neuschnee. Mit der Verlagerung des mit dem Kurzwellentrog korrespondierenden
Bodentiefs nach Nordwestpolen legt an der Ostsee der Wind noch etwas zu, wodurch
in exponierten Küstenlagen Sturmböen bis Bft 9 zustande kommen. Abgesehen vom
Norden, Nordosten und tieferen Lagen Westdeutschlands ist ansonsten überall
leichter, an den Alpen auch mäßiger Frost zu erwarten.

Mittwoch... verlagert sich das zuvor südlich der Alpen liegende Höhentief über
die Ostalpen hinweg nordwärts. Gleichzeitig wandelt sich der über dem Nordosten
liegende Teiltrog, beginnend in den unteren Troposphärenschichten, in ein
Höhentief um. Beide Höhentiefs ergeben ein dipolartiges Gebilde.
Warmluftadvektion an der Nordflanke dieser Struktur sorgt für eine leichte
Intensivierung der Niederschläge, die vom Nordosten und Norden auch auf den
Nordwesten und Teile der Mitte übergreifen. Gebietsweise sind mehr als 5 cm, im
Harz bis 10 cm Neuschnee möglich. In Küstennähe und im Tiefland fällt aber auch
Schneeregen oder Regen. Als weiterer Niederschlagsschwerpunkt zeichnet sich der
Südosten Deutschlands mit ähnlichen Neuschneemengen ab, wobei dort durchweg
Schnee fällt. Aber auch in den anderen Gebieten bleibt es nicht
niederschlagsfrei, wobei es dort in den Mittelgebirgen nur für wenige (weniger
als 3) cm Neuschnee reicht.
Bedingt durch die allmähliche Auffüllung des sich nach Nordostdeutschland
verlagernden Bodentiefs beginnt der Wind abzuflauen. An der Küste muss den
ganzen Tag noch mit Windböen aus Nordost gerechnet werden. Anfangs treten an der
Ostseeküste noch stürmische und exponiert Sturmböen bis Bft 9 auf, bis zum Abend
wird auch an der westlichen Ostseeküste Bft 7 nicht mehr überschritten. Die
Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber heute nur unwesentlich.

In der Nacht zum Donnerstag verlagert sich das steuernde Tief nach Polen und
bezieht das über dem Nordosten Deutschlands liegende Höhentief in seine
Zirkulation mit ein. An dessen Nord- und Westflanke dauern die Niederschläge
(meist leichte Schneefälle) an. In den Staulagen der nördlichen und westlichen
und später auch der südwestdeutschen Mittelgebirge können 5 bis 10 cm Neuschnee
zusammenkommen. Ansonsten reicht es wahrscheinlich meist nur für wenige Flocken.


Donnerstag... erfolgt östlich von Island die erneute Bildung eines markanten
Troges, der in unser Wettergeschehen vorerst noch nicht eingreift. Das über
Polen liegende Höhentief wird nach wie vor von Kurzwellentrögen umlaufen, die
weiterhin mit schwachen Hebungsprozessen für geringe Niederschläge sorgen. Die
meisten Niederschläge sind in einem breiten Streifen von der Oder über den
zentralen Mittelgebirgsraum hinweg bis in den Westen hinein zu erwarten. Meist
reicht es nur für wenige Zentimeter Neuschnee, der in tieferen Lagen meist nicht
liegen bleibt. Im Bergland sind 5 bis 10 cm Neuschnee möglich. Weitgehend
niederschlagsfrei bleibt es dagegen im Süden und Südosten. Dort besteht auch
eine gewisse Chance auf ein paar Wolkenlücken. Ansonsten hält sich wie an den
Tagen zuvor meist geschlossene Bewölkung. Mit Tageshöchsttemperaturen zwischen 0
und 4 Grad bleibt es nasskalt. Oberhalb von etwa 500 m, aber auch in einigen
Regionen Süddeutschlands, hält sich leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Freitag weitet sich der östlich an Island vorbei nach Süden
vorstoßende Trog bis zu den Hebriden aus und tropft nachfolgend über der Nordsee
ab. Über Mitteleuropa ändert sich die Druck- und Geopotentialverteilung nur
wenig. Tendenziell sorgt aber schwaches kompensierendes Absinken für ein
leichtes Nachlassen der Niederschläge; Neuschnee um 5 cm ist auf Staulagen
beschränkt. Ansonsten reicht es nur für ein paar Flocken, im Süden bleibt es
wahrscheinlich weitgehend niederschlagsfrei.
Frostfrei bleibt es wahrscheinlich nur noch in einigen tieferen Lagen
Westdeutschlands. Ansonsten ist durchweg leichter, im süddeutschen und östlichen
Bergland sowie in Alpennähe auch mäßiger Frost zu erwarten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten. Hinsichtlich der Schwerpunkte des Niederschlagsgeschehens
lassen sich keine genaueren Aussagen treffen. Ähnliches gilt auch die
Niederschlagsphase vor allem im Norden und Nordosten Deutschlands. Anhand
probabilistischer Verfahren lassen sich keine Signale finden, die auf höhere
Neuschneemengen als weiter oben beschrieben hindeuten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann