DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-01-2021 18:30
SXEU31 DWAV 041800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.01.2021 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
An der Ostsee ab morgen Abend stürmische Böen wahrscheinlich. Ansonsten trüb und
meist nasskalt, im Bergland winterlich. Dabei vor allem in einzelnen Staulagen
der Berge am Mittwoch und Donnerstag markante Neuschnee möglich.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt am Nordostrand eines hoch reichenden Tiefs mit
Kern im Raum Pyrenäen, wobei sein schwacher Trog nach Norddeutschland reicht und
nur wenig nordwestwärts zieht. Das zugehörig Niederschlagsgebiet bleibt über dem
Norden Deutschlands liegen, ist aber nur schwach ausgeprägt, da es kaum
Hebungsantriebe besitzt. So liegen die simulierten Niederschlagsmengen meist nur
zwischen 0,5 und 5 mm innerhalb von 12 Stunden, bei CD2 und Euro 4 in
Mecklenburg und Ostholstein bei 6 bis gut 10 mm. Ganz im Norden fallen die
Niederschläge aber meist als Regen und weiter nach Süden ist es kälter und es
gibt Schneeregen oder Schneefall. Häufig bleiben die Temperaturen im
Küstenbereich bei +2 Grad und landeinwärts geht die Temperatur auf +1 bis 0 Grad
zurück. Im Raum der nördlichen Mittelgebirge, teils aber auch im Osten, kann es
zu einer dünnen Neuschneeauflage zwischen 1 und 4 cm kommen. Im Süden hält sich
meist hochnebelartige Bewölkung und vereinzelt tritt etwas Schneegriesel oder
Sprühregen geben. Vor allem in etwas höheren Mittelgebirgslagen muss mit
Straßenglätte gerechnet werden. Der Wind nimmt zwar im Norden etwas ab, es muss
aber an der See noch mit einzelnen steifen Windböen gerechnet werden.

Dienstag ... verlagert sich das Höhentief über Südwesteuropa etwas nach Südosten
und erreicht den Löwengolf. Sein Randtrog driftet von den Alpen und vom
nordwestlichen Balkan nach Südpolen und Österreich. Vorderseitig zieht ein
Bodentief von den Karpaten nach Zentralpolen. Das zugehörige
Hebungsgebiet nebst Niederschlag bleibt noch östlich von uns. So schlagen wir
uns noch mit dem alten Wolkenband über der Nordhälfte rum und im Süden bleibt
die niedrige Schichtbewölkung ebenfalls bestehen. Gelegentlich gibt es vor allem
in der Nordhälfte etwas Niederschlag, in tiefen Lagen teils Schnee, teils Regen
und in Lagen oberhalb von 300 m durchweg als Schnee. In Küstennähe fällt dagegen
meistens Regen. Die Mengen liegen nach den heutigen Modellvorgaben meist
zwischen 0,5 und 4 mm, nur ganz vereinzelt etwas darüber. In Lagen oberhalb von
300 bis 400 m sind demnach wieder
entsprechende Neuschneemengen zu erwarten.
An der Ostsee nimmt der Gradient wieder etwas zu, so dass am Nachmittag vermehrt
mit Böen Bft 7, im Raum Rügen später auch exponiert mit einer Bft 8 aus
Nordosten zu rechnen ist. An den Höchsttemperaturen ändert sich nur wenig. Sie
erreichen meist +1 bis +4 Grad mit den höchsten Werten im Küstenbereich. In
etwas höheren Lagen und im Süden liegen die Temperaturen bei 0 Grad oder es gibt
leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch zieht das erwähnte Tief von Mittelpolen nach
Nordwestpolen (laut ICON). Auf der Westflanke wird sowohl WLA als auch PVA
generiert, was synoptisch-skalige Hebung im Nordosten zur Folge hat.
Entsprechend greifen von Polen her Niederschläge auf die Regionen zwischen
Erzgebirge und Ostsee über. Bei 850-hPa-Temperaturen um -6°C dürfte trotz
Durchmischung und einer gewissen Maritimität der Luftmasse häufig Schnee bis
ganz unten fallen, zumal die Intensität z.T. mäßiger Natur ist. Ob der Schnee
überall liegen bleibt, ist eine andere Frage. Dort, wo bereits eine Schneedecke
liegt, kann sich am ehesten Schnee ansammeln. Die simulierten
Niederschlagsmengen liegen zwischen 3 und 9 mm, ganz im Nordosten zwischen 10
und 15 mm, wobei dort wegen der Nähe zur Ostsee am ehesten Regen zu erwarten
ist. Die größeren Mengen werden von IFS und Euro4 angeboten.
Darüber hinaus verschärft sich der Gradient im Nordosten wieder und der Nordwind
erreicht an der Ostsee in Böen Bft 7 bis 8 Bft.
Auch abseits der Gebiete im Osten schneit oder nieselt es mitunter leicht. Die
Temperaturen liegen im Nordosten, an der See und in einigen Flusstälern West-
und Südwestdeutschlands bei 1 oder 2 Grad. Ansonsten werden meist 0 bis -2 Grad,
im höheren Bergland oder im Süden bei Aufklaren auch bei -3 bis -7 Grad.

Mittwoch ... kommt das Tief nach Westen voran und erreicht zum Tagesende den
Hamburger Raum. Der zugehörige Trog des nach Oberitalien ziehenden Höhentiefs
schwenkt nach Norddeutschland und es bildet sich im Bereich des Bodentiefs ein
weiteres Höhentief. Die leichten bis mäßigen Schneefälle breiten sich über
Norddeutschland nach Westen aus, wobei in Küstennähe, wo der maritime Einfluss
am stärksten ist, Regen oder Schneeregen fällt. Gebietsweise werden mehr als 5
l/qm in 12 h simuliert, so dass stellenweise auch eine nasse Schneedecke
entsteht oder Schneezuwachs zu beobachten ist.
Auch in der Südhälfte kommen Niederschlag auf im Bereich des nun ganz
Deutschland überziehenden Höhentiefkomplexes, da die tiefliegende Wolkendecke im
Süden etwas angehoben wird. Die Niederschlagsmenge im Süden sollte aber
lediglich bei 0,5 bis 4 mm liegen. Vor allem oberhalb von 200 bis 400 m ist mit
einer dünnen Neuschneeauflage zu rechnen.
Der Nordwind ist anfangs vor allem an der Ostsee lebhaft unterwegs mit 7er bis
8er Böen, bevor im Tagesverlauf der Gradient auch dort deutlich aufweicht.
Ansonsten spielt bei geringem Gradienten der Wind keine relevante Rolle, wobei
der Wind im Süden und der Mitte auf Nordwest bis West zurückdreht.

In der Nacht zum Donnerstag übernimmt das Höhentief über Norddeutschland knapp
südlich von Hamburg liegend den bestimmenden Part und das Bodentief befindet
sich nahezu auf gleicher Position. Um das Tief herum werden die
Nimbostratuswolken bis in den Westen und Südwesten geführt, während im Osten der
Niederschlag meist nachlässt. Die simulierten Mengen liegen meist zwischen 1 und
5 mm, vereinzelt auch bei 5 bis 9 mm in 12 Stunden mit den höchsten Mengen im
Stau des Rothaargebirges. Vor allem in etwas höheren Lagen, aber teils bis in
die Niederungen, muss mit entsprechenden Neuschneemengen gerechnet werden.
Die Mosmix-Tiefstwerte suggerieren außer an der Küste überall Frost. Allerdings
zeigt die Erfahrung der letzten Tage, dass die Mos-Prognose wohl etwas zu
niedrig ist, da wir es mit einer doch relativ milden, maritim geprägten Nordlage
zu tun haben. Wahrscheinlich liegen die Tiefstwerte im Rheinland und teils auch
im Rheintal häufig bei 0 Grad oder bei +1 Grad ähnlich wie im Küstenbereich.
Ansonsten gibt es Frost zwischen -1 und -3 Grad. In höheren Lagen gibt es Frost
um -5 Grad.

Donnerstag ... Höhen- und Bodentief sollen nach ICON nur wenig nach Süden
ziehen, wobei der Kerndruck des Tiefs am Boden auf knapp 1010 hPa steigen soll.
Ganz Mitteleuropa liegt unter seiner Wolkenspirale, wobei nur wenig
Hebungsantrieb durch das zyklonale Zusammenströmen entsteht. Die Luftmasse
altert weiter, wodurch abends die Temperaturen in 850 hPa zwischen -6 und -10
Grad liegen sollen. Entsprechend sollten die meist leichten Niederschläge
insgesamt meist als Schnee fallen, zumal wegen des schwachen Windes die
Troposphäre nicht besonders gut durchmischt ist. Ausnahme ist das Küstengebiet:
Hier kann bei auflandigem Wind auch Regen fallen. Die Modelle simulieren meist
Niederschlagsmengen zwischen 0,5 und 5 mm, in Staulagen des Westens teils auch
bis 8 mm (ICON-Nest, Westerwald/Rothaargebirge) mit entsprechenden
Neuschneemengen. In einigen Gebieten des Ostens und Südostens soll es sogar
trocken sein.
Die Höchstwerte liegen meist nur noch bei 0 bis +3 Grad und im höheren Bergland
oberhalb von 400 m gibt es leichten Dauerfrost.
Der Wind weht anfangs an der Nordsee noch stark. Ansonsten spielt der Wind keine
große Rolle. In der Mitte und im Süden kommt er aus West, im äußersten Norden
und Nordosten dreht er auf Ost bis Nordost.


Modellvergleich und -einschätzung
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IFS und GFS simulieren das Bodentief am Mittwoch und Donnerstag zwar weiter im
Osten, aber insgesamt ergeben sich für das Warnmanagement keine großen
Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden