DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-01-2021 08:30
SXEU31 DWAV 040800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 04.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
HNF z

An den Küsten (exponiert) stürmische Böen nicht ausgeschlossen. Ansonsten trüb
und meist nasskalt, im Bergland winterlich ohne markante Ereignisse.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
--------------------------------------------------------------
Montag... liegt Mitteleuropa, respektive Deutschland am Rand eines
umfangsreichen Höhentroges über Südwesteuropa, dessen Drehzentrum sich von der
Biskaya entlang der Pyrenäen nach Osten verlagert. Auf der Nordostflanke des
Troges hat die Höhenströmung nachgelassen und kommt aus östlicher bis
südöstlicher Richtung. Kurzwellige Troganteile liefern einen geringen
Hebungsimpuls, der im Norden durch leichte Warmluftadvektion gestützt wird.
Letztlich bleiben die Vertikalbewegungen aber auch dort schwach.
Derweil existiert über Nordeuropa eine langgestreckte Hochdruckzone, die vom
Nordostatlantik über Fennoskandien zum
Sibirienhoch reicht. Mit etwas über 1035 hPa verbleibt ein Zentrum über
Mittelnorwegen/-schweden. Ihm gegenüber steht nach wie vor eine mehrkernige
Tiefdruckzone, die, gestützt durch den beschriebenen Trog, von Südfrankreich bis
zur Ägäis reicht.
Die Großwetterlage lässt sich daher gut als HNFz einordnen, bei der mit
östlicher bis nordöstlicher Strömung bodennah mäßig kalte und feuchte Luftmassen
(T850 -3 bis -8°C) nach Mitteleuropa gelangen. Da aus dem Hoch etwas kältere
Luft ausströmt, steigen die Chancen, dass in der über der Ostsee aktiven
Schauerstraße auch mal ein Schnee- oder Graupelschauer auftritt. Wenn, dann wird
es nasser Schnee sein, weil die Ostsee zu warm ist. Großartig Schnee akkumuliert
sich dadurch nicht.

Auch zwischen Norddeutschem Tiefland und dem nördlichen bzw. westlichen
Mittelgebirgsraum fällt zeitweise leichter Niederschlag. Antreibendes Element
ist leichte WLA, induziert durch graduelles Rechtsdrehen des Windes von Nordost
unten auf Ost bis Südost oben. Vormittags fällt gebietsweise bis ganz runter
Schnee, bevor die Schneefallgrenze im Tagesverlauf auf 200 bis 400 m steigt.
Viel Schnee fällt aber auch im Bergland nicht mehr.
Weitgehend trocken bleibt es im äußersten Nordwesten sowie in weiten Teilen
Süddeutschlands, etwa südlich der Mainlinie. Lediglich vereinzelt fällt aus der
bis etwa 850 hPa (Inversion) reichenden tiefen Bewölkung etwas Schneegriesel
oder Nieselregen mit lokaler Glättegefahr. Während an der Nordsee die eine
Aufhellung oder andere Auflockerung möglich erscheint, muss man im Süden schon
hoch hinaus, um die Sonne zu Gesicht zu bekommen. Der Nordostwind bleibt an der
Küste prominent unterwegs, aber mit leicht abnehmender Tendenz und bringt Böen 7
Bft, anfangs exponiert 8 Bft.
Die Temperatur steigt meist auf Werte zwischen 0 und +4°C. Oberhalb 400 bis 600
m sowie punktuell im Süden herrscht leichter Dauerfrost.

In der Nacht zum Dienstag fächert der Gradient im Norden etwas auf, so dass
7er-Böen an der Küste seltener werden. Im
Norden und in der Mitte kommt es noch zu zeitweiligen schwachen Niederschlägen,
von der Ostsee her zu Schauern, die teils als Regen, teils als Schnee fallen. Im
Süden wird die Wolkendecke unter der zyklonalen Höhenströmung etwas angehoben
(Inversion steigt von aktuell 850 hPa auf rund 800 hPa), was stellenweise etwas
Schneegriesel oder auch gefrierenden Nieselregen zur Folge hat.
Die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt, im Norden eher leicht darüber, über
der Mitte und vor allem über dem Süden eher darunter.
Die Sache ist aber vielerorts grenzwertig und vor dem Hintergrund, dass die
Wolkendecke meist dicht bleibt, dürfte das Thermometer in vielen Regionen knapp
(häufig nur wenige Zehntel) oberhalb des Gefrierpunkts zum Stehen kommen.


Dienstag... zeigt sich das Strömungsmuster nahezu stationär. Bei uns tut sich
also relativ wenig, während abseits unseres Raumes dann doch etwas Bewegung
erkennbar ist. Zum Beispiel verlagert sich - angetrieben durch einen nordwärts
schwenkenden Randtrog - ein Tief von Rumänien nach Polen. Dabei dreht der Wind
im Osten und Nordosten auf nördliche, teils sogar nordwestliche Richtungen.
Darüber hinaus nimmt der Wind ab dem Nachmittag an der Ostsee wieder zu mit Böen
7 Bft, exponiert Bft 8.
Ansonsten gestaltet sich der Tag einmal mehr grau in grau mit einer weitgehend
geschlossenen Wolkendecke. Aufhellungen oder gar Auflockerungen sind selten und
treten am ehesten in Nordseenähe, am Alpenrand sowie in einigen Hochlagen auf.
In den übrigen Regionen kommt es zeitweise zu leichten Niederschlägen, die
oberhalb 200 bis 300 m als Schnee, darunter meist als Regen oder Schneeregen
fallen. Falls sich überhaupt Schwerpunkte ausmachen lassen, so sind dies anfangs
zunächst der Nordwesten, im Tagesverlauf die östliche Mitte, wo ein kurzwelliger
Trog etwas mehr Hebung verspricht. Die apostrophierten Mengen sind dennoch
überall gering (meist 1 bis 3 l/qm in 12 h), in den mittleren und höheren Lagen
des Thüringer Walds, vielleicht auch im Harz sind staubedingt ca. 5 cm Neuschnee
möglich. In den meisten Fällen liegt die Neuschneeakkumulation aber darunter.
Die Temperaturen ändern sich gegenüber Montag kaum.

In der Nacht zum Mittwoch kommt mehr Bewegung in die Atmosphäre. Das schon
erwähnte Tief zieht von Mittelpolen gen Odermündung (laut ICON). Auf der
Westflanke wird sowohl WLA als auch PVA generiert, was synoptisch-skalige Hebung
zur Folge hat. Entsprechend greifen von Polen her Niederschläge auf die Regionen
zwischen Erzgebirge und Ostsee über. Bei 850-hPa-Temperaturen um -6°C dürfte
trotz Durchmischung und einer gewissen Maritimität der Luftmasse häufig Schnee
bis ganz unten fallen, zumal die Intensität z.T. mäßiger Natur ist. Ob der
Schnee überall liegen bleibt, ist eine andere Frage (ICON zeigt sich nach wie
vor pessimistisch und zeigt im Flachland wenig bis gar nix).

Darüber hinaus verschärft sich der Gradient im Nordosten wieder und der Nordwind
erreicht an der Ostsee in Böen 8 Bft. Auch abseits der Gebiete im Osten schneit
oder nieselt es mitunter leicht. Mit Ausnahme einiger Tieflagen (Nordosten,
Küstennähe, west-südwestdeutsche Flusstäler) muss mit leichtem, im Bergland
lokal mäßigem Frost und entsprechender Glätte gerechnet werden.


Mittwoch... kommt das Tief nach Westen voran und erreicht in der Nacht zum
Donnerstag Dänemark. Die leichten, eventuell vorübergehend mäßigen Schneefälle
breiten sich über Norddeutschland nach Westen aus, wobei in Küstennähe, wo der
maritime Einfluss am stärksten ist, Regen oder Schneeregen fällt. Gebietsweise
werden von der Numerik mehr als 5 l/qm in 12 h gezeigt, was die Chancen auf eine
dünne, wenn auch matschige Schneedecke erhöht.
Der Nordwind ist anfangs vor allem an der Ostsee lebhaft unterwegs mit 7er bis
8er Böen, bevor im Tagesverlauf der Gradient auch dort deutlich aufweicht und
auf der Zugbahn des Tiefs kaum mehr steife Böen zustande kommen. Ansonsten
spielt bei geringem Gradienten der Wind keine relevante Rolle

Im großen Rest des Landes wird man auch am Heiligen-Drei-Königstag auf
Wolkenlücken und den Anblick der Sonne verzichten müssen. Eher sollte man aber
davon ausgehen, dass hier und da etwas Schnee oder Schneeregen fällt. Im
Bergland oberhalb 400m mit Glättepotential. Im Südosten sind im Tagesverlauf
etwas häufiger und vielleicht auch (etwas) intensivere Schneefälle möglich, die
mit einem Kurzwellentrog und einer Welle über dem Balkan in Verbindung stehen.
Die Temperatur liegt nachmittags häufig zwischen -1 und +4°C.

In der Nacht zum Donnerstag liegt das Höhentief dipolartig aufgebaut quer über
Mitteleuropa mit einem Drehzentrum über der deutschen Bucht und einem weiteren
über dem nördlichen Balkan. Zur deutschen Bucht verlagert sich auch das Zentrum
des kleinen Bodentiefs. An seiner Südflanke sind zunächst im Norden, dann eher
im Nordwesten weitere Schneefälle, in Küstennähe teilweise Schneeregen zu
erwarten, die aber kaum 5 mm in 12 Stunden bringen. Ob sich nennenswerte Schnee
akkumuliert ist fraglich, mehr als 1 bis 2 cm dürfte es nicht werden.
Ansonsten bleibt die Wolkendecke dicht mit leichten Niederschlägen, meist Schnee
besonders im Süden. Über der Mitte und im Nordosten sollte es weitgehend trocken
bleiben.
Die Temperatur geht in den leichten Frostbereich zurück. Im höheren Bergland
kann es mäßigen Frost um -5 Grad geben.


Modellvergleich und -einschätzung
--------------------------------------------------------------
Die Modelle simulieren heute und am Dienstag sehr ähnlich. Trotz der östlichen
Strömung bleibt es im Flachland zumindest in großen Teilen eher nasskalt, als
winterlich.
Ab der Nacht zum Mittwoch wird die Zugbahn des Tiefs von Polen her
unterschiedlich berechnet. IFS hat das Tief weiter südlich (über
Norddeutschland), GFS langsamer im Programm. Sollten diese Schneefälle den
Mittelgebirgsraum erfassen, wären markante Schneefälle zumindest nicht
ausgeschlossen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner