DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-01-2021 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.01.2021 um 10.30 UTC



Weiterhin winterlich. Im Norden etwas Schnee oder Regen, anfangs auch an den
Alpen etwas Schnee, alles von insgesamt schwacher Intensität. Sonst meist
trocken. Am kommenden Wochenende Dauerfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 10.01.2021


Am Mittwoch befindet sich Deutschland unter einer Zone tiefen Geopotentials in
500 hPa, die sich weitgehend zonal über Deutschland erstreckt. Das Drehzentrum
sieht der deterministische 00-UTC-Lauf des EZMW dabei zu Tagesbeginn etwa über
den Seealpen. Es verlagert sich bis zum Abend nach Nordosten und überdeckt dann
weite Teile Deutschlands. Seine unförmige, amöbenhafte Struktur weißt mehrere
kurzwellige Troganteile auf, wovon einer den Osten, ein anderer den Norden
Deutschlands beeinflusst. Auf der Nordostflanke des Höhentiefs wandert ein
flaches Bodentief von der nordwestpolnischen Ostseeküste nach Südschweden und
zum Kattegat. Es sorgt im Ostseeküstenumfeld für Niederschläge. Da in diesen
Regionen die 850er Temperaturen um -7°C liegen, muss bis in tiefste Lagen mit
Schnee gerechnet werden. Die entsprechenden Mengen simuliert EZMW mit etwa 2mm
in 12 Stunden, was grob 2cm Neuschnee entsprechen könnte. Ansonsten liegen die
850er-Temperaturen zwischen -5°C im Südosten und -9°C im Nordwesten. Bei
Temperaturen von unter -30°C in 500 hPa ist für eine gewisse Labilität gesorgt,
so dass allgemein leichte Schneeschauer auftreten können. Einzig an den Alpen
kann es auch länger schneien, dort sind auf der Südwestflanke des flachen
Ostseetief Staueffekte erkennbar, so dass im Vorland um 2cm, in Staulagen auch
bis 5cm Neuschnee dankbar sind. Der Himmel präsentiert sich dabei meist bedeckt,
die Höchstwerte liegen knapp über null, im Süden und in höheren
Mittelgebirgslagen ist es auch dauerfrostig. Der Wind weht meist schwach um
West, er frisch an der Ostsee im Randbereich des kleinräumigen Tiefs zwar
zeitweise böig auf, wird dabei aber nicht warnwürdig.

In der Nacht zum Donnerstag weitet sich das Tief etwas auf, der Kern verlagert
sich zögerlich nach Dänemark. Dabei ändert sich am Kerndruck nur wenig,
allerdings plustert sich das Tief etwas auf, was den Gradienten auseinanderzieht
und die ohnehin nicht besorgniserregende Windsituation über dem Norden weiter
entspannt. In den übrigen Regionen präsentiert sich der Wind sowieso nur
schwach. Die Verlagerung des Tief hat aber zur Folge, dass die mit ihm
verbundenen Schneefälle deutlicher auch auf das Nordseeumfeld ausgreifen, zumal
sich dort an der Küste das Windfeld zunehmend konvergent präsentiert, was
Hebungsimpulse liefert. Während an der Ostsee kaum noch Niederschlag fällt,
kommen dann an der Nordsee und in Ihrem Umfeld über die Nacht um 2cm Neuschnee
zusammen, lokal auch etwas mehr. Im Stau der Alpen flöckelt es noch etwas
weiter, ohne dass die Mengen nennenswert wären. In den übrigen Regionen fällt
nur hier und da etwas Schnee, der dann zu einer dünnen Neuschneedecke führen
kann. Es wird allgemein frostig, die zumeist geschlossene Wolkendecke verhindert
aber meist eine Abkühlung in den mäßigen Frostbereich, also unter -5°C.
Frostfrei bleibt es nur unmittelbar an der Küste, der mäßige Frost bleibt den
höheren Mittelgebirgslagen und dem Alpenrand vorbehalten.

Am Donnerstag nimmt die Geopotentialamöbe in 500 hPa Verbindung mit einem
Langwellentrog über dem Nordmeer auf, so das wieder ein großräumiger
Langwellentrog von den Polregionen bis nach Europa entsteht, der aber über der
nördlichen Nordsee eine Schwachstelle aufweist. Über weiten Teilen Mitteleuropas
liegt, breit aufgestellt, der südliche Bereich des Langwellentroges, der so
Deutschland weiterhin komplett überdeckt. Das Geopotentialminimum wandert über
das Bodentief hinweg nach Südschweden, das Bodentief selbst verlagert sich über
dem östlichen Dänemark kaum. Auf seiner Süd- bis Südwestflanke wird aber feuchte
Luft in den Nordwesten gesteuert, so dass es dort verbreitet zu etwas Regen oder
leichtem Schneefall mit Neuschneemengen um 1cm kommt. Ansonsten fällt nur lokal
etwas Schnee, allerdings überzieht den Himmel verbreitet eine tiefe
Stratusschicht, die im Osten, Süden und im Lee der Mittelgebirge auch mal
auflockert. Der schwache Wind kommt auf der Südflanke des Tiefs meist aus
westlicher Richtung, er kann an der Ostsee in Böen auch mal mäßig, an der
Nordsee, wo der auflandig aus Nordwest kommt, in Böen auch mal frisch sein. Da
sich an den Temperaturen im 850er Niveau nichts ändert, ist auch bei den
Höchstwerten keine gravierende Änderung zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag stellt sich keine durchgreifende Änderung der
synoptischen Lage ein. Das Tief über Dänemark füllt sich zögerlich auf, auch
über dem Süden steigt der Druck, dort weitet sich von Frankreich her ein
Hochkeil aus. Somit bleibt es südlich des Mains meist trocken, über der
Norddeutschen Tiefebene fällt Regen (Küste) oder Schnee, wobei in der Fläche um
2mm Niederschlag lokal 2cm Neuschnee bedeuten. Unter dem Hochkeil im Süden reißt
die Wolkendecke gebietsweise auf, was dann nicht nur mäßigen Frost bis -8°C,
sondern auch gebietsweise Nebel zur Folge hat. Um und teils unter -5°C sinken
die Werte auch in den Mittelgebirgen, sonst liegen die Minima im leichten
Frostbereich.

Am Freitag und in der Nacht zum Samstag ändert sich an der Konstellation der
Geopotential- und Druckgebilde weiterhin wenig, auch die 850-hPa-Temperatur
verharrt in einer Spanne von -5 bis -10°C. Immerhin: Allgemein steigt der Druck,
der Bodenkeil kann sich nach Norden ausweiten und der Druckgradient wird noch
weiter auseinandergezogen, so dass es weitestgehend windschwach ist. Damit fehlt
aber auch die Durchmischung als potentiell wolken- oder nebelauflösender Faktor.
Somit bleibt es meist trübe, im Süden eher durch zähe Nebelfelder, die sich in
der Nacht wieder ausweiten und verdichten, im Norden auch durch kompakte
Stratusbewölkung. Dort kann es auch wieder etwas Schnee geben. Die Höchstwerte
liegen im Westen und Norden etwas über, sonst um oder leicht unter 0°C. Nachts
breitet sich der Frost wieder über das ganze Land aus, wobei in der Mitte und im
Süden verbreitet mit mäßigem Frost zwischen -5 und -9°C zu rechnen ist.

Am Samstag und Sonntag setzt sich zunehmend Hochdruckeinfluss durch. Dabei
schiebt sich am Samstag ein Höhenkeil von den Britischen Inseln nach Dänemark
und zunehmend auch nach Norddeutschland. Dieser Prozess setzt sich am Sonntag
fort, und in der Nacht zum Montag verläuft die Keilachse, zonal ausgerichtet,
von West nach Ost über Deutschland hinweg. Im Zuge dieser Prozesse wird der
Langwellentrog nach Süden abgedrängt, er überdeckt in der Nacht zum Montag zwar
noch weite Teile der Iberischen Halbinsel, des westlichen Mittelmeeres und
Südfrankreichs, hält aber nur noch mittels einer schwachen Geopotentialrinne
über Osteuropa Kontakt zum nördlichen Residuum des Langellentroges. Auf der
Vorderseite und damit bei der geschilderten Konstellation südlich des
Höhenrückens wird eine Hochdruckbrücke gestützt und verstärkt, die von West nach
Ost über Deutschland verläuft. In ihrem Bereich ist es weitgehend trocken,
windschwach und nachts verbreitet neblig. Die Höchstwerte liegen im Nordwesten
und an der Küste im leicht positiven Bereich, sonst herrscht Dauerfrost. Nachts
ist der Frost leicht bis mäßig, lokal auch streng.

In der erweiterten Mittelfrist am Montag und Dienstag zögerliche südwärtige
Verlagerung der Druck- und Geopotentialgebilde und in der Folge im Norden
allmählich wieder wechselhafter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Mittwoch zeigen der aktuelle EZMW-Lauf und seine Vorläufe noch ein recht
einheitliches Bild mit einem großräumigen, insgesamt flachen 500-hPa-Höhentief
über Mitteleuropa und einem kleinräumigen, flaches Tief im Bereich bzw. um die
östliche Ostsee. Auch in den Temperatur- und Feuchtefeldern finden sich nur
geringe Abweichungen.

Ab Donnerstag zeigen sich dann deutlichere Unterschiede, die sich insbesondere
in der Lage und Intensität des kleinräumigen Tiefs über Dänemark manifestieren.
Denn während der aktuelle Lauf und sein unmittelbarer Vorlauf dieses Tief nur
zögerlich (gestriger 12-UTC-Lauf) bzw. praktisch überhaupt nicht mehr (aktueller
Lauf) nach Westen verlagern, sollte dieses Tief nach dem gestrigen 00-UTC-Lauf
noch bis zur zentralen Nordsee ziehen. Diese Unterschiede bilden sich auch im
Geopotentialfeld ab, in dem der gestrige 00-UTC-Lauf am Donnerstagmittag noch
ein abgeschlossenes Höhentief über Südpolen simulierte, das sich bei den
jüngeren Läufen allenfalls aus Austrogung wiederfinden lässt. Letztendlich
lassen die neueren Modellvarianten über dem Norden windigeres und
wechselhafteres Wetter mit mehr Niederschlägen erwarten, als dies noch nach dem
gestrigen 00-UTC-Lauf zu erwarten gewesen wäre.

Am Freitag laufen die Modele weiter auseinander. Das gilt weniger für das
500-hPa-Niveau, in dem alle Läufe tiefes Geopotential bei gradientschwachen
Verhältnissen simulieren. Vielmehr ist das Bodendruckfeld von drei deutlich
differierenden Lösungen gekennzeichnet. Dem sich allmählich auffüllenden flachen
Tief über Dänemark (und dem korrespondierenden Bodenkeil über Süddeutschland) im
jüngsten Lauf stehen im gestrigen 12-UTC-Lauf ein Tief über der Nordsee und im
gestrigen 00-UTC-Lauf ein Tief über dem Westausgang des Ärmelkanals und über der
zentralen Ostsee mit einem kleinen Hoch über Westfalen und damit insgesamt eine
"Sumpflage" gegenüber.

Der entscheidende Unterschied für den weiteren Verlauf manifestiert sich am
Freitag schon auf dem Atlantik. Denn dort steht im aktuellen Lauf eine
großräumige und kräftige Antizyklone, die am Wochenende einen Keil nach Osten du
damit Richtung Mitteleuropa schiebt. Die Vorläufe haben dem gegenüber auf dem
Nordatlantik noch auf einen Langwellentrog gesetzt. Folge: Der Aktuelle Lauf
prognostiziert für das kommende Wochenende eine kräftige Hochdruckbrücke über
Mitteleuropa, die in den Vorläufen so noch nicht zu erkennen war.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag kommen z.B. ICON oder ARPEGE zu einer ähnlichen
Einschätzung wie EZMW (u.a. kleinräumiges Tief über Dänemark als Teil einer
Tiefdruckrinne, die von der Nordsee zum Schwarzen Meer verläuft). Ab Freitag
gehen die Modelle dann getrennte Wege, denn während ICON eine Tiefdruckrinne von
der Nordsee zur Biskaya andeutet, setzt EZMW dann über Westeuropa schon auf
steigenden Druck, was die Ausbildung der Hochdruckzone in den kommenden Tagen
bereits andeutet. Diese Unterschiede steigern sich dann noch zum Samstag hin, an
dem ICON um 12 UTC eine kräftige Zyklone östlich von Schottland simuliert, die
bei EZMW nicht zu finden ist.

Das amerikanische GFS setzt schon frühzeitig, also am Mittwoch und Donnerstag,
auf eine südlichere Zugbahn des kleinräumigen Tiefs, als dies EZMW oder auch
ICON tun. In der Folge sind die Niederschläge über dem Norden Deutschlands bei
diesem Modell intensiver und greifen noch Süden zu auch bis in den
Mittelgebirgsraum aus. Im Weiteren (also am Freitag) lässt GFS, und dies
zumindest in gewisser Weise ähnlich zu ICON, auf der Südflanke des kleinen Tiefs
den Druck sinken. Dabei bildet sich aber im Gegensatz zu ICON keine nach
Südwesten orientierte Rinne, sondern das kleine Tief wird in das
Zirkulationsmuster eines Mittelmeertiefs eingebunden.

Recht nah beim EZMW ist die UKMO-Lösung, zumindest am Wochenende. UKMO verlagert
zwar das kleinräumige Tief verhaltener nach Westen als dies die übrigen
genannten Modelle tun, setzt aber am Wochenende wie EZMW voll auf
Hochdruckeinfluss.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die EZMW-Ensembles simulieren für das Zeitfenster +72 bis +96 Stunden 2 Cluster
mit 31 und 20 Mitgliedern, wobei der Haupt- und der Kontrolllauf im größeren
Cluster liegen und beide Cluster durchweg in der Kategorie "Blocking" zu finden
sind. Geprägt werden beide Cluster von tiefem Geopotential über West- und
Mitteleuropa, wobei das anfangs eigenständige Höhentief zum Ende des
Zeitfensters bei beiden Clustern eine Verbindung mit einem Langwellentrog über
dem Nordmeer eingeht.

Im Zeitfenster +120 bis +168 Stunden spreizt sich die "Lösungsmenge" in 5
Cluster auf, die zwischen 15 und 4 Mitglieder besitzen. Bezüglich der
Wetterkategorien wird das Muster bunter. Nur der größte und der kleinste Cluster
liegen durchweg in der Kategorie "Blocking". Interessant dabei: Mit dem
Hauptlauf in Cluster 1 und dem Kontrolllauf in Cluster 5 setzt die "erweiterte
Deterministik" durchweg auf die Blockierungslage. Ansonsten geht es bunt zu: der
mit 10 Mitgliedern mittlere Cluster liegt durchweg in der Kategorie "Negative
NAO", der mit 13 Mitgliedern zweitgrößte Cluster wechselt von "Blocking" zum
"Atlantischen Rücken", der mit 9 Mitgliedern zweitkleinste Cluster dagegen von
"Blocking" zur "Negative NAO". Auffällig: Cluster 2 setzt zum Ende des
Zeitfensters auf ein kräftiges, aber kleinräumiges Tief vor der schottischen
Nordseeküste, was etwa der ICON-Lösung entspricht. Bei den Clustern 3 und 4
bilden sich zum Ende des Zeitfensters dagegen kräftige Trogstrukturen über
Westeuropa aus. Insgesamt zeigt sich noch viel Diskussionsbedarf...

Im Zeitfenster +192 bis +240 Stunden bleibt es bei 5 Clustern und damit bei
einem uneinheitlichen Bild. Es deutet sich eine Tendenz zum "Atlantischen
Rücken" an, was bei eine rwestlichen bis nordwestlichen Strömung für uns wieder
wechselhaftes Wetter bedeuten würde.

Die EZMW-Rauchfahnen für Offenbach zeigen bei sehr geringen Schwankungen und
einer sehr geringen Streuung 850er-Temperaturen um -6°C an. Erst am, deutlicher
dann nach dem Wochenende sollen die 850er-Temperaturen steigen, wobei dann die
Streuung deutlich zunimmt. Da aber nur einzelne Ausreißer nach unten weiter auf
Werte um -6°C setzten, ist dann mit einem, zumindest moderaten Temperaturanstieg
zu rechnen. Bezüglich des Geopotentials stellt sich der Ablauf ähnlich dar
(anfangs wenig Schwankung und Streuung, später bei den meisten
Ensemblemitgliedern Anstieg des Geopotentials). Aber: Der Zeitpunkt, ab dem die
Streuung und das Geopotential ansteigen, liegt früher, nämlich schon am Freitag.


Bei den Clustern des GFS nimmt die Schwankung in der 850-hPa-Temperatur schon am
Donnerstag und Freitag zu. Im Mittel zeigt sich dann auch ein Anstieg der 850er
Temperaturen. Aber die Mehrzahl der Ensemblemietglieder deutet weiterhin recht
niedrige 850er-Werte um -6°C, so dass bis zum 19.1. bei den GFS-Ensembles das
Mittel der Lösungen unter dem langfristigen Mittel liegt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt im Mittelfristzeitraum keine Signale für signifikante
Wettererscheinungen.

EFI zeigt im Mittelfristzeitraum bis einschließlich Freitag geringe Signale
(Wahrscheinlichkeiten bis 30%) für mehr als 5 cm Neuschnee in 24 Stunden.

EFI zeigt von Mittwoch bis Freitag im Süden und auch im Mittelgebirgsraum
markante Signale (teils bis zu 100%) für 24-stündige Maxima unter 0°C
(Dauerfrost).

EFI deutet in der Nacht zum Freitag im höheren Mittelgebirgsraum sehr verhalten
(Wahrscheinlichkeiten bis 20%), an den Alpen etwas deutlicher
(Wahrscheinlichkeiten bis 60%) strengen Frost unter -10°C an
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Martin Jonas