DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

03-01-2021 10:01
SXEU31 DWAV 030800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 03.01.2021 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu HNFz

Bis morgen Vormittag im Harz in den Nordost-Staulagen markanter Neuschnee
wahrscheinlich (Gesamtschneemengen zwischen 10 und 20 cm).
Bis Morgen Vormittag an der See exponiert stürmische Böen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt im Randbereich eines Höhentiefkomplexes mit Zentren
über der Bretagne und dem Golf von Genua in einer südlichen bis östlichen
Strömung. Ein Randtrog schwenkt dabei von Süddeutschland langsam nordwestwärts
und in der 2. Tageshälfte zeichnet sich sogar ein kleines Höhentief über der
Pfalz ab. Vorübergehende Warmluftadvektion auf der Vorderseite des Troges
bedingt Hebung und so hat sich ein Niederschlagsgebiet gebildet, das heute über
den Osten und die Mitte nach Nordwesten geführt wird. Während im Osten die
Niederschlagsmengen immerhin bei 5 bis 10, vereinzelt sogar bei rund 12 mm in 12
Stunden liegen und somit eine nennenswerte Schneeakkumulation möglich ist, da
bei stärkeren Niederschlägen Schneefall zu erwarten ist. In der Mitte und im
Westen liegen die Niederschlagsmengen meist bei 1 bis 5 mm und so kann es in
Lagen unterhalb von 200 bis 300 m auch mal Schneeregen oder Sprühregen geben.
Damit bleibt unterhalb von 300 m im Westen und in der Mitte tagsüber kaum etwas
von der weißen Pracht liegen. Oberhalb von 300 bis 400 m ist allerdings meist
einer entsprechenden Neuschneeauflage zu rechnen. Im äußersten Norden und
Nordwesten bekommt vom Niederschlagsgebiet noch nichts ab. An der See fallen
aber einzelne Schauer. Nach Durchzug des Niederschlags ist es im Süden
anschließend meist trocken und die Wolken lockern hier und da auf. Während in
der Nordhälfte ein kräftiger Gradient herrscht mit mäßigem Nordostwind und
starken bis stürmischen Böen an der See, dehnt sich das Bodentief über Südbayern
nach Westen aus und im Süden entsteht quasi ein ´Tiefdrucksumpf´ mit nur
schwacher Luftbewegung. Die Höchstwerte liegen heute in den Niederungen zwischen
4 Grad an der See und 1 Grad örtlich im Landesinneren. In Lagen oberhalb von 400
bis 500 m liegen die Temperaturen bei 0 Grad oder im leichten Dauerfrostbereich.

In der kommenden Nacht zieht das westliche Höhentiefzentrum an der französischen
Westküste noch etwas nach Süden, während die östlichen Zentren sich weitgehend
auflösen und noch als Tröge übrigbleiben. Die Advektionsvorgänge werden dabei
deutlich schwächer. Das Niederschlagsgebiet bleibt aber noch über der Nordhälfte
Deutschlands liegen bzw. beeinflusst noch den Westen. Die Niederschlagsmengen
innerhalb von 12 Stunden gehen meist auf 1 bis 5 mm zurück. Nur vereinzelt, etwa
im Nordosten und in den nördlichen Mittelgebirgen, werden Mengen zwischen 6 und
9 mm simuliert. Der äußerste Nordwesten und Norden bleiben aber wahrscheinlich
außen vor, wobei aber an der See einzelne Schauer fallen. Am Nordrand des
Niederschlagsgebietes fällt durch den Einschub von Ostseeluft etwas Regen,
während weiter südlich Schneeregen und etwas nasser Schnee runterkommt. Den
meisten Schnee bekommen wohl die nördlichen Mittelgebirge ab, wo oberhalb von
200 bis 300 m durchaus 2 bis 5 cm, in etwas höheren Staulagen vereinzelt auch
bis knapp 10 cm zusammenkommen (etwa im Harz, s. u.).

Montag... nimmt die GWL zunehmend das Muster HNFz (Hoch Nordmeer Fennoskandien
zyklonal) an. Das Hoch über Nordeuropa weitet sich nach Osten aus und reicht am
Ende des Tages vom nahen Ostatlantik bis hoch zur Barentssee, wo der Anschluss
an das monumentale Hoch über Sibirien gelingt. Im Süden verharrt das Höhentief
unweit der Pyrenäen, während das Bodentief zwischen Korsika und Löwengolf liegt.
Für uns bedeutet das weiterhin Nordostwind, der im Tagesverlauf ganz allmählich
schwächer wird. An der Küste muss aber bis mindestens zum Abend mit Böen 7 Bft,
anfangs exponiert 8 Bft gerechnet werden.
Darüber hinaus gilt es festzuhalten, dass die direkt aus dem Hoch ausfließende
Luft im äußersten Norden etwas kälter wird (T850 um -7°C am Abend), wodurch die
Chancen steigen, dass die nach wie vor über die Ostsee Richtung Küste
streichenden Schauer die feste Form annehmen. Sicher ist das aufgrund des
relativ warmen Meerwassers aber keinesfalls. Südlich vom Küstengebiet bleibt das
Niederschlagsgebiet über der übrigen Nordhälfte Deutschlands liegen, wobei die
Niederschlagsintensität eher schwach ist. Aufsummiert über 12 h kommen kaum noch
5 l/qm zusammen, wobei oberhalb rund 200 bis 300 m durchweg Schnee fällt,
während darunter beide Phasen möglich sind. In einigen Staulagen (vor allem im
Harz, s. u.) können oberhalb von 400 m aber durchaus nochmal 6 bis 9 cm
zusammenkommen. Im Westen reichen die leichten Schneefälle im Bergland etwas
weiter nach Süden und beeinflussen zeitweise den Hunsrück.
Trocken bleibt es in Süddeutschland etwa südlich der Mainlinie, allerdings hält
sich reichlich tiefe Bewölkung, so dass die Sonne lediglich in einigen Hochlagen
(z.B. Alpen, Hochschwarzwald) zu sehen sein wird. Das Temperaturniveau ändert
sich kaum gegenüber dem Sonntag (Höchstwerte zwischen +4 Grad an der See und 0
Grad in rund 400 m Höhe, darüber meist leichter Dauerfrost).

In der Nacht zum Dienstag fächert der Gradient im Norden weiter auf, so dass
steife Böen 7 Bft an der Küste immer seltener werden. Gleichwohl können von der
Ostsee her immer noch ein paar Regen-, Graupel oder Schneeschauer nach MV und
ins südliche und östliche Schlesw.-H. ziehen, evtl. sogar über den Hamburger
Raum hinweg bis ins nördliche Niedersachsen. Das Niederschlagsgebiet zwischen
Norddeutscher Tiefebene und dem nördlichen Mittelgebirgsraum schwächt sich
weiter ab. Auf der Nordseite des Niederschlagsgebietes fällt etwas Regen (wegen
der einbezogenen Ostseeluft), nach Süden hin meist Schnee. Mehr als 1 bis 4 cm
sind aber nicht zu erwarten und unterhalb 200 m bleibt der Schnee teils nicht
liegen
Im Süden sorgt die zyklonal konturierte östliche Strömung dafür, dass die tiefe
Bewölkung etwas angehoben wird, so dass lokal etwas Schneegriesel oder auch
gefrierender Nieselregen möglich ist. Mit Ausnahme des unmittelbaren
Küstenstreifens geht die Temperatur auf Werte um den Gefrierpunkt, in den
Mittelgebirgen lokal auf -5°C zurück.


Dienstag... verlagert sich das Höhentief über Südwesteuropa etwas nach Osten zur
Löwengolfküste. Sein Randtrog driftet von den Alpen und vom nordwestlichen
Balkan bis Tagesende zum südöstlichen Deutschland. Vorderseitig zieht ein
Bodentief von den Karpaten nach Nordpolen. Zwar werden die stärksten
Hebungsimpulse östlich von uns simuliert, trotzdem kommt es auch bei uns noch
vor allem nach Osten hin zu schwachen Niederschlägen. Diese fallen oberhalb von
200 bis 300 m als Schnee, darunter ist teilweise Schneeregen angesagt, in
Küstennähe kann es auch durchweg regnen. Die Mengen liegen nach den heutigen
Modellvorgaben meist zwischen 0,5 und 4 mm, nur in exponierten Staulagen bei 5
mm oder etwas darüber. In Lagen oberhalb von 400 m sind demnach wieder
entsprechende Neuschneemengen zu erwarten. Mit der auf Nordost bis Nord
drehenden Strömung ist für mehr als 5 cm Neuschnee eher der Thüringer Wald und
das Erzgebirge als der Harz prädestiniert (allerdings nur von GFS gezeigt).
An der Ostsee nimmt der Gradient wieder etwas zu, so dass am Nachmittag vermehrt
mit Böen Bft 7, im Raum Rügen auch exponiert mit einer Bft 8 aus Nordosten zu
rechnen ist. An den Höchsttemperaturen ändert sich nur wenig, wenngleich die 4
Grad an der See wohl die Ausnahme ist.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren im Hinblick auf markante Wettererscheinungen
recht ähnlich.

Die Wahrscheinlichkeit von markantem Schneefall über 5 cm innerhalb von 6
Stunden ist heute Nachmittag und bedingt auch am Abend nach CosmoLEPS und
CD2-EPS im nordöstlichen Brandenburg und im südlichen Vorpommern erhöht.
Allerdings bleibt wohl nicht der gesamte Schnee liegen. Bei CosmoLEPS sind auch
die Staulagen des Weserberglandes und des Harzes, am Abend auch Teile
Sachsen-Anhalts mit dabei. In der 2. Nachthälfte gehen die Wahrscheinlichkeiten
von markantem Neuschnee zurück und am Montag gibt es dann kaum noch die
Möglichkeit von mehr als 5 cm Neuschnee in 6 Stunden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden