DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

30-12-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 30.12.2020 um 10.30 UTC



Mäßig kalte bis kalte Blockierungslage. Gebietsweise Schneefälle bis in tiefe
Lagen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 06.01.2021


Die Mittelfrist wird bestimmt von einer nachhaltigen Blockierungslage über dem
europäisch atlantischen Raum.

Zu Beginn der Mittelfrist am kommenden Samstag reicht ein markanter,
blockierender Höhenrücken vom Ostatlantik bis weit ins Nordmeer. Demgegenüber
steht ein Langwellentrog von Nordskandinavien bis ins westliche Mittelmeer.
Dieser weist mehrere Drehzentren auf; unter anderem eins über Sudskandinavien
und ein weiteres im Raum Pyrenäen, westliches Mittelmeer. Vor letzterem hat sich
ein Tiefdruckgebiet gebildet, das sich von Norditalien ausgehend beginnt über
die Alpen nach Deutschland auszuweiten. Mit bodennah schwacher nordöstlicher
Strömung wird mäßig kalte bis kalte Luft zu uns geführt, in der die Maxima
zwischen -2 und +3°C liegen.
Am Sonntag kippt der Höhenkeil nach Osten Richtung Nordskandinavien, wodurch der
Langwellentrog beginnt zu einem großen Höhentiefkomplex mit Schwerpunkten über
West- und Südwesteuropa abzutropfen. Die Höhenströmung dreht über Mitteleuropa
auf Südost und auslöst durch kurzwellige und Warmluftadvektion kommen von den
Alpen her vermehrt Hebungsimpulse auf. Die Bodenrinne weitet sich vor allem über
den östlichen Landesteilen nach Norden aus. Die Zufuhr der recht kalten
Luftmassen aus Nordosten setzt sich bodennah fort und es kommen in weiten
Landesteilen Niederschläge auf, die bis in tiefe Lagen vermehrt als Schnee
fallen. Nur im Norden regnet es teilweise, ansonsten wird es teils auch in
tiefen Lagen winterlich.
Am Montag kräftigt sich unter dem Einfluss des nach Nordskandinavien gerichteten
Höhenrücken eine Bodenhochdruckzone über Nordeuropa, die über Mittelschweden
Druckwerte nahe 1040 hPa aufweisen kann. Allerdings hält auch das große
Höhentief über Süd-, Südwest- und Mitteleuropa die Stellung. Wir liegen in einer
recht kalten östlichen bis nordöstlichen Strömung, die meist nur schwach
ausgeprägt ist. Nur im Norden baut sich mehr Gradient zum Hochdruckgebiet hin
auf. Weitere Niederschläge fallen im Norden eher als Regen oder Schneeregen, zur
Mitte hin meist als Schnee, während im Süden nach aktueller Modellversion die
Niederschlagsneigung eher geringer bleibt. Das Bergland bleibt somit tief
winterlich, in tiefen Lagen wird der Gefrierpunkt tagsüber meist leicht
überschritten.
Am Dienstag kräftigt sich die Hochdruckzone über Nordeuropa noch etwas. Das
Höhentief über Südwest- und Südeuropa wird zonal orientiert in die Länge
gezogen, was bei uns die Höhenströmung eher auf Ost drehen lässt.
Niedertroposphärisch wird vorübergehend mildere Luft in den Nordosten geführt,
bodennah bleibt es aber kalt. Dazu gesellen sich durch Warmluftadvektion
auslöste Niederschläge vor allem über dem Norden und der Mitte. Teilweise, vor
allem im Norden regnet es noch, ansonsten überwiegt die feste Phase mit den
entsprechenden winterlichen Begleiterscheinungen. Die Temperaturen liegen
tagsüber um 0 Grad, nachts tritt vielfach leichter, vor allem Süden auch mäßiger
Frost auf.
Am Mittwoch ändert sich nichts Grundlegendes. Die Hochdruckzone rückt von Norden
etwas nähert, was aber wohl nichts daran ändert, dass der zonale Trog südlich
von uns in Deutschland den Ton mit unbeständigem Wetter und feuchtkalter Luft
angibt. Die Warmluftschliere über dem Nordosten wird abgebaut und die
Temperaturen gehen niedertroposphärisch etwas zurück. Weitere Niederschläge
fallen bis auf die küstennahen Bereiche und dem Nordwesten zunehmend als Schnee.
Auch die Temperaturen ändern sich kaum.
In der erweiterten Mittelfrist setzt sich die Blockierungslage mit kalter
Ostströmung fort. Die Entwicklung im Detail wird aber unsicher, wahrscheinlich
kommt es zu weiteren Niederschlägen; meist als Schnee.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des europäischen Modells ist aktuell gut. Zumindest die
großräumige Entwicklung betreffend. Letztendlich wird die Prognose aber schon am
Wochenende unsicher, weil mit dem über die Alpen nach Norden ausweitenden Tief
kleinskalige Strukturen wichtiger werden, die von Lauf zu Lauf anders behandelt
werden. Auch danach steht der grobe Fahrplan wie oben beschrieben, auf die
Details müssen wir noch warten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Grundsätzlich gilt für die Modellbetrachtung ähnliches wie bei der Konsistenz.
Die andauernde Blockierung zeigen auch ICON und GFS. Die Lage am Sonntag und
Montag wird unsicher, da auch die anderen Modelle die Abläufe im Detail
unterschiedlich simulieren. Das Tief schafft aber in allen Versionen den Sprung
nach Mitteleuropa, bzw. ins östliche Mitteleuropa. Danach lässt ICON die
Hochdruckzone von Norden her zu uns herankommen, das GFS zeigt Deutschland näher
am Höhentief und zur Wochenmitte das Höhentief mit einem Drehzentrum sogar über
uns. Ziemlich kalt bliebe es in jedem Fall, die Niederschlagsneigung und deren
Schwerpunkte sähen natürlich ganz anders aus.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Aussagen des operationellen Laufs werden anhand der Rauchfahnen diverser
deutscher Städte gestützt. Die Kurven der Ensembles verlaufen über weite Strecke
nah beieinander und erst zum Ende der Mittelfrist wird der Spread größer. Hier
schlägt sich die unterschiedliche Behandlung des Höhenrückens nieder. Im
kleineren Teil der Ensemblerechnungen soll er nach Mitteleuropa hereinkommen,
das Gros der Rechnungen zeigt aber eine ähnliche Version, wie der Hauptlauf.
Im ersten Zeitschritt wird nur ein Cluster gebildet. Danach aber schon 5.
Allerdings unterscheiden sich selbst im Zeitraum bis 168h die einzelnen Cluster
über Mitteleuropa nicht mal allzu viel. Das starke Blocking ist immer vorhanden
und das Höhentief knapp südlich von uns auch. Lediglich in der Position und
Geometrie sind Abweichungen erkennbar, die für diesen Prognosezeitraum aber
überschaubar sind.
Erst in der erweiterten Mittelfrist wird die Lage diffuser. In den meisten
Lösungen ist ein Trend zu einer weiteren Blockierung aber erkennbar, auch wenn
über Mitteleuropa größere Unterschiede vorhanden sind, die u.a. auch eine
Milderung erkennen lassen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikant sollten für die kommende Mittelfrist vor allem winterliche
Warnelemente wie Schnee und Glätte werden. Auch wenn kein echtes "markantes"
Winterereignis erkennbar ist, sind im Bergland auch intensivere Schneefälle
möglich, eventuell sogar mal im Flachland oder in tiefen Lagen. Signale für
unterdurchschnittliche Temperaturen gegenüber dem Modellklima liegen aber nicht
vor. Lediglich ganz im Süden, also Alpenvorland oder in Alpentälern steigt im
Laufe der Zeit die Wahrscheinlichkeit für strengen Frost. Der Wind spielt keine
große Rolle.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MosMix, IFS (EPS)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Bernd Zeuschner