DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

29-12-2020 18:01
SXEU31 DWAV 291800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nasskalt und unbeständig, aber kaum signifikante Wettergefahren. Im höheren
Bergland zeitweise winterlich, in tiefen Lagen maximal "Stundenmatsch".

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland im Einflussbereich eines breit angelegten
Langwellentroges, der weite Teile West- und Mitteleuropas überdeckt, woran sich
auch über den Jahreswechsel hinaus erst einmal nur wenig ändern wird. Dabei wird
vom Nordmeer über die Nordsee bzw. Benelux und Nordostfrankreich polare
Meeresluft ins Vorhersagegebiet advehiert, die sich in der unteren Troposphäre
auf ihrem weiten Weg über das Meer bzw. das westliche Mitteleuropa erwärmen
konnte (T850 hPa zwischen -1 Grad im Südosten und -5 Grad im Westen), dennoch
aber hochreichend kalt bleibt (-33 Grad in 500 hPa) und entsprechend indifferent
bis leicht labil geschichtet ist.
Der Trog ist mit mehreren Drehzentren ausgestattet, wobei eines über
Nordwestdeutschland im Laufe der Nacht nur wenig nach Norden (Dänemark)
vorankommt und sich ein weiteres von Norden her nach Schottland verlagert,
wodurch in weiterer Folge eine Regenerierung des Langwellentroges eingeleitet
wird. Das mit dem Höhentief über Nordwestdeutschland korrespondierende Bodentief
kommt im Laufe der Nacht ebenfalls nur wenig nach Nordosten voran, an dessen
Südflanke kann sich allerdings der Gradient über Norddeutschland vorübergehend
etwas verschärfen, wodurch dort der Wind aus Süd bis Südwest auffrischt, für
warnrelevante Böen (Bft 7) reicht das aber selbst an den Küsten kaum. Lediglich
auf dem Brocken kann es im Laufe der Nacht erneut stürmische Böen bzw. Sturmböen
(Bft 8 bis 9) geben. Im übrigen Land fächert der Gradient dagegen eher auf, vor
allem auch im Südwesten, so dass die Schneeverwehungen im Hochschwarzwald ab den
Abendstunden der Vergangenheit angehören dürften.
Gekoppelt an das Höhentief gibt es im Norden (vom Emsland bis nach Mecklenburg
und weiter nördlich) im Laufe des Abends und der Nacht von Westen her häufiger
Schauer (ICON-EU mit Mengen zwischen 5 und 10 mm bis Mittwochfrüh), die aber
innerhalb der gut durchmischten Luftmasse überwiegend als Regen fallen dürften,
lediglich in kräftigeren Schauern kann auch mal Schnee oder Graupel dabei sein.
Glättegefahr besteht aber kaum, am ehesten durch Schneematsch von Ostholstein
bis nach Vorpommern.
Im übrigen Land gibt es zunächst kaum oder nur ganz vereinzelte Schauer, die
oberhalb von etwa 200 bis 400 m meist als Schnee fallen. Vor allem im Südosten
lockern die Wolken auch mal stärker auf. Im Norden und in den Niederungen
Westdeutschlands bleibt es meist frostfrei, ansonsten gibt es vielerorts
leichten, bei geringer Bewölkung in einigen Alpentälern auch mäßigen Frost und
vielerorts Glätte durch überfrorene Nässe, Schneematsch oder etwas Neuschnee.
Mit Annäherung eines kurzwelligen Randtroges, der im Laufe der Nacht von
Nordwesten her auf Zentralfrankreich übergreift und eines vorlaufenden
Bodentroges, der morgens Nordostfrankreich erreicht, kann auch im Westen und
Südwesten des Landes aufgrund von PVA etwas Hebung generiert werden, so dass
dort die Schauertätigkeit bereits aktuell auflebt und auch auf den zentralen
Mittelgebirgsraum ausgreift. Mangels Flüssigwassergehalt fallen diese allerdings
nicht allzu ergiebig aus, allgemein werden Mengen bis maximal 4 mm (Staulagen)
simuliert. Die Schneefallgrenze liegt meist zwischen 200 und 400 m, allerdings
kann es in kräftigeren Schauern auch mal bis nach ganz unten schneien. Dann
besteht Glättegefahr durch Schneematsch, in höheren Lagen können einige
Zentimeter Neuschnee fallen.

Mittwoch ... verlagert sich das über Dänemark angelangte Höhentief kaum und
erreicht am Abend grade so Südschweden. Das korrespondierende Bodentief bleibt
dagegen über Dänemark quasistationär und füllt sich ein wenig auf, an dessen
Südflanke kann es aber an den Küsten von Nord- und Ostsee zumindest an
exponierten Abschnitten noch einzelne steife Böen geben, auf dem Brocken
weiterhin stürmische Böen oder Sturmböen. Auch Regen-, Schneeregen- und
Graupelschauer sind dort weiterhin zu erwarten, zumindest in Küstennähe, für
kurze Gewitter dürfte aber die Labilität nicht ausreichen.
Weiter südlich greift der kurzwellige Randtrog unter deutlichem Konturverlust
samt zugehörigen flachen Bodentrog von Frankreich her auf Süddeutschland über.
In deren Einflussbereich gibt es vor allem im Westen, Südwesten und in der Mitte
ebenfalls einzelne Schauer, deren Intensität sich aber eher auf einem
absteigenden Ast befindet. Die Schneefallgrenze steigt meist wieder auf etwa 300
bis 400 m, aber auch in den höchsten Lagen reicht es maximal für wenige
Zentimeter Neuschnee.
Im übrigen Land sind kaum nennenswerte Niederschläge zu erwarten und vor allem
in Südostbayern sowie vom Erzgebirge bis zur Lausitz kommt auch mal länger die
Sonne durch. In Lagen oberhalb von 600 m (Mitte) bzw. 900 m (Alpenrand) gibt es
leichten Dauerfrost und auch tagsüber stellenweise Eisglätte. Ansonsten liegen
die Höchstwerte zwischen 2 und 7 Grad.

In der Nacht zum Donnerstag nimmt das Höhentief über Südschweden doch etwas an
Fahrt auf und zieht nordwärts ab, im Einflussbereich eines nachfolgenden flachen
und kurzwelligen Höhenrückens nimmt das Geopotenzialfeld über dem
Vorhersagegebiet vorübergehend eine etwas antizyklonalere Kontur an. Von Westen
her folgt aber bereits im Laufe der zweiten Nachthälfte ein weiterer
Kurzwellentrog, der aus dem von Schottland her nach England vorstoßenden
Höhentief herausläuft, aber keine nennenswerte Wetteraktivität aufweist, außer,
dass der Wind an den Küsten wieder etwas aus Südwest auffrischt (Bft 7) und es
auch auf dem Brocken weiterhin stürmische Böen bzw. Sturmböen (Bft 8 bis 9)
geben kann.
Somit klingen die Schauer im Laufe der Nacht allgemein, also auch an den Küsten,
weiter ab und es bleibt vielerorts trocken. Lediglich im Westen kann es -
einerseits durch PVA-induzierte Hebung im Bereich des angesprochenen
Kurzwellentroges, andererseits aber bereits auch gestützt durch WLA vorderseitig
des Höhentiefs über England - im Laufe der Nacht erneut leichte Niederschläge
geben, die oberhalb von etwa 200 bis 400 m meist als Schnee fallen, aber wohl
auch in den Hochlagen der westlichen Mittelgebirge maximal wenige Zentimeter
Neuschnee in petto haben.
Ansonsten lockern die Wolken auch mal auf und - außer in den Niederungen West-
und Norddeutschlands - gibt es vielerorts leichten, an den Alpen und in den
östlichen Mittelgebirgen auch mäßigen Frost. Dabei besteht Glättegefahr durch
überfrorene Nässe, Schneematsch und etwas Neuschnee.

Donnerstag ... verlagert sich der kurzwellige Troganteil rasch über den Norden
und die Mitte des Landes hinweg nordostwärts, wird aber durch WLA aufgefüllt und
verliert deutlich an Kontur, so dass er keine Wetterwirksamkeit mehr aufweist.
Dann gilt es den Blick gen Westen zu richten: Das Höhentief über England kommt
samt korrespondierenden Bodentiefs bis zum Abend zum Ostausgang des Ärmelkanals
bzw. nach Ostbelgien voran, wodurch der umfangreiche, von Skandinavien bis zur
Iberischen Halbinsel bzw. in den westlichen Mittelmeerraum reichende
Langwellentrog regeneriert wird. Somit setzt auch im Vorhersagegebiet von Westen
her Druckfall ein und am Abend erreicht das okkludierende Frontensystem des
Tiefs den Wesen/Südwesten des Landes. Dort kommen etwa ab den Mittagsstunden
durch vorderseitige WLA leichte Niederschläge auf, die in den tiefen Lagen meist
als Regen oder Schneeregen, ab etwa 200 bis 400 m wohl überwiegend als Schnee
fallen sollten. Insgesamt dürfte die Schneefallgrenze etwas niedriger als an den
Vortagen liegen, da mit Winddrehung auf Süd bis Südost bodennah geringfügig
kältere Luft in die Westhälfte advehiert wird. Erneut fallen auch im Bergland
meist weniger als 5 cm, lediglich in einigen Staulagen mehr, wobei die Mengen im
Detail aufgrund der Kleinräumigkeit der Entwicklung noch mit Unsicherheiten
behaftet sind.
Im übrigen Land steht ein wettertechnisch ruhiger Silvestertag ins Haus. Vor
allem im Südosten und Osten kann auch mal länger die Sonne durchkommen, sonst
hält sich vielerorts mehr oder weniger dichte Bewölkung, es bleibt aber
weitgehend trocken. Der Wind lässt auch an den Küsten bzw. auf dem Brocken nach,
dreht auf Süd bis Südost und frischt nachmittags/abends im Westen und Südwesten
wieder auf, in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge kann es steife bis
stürmische Böen geben. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 1 und 6 Grad, mit
den höchsten Werten im Oberrheingraben und im Nordseeumfeld, im Bergland,
oberhalb von etwa 500 bis 800 m, gibt es leichten Dauerfrost.

In der Neujahrsnacht nistet sich das Höhentief über Nordwestfrankreich bzw. dem
Ärmelkanal ein, von ihm ausgehend verlagert sich ein kurzwelliger Randtrog über
den Westen und die Mitte Deutschlands allmählich nordnordostwärts.
Das korrespondierende Bodentief füllt sich auf und zieht allmählich - vielleicht
auch als nach Südwesten zurückreichende Rinne - in die Niederlande oder nach
Nordwestdeutschland. Die Niederschläge kommen somit etwas nach Osten bzw.
Nordosten voran, schwächen sich dabei aber ab. Dabei fällt im Westen meist erst
etwa oberhalb von 200 bis 300 m, nach Osten zu eventuell aber bis nach ganz
unten etwas Schnee, die Neuschneemengen betragen aber auch im Bergland weiterhin
meist um oder etwas weniger als 5 cm.
Durch das Auffüllen des Tiefs fächert der Gradient wieder etwas auf, so dass der
Wind im Laufe der Nacht wohl kaum mehr warnrelevant ist.
Im Nordosten, im äußersten Osten und auch im Südosten (wo genau, kann man im
Detail noch nicht festlegen) bleibt es die Nacht über meist trocken und vor
allem im Südostbayern teils auch gering bewölkt. Die Böllerei fällt im Großen
und Ganzen aus, so dass sich auch dort mangels Feinstaubanreicherung die
Nebelbildung in Grenzen halten dürfte. In den Niederungen Westdeutschlands sowie
im Nordseeumfeld bleibt es meist frostfrei, sonst gibt es leichten, in
Südostbayern auch mäßigen Frost und oft Glätte durch überfrorene Nässe, etwas
Schnee oder Schneematsch.

Freitag ... , am Neujahrstag, kann sich der Trog über der Iberischen Halbinsel
bzw. dem westlichen Mittelmeerraum noch weiter nach Süden ausweiten. Er reicht
nach wie vor von Nordskandinavien bis dorthin und weist im Großen und Ganzen
zwei Höhentief-Dipole auf: Einen über Skandinavien und einen weiteren über
Nordwestfrankreich, der sich im Tagesverlauf bis nach Nordwestdeutschland
ausweitet. Das flache Bodentief bzw. die Tiefdruckrinne über Nordwestdeutschland
und Benelux kommen etwas nach Nordnordwest, Richtung Südwestnorwegen, mittlere
bzw. südwestliche Nordsee und Ostausgang des Ärmelkanals voran und füllen sich
weiter auf. Die leichten Niederschläge (0 bis 4 mm in 12 Stunden) in deren
Einflussbereich schwächen sich weiter ab und beschränken sich weitgehend auf den
Westen, Nordwesten und anfangs noch die mittleren Landesteile. Mit dem Höhentief
kühlt es auch niedertroposphärisch etwas ab, die Temperatur in 850 hPa sinkt auf
etwa -7 Grad im Nordwesten und -2 Grad im Südosten. Somit schneit es, je nach
Intensität, teilweise bis in tiefe Lagen, meist aber erst oberhalb von etwa 200
bis 300 m. Viel Neuschnee kommt aber auch dort nicht zusammen, meist nur wenige
Zentimeter.
Im Süden und Osten bleibt es meist trocken, allerdings macht sich auch dort die
Sonne eher rar, am ehesten lässt sie sich wohl noch Richtung Alpen und im
östlichen Bergland bzw. in der Lausitz blicken. Die Höchstwerte liegen meist
zwischen 0 und 4 Grad, in Südostbayern sowie im Bergland gibt es leichten
Dauerfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine signifikant prognose- und
warnrelevanten Modellunterschiede ausmachen. Im Detail nicht so einfach
abschätzbar bleiben hingegen die Schneefallgrenzen und die räumliche Verteilung
bzw. Intensität der allerdings zumeist nur leichten Niederschläge, vor allem ab
Donnerstag.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff