DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

29-12-2020 12:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 29.12.2020 um 10.30 UTC



Zunächst nur wenig Niederschlag, teils Schnee, teils Regen, im Bergland durchweg
Schnee. Ab Sonntag in der Nordhälfte und im Osten auch in tiefen Lagen
Schneefall möglich. Ausgenommen wahrscheinlich aber der äußerste Norden. Häufig
geringfügig kälter als im Mittel.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 05.01.2021


Am Freitag (Neujahr) überdeckt ein breiter Trog weite Teile Europas, in dessen
inneren Bereich sich abgeschlossene Höhentiefs über Nordskandinavien, über
Südnorwegen und über Frankreich befinden, die nur eine geringe
Verlagerungstendenz haben und an die meist auch ein flaches Bodentief gekoppelt
ist. Entsprechend liegt auch Kaltluft über Europa mit 850-hPa-Temperaturen
zwischen -3 und -8 Grad, die aber teils durch maritimen Einfluss in untersten
Schichten leicht angewärmt ist. Im Tagesverlauf verstärkt sich das Genuatief und
schiebt von Südosten mildere Luft ins südöstliche Mitteleuropa, so dass in
Südostbayern zum Tagesende die Temperatur in 850 hPa auf nahe null Grad
ansteigt.

Am Samstag dehnt sich der Trog bis nach Nordafrika aus. Das abgeschlossene
Höhentief im Bereich Frankreich verlagert sich nur wenig nach Süden. Das
Genuatief zieht im Tagesverlauf nach Oberitalien, so dass von Südosten verstärkt
Aufgleiten einsetzt. In Südostbayern steigt die Temperatur in 850 hPa sogar
knapp über null Grad an. Weiterhin liegt die kälteste Luft über dem Westen
Deutschlands. Im Tagesverlauf setzten Niederschläge der Aufgleitprozesse im
Süden ein.

Am Sonntag verlagert sich das Höhentief über Frankreich zu den Seealpen und die
ursprünglich vor Norwegen gelegene Höhenzyklone wird in seinen
Zirkulationsbereich einbezogen und driftet damit nach Nordwestfrankreich.
Auf der Vorderseite des Steuernden Tiefs wird das Bodentief von Oberitalien via
Österreich und Tschechien zum südlichen Ostdeutschland geführt. Dadurch kommen
in der Mitte, im Osten, aber auch im Norden Niederschläge auf, die trotz Anstieg
der 850-hPa-Temperatur meist als Schnee fallen, da die Luft durch
´Alterungsprozesse´ in untersten Schichten weiter ausgekühlt ist.
Nur in Küstennähe und ganz im Nordosten ist Regen zu erwarten. Entgegen der
gestrigen Prognose haben sich die Niederschlagsmengen erhöht und belaufen sich
immerhin auf 4 bis 10 mm innerhalb von 24 Stunden.

Am Montag wandert das Höhentief weiter zum Elsass, da es mit dem Höhentief über
Nordwestfrankreich ein Dipol bildet. Das letztgenannte wird nach
Südwestfrankreich gelenkt. Auf der Nordseite des Höhentiefkomplexes wird das
Bodentief über das zentrale Deutschland nach Nordwestfrankreich geführt.
Nördlich des Cut-Off-Tiefs über Frankreich stößt der Keil des kräftigen Hochs
westlich der Hebriden bis nach Nordwestrussland vor und im Norden resultiert
eine recht kräftige Ostnordostströmung. Dort bleibt noch mehrschichtige
Bewölkung übrig aus dem Prozesse vom Vortag und teils dauert die WLA bzw. die
Scherung noch an, so dass weitere leichte Schneefälle resultieren, im
Ostseeküstenbereich auch Regen.

Am Dienstag dehnt sich der Höhentiefkomplex bis zum Seegebiet westlich von
Galizien und nach Rumänien aus und auf der Nordseite des letztgenannten Tiefs
driftet ein Bodentief zur Slowakei. Damit setzten im Osten und Norden
Deutschlands erneut Aufgleitprozesse ein mit leichten bis mäßigen
Niederschlägen, teils Schnee, teils in Ostseenähe auch Regen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Modelllauf vom EZMW simuliert die Wetterentwicklung in der kommenden
Woche ähnlich wie die beiden Modellruns von gestern.

Allerdings wird im neuen Lauf am Sonntag und Montag im Norden und Osten deutlich
mehr Schnee simuliert als in den Simulationen von gestern.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Insgesamt simulieren die anderen Modelle einschließlich ICON zwar nicht ganz
identische synoptische Basisfelder, jedoch resultiert daraus keine andere
Vorhersage. GFS berechnet allerdings am Sonntag und Montag im Norden und Osten
weniger Niederschlag
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des IFS bis zum 7. Folgetag zeigt heute 3 Cluster, die sich
aber nur geringfügig unterschieden und das Szenario aus dem Hauptlauf
wiedergeben (Wetterlage wird als blockierend eingestuft). In der erweiterten
Mittelfrist gibt es 6 Cluster, wobei der 3. und der 5. Cluster in ´Atlantic
Ridge´ übergehen. In den anderen Clustern bleibt es bei der Trograndlage bzw.
bei der Lage am Rande eines nahen Höhentiefs.

Die Rauchfahne von Offenbach zeigt entsprechend recht niedrige
850-hPa-Temperaturen meist zwischen -3 und -8 Grad. Erst nach Wochenfrist
steigen 20 Prozent der Modellruns über die Null-Grad-Linie. Die
Niederschlagswahrscheinlichkeit ist nur gering, was aber ab Samstag nicht für
den Norden und Osten gilt.

Entsprechend der leicht maritim angehauchten, aber gealterten Polarluftmasse,
auf die später von Südosten wärmere Luft aufgleitet, steigen die Temperaturen
auf durchschnittliche bis leicht unterdurchschnittliche Tageswerte. Nachts
sinken die Temperaturen meist in den Frostbereich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Es stellt sich eine insgesamt recht schwachgradientige Wetterlage ein, so dass
zunächst kaum Windwarnungen nötig sind. Erst am Sonntag und anfangs auch am
Montag ist nach IFS-EPS und ICON-EPS die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen
aus Nordost an der See leicht erhöht. Meist dürfte es aber bei steifen Windböen
bleiben.
Da die Niederschläge meist in Schnee übergehen, ist nicht mit Dauerregen zu
rechnen und außerdem ist die Wahrscheinlichkeit für mehr als 30 mm Niederschlag
praktisch gleich null.
Die Wahrscheinlichkeit von mehr als 5 cm Neuschnee ist am Sonntag und Montag
nach IFS- und ICON-EPS im Norden und Osten leicht erhöht. Allerdings sind dann
innerhalb von 24 Stunden vereinzelt auch Neuschneemengen knapp über 10 cm
möglich.
Besonders im Bergland, ab Sonntag aber häufiger in den tiefen Lagen, ist mit
winterlichen Straßenverhältnissen zu rechnen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden