DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

28-12-2020 09:01
SXEU31 DWAV 280800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 28.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
TrM

Nasskalt mit wiederholten Niederschlägen. Bis in tiefe Lagen zum Teils als
Schnee. Gebietsweise Frost und Glätte. In der Nacht zum Dienstag im Süden vor
allem auf den Bergen wieder Sturmböen und Gefahr von Schneeverwehungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... ist das Strömungsmuster stark meridional ge3prägt durch einen sehr
großen Langwellentrog, der weite Teile Europas überdeckt. Das Drehzentrum des
Höhentroges und gleichzeitig ein Kern des entsprechenden Bodentiefs verlagert
sich zum Ärmelkanal, ein weiteres Drehzentrum liegt in 300 hPa bei Schottland
und zieht in die Nordsee. Darüber hinaus bildet sich vor einem Randtrog südlich
der Alpen ein Teiltief, das die Ostverlagerung der diagonal über Deutschland
verlaufenden Okklusion verzögert. Insgesamt wird dabei eine mäßig kalte
Meeresluftmasse nach Mitteleuropa geführt, die in 850 hPa Temperaturen von -1
bis -5 Grad aufweist, nur anfangs lagert über dem Südosten und Osten
niedertroposphärisch eine mildere Luftmasse, die allerdings in der Grenzschicht
zum Teil deutlich ausgekühlt ist.

Gekoppelt an nordwärts ablaufende Kurzwellentröge in der Höhe sind
Hebungsgebiete zu finden, die über die Alpen hinweg nach Deutschland steuern.
Damit treten sowohl an der Okklusion im Osten und Südosten als auch im Westen
und Südwesten meist leichte Niederschläge auf, die oberhalb von 300 bis 500
Metern als Schnee fallen. Bei auf -30 bis -34 Grad in 500 hPa sinkenden
Temperaturen nehmen in der Westhälfte die Niederschläge teilweise Schauer- oder
wenigstens schauerartigen Charakter an, wobei bis in die tiefen Lagen
Graupelschauer fallen können.

Am Nachmittag breitet sich, ausgelöst durch die Zyklogenese südlich der Alpen
und die dadurch schleifende Front von Bayern meist leichter Niederschlag
(zunehmend Schneefall, anfangs teils aber auch gefrierender Regen) nach Norden
aus.
Der Gradient spielt anfangs präfrontal im Osten und Nordosten noch eine Rolle
mit exponiert steifen Böen. Ansonsten wird der Gradient zusehends
auseinandergezogen, so dass in tiefen Lagen keine nennenswerten, oder wenigstens
warnwürdigen Böen mehr anstehen. Auf exponierten Bergen kann es Sturmböen geben
und in den Alpen schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Dienstag zieht der Kern des Höhentiefs nach Holland. Auf seiner
Südseite wird ein kleines Bodentief in den Südwesten gesteuert. Um das Höhentief
herum wird höhenkalte Luft nach fast ganz Deutschland geführt, so dass die
Temperatur in 500 hPa auch im Osten auf -29 bis -33 Grad sinkt. In 850 hPa geht
die Temperatur auf -3 bis -5 Grad zurück. Entsprechend geht auch die
Schneefallgrenze nach unten, teils kann es bis in tiefe Lagen etwas schneien. Im
Laufe der Nacht verschiebt sich ein Niederschlagsschwerpunkt vom Osten über den
Nordosten in den Norden. Ein weiterer greift mit dem Bodentief von Frankreich
auf den Südwesten über. Der Hebungsantrieb ist insgesamt nicht besonders groß.
Meist liegen die Mengen unter 10 mm in 12 Stunden, wobei im Norden und ganz im
Südwesten wohl noch am meisten fällt. In Lagen oberhalb von 300 bis 400 m ist
mit winterlichen Straßenverhältnissen zu rechnen. Örtlich kann es aber auch in
tiefen Lagen weiß werden (etwa im Nordosten).
Der Wind frischt dabei vor allem im Südwesten wieder auf und erreicht im
Bergland Sturmstärke in Böen, in tiefen Lagen gibt es eventuell steife Böen aus
Südwest. Exponiert sind im Schwarzwald schwere Sturmböen oder orkanartige Böen
(Mos) nicht ausgeschlossen. Dort sind in Hochlagen Schneeverwehungen
wahrscheinlich.


Dienstag... weitet sich der Höhentrog über Mitteleuropa nach Osten aus, wobei
das Zentrum des Höhentiefs nur zögernd nach Nordosten vorankommt und abends etwa
über Westniedersachsen erwartet wird (die Lage Trog Mitteleuropa, bzw. Tief
Mitteleuropa findet entsprechend ihren Fortgang).
Ein Wellentief zieht derweil langsam von Norddeutschland nach Dänemark und
markiert damit auch den Schwerpunkt des tiefen Drucks am Boden. An seiner
Südflanke wird erwärmte Meereskaltluft (T850 -2 bis -6°C) in den Vorhersageraum
gesteuert. Das andere kleine Bodentief über dem Südwesten zieht zunächst nach
Nordosten, füllt sich aber mehr und mehr auf. Während die Wolkendecke im Osten
und Südosten ab und zu auflockert, muss sonst gebietsweise mit Regen,
Schneeregen oder nassem Schnee gerechnet werden. Durchweg Schnee sollte oberhalb
von 300 bis 500 m fallen.
Der Süd- bis Südwestwind lebt vor allem im Bergland zeitweise böig auf mit Böen
7-8 Bft, exponierte Hochlagen bis 9 Bft. In tiefen Lagen ist der Wind meist
nicht warnwürdig, abgesehen von eventuell einigen exponierten Lagen an der See
und im Südwesten, wo der Wind aber in dem Maße, in dem sich das Bodentief
auffüllt, auch wieder nachlässt. Die Temperatur erreicht Höchstwerte von 2 bis 7
Grad. Im höheren Bergland liegen die Temperaturen tagsüber um 0 Grad, bzw. gibt
es zum Teil leichten Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch eiern die Zentren des niedrigsten Geopotentials und
des tiefsten Bodendrucks über dem äußersten Norden unseres Landes nahe der
dänischen Grenze. In ihrem Bereich regnet oder schneeregnet es zeitweise. Dazu
frischt der Süd- bis Südwestwind über Norddeutschland etwas auf mit starken bis
stürmischen Böen an den Küsten.

Ansonsten fällt gelegentlich Niederschlag, vor allem im Südwesten und der Mitte,
ausgelöst durch eine Trogachse. Die Intensität bleibt leicht, zum Teil wird es
aber erneut auch in tiefen Lagen weiß und glatt. Die Tiefstwerte liegen zwischen
+2 Grad im Nordwesten und -5 Grad ganz im Süden. Streckenweise gibt es
Straßenglätte, auch durch Gefrieren von Nässe.


Mittwoch... zieht sich die hochreichende Zyklone etwas nach Norden zurück und
befindet sich zum Abend mit Drehzentrum (500 hPa) über Südschweden. Von da
ausgehend erstreckt sich ein Trog über Deutschland nach Süden, der sich zögernd
nach Osten verlagert. Am Südrand des Tiefs gelangt mit einer vorübergehend
kräftigeren niedertroposphärischen Strömung von Westen her weiter erwärmte
maritime Polarluft nach Deutschland. Während im Osten und Südosten die
Wolkendecke häufiger Lücken zeigt und Auflockerungen etwas Platz für ein paar
Sonnenstunden lassen, regnet oder schneit es vor allem im Westen und Norden
gebietsweise. Die Mengen sind nach wie vor nicht überwältigend, allerdings sind
ganz im Norden durchaus mal um 10 mm in 12 Stunden möglich, im westlichen
Bergland oberhalb von 300 bis 400 m auch um 5 cm Neuschnee.
In den Nordwesten strömt derweil etwas mildere Nordseeluft, was die Temperatur
dort bis 6 Grad steigen lässt. Ansonsten ändert sich die Temperaturspanne nur
wenig. Meist liegen die Werte zwischen 0 Grad im höheren Bergland sowie in
Alpentälern und 6 Grad im Oberrheingraben und der Lausitz.

Im Norden ist ein recht gut ausgeprägter Druckgradient vorhanden, der vor allem
an der See einige steife Böen, exponiert stürmische Böen nach sich zieht.
Ansonsten sind vor allem im Bergland steife Böen möglich, auf exponierten Bergen
auch Sturmböen.

In der Nacht zum Donnerstag liegen wir weiter im Bereich des großräumigen
Troges, allerdings wird die Höhenströmung von Westen her vorübergehend etwas
antizyklonaler. Damit ziehen sich die Niederschläge in der aktuellen ICON
Version in den Nord- bzw. Südosten zurück. Die Temperaturen liegen über der
Mitte bei Werten um den Gefrierpunkt, im Norden tendenziell etwas darüber, im
Süden eher darunter, so dass in den entsprechenden Gebieten wieder mit Glätte
durch Schnee, Schneematsch oder gefrierende Nässe gerechnet werden muss. Der
Druckgradient fächert von Westen her auch im Norden wieder auf.

Die Entwicklung wird ab Mittwoch unsicher. Das Verhalten des Troges und der
entsprechenden, teils kleinräumigen Bodentiefdruckgebiete wird von den Modellen
unterschiedlich simuliert.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen bis Dienstag eine weitgehend ähnliche Entwicklung, Troglage,
nasskalt. Ab Mittwoch wird die Entwicklung auch im synoptischen Scale unsicher.
Die Prognose der Niederschlagsphase und der damit möglicherweise verbundenen
Glätte ist aber schon aktuell nicht trivial und bleibt in der gesamten Kurzfrist
schwierig. Bei Temperaturen teils um die 0 Grad und stärkeren
Niederschlagsintensitäten ist auch in tiefen Lagen nachts und am Vormittag
Schneefall möglich. Entsprechend offensiv sollten Glättewarnungen gehandhabt
werden, im Nowcasting können Schneefallwarnungen nachgesteuert werden. Im
Bergland dürfte oberhalb von 300 bis 600 m, je nach Intensität, überwiegend
Schnee fallen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner