DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-12-2020 19:01
SXEU31 DWAV 271800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht in den westlichen und zentralen Mittelgebirgen im Bergland
oberhalb von 600 m örtlich 10 bis 15 cm, in exponierten Staulagen rund 25 cm
Neuschnee. Vom Süden Thüringens bis in südliche Württemberg und nach
Mittelbayern vorübergehend Glatteis. Anfangs vor allem an der See noch
stürmische Böen, auf exponierten Bergen bis morgen Mittag noch Sturmböen, auf
Alpengipfeln auch mehr Wind.
Ansonsten ab morgen ruhiges Wetter mit örtlichem Niederschlag, dabei oberhalb
400 bis 600 m einige Zentimeter Neuschnee möglich. Vorübergehend bis in tiefe
Lagen Nassschnee nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... In der Nacht zum Montag verlagert sich das Hauptdrehzentrum des
Zentraltiefs ´Hermine´ von Schottland in den Raum Wales, wobei über Schottland
noch ein kleineres Zentrum übrigbleibt. Mit der weiteren leichten Annäherung
kommt auch seine Okklusion weiter ostwärts voran und erreicht mit seinen
Niederschlägen den Westen Vorpommerns und im Süden die Gebiete nördlich der
Donau. Rückseitig fächert der Gradient von Westen her deutlich auf und der Wind
schwächt sich weiter ab. Hinzu kommt noch die Abschwächung des Bodentiefs.
Anfangs sind vom Südwesten bis in den Nordosten noch Bft 7 bis 8 möglich, später
ist in den Niederungen keine Windwarnung mehr erforderlich (abgesehen von der
Küste). Auf den Bergen muss dagegen weiterhin mit stürmische Böen bis Sturmböen
aus Süd gerechnet werden, auch die Föhnlage an den Alpen bleibt weiterhin
erhalten. In der Südosthälfte kühlt die Grundschicht erneut leicht aus, sodass
verbreitet leichter, in Südostbayern auch mäßiger Frost auftritt, während es in
der Nordwesthälfte in tiefen Lagen frostfrei ist. Im Zusammenspiel mit der
Okklusion stellt sich die Frage nach der Niederschlagsphase.
Hauptgefährdungsgebiet für gefrierenden Regen ist der Norden Bayerns und der
Süden Thüringens, da hier die Niederschläge in einen Bereich mit leicht
positiven 850-hPa-Temperaturen übergreifen. Ansonsten fällt in den tiefen Lagen
Regen oder Schneeregen und oberhalb von etwa 400 m meist Schnee. Die
Schneefallgrenze ist gebietsweise aber auch niedriger.
Die Neuschneemengen in der Nacht liegen nach den derzeitigen Prognosen in den
westlichen und zentralen Mittelgebirgen oberhalb von 400 bis 500 m bei 4 bis 10
cm und oberhalb von 600 m bei 10 bis 15 cm. In exponierten Staulagen werden
weiterhin Mengen zwischen 15 und 20 cm berechnet, in Kammlagen bei einigen
Modellen auch rund 25 cm. Entsprechende Warnungen laufen. In der 2. Nachthälfte
werden die Niederschläge von Westen her deutlich schwächer.

Montag ... verlagert sich das hochreichend Tief in den Raum Ärmelkanal und das
nördliche Zentrum verbleibt über Schottland. Gekoppelt an Nordwärts ablaufende
Kurzwellentröge in der Höhe sind schwache Hebungsgebiete zu finden, die über die
Alpen hinweg nach Deutschland steuern. Damit treten sowohl an der alten Front im
Osten und Südosten als auch im Westen und Südwesten meist leichte Niederschläge
auf, die bei Temperaturen in 850 hPa von -1 bis -3 Grad oberhalb von 300 bis 500
Metern als Schnee fallen. Bei auf -30 bis -34 Grad in 500 hPa sinkenden
Temperaturen nehmen in der Westhälfte die Niederschläge teilweise
Schauercharakter an, wobei auch mal ein Graupelschauer bis in die tiefen Lagen
fallen kann.
Am Nachmittag könnte eine über die Ostalpen nordwärts ziehende Frontalwelle in
Bayern leichten Schneefall auslösen.
Der Gradient spielt anfangs vor der Front im Nordosten noch eine Rolle mit
steifen Böen auf Fehmarn und auf Rügen sowie Usedom. Ansonsten ist der Gradient
postfrontal aufgelockert, so dass er in tiefen Lagen allenfalls mäßig
daherkommt. Auf exponierten Bergen kann es aber anfangs noch Sturmböen geben und
in den Alpen auch schwere Sturmböen.

In der Nacht zum Dienstag nähert sich das Höhentief noch etwas an und erreicht
die Nordküste Hollands. Auf seiner Südseite wird ein kleines Bodentief von
Frankreich zur Eifel gesteuert. Um das Höhentief herum wird die höhenkalte Luft
nach fast ganz Deutschland geführt, so dass die Temperatur in 500 hPa auch im
Osten auf -29 bis -33 Grad sinkt. Auch in 850 hPa sinkt die Temperatur, nämlich
auf -3 bis -5 Grad. Entsprechend geht auch die Schneefallgrenze nach unten,
teils kann es bis in tiefe Lagen etwas schneien. Im Laufe der Nacht macht sich
die Frontalwelle an der der alten Okklusion bemerkbar, die von Tschechien über
Westpolen nach Vorpommern zieht. Folglich kommen auch im Nordosten in der 2.
Nachthälfte Niederschläge auf. Der Hebungsantrieb ist insgesamt nicht besonders
groß. Meist werden Niederschlagsmengen zwischen 0,5 und 9 mm ausgelöst mit den
höchsten Mengen in Rheinland-Pfalz, im Saarland sowie ganz im Nordosten. In
Lagen oberhalb von 300 bis 400 m ist damit häufig mit winterlichen
Straßenverhältnissen zu rechnen. Örtlich kann es aber auch in tiefen Lagen weiß
werden (etwa im Nordosten).

Dienstag ... weitet sich der Höhentrog über ganz Mitteleuropa aus, wobei das
Zentrum des Höhentiefs nur wenig nach Nordosten vorankommt und abends etwa über
der Deutschen Bucht erwartet wird. Das kleine Wellentief zieht derweil langsam
nach Jütland, von wo aus es mit südwestlicher Grundströmung weiterhin erwärmte
Meereskaltluft (T850 -2 bis -6°C) in den Vorhersageraum steuert. Während die
Wolkendecke im Osten und Südosten mitunter auflockert, muss sonst gebietsweise
mit Regen, Schneeregen oder nassem Schnee gerechnet werden. Durchweg Schnee
sollte oberhalb von 300 bis 500 m fallen.
Der Süd- bis Südwestwind lebt vor allem im Bergland zeitweise böig auf mit Böen
7-8 Bft, exponierte Hochlagen bis 9 Bft. In tiefen Lagen ist der Wind aber meist
nicht warnwürdig. Die Temperaturen erreichen Höchstwerte von 1 bis 6 Grad, im
höheren Bergland um 0 Grad oder es gibt geringen Dauerfrost.

In der Nacht zum Mittwoch siedelt sich das Bodentief in der Nähe vom Höhentief
im Raum Deutsche Bucht/Schleswig-Holstein an. In seinem Bereich gibt es im
äußersten Nordwesten und Norden zeitweise Regen oder Schneeregen. Ansonsten gibt
es nur vereinzelt etwas Niederschlag, meist im Bereich 1 mm oder darunter. Die
Tiefstwerte liegen zwischen +2 Grad im Nordwesten und -5 Grad ganz im Süden.
Streckenweise gibt es Straßenglätte.

Mittwoch ... Verlagert sich die hochreichende Zyklone nur wenig und befindet
sich im Bereich Schleswig-Holstein/dänische Ostseeinseln. An seinem Südrand
gelangt mit einer vorübergehend recht kräftigen niedertroposphärischen Strömung
von Westen her weiter erwärmte maritime Polarluft nach Deutschland. Dabei dehnt
sich nach ICON die Wolkenspirale des Tiefs etwa bis in die nördlichen
Mittelgebirge aus. Dort fallen allerdings nur wenige Millimeter Niederschlag, in
Lagen oberhalb von etwa 400 m können somit 1 bis 4 cm Neuschnee zusammenkommen.
Dort, wo der Niederschlag stärker ist, nämlich in Schleswig-Holstein und im
nördlichen Niedersachsen, fällt der Niederschlag aber meist als Regen oder
Schneeregen. Örtlich können dabei mehr als 10 mm Regen zusammenkommen. In den
Nordwesten strömt bei diesem Prozess etwas mildere Nordseeluft, so dass hier die
Temperaturen verbreitet 6 Grad erreichen können. Ansonsten ändert sich die
Temperaturspanne nur wenig. Meist liegen die Werte zwischen 0 Grad im höheren
Bergland sowie in Alpentälern und 5 Grad im Oberrheingraben.
Der Wind frischt im Norden auf und erreicht in freien Lagen nach ICON Bft 7 und
im Oberharz sind Sturmböen zu erwarten.
Nach IFS liegt das Tief etwas weiter nördlich, so dass nur an der See steife
Böen simuliert werden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Kleine Modellunterschiede schlagen sich meist nicht in den Warnungen nieder.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Pels Leusden