DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-08-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 15.08.2016 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit Schauern und Gewittern, dabei meist warm. Am Sonntag leichte
Abkühlung möglich. __________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 22.08.2016


Auf der Suche nach dem "goldenen" Abschluss des Sommers mit möglicherweise
länger andauerndem Hochdruckeinfluss und angenehmen Temperaturen stellt sich
neuerlich eine Enttäuschung ein. Mit einer Goldmedaille für den Abschluss des
Sommerwetters in diesem Jahr wird es allmählich schwierig, auch wenn bis Ende
August und damit dem Ende des meteorologischen Sommers noch ein paar Tage hin
sind.

Verantwortlich für die zu erwartende "Blechmedaille" sind wieder einmal
Tiefdruckgebiete, die in diesem Sommer so gerne über uns hinweg ziehen und
länger andauernden Hochdruckeinfluss gar nicht erst aufkommen lassen wollen. So
findet sich zu Beginn des Mittelfristzeitraums am Donnerstag nach dem aktuellen
EZMW-Lauf von 00 UTC ein Tief über den Britischen Inseln, dessen Ausläufer mit
dem Durchschwenken eines schwachen Randtrogs von Ostfrankreich nach Deutschlands
in den Südwesten des Landes geführt werden und dort Schauer und Gewitter
bringen. Außerdem liegt auch noch ein Höhentief über der Ostsee, das ein
Bodentief an gleicher Stelle stützt und das Wetter im Nordosten von Deutschland
ebenfalls mit Schauern und Gewittern bestimmt. Dazwischen gibt es immerhin noch
eine schmale Zone, wo der Einfluss des einige Tage lang bei uns wirksamen Hochs
noch vorhanden ist und es deshalb noch trocken bleibt. In der Nähe des
Höhentiefs liegen die 850 hPa-Temperaturen im Norden und Nordosten Deutschlands
bei 6 bis 10 Grad, während in der Mitte und im Süden 10 bis 15 Grad erreicht
werden.

Bis zum Freitag wird der Randtrog vom Höhentief über der Ostsee, das etwas nach
Norden wandert, aufgenommen. Dem Randtrog folgt zwar ein flacher Höhenrücken,
dessen Wirksamkeit am Boden bleibt jedoch begrenzt, weil das Bodentief über den
Britischen Inseln in Deutschland weiterhin die Zufuhr feuchter Luftmassen
begünstigt. Mit Abwanderung des Höhentiefs nach Norden hin können auch in
Norddeutschland die 850 hPa-Temperaturen auf über 10 Grad ansteigen.

Am Samstag erfassen neue Ausläufer des steuernden und recht stationären
Bodentiefs über den Britischen Inseln Deutschland und gestalten das Wetter mit
Schauern und Gewittern weiterhin wechselhaft. Unterstützt wird das Tief von
einem kräftigen Höhentrog über Westeuropa, der seinerseits durch Randtröge
regeneriert wird.

Am Sonntag kommt dieser Höhentrog ein wenig nach Osten voran, die Achse liegt
dann etwa von der Nordsee über Benelux bis nach Ostfrankreich. Das Bodentief
zieht damit zur Nordsee weiter. Die Kaltfront dieses Tiefs zieht von Westen her
über Deutschland hinweg. Die 850 hPa-Temperaturen sinken hinter der Kaltfront
auf 5 bis 8 Grad.

Am Montag liegt die Achse des Höhentrogs genau über Deutschland. PVA sorgt für
entsprechende Hebungsimpulse, sodass weiterhin Schauer und Gewitter zu erwarten
sind.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Dienstag schwenkt der Höhentrog nur
langsam ostwärts weiter. Dann kann erneut kurzzeitig ein Höhenrücken
durchschwenken werden, bevor mit einem neuen Langwellentrog über Westeuropa die
Ausläufer eines nördlich der Britischen Inseln liegenden Tiefs Deutschland
erfassen. Damit wird vorübergehend warme Luft herangeführt (10 bis 15 Grad in
850 hPa), die allerdings rasch auch wieder durch kältere Luft aus dem Nordwesten
ersetzt werden dürfte.

Der "Hin-und-Her-Sommer" oder "Schaukelsommer" findet also auch in den kommenden
Tagen bis in die erweiterte Mittelfrist seine Fortsetzung.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


In den Grundzügen weisen der aktuelle EZMW-Lauf und seine beiden gestrigen
Vorläufe eine gute Konsistenz bis zum Sonntag auf, Unterschiede beruhen meist
nur auf kleineren Details. Ab Sonntag zeigt sich eine Phasenverschiebung, die
sich auch auf die erweiterte Mittelfrist auswirkt, ohne aber am grundsätzlichen
Szenario zu rütteln.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis zum Sonntag sind ICON und GFS dem EZMW sehr ähnlich. Ab Sonntag zeigen sich
dann Unterschiede: GFS lässt den Trog schneller durchziehen, wobei der
nachfolgende Rücken deutlich flacher bleibt. Damit zieht auch der neue
Langwellentrog samt zugehörigem Bodentief schneller auf Deutschland zu. ICON ist
am Sonntag etwas langsamer als EZMW und die Kaltfront zieht ein wenig langsamer
herein. JMA ist dem EZMW ebenfalls ähnlich, setzt in der erweiterten Mittelfrist
jedoch auf den Aufbau eines kräftigen Höhenrückens und der Ausbildung eines
kräftigen Bodenhochs über Mitteleuropa. GEM und NAVGEM bleiben im Prinzip bei
der EZMW-Variante, in der erweiterten Mittelfrist wird der Höhenrücken aber
stärker simuliert als bei EZMW, jedoch schwächer als beim JMA. CMA wiederum ist
der EZMW-Lösung insgesamt sehr nahe.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa-Temperatur-Rauchfahne des EZMW zeigt bis zum Samstag einen engen
Verlauf, die Temperatur schwankt meist zwischen 7 und 13 Grad. Am Sonntag gibt
es einen Rückgang auf etwa 6 Grad, wobei die Streuung deutlich zunimmt und
Haupt- und Kontrolllauf im engen Mean am unteren Bereich liegen. Anschließend
steigt die Temperatur nach dem Kontrolllauf (der im Mean liegt) wieder, nicht
jedoch nach dem Hauptlauf. Für die erweiterte Mittelfrist sind somit größere
Unsicherheiten bezüglich der Vorhersage festzustellen. Untermauert wird dies
durch die Rauchfahne des 500 hPa-Geopotenzials. Da beginnt die Streuung bereits
am Samstag deutlicher auseinanderzulaufen. Während nach dem Kontrolllauf
(wiederum im Mean) das Geopotenzial am Montag deutlich steigt, verbleibt es nach
dem Hauptlauf deutlich weiter unten. Offenbar sind die von anderen aufgezeigten
Modelllösungen mit dem Aufbau eines stärkeren Rückens ab Montag auch im
EZMW-Ensemble eine Lösungsmöglichkeit.

So wird der Blick auf die Clusteranalyse eigentlich erst ab Montag interessant.
Bei t+120-168 (Samstag bis Montag) finden sich drei Cluster (29, 16 und 6
Mitglieder; Hauptlauf in C3, Kontrolllauf in C1). C3 zeigt den Trog am Montag am
stärksten, C1 relativ schwach. Bei C2 ist er kaum noch zu sehen. Bei t+192-240
(Dienstag bis Donnerstag) gibt es 5 Cluster (14, 13, 9, 9, 6 Mitglieder;
Hauptlauf in C5, Kontrolllauf in C2). Die Vorhersagen unterscheiden sich
deutlich in Bezug auf die Trog/Rücken-Strukturen, wobei in C3 ein kräftiger
Rücken aufgezeigt wird. Interessanterweise ist der Hauptlauf jeweils im am
schwächsten besetzten Cluster zu finden.

Als Fazit lässt sich sagen, dass die Vorhersage bis zum Samstag recht sicher
scheint und danach die Unwägbarkeiten beginnen. Insbesondere ist nicht klar, ob
das vom Hauptlauf ab Sonntag angestrebte niedrige Geopotenzial bei
zurückgehenden Temperaturen eintrifft. Einige deutlich wärmere Lösungen mit
deutlich höherem Geopotenzial lassen die Möglichkeit hohen Drucks und sogar
einer Hitzewelle in der erweiterten Mittelfrist offen.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI gibt keine besonderen Hinweise auf signifikante Wetterereignisse.

Allerdings sind im Rahmen der auftretenden Schauer und Gewitter lokale
Starkregenereignisse möglich (meist nicht unwetterartig), wofür COSMO-LEPS und
EZMW-EPS Signale geben.

Letztlich auch nicht ganz ausgeschlossen ist, dass aus den Schauern und
Gewittern ein Übergang in länger andauernden Dauerregen erfolgt. Signale dafür
liegen vor allem am Freitag im Südwesten vor, wobei COSMO-LEPS bis zu 20 %
Wahrscheinlichkeit für mehr als 30 mm Regen in 24 Stunden anbietet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler