DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

26-12-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 26.12.2020 um 10.30 UTC



Anfangs nasskalt und noch windig, zum Jahreswechsel nur noch regional
Niederschläge, ab und zu Sonne und mäßig kalt.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 02.01.2021


Am Dienstag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem IFS-Modell
Deutschland im Bereich eines Langwellentroges, das einen Höhentiefkern aufweist,
der von der Nordsee nach Dänemark zieht. Die Luftmasse ist eine Meereskaltluft,
die in 850 hPa Temperaturen zwischen -3 und -6 Grad aufweist, in 500 hPa
zwischen -30 und -36 Grad und somit labil geschichtet ist. Demzufolge herrscht
nasskaltes Wetter mit winterlichen Verhältnissen im Bergland, wobei die
Schauertätigkeit in der Nacht zum Mittwoch nachlassen soll. Im Bodendruckfeld
dominiert ein äußerst umfangreiches Tief mit Kern über der Nordsee die
Wetterkarte, wobei der Gradient nicht allzu stark ist und der Südwestwind
folglich allenfalls zeitweise und regional mal Warnschwellen überschreitet.
Am Mittwoch ändert sich die Lage kaum, die Schauertätigkeit soll aber schwächer
ausfallen als am Tag zuvor und auch der Gradient und damit auch der Wind nimmt
noch etwas ab.
Auch am Donnerstag (Silvester) und in der Neujahrsnacht tut sich nicht viel. Der
Trog bleibt uns erhalten und auch die Luftmasse ändert sich kaum, allenfalls in
der mittleren Troposphäre wird es etwas milder, so dass es weniger labil ist.
Zunehmend bestimmen zwei Höhentiefkerne die Lage, einer weiterhin nördlich
unseres Landes, einer über Frankreich. Bodennah sind wir weiterhin im Bereich
eines sehr umfangreichen, aber zunehmend flachen und damit mehrkernigen Tief.
Diese Tiefkerne bestimmen letztlich auch, wo etwas Hebung auftritt und damit
etwas Regen oder Schneefall. Mit dem recht schwachen Wind wird es aber in der
Nacht auch im Flachland recht verbreitet frostig, so dass es auch mal Schnee bis
ganz runter geben kann (oder blöde Glatteisgeschichten).
Im neuen Jahr sind zunächst auch keine Änderungen in Sicht. Die
schwachgradientige Troglage mit Meereskaltluft bleibt uns auch an Neujahr und am
Samstag erhalten, so dass es weiterhin bei kurzen sonnigen Abschnitten und immer
wieder mal Schauern bleibt. Da aber das Temperaturniveau noch etwas absinkt, ist
zunehmend mit Schnee auch in tieferen Lagen zu rechnen. Lediglich in der
Norddeutschen Tiefebene fällt bei Südwestwind weiterhin meist Regen.
In den Folgetagen soll der Trog dann allmählich abtropfen und sich der
Schwerpunkt des Tiefs Richtung Mittelmeer verlagern. Gleichzeitig wird nördlich
unseres Landes eine Hochdruckbrücke erwartet, so dass der Wind auf östliche
Richtungen dreht. Damit würde sich mit zunehmendem Hochdruckeinfluss auch
ruhiges und kaltes Wetter einstellen. Allerdings simuliert IFS am Montag von
Südosten übergreifende Schneefälle.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit den beiden Vorgängerläufen ist als
gut zu bewerten, bis zum Ende des Vorhersagezeitraums. Lediglich bei der genauen
Lage des/der Bodentiefs gibt es noch Unsicherheiten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die vorliegenden Modelle simulieren allesamt bis zum Ende des
Vorhersagezeitraums eine Troglage. Die genaue Lage des Troges ist aber noch mit
leichten Unsicherheiten behaftet. So verlagert sich bei GFS der Trog zum
Vorhersageende etwas nach Westen, so dass von Südosten her Niederschlag
übergreifen kann. Zudem kann es im Bereich des Troges flache Tiefs geben, die
letztendlich darüber entscheiden, in welchen Gebieten etwas Niederschlag fällt
und damit auch die Möglichkeit von vorübergehend mal mäßigem Schneefall besteht.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum von Donnerstag, 00 UTC bis Samstag, 00 UTC wird das gesamte
IFS-Ensemble einem Cluster zugeordnet. In der erweiterten Mittelfrist gibt es
immerhin zwei Cluster. Beide zeigen hohes Geopotential (und auch eine zonale
Bodenhochdruckbrücke) nördlich unseres Landes, dagegen tiefes Geopotential über
Mittel- und Westeuropa. Damit sind wir von atlantischen Luftmassen weitgehend
abgeschnitten und die Luft dürfte überwiegend aus östlichen, eventuell auch
südlichen Richtungen zu uns kommen.
Die Rauchfahnen zeigen in 850 hPa einen allmählichen Temperaturrückgang von -3
bis -5 auf -5 bis -7 Grad (je nach Region), wobei die Streuung nur langsam
zunimmt. Das Geopotential nimmt dagegen stetig zu, was letztendlich bedeutet,
dass die anfangs nasskalte in eine zunehmend trockene und mäßig-kalte ruhige
Wetterlage übergeht. Leichte Niederschlagssignale bleiben aber weiterhin
vorhanden, ab nächstem Sonntag nehmen diese dann wieder zu. Die Rauchfahnen des
GFS sehen ähnlich aus, allerdings streut bei der Temperatur das Ensemble
weniger. Lediglich im Süden ist die Streuung ebenso groß wie beim IFS. Da
besteht doch die Möglichkeit, dass von Süden mal mildere Luft herangeführt wird,
bzw. die Luftmasse sich föhnig erwärmt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt keine Signale.

Sturm:
Am Dienstag besteht über Süddeutschland und vor allem in den Mittelgebirgen nach
Cosmo-LEPS eine erhöhte Gefahr von stürmischen Böen. Am Mittwoch wird über der
Nordsee eine geringe Wahrscheinlichkeit simuliert.

Schneefall:
Nennenswerte Signale für Neuschneehöhen über 10 cm innert 12 Stunden gibt es bei
Cosmo-LEPS:
Am Dienstag in den Mittelgebirgen vom Südwesten bis zum Thüringer Wald.
Am Mittwoch und in der Nacht zum Donnerstag im Schwarzwald und Harz
Nachfolgend ist nur noch IFS-EPS zur Verfügung, das die Mittelgebirge nicht so
schön auflösen kann. Vorstellbar ist, dass es auch an den Folgetagen kleinräumig
signifikante Schneefälle gibt.

Temperaturen:
Während des gesamten Zeitraumes muss in den Hochlagen der Mittelgebirge
(oberhalb 600 bis 800 m) mit leichtem Dauerfrost gerechnet werden, zudem kann es
über Schnee stellenweise strengen Nachtfrost geben. Dies wird von IFS-EPS und
Cosmo-LEPS simuliert.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann