DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

23-12-2020 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 23.12.2020 um 10.30 UTC



Nach kurzer Wetterberuhigung wieder unbeständig und vor allem am Sonntag im
Westen Niederschläge. Sonst nur gelegentlich meist leichter Regen oder
Schneeregen, oberhalb 500 bis 600 m meist Schneefall. In Lagen darüber häufig
winterliches Wetter. Tagestemperaturen meist 0 bis 7 Grad und örtlich
Nachtfrost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 30.12.2020


Am Samstag, dem 2.Weihnachtstag schwenkt ein Höhenkeil über uns hinweg zu den
Alpen und die Höhenströmung dreht damit von Nord bis Nordwest auf West bis
Südwest zurück. Am Boden bildet sich aus einem Azorenhochkeil eine
Hochdruckzone, die sich später von der Biskaya über die Alpen bis nach Osteuropa
erstreckt. Mit Annäherung eines breiten atlantischen Troges verlagert sich auch
eine Okklusion südostwärts und erreicht Südschweden und Nordwestdeutschland.
Damit erfassen dichte Wolken und etwas Regen den Norden und Westen Deutschlands.


Am Sonntag erfasst ein breiter Trog Frankreich und ein Randtrog bis Tagesende
Nordwestdeutschland. Das steuernde Höhentief zieht gleichzeitig zur
nordwestlichen Nordsee. Die damit verbundene Okklusion mit Kaltfrontcharakter
beeinflusst vor allem den Westen und Norden Deutschlands mit Niederschlägen, ehe
sie vor einem Wellentief über Frankreich wieder rückläufig wird. Mit
Strömungsdrehung auf Süd bis Südwest stellt sich in den Alpen leichter Föhn ein.


Der scharfe Trog des leicht nach Süden ziehenden Höhentiefs erreicht am Montag
zum Tagesende den Westen und Südwesten Deutschlands. Die zugehörige Kaltfront
erfasst damit bis Tagesende auch das östliche und südöstliche Deutschland,
während postfrontal in der Westhälfte Deutschlands die Wolken wieder auflockern.
Hinter der Front strömt erwärmte Subpolarluft nach Deutschland mit
850-hPa-Temperaturen zwischen -1 und -4 Grad.

Am Dienstag geht die Troglage weiter. Wir verbleiben tendenziell eher auf der
Vorderseite des Troges in einer südwestlichen Strömung, da er sich über
Frankreich regeneriert. Weder in der mittleren, noch in der unteren Troposphäre
ist die Luft sonderlich kalt. In 850 hPa liegen die Temperaturen weiter zwischen
0 und -5 Grad. Nachmittags steigen die Temperaturen im Südosten sogar auf +3
Grad. Der Berglandwinter beschränkt sich eher auf mittlere oder höhere Lagen.

Auch am Mittwoch sowie in der erweiterten Mittelfrist setzt sich der
Trogeinfluss (anfangs Trog Mitteleuropa) fort, was wahrscheinlich wechselhaftes
und nasskaltes, lediglich im Bergland winterliches Wetter nach sich zieht. Die
Tagestemperaturen dürften sich aber etwas nach unten orientieren, da die
Luftmasse altert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der neue Lauf von IFS zeigt ab Sonntag zwar geringe Differenzen in der Lage des
Zentraltiefs über dem nahen westlichen und nordwestlichen Mitteleuropa, was aber
zu keiner anderen Wettervorhersage führt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Sonntag differieren die anderen Globalmodelle einschließlich ICON nur wenig.
Am Montag simuliert GFS eine deutlich südlichere Lage des Zentraltiefs, nämlich
über Nordwestfrankreich. Entsprechend würde es im Osten und Norden Deutschlands
meist trocken sein mit einem recht kalten östlichen Wind. Zum Abend zieht aus
Oberitalien ein Tief zum südöstlichen Bayern, so dass nachts zunächst im Süden,
später auch im Osten und im südlichen Norddeutschland Schneefall einsetzt, der
teils auch noch am Dienstag dort andauert. Dieses Tief bildet sich im
Tagesverlauf auch in der Höhe ab und bestimmt dann über der Ostsee liegend unser
Wetter.

Ansonsten simulieren die anderen Modelle in der neuen Woche ähnlich.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse vom IFS zeigt heute bis zum 7. Folgetag 4 Cluster, die aber
allesamt ab Montag ein Zentraltief über dem westlichen Mitteleuropa oder dem
nahen Westeuropa zeigen. Die östlichste Lage des Tiefs und damit auch die
kühlste Variante hat der 4. Cluster mit insgesamt 6 Modellruns (Tiefzentrum
später über Deutschland). In dieses Szenario fällt am ehesten noch der GFS-Lauf,
da sich Mittwochfrüh am Boden auch im 4. Cluster ein Bodentief im Raum
Norddeutschland befindet.
In der erweiterten Mittelfrist gibt es nur einen Cluster, in dem sich die Lage
mit dem hoch reichenden Tief über Mitteleuropa fortsetzt.

In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man den Absturz der Temperatur im
Kurzfristzeitraum auf ca. -7 Grad bis Samstagfrüh. Im Laufe des Samstages steigt
die Temperatur im Mittel wieder auf -3 Grad und stagniert dann in diesem
Temperaturbereich. Nur noch 3 Modellruns bringen einen signifikanten Anstieg der
Temperatur über die Null-Grad-Marke. In der neuen Woche geht die Temperatur im
Mittel sehr langsam wieder zurück auf rund -5 Grad am Freitag. Dabei steigt das
Geopotential langsam an, was deutlich macht, dass sich das Höhentief bei uns
langsam abschwächt. Die Niederschlagsaktivität steigt Sonntag/Montag
vorübergehend an und ist ab Dienstag eher gering, da bei dieser Wetterlage nur
mit geringen Hebungsvorgängen zu rechnen ist (kaum Einfluss der Frontalzone).

Infolge der Alterung der Luftmasse kann die Temperatur in der unteren
Troposphäre im Laufe der neuen Woche noch etwas zurückgehen. Anfangs liegen die
Tagestemperaturen noch im Bereich der Normalwerte. Ab Mittwoch liegen dann die
Werte meist um 2 Grad unter dem üblichen Temperaturmittel.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag nimmt im Nordwesten die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen zu
(Annäherung des atlantischen Tiefs). Am Sonntag sind dann im höheren Bergland
und an der See stürmische Böen und exponiert Sturmböen wahrscheinlich. Selbst in
den Niederungen können im Westen und Nordwesten stürmische Böen auftreten. In
Staulagen der westlichen Mittelgebirge zeigt CosmoLEPS erhöhte
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregenmengen über 30 mm (10 bis 35 Prozent). Dies
würde für die Lagen oberhalb 600 bis 700 auch hohe Neuschneemengen bedeuten mit
der Gefahr von Schneeverwehungen. Allerdings ziehen IFS- und ICON-EPS nur
bedingt mit (Nur 5 bis 15 Prozent Wahrscheinlichkeit für mehr als 30 mm
Niederschlag).

Am Montag sind dann die Niederschlagswahrscheinlichkeiten kaum noch erhöht und
Sturmböen beschränken sich nur noch auf die Alpengipfel, auf den Hochschwarzwald
und den Brocken.
Diese ruhige Wettersituation meist ohne markanten Warnungen dauert dann
wahrscheinlich bis in die erweiterte Mittelfrist (Samstag der Folgewoche) an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden