DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

21-12-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 21.12.2020 um 10.30 UTC



Am Donnerstag abklingender Dauerregen und Übergang zu Nordwestlage, später Tief
Mitteleuropa möglich. Dabei in Verbindung mit maritimer Polarluft oberhalb von
500 bis 700 m häufig winterlich.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 28.12.2020


Am Donnerstag greift von der Nordsee und England her ein scharfer Höhentrog auf
Deutschland über, dessen Achse den Nordwesten erreicht. Die zugehörige
Tiefdruckrinne liegt morgens etwa am Nordrand der Mittelgebirge, in der sich
eine Luftmassengrenze befindet (Okklusion mit Kaltfrontcharakter). Mit
Abschwächung des Westteils der Rinne wird die Front bis zum Abend zum
südöstlichen Deutschland gelenkt. Postfrontal strömt über die Nordsee erwärmte
polare Meeresluft nach Deutschland, in der die Temperatur bis Tagesende auch in
den Alpen unter -5 Grad sinkt.

Der Trog schwenkt am Freitag von Süddeutschland nach Italien, wo sich ein
flaches Cut-Off-Tief abzeichnet. Nachfolgend wandert ein Höhenkeil unter
leichter Abschwächung von den Hebriden zur Deutschen Bucht, so dass sich der
Azorenhochkeil zum mittleren Deutschland ausweitet und bis Tagesende nach
Süddeutschland schwenkt. Bei Temperaturen in 850 hPa zwischen -6 und -8 Grad
sind noch einzelne winterliche Schauer möglich. Abends greift dann eine
atlantische Warmfront auf den Nordwesten über.

Am Samstag schwenkt der Höhenkeil zu den Alpen und die Höhenströmung dreht damit
von Nord bis Nordwest auf West bis Südwest zurück. Am Boden bildet sich eine
Hochdruckzone, die sich später von der Biskaya über die Alpen bis nach Osteuropa
erstreckt. Mit Annäherung eines breiten atlantischen Troges verlagert sich auch
eine Okklusion südostwärts und erreicht Südschweden und die mittlere Nordsee.
Vorderseitig erfassen dichte Wolken und etwas Regen den Norden Deutschlands.

Am Sonntag erfasst der Trog Westfrankreich und das steuernde Höhentief zieht zur
westlichen Nordsee. Die damit verbundene Okklusion mit Kaltfrontcharakter
beeinflusst vor allem den Westen und Norden Deutschlands mit Niederschlägen, ehe
sie vor einem Wellentief über Frankreich wieder rückläufig wird. Mit
Strömungsdrehung auf Süd bis Südwest stellt sich in den Alpen leichter Föhn ein.


Der langgestreckte Trog des leicht nach Norden ziehenden Höhentiefs erreicht im
Laufe des Montags Ostfrankreich. Die zugehörige Kaltfront erfasst damit bis
Tagesende auch das östliche und südöstliche Deutschland, während postfrontal im
Westen und Nordwesten die Wolken wieder auflockern. Hinter der Front strömt
erwärmte Subpolarluft nach Deutschland mit 850-hPa-Temperaturen zwischen -1 und
-5 Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Samstag sind die Modellläufe von gestern und der Lauf von heute weitgehend
konsistent.
Am Sonntag deuten sich aber bereits Unterschiede an: Im Lauf von gestern 00 UTC
greift ein breiter atlantischer Höhentrog auf Mitteleuropa über mit einer
vorgelagerten Okklusion. Im Lauf von 12 UTC tropft dagegen der Trog zu den
Hebriden ab und das resultierende Höhentief zieht bis Montagabend nach Irland.
Regenfälle würden danach bis Sonntagabend erst den äußersten Nordwesten
erreichen und im übrigen Deutschland herrscht noch Hochdruckeinfluss in
Verbindung mit Kaltluft.
Im aktuellen Lauf ist ebenfalls ein Abtropfprozess enthalten, der jedoch etwas
weiter östlich stattfindet. Montagmittag liegt das Höhentief danach bereits über
der mittleren Nordsee. Entsprechend erfassen die Niederschläge im neuen Lauf bis
Sonntagabend bereits den Westen und Norden sowie die Mitte Deutschlands, was
kein großer Unterschied zum alten 00-UTC-Lauf bedeutet. Am Montag beeinflussen
die Niederschläge im neuen Lauf dann meist nur die alten Bundesländer und der
Osten bleibt weitgehend ausgespart. Im Lauf von 12 UTC wäre vom Regen am Montag
sogar nur der äußerste Westen betroffen. Der sonst noch andauernde
Hochdruckeinfluss würde damit in Bodennähe für etwas kälteres Wetter sorgen mit
Nachtfrost.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ähnlich wie der Lauf von IFS von gestern Mittag zeigt auch der Modellrun von CMA
(China) ein Abtropfvorgang bis Montag nach Südwesteuropa. Entsprechend würde es
am Sonntag abgesehen vom Nordwesten noch weitgehend trocken sein und die
Trockenheit hält auch am Montag im Randbereich des Hochs über Südosteuropa.
Auch GFS hat eine etwas westlichere Lage des Höhentiefs, so dass am Sonntag nur
der Westen und Nordwesten vom Niederschlag erfasst wird und am Montag bleibt
noch der gesamte Osten und Süden verschont.
Ansonsten sind die Modellergebnisse einschließlich ICON recht ähnlich und NAVGEM
hat sogar eine etwas östlichere Lage des Höhentiefs am Montagmittag, nämlich
über Norddeutschland.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Scenario vom gestrigen 12-UTC-Lauf ist nach der Clusteranalyse
unwahrscheinlich, da es am ehesten in den mit 12 Fällen belegten 4. Und letzten
Cluster fällt. Die anderen 3 Cluster mit insgesamt 39 Modellruns vom IFS zeigen
Geopotentialfelder, die einen ähnlichen Wetterablauf wie beim Hauptlauf erwarten
lassen würden. Für die erweiterte Mittelfrist ergeben sich 5 Cluster, wobei die
ersten drei mit 34 Modellruns blockierend sind. Dabei tropft der Trog nach
Mitteleuropa ab und selbst der 4 und 5 Cluster zeigen ansatzweise dieses
Abtropfen. Die neue Woche dürfte damit unbeständig anfangen mit weiteren
Schneefällen im Bergland.

In der Rauchfahne von Offenbach erkennt man am Donnerstag den Temperatursturz
von 4 Grad auf -7 Grad. Erst am Samstag steigt die Temperatur in 850 hPa wieder
leicht an. Am Sonntag/Montag deutet sich eine Bifurkation an: etwa bei 75
Prozent der Runs sinkt die Temperatur wieder geringfügig ab oder stagniert im
negativen Bereich und 25 Prozent der Läufe steigen vorübergehend in den
positiven Bereich. Diese Temperaturkurven gehören zu einem westlich von uns
gelegenen Höhentief, das vorübergehend von Süden mildere Luft zu uns steuert.

In den EPS-Meteogrammen ist es in der Mitte, im Süden und teils im Osten bis
Donnerstag noch relativ mild, während sich im Norden bereits die Abkühlung
bemerkbar macht. Ab Freitag liegen die Höchstwerte im Normbereich oder leicht
darunter. Selbst jenseits der erweiterten Mittelfrist (ab Freitag kommender
Woche!) bringen nur knapp 10 Prozent der IFS-Läufe milde Tagestemperaturen. Die
Tiefstwerte nachts liegen meist um den Gefrierpunkt.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag ist die Wahrscheinlichkeit von Dauerregenmengen in der Mitte und
im Süden vor allem in den Weststaulagen noch erhöht. Damit dauern die
Niederschläge, die schon im Kurzfristzeitraum beginnen, in den genannten
Regionen bis in den Mittelfristzeitraum an.
Außerdem sind Sturmböen auf den Bergen wahrscheinlich.

Von Donnerstagabend bis Freitagabend sind in den Alpen markante Neuschneemengen
zwischen 15 und 30 cm recht wahrscheinlich.

Am Samstag beruhigt sich das Wetter nach meist frostiger Nacht vorübergehend,
ehe gegen Abend stürmische Böen an der Nordsee wieder wahrscheinlicher werden.

Am Sonntag steigt dann im Westen und Nordwesten mit Übergreifen eines
atlantischen Frontensystems die Wahrscheinlichkeit von stürmischen Böen an und
auf den Bergen sind Sturmböen sehr wahrscheinlich.

Am Montag nimmt die Sturmgefahr auf den Bergen außer in den Alpen ab (Föhn
möglich).
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mosmix, EPS, oper. Modelle.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Olaf Pels Leusden