DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-12-2020 10:01
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 20.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SWz

Kommende Nacht im Südosten stellenweise gefrierender Regen möglich (örtlich eng
begrenzt Unwetter!).

Ab morgen Nachmittag vor allem im Schwarzwald und in den Weststaulagen des
Rothaargebirges und des Bergischen Landes Dauerregen möglich. Unwetter nicht
ganz ausgeschlossen.

Heute nur auf dem Brocken, ab Montagnachmittag dann im höheren Bergland
Sturmböen, exponiert schwere Sturmböen, vorübergehend auch Böen Bft 11 möglich.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Deutschland liegt auf der Vorderseite eines atlantischen Troges, der
von Westeuropa auf Mitteleuropa übergreift. Seine Achse erreicht abends den
äußersten Westen Deutschlands. Vorderseitig hat sich eine Kaltfront mit ihrem
Wolken- und Regenband quer über Deutschland gelegt, die bis zum Abend etwa eine
Linie Mecklenburg-Hochrhein erreicht. Die damit verbundenen Regenmengen liegen
meist im Bereich 0,5 bis 4 mm. Dabei strömt erwärmte Subpolarluft ein, die die
bodennahe Kaltluft in der Westhälfte verdrängt. Da die Temperatur in 850 hPa
grad mal auf null Grad oder knapp darunter sinkt, liegt die Schneefallgrenze
zunächst meist oberhalb der Kammlagen. Im Osten und Südosten bleibt präfrontal
zunächst noch die bodennahe Kaltluft wirksam mit Nebel und Hochnebel in weiten
Teilen Bayerns. Nördlich des Erzgebirges ist anfangs noch geringe Bewölkung
vorherrschend, ehe sich am Nachmittag und Abend die Bewölkung verdichtet. Die
Höchstwerte erreichen im Osten Werte um 7 Grad und von Holstein bis nach Baden
und zur Pfalz 8 bis 12 Grad. In weiten Teilen Bayerns werden dagegen nur 0 bis 5
Grad erreicht. Der Böhmische Wind sorgt in Ostsachsen noch für einzelne 6er und
7er Böen und auf dem Brocken kann es Sturmböen aus Süd bis Südwest geben.
Ansonsten weht schwacher bis mäßiger, im Westen und Nordwesten auch frischer
Wind aus Süd bis Südwest. An der Nordsee bleibt es meistens bei 6er Böen und
steife Böen treten weiter draußen auf.

In der Nacht zum Montag erreicht der Trog mit seiner Achse den Hamburger Raum
sowie die östlichen Mittelgebirge und die zugehörige (maskierte) Kaltfront
überquert den Osten und Südosten Deutschlands, wobei die Regenmengen ähnlich
niedrig sind wie am Tage. Dabei ist die Wahrscheinlichkeit von gefrierendem
Regen im Osten und Süden Bayerns wegen der gefrorenen Böden und Temperaturen um
0 Grad recht hoch. Meist dürften aber die markanten Warnungen ausreichend sein,
da die Regenmengen zu gering sind und die Temperatur gegen Morgen meist knapp
über den Gefrierpunkt steigen sollten. Die Schneephase spielt keine große Rolle,
gegen Ende des Niederschlagsereignisses sinkt sie auf 1400 bis 1100 m. Der Wind
frischt zwar im Bereich eines Bodentroges an der Nordsee vorübergehend auf,
dürfte aber nur vereinzelt mal eine 7er Bö bringen. Im Westen und nördlich der
Mittelgebirge ist Frost meist kein Thema. Im Südosten dagegen ist anfangs
geringer Frost angesagt.

Montag... schwenkt der Trog rasch ostwärts ab und anschließend stellt sich eine
westliche Höhenströmung ein. Mit dieser wird ein Wellentief (Warmfrontwelle),
ohne sich wesentlich zu intensivieren, über England hinweg in die südwestliche
Nordsee gesteuert. Kräftige Warmluftadvektion, die in Verbindung mit einer von
Frankreich her übergreifenden Warmfront steht, lässt bereits am späten Vormittag
Regen auf den Westen Deutschlands übergreifen, der rasch die mittleren Teile
Deutschlands erfasst. Wahrscheinlich trocken bleibt es nur von der Ostsee bis
nach Bayern und eventuell in Teilen Württembergs. Bis 18 UTC fallen aber
zunächst meist nur 2 bis 7 mm Regen, im Zeitraum bis 24 Uhr aber deutlich mehr
Regen, nämlich im Nordwesten 10 bis 15 mm und im Schwarzwald in exponierten
Staulagen auch 15 bis 25 mm.
Die mehrschichtige Bewölkung breitet sich im Tagesverlauf bis in den Osten und
Südosten aus. Zuvor sind dort aber noch Aufheiterungen möglich, wenn sich nicht
gerade, wie im Südosten, Nebel und Hochnebelfelder halten.
Mit Annäherung der Warmfront gibt es Druckfall und eine deutliche
Gradientzunahme. Im Westen und über der Nordsee kommen am Nachmittag und Abend
starke Windböen und exponiert stürmische Böen aus südlichen Richtungen auf. Im
höheren Bergland sind Sturmböen, auf exponierten Gipfeln schwere Sturmböen
möglich. Der Rest des Landes wird davon aber noch nicht viel mitbekommen.
Die Temperaturen gleichen sich insgesamt etwas an: Im Osten wird es geringfügig
wärmer, im Südosten erwärmt sich die Luft sogar um 3 bis 4 Grad und im Westen
wird es nicht mehr ganz so mild wie heute. So ergibt sich eine Temperaturspanne
zwischen 3 Grad in Niederbayern und 11 Grad nördlich der Eifel.

In der Nacht zum Dienstag dreht das Tief langsam nordostwärts zum Skagerrak ab,
da sich das steuernde Tief vor Südnorwegen befindet. Während die Warmfront nach
Osten abzieht, gerät die nachfolgende Kaltfront über dem Norden Deutschlands ins
Schleifen. An dessen Südflanke sind zeitweise bis in tiefe Lagen Windböen, im
Bergland anhaltend Sturmböen aus Südwest bis West zu erwarten. An der Nordsee
lassen mit Frontdurchgang die stürmischen Böen nach. Während derweil die
Regenfälle im Norden recht zügig durchziehen und nachfolgend Auflockerungen auf
den Nordwesten übergreifen, regnet es über der Mitte und dem Süden zum Teil
länger anhaltend. In 12h sind gebietsweise 10 bis 20 mm möglich. ICON-Nest hat
für den Schwarzwald nach wie vor mehr als 25 mm im Programm und Euro4 zeigt
solche Mengen fürs Bergische Land.
Abgesehen von einigen Lagen im Bayerischen Wald ist Frost kein Thema mehr. Die
Tiefstwerte liegen meist zwischen 1 Grad in Niederbayern und 9 Grad im
Rheinland.

Dienstag... verbleibt der Tiefdruckkomplex über Skandinavien sowie dem Nordmeer
und wir liegen an dessen Südflanke folglich innerhalb der Frontalzone in einer
kräftigen westlichen Strömung. Mit Aufwölbung eines flachen Rückens über
Frankreich werden die Isohypsen dabei vorübergehend antizyklonal gekrümmt und am
Boden steigt der Luftdruck im Bereich eines flachen Hochkeils etwas an. Die
Niederschläge dauern entlang der schleifenden Kaltfront zwar an, werden aber von
der Intensität langsam schwächer mit Größenordnungen noch zwischen 3 und 10 mm
binnen 12h. Die genaue Lage ist dabei noch recht unsicher. Momentan sind die
Regionen vom nördlichen Baden-Württemberg und Bayern bis zum südlichen
Norddeutschland am wahrscheinlichsten davon noch betroffen, bevor die Front zum
Abend mit Annäherung eines neuen Tiefs über der Keltischen See als Warmfront
rückläufig wird. Im Raum Schwarzwald werden die Regenfälle deutlich schwächer,
so dass hier ein Warnzeitraum von Montag 15 UTC bis Dienstag 15 UTC zu empfehlen
ist.
Direkt an den Alpen und im äußersten Norden lockern die Wolken unterdessen
zeitweise auf bei landesweit durchweg sehr hohen Temperaturen zwischen 8 Grad in
Nordfriesland und 15 Grad in Südbaden.
Südlich der schleifenden Front bleibt der Wind recht kräftig mit 5er und 6er
Böen in der Mitte und im Süden. In etwas höheren Lagen muss mit starken Windböen
gerechnet werden. Im höheren Bergland treten weiterhin Sturmböen auf. Auf
exponierten Gipfeln sind schwere Sturmböen wahrscheinlich.

In der Nacht zum Mittwoch dreht sich das Tief über der Keltischen See ein und
liegt Mittwochfrüh am Ausgang des Bristolkanals. An seiner Ostflanke wird die
Warmfront ins nördliche Niedersachsen geführt. Mit der nur langsam
vorankommenden Front dauern im südlichen Norddeutschland und in der Mitte die
Regenfälle an, wobei im Weststau des Rothaargebirges und weiter westlich
Dauerregenmengen zusammenkommen können. Ansonsten liegen die Regenmengen häufig
bei 3 bis 10 mm, in den übrigen Staulagen bei bis zu 15 mm. Ganz im Süden und
anfangs auch ganz im Norden ist die Bewölkung aufgelockert. Hier sinken die
Temperaturen auf rund 3 Grad, während es sonst bei 5 bis 10 Grad recht mild ist.
In höheren Lagen bleibt es weiter stürmisch.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wahrscheinlichkeiten für Dauerregen im Zeitraum von 24 bis 72 Stunden sind
im Zeitraum von morgen Nachmittag bis Mittwochnachmittag bzw. bis
Donnerstagfrüh/Donnerstagmittag vor allem in Weststaulagen des Rothaargebirges
und des Bergischen Landes erhöht (30 bis 70 Prozent. Selbst Unwettermengen über
60 mm sind möglich (10 bis 25 Prozent). Geringere Dauerregenwahrscheinlichkeiten
gibt es in den Weststaulagen der übrigen Mittelgebirge (vor allem Schwarzwald).
Das Osterzgebirge bekommt dagegen deutlich weniger Regen ab.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden