DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

19-12-2020 08:30
SXEU31 DWAV 190800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 19.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SW a Übergang zu W z

In der Nacht zum Montag im Südosten stellenweise gefrierender Regen möglich. Am
Montag auffrischender Wind; vor allem im Bergland Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... bewegt sich der Höhenrücken über dem nahen Osteuropa nur langsam
ostwärts und der breite Langwellentrog über dem Nordatlantik nähert sich ebenso
zögernd und erreicht mit seiner Achse Irland und die Biskaya. Ein erster
vorlaufender Trogaanteil läuft über England und die Nordsee nach Nordosten ab.
Die südwestliche Strömung über Mitteleuropa dreht dabei noch etwas auf südliche
Richtungen.
Im Bodendruckfeld (zwischen dem abziehenden Hoch über dem Balkan und dem
umfangreichen Tiefdruckkomplex mit Kern nordwestliche Irlands) nimmt der
Gradient noch ein wenig zu. In Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge, in
Ostsachsen und in einigen exponierten Leelagen des Westens sind Windböen, im
höheren Bergland stürmische Böen und auf dem Brocken Sturmböen wahrscheinlich.
Zudem kann sich der Nebel und Hochnebel besser auflösen, als noch in den letzten
Tagen. In einigen Tallagen und Niederungen Süddeutschlands (vor allem
Donauregion und Bodenseegebiet) dürfte das Dauergrau aber weitergehen.
Im Nordwesten und Westen steigt die Temperatur auf 8 bis 14, im Osten und Süden
sowie in den mittleren Landesteilen auf 4 bis 9 Grad. Bei zähem Nebel werden nur
Maxima wenig über 0 Grad erreicht.

In der Nacht zum Sonntag greift die Hauptachse des o.g. Troges auf die Bretagne
über. Der bisher wetterbestimmende Rücken hat sich noch nicht allzu weit
entfernt und erstreckt sich von der Ungarischen Tiefebene bis nach Karelien. In

der resultierenden südwestlichen Strömung rückt schleifend eine schwache
Kaltfront vor und erfasst mit leichtem Regen schon abends den Westen und
Südwesten Deutschlands und breitet sich dann nach Osten aus. Im Laufe der Nacht
werden die Niederschläge etwas aktiviert, dennoch reicht es selbst im Stau der
westlichen Mittelgebirge nur selten für mehr als 5 mm in 12 Stunden. Weiter nach
Norden hin dämpft auf den Frontbereich übergreifende Kaltluftadvektion die
frontale Wetterwirksamkeit, sodass es dort weitgehend niederschlagsfrei bleibt.

Während mit Frontpassage der Gradient aufweicht und selbst in Kamm- und
Gipfellagen kaum noch warnrelevante Böen auftreten, bleibt präfrontal die
Windlage mit Böen Bft 7/8 in exponierten Gipfellagen sowie in der Oberlausitz
weitgehend unverändert. Im Süden und Südosten ist aufgrund der dort nach wie vor
geringen Luftdruckgegensätze erneut die Bildung von Nebel bzw. die Verdichtung
bereits vorhandener Nebel- oder Hochnebelfelder zu erwarten. Dazu gibt es im
Südosten wieder leichten Frost; nach Nordwesten hin liegen die Minima teilweise
bei sehr milden 8 Grad.


Sonntag... arbeitet sich der Trog, unter deutlicher Verkürzung seiner
Wellenlänge, allmählich bis nach Ostfrankreich und Benelux vor. Die unter seiner
Vorderseite schleifende Kaltfront rückt nur allmählich weiter ostwärts vor und
liegt abends von Vorpommern bis nach Süddeutschland. Es regnet es dabei
zunehmend postfrontal, aber weiter meist leicht. Die Mengen sollten auch im 12h
Zeitraum 5 mm nur selten überschreiten. Am Morgen werden von C-D2 und ICON im
östlichen Bergland leichte Signale für gefrierenden Regen geliefert. Dies ist
aber unwahrscheinlich, da wegen der trockenen unteren Troposphäre am Boden noch
nichts ankommen dürfte.
Präfrontal, d.h. im Südosten und ganz im Osten, sind die Chancen für
Auflockerungen am größten (wenn sich nicht, wie im Donauraum und rund um den
Bodensee den ganzen Tag Nebel oder Hochnebel hält), auch postfrontal, d.h. von
der Nordsee bis ins Rheinland hinein, kann es für ein paar Wolkenlücken reichen.

Der Gradient nimmt noch etwas ab. Allenfalls in Gipfellagen der nördlichen
Mittelgebirge, über der Nordsee und an der nordfriesischen Küste sowie in der
Oberlausitz (überall mit abnehmender Tendenz) warnrelevante Böen zustande
kommen. Mit deutschlandweit 5 bis 12 Grad wird es nicht mehr ganz so mild wie
bisher. Bei zähem Nebel werden kaum mehr als 2 Grad erreicht.

In der Nacht zum Montag greift der Trog unter Abschwächung auf Deutschland über.
Diesem Trog folgt rasch ein weiterer Trog, der sich Schottland nähert, ein
entsprechendes Bodentief erreicht Irland. Davor wölbt sich ein flacher Rücken
auf, der auf die südliche Nordsee und Benelux übergreift. Die über dem Osten und
Südosten angekommene Kaltfront schwächt sich dabei weiter ab und verursacht zwar
häufig starke Bewölkung, aber nur noch wenig Regen.
Allerdings kommt der Niederschlag in Regionen an, Südostbayern, östliches
Bergland, wo noch leichter Frost auftritt, sodass die Gefahr von gefrierendem
Regen besteht. Ansonsten bleibt es frostfrei und einige stärkere Böen
beschränken sich aufs höhere Bergland und die Nordsee.


Montag... überquert der Trog das Vorhersagegebiet. Nachfolgend stellt sich eine
westliche Strömung ein. Mit dieser wird das Tief, ohne sich wesentlich zu
intensivieren, über Südengland hinweg in die südwestliche Nordsee gesteuert.
Kräftige Warmluftadvektion, die in Verbindung mit einer von Frankreich her
übergreifenden Warmfront steht, lässt bereits am Vormittag Niederschläge auf den
Westen Deutschlands übergreifen, die rasch die mittleren Teile Deutschlands
erfassen, wahrscheinlich bleibt es nur zwischen Ostsee und östlichem Alpenrand
trocken.

Im Nordwesten und Westen sind dann in 12 h auch mal 5 bis 10 mm Regen nicht
ausgeschlossen.
Die mehrschichtige Bewölkung breitet sich im Tagesverlauf bis in den Osten und
Südosten aus. Zuvor sind dort aber noch Aufheiterungen möglich, wenn sich nicht
gerade, wie im Südosten, Nebel und Hochnebelfelder halten.
Der vorderseitige Druckfall führt im Tagesverlauf zu einer deutlichen
Gradientverschärfung. Im Westen, Südwesten und in Teilen der Mitte sowie über
der Nordsee kommen Windböen und exponiert stürmische Böen auf. Im Bergland sind
Sturmböen nicht ausgeschlossen, auf exponierten Bergen kommen schwere Sturmböen
auf.
Der Nord- und der Südosten bleiben davon noch ausgespart. Die Temperaturen
ändern sich gegenüber Sonntag nur unwesentlich. Die Modelle haben sich bezüglich
der Entwicklung angeglichen, leichte Unterschiede bleiben natürlich noch.
In der Nacht zum Dienstag zieht das Tief zum Skagerrak, während die Warmfront
nach Osten abzieht, gerät die nachfolgende Kaltfront über der Mitte Deutschlands
ins Schleifen. Im Bergland wird es vorübergehend stürmisch, in tiefen Lagen der
Mitte und des Südens sind steife Böen zu erwarten, an der Nordsee Bft 7 bis 8
zunächst aus Südwest, dann vielfach West.
Während derweil die Regenfälle im Norden recht zügig durchziehen und nachfolgend
Auflockerungen auf den Nordwesten übergreifen, regnet es über der Mitte und dem
Süden zum Teil länger anhaltend. In 12h sind gebietsweise 10 bis 15 mm möglich;
ICON hat für den Schwarzwald mehr als 25 mm im Programm. Die aktuell
vorliegenden probabilistischen Verfahren zeigen dort aber nur schwache Signale
für Dauerregen. Verlängert und akkumuliert in die Folgezeit ist gebietsweise
Dauerregen aber eine Option, da weitere Tiefausläufer über Deutschland schleifen
und erneute Regenfälle anstehen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist weitgehend unstrittig. Die Modelle haben sich auch für den
Montag angeglichen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner