DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

17-12-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 17.12.2020 um 10.30 UTC



Zunächst sehr mild, teils nass und windig, zu den Feiertagen Übergang zu
nasskaltem Wetter mit "Berglandwinter".
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 24.12.2020


Am Sonntag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach IFS östlich unseres
Landes ein Höhenrücken, während sich von Westen ein Trog nähert, dessen Achse in
der Nacht zum Montag Deutschland erreicht. Bodennah liegt nach wie vor eine
umfangreiche Hochdruckzone über Osteuropa, wobei der Schwerpunkt östlich des
Urals liegt. Diese ist mit einem weiteren Hoch über Südwesteuropa brückenartig
verbunden. Vom Atlantik herannahende Tiefdruckgebiete werden nach Nordosten ins
Nordmeer und weiter Richtung Barentssee gesteuert. Der Norden Deutschlands liegt
dabei bodennah in einer nicht allzu kräftigen Westströmung, während die
Windverhältnisse im Süden unter der Hochdruckbrücke schwach sind. Die Kaltfront
eines über dem Nordmeer liegenden Tiefs verlagert sich langsam vom Nordwesten
bis in den Südosten (Montagfrüh). An ihr geht in 850 hPa die Temperatur von
zuvor bis zu 6 Grad (Ostbayern) auf etwa -2 Grad zurück, was aber bedeutet, dass
die leichten bis mäßigen Niederschläge nur oberhalb 800 m (oder noch höher) in
Schnee übergehen. Nicht ganz ausgeschlossen ist an der unteren Donau
gefrierender Regen. Zuvor scheint am Sonntag in der Südosthälfte noch die Sonne,
bzw. teils ist es neblig.

Am Montag zieht der Trog nach Osten ab und ein neues Tief zieht bis zum Abend
über Schottland hinweg und erreicht bis Dienstagfrüh die norwegische Küste.
Seine Warmfront bringt in der Nacht flächendeckend leichten Regen und wieder
mildere Luft, die Kaltfront erreicht in der Früh den Nordwesten Deutschlands.
Auch der Wind frischt in der Nacht zum Dienstag im Nordwesten deutlich auf.
Zuvor stellt sich am Montag tagsüber vorübergehend freundliches Wetter ein.

Am Dienstag zieht das Tief nach Nordschweden und seine Kaltfront gerät über der
Mitte Deutschlands ins Schleifen, bevor sie als Warmfront auf der Vorderseite
eines neuen Tiefs wieder nordwärts geführt wird. Dies bringt der Mitte und dem
Norden Deutschlands teils länger anhaltende Regenfälle. Das Temperaturniveau ist
äußerst mild. Zudem frischt in der Nacht zum Mittwoch erneut der Südwestwind
auf.

Am Mittwoch zieht das Tief nur langsam Richtung Ärmelkanal. Die Warmfront bringt
zunächst dem Norden Deutschlands Regen, später erreicht die thermisch kaum
wahrnehmbare Kaltfront unser Land, so dass es auch in den anderen Landesteilen
nass wird. Da sich über dem Atlantik ein starker Höhenrücken aufbaut, setzt bei
uns zum Ausgleich eine Austrogung ein. Das Temperaturniveau bleibt aber noch
recht mild, erst in der Nacht zum Donnerstag sinken in 850 hPa die
Temperaturwerte überhaupt mal unter 0 Grad. Vor allem im Westen ist es weiterhin
sehr windig.

Am Donnerstag (Heiligabend) zieht das Tief über Norddeutschland hinweg und
erreicht in der Nacht zu Weihnachten die Ostsee. Damit dreht der Wind allmählich
auf West, schwächt sich aber auch ab. In allen Höhenlagen geht die Temperatur
langsam zurück, zudem kommt es wiederholt zu Niederschlägen, wobei zumindest die
Hochlagen der Mittelgebirge dann wieder in den Genuss von Schnee kommen.

An den Weihnachtstagen setzt sich die Austrogung über unserem Land fort und in
500 hPa geht die Temperatur bis auf -35 Grad zurück, in 850 hPa etwa auf -5
Grad. Somit stellt sich nasskaltes Wetter mit vielen Schauern ein, wobei
oberhalb etwa 500 m Schnee fallen sollte und sich in höheren Lagen eine
Schneedecke aufbaut.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Im Großen und Ganzen ist die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen
beiden Vorgängerläufen bis Mittwoch recht groß. Die jüngeren Läufe simulieren
den Trog in der Nacht zum Montag etwas stärker, was etwas mehr Regen zur Folge
hat. Zudem wird die Zugbahn des folgenden Tiefs in der Nacht zum Dienstag
zunehmend nördlicher simuliert, was etwas weniger Wind zur Folge hätte. Größer
wird der Unterschied nach Heiligabend. Die beiden jüngeren Läufe lassen bereits
ab Heiligabend den Trog übergreifen und kältere Luft einsickern, während der
gestrige 00-UTC-Lauf den Trog selbst am Feiertag noch westlich von uns zeigte,
so dass es auf der Vorderseite etwas milder gewesen wäre.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die meisten Modelle zeigen in der kommenden Woche eine recht ähnliche
Entwicklung, auch wenn die Lage und Zugbahn von Tiefs und Fronten im Detail noch
großen Unsicherheiten unterworfen ist. Alle Modelle zeigen ab Heiligabend den
Übergang zu einer Troglage, so dass die Tendenz zunehmend zu nasskaltem Wetter
geht, wobei aber noch nicht genau klar ist, wo genau der Trog liegen soll. Etwas
ausscherend ist ICON. Nach dem DWD-Modell soll schon ab Dienstag die Frontalzone
deutlich südlicher liegen als bei anderen Modellen, so dass bereits ab der Nacht
zum Heiligabend eine deutlich kältere Meeresluft bei uns einfließen könnte.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Mittelfristzeitraum (Di, 00 UTC bis Do, 00 UTC) verteilt sich das
IFS-Ensemble auf zwei Cluster, die sehr ähnliche Szenarios zeigen. Erst im
Folgezeitraum werden etwas unterschiedliche Szenarios gezeigt, so dass es noch
größere Unsicherheit gibt, wie lange der Trog wetterwirksam bleibt. Alle vier
Cluster zeigen aber erhöhtes Geopotential über dem nahen Atlantik, so dass die
bei uns einfließenden Meeresluftmassen eher aus nordwestlicher Richtung kommen
und damit recht kühl sind.

Die Rauchfahnen für verschiedene deutsche Städte zeigen einen ausgeprägten
Warmluftberg zum Dienstag und Mittwoch. Danach sollen bis zu den
Weihnachtsfeiertagen bei allen Modellen Geopotential und Temperatur sukzessive
zurückgehen, wobei insbesondere an den Weihnachtsfeiertagen die Unsicherheit
sogar wieder etwas abnimmt. In 850 hPa soll sich die Temperatur bei etwa -6 Grad
einpendeln, so dass sich "Berglandwinter" einstellen würde. Es werden an allen
Orte wiederholt teils mäßige Niederschläge simuliert.
Betrachtet man die GFS-Ensembles, so zeigt sich eine sehr ähnliche Entwicklung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt für 22. und 23.Dezember ein sehr deutliches Wärmesignal für die
Südhälfte Deutschlands. Zudem kleinräumig ein Regensignal im westlichen
Bergland.

Dauerregen:
ICON-EPS deutet bereits zum Ende seiner Vorhersagezeit bis Dienstagfrüh
Dauerregen im Schwarzwald an. Interessant sind vor allem 48-stündige Zeiträume:
In diesen werden nach IFS-EPS nächsten Dienstag bis Donnerstag in einigen
westlichen Mittelgebirgen leichte Signale für mehr als 40 l/qm gezeigt.
Signifikante Schneefälle soll es bis Heiligabend noch nicht geben.

Sturm:
Am Montag gibt es an der Nordsee bei Cosmo-LEPS und IFS-EPS hohe Signale für
stürmische Böen, im nordwestlichen Binnenland geringe Signale. Auf höheren
Bergen wird es auch stürmisch. Am Dienstag und Mittwoch gibt es bei IFS-EPS
leichte Signale für stürmische Böen im westlichen Bergland und an der Nordsee.
An Heiligabend ist fast das ganze Land betroffen.

Abgesehen davon muss, wie oben schon beschrieben, am Montagmorgen und
Südostbayern mit gefrierendem Regen gerechnet werden.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS-EPS (besser ohne ICON, wegen anderer Entwicklung Mitte nächster Woche),
IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann