DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-12-2020 18:01
SXEU31 DWAV 151800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Kommende Nacht im Südosten Bayerns und an den Alpen örtlich Glätte durch
gefrierenden Regen nicht ausgeschlossen.
Ab der Nacht zum Donnerstag an der Nordsee Böen Bft 7, auf dem Brocken
Sturmböen. Sonst keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland vorderseitig eines umfangreichen Trogsystems vor
Westeuropa, wobei der Haupttrog etwa vom Seegebiet nordwestlich von Irland bis
vor die Iberische Halbinsel reicht. Ausgehend davon erstreckt sich ein Randtrog
derzeit über Großbritannien Richtung Frankreich, von wo aus er in der Nacht
unter Abschwächung nordostwärts über Deutschland hinweg schwenkt. Im
Bodendruckfeld zeigt sich eine ebenfalls umfangreiche Zone tiefen Luftdrucks vor
West- bzw. Nordwesteuropa mit zwei Haupttiefkernen: Ein sich allmählich
auffüllendes Tief (BARBARA) südlich von Island und ein weiteres, sich
verstärkendes Tief (DUGLORE) südwestlich von Irland. Beide Tiefs haben aktuell
noch keinen direkten Einfluss auf unser Wetter.
Vielmehr beschäftigt uns derzeit ein Frontensystem eines flachen Tiefs am Rande
der Tiefdruckzone, dessen Kaltfront aktuell etwa von Schleswig-Holstein bis in
den Südwesten Deutschlands verläuft. Sie wird sich im Laufe der Nacht
vorderseitig des Randtroges allmählich ost-/nordostwärts über Deutschland
hinwegbewegen, im Süden aber zurückhängen. In Verbindung damit kommt es
zeitweise zu leichten Niederschlägen. Die 12-stündigen Mengen liegen bis
Mittwochfrüh meist unter 1 mm, lokal um 3 mm. Ein nennenswerter
Luftmassenwechsel findet mit Frontpassage nicht statt. Allerdings kann
rückseitig die Bewölkung im Westen auflockern, sodass dort stellenweise Nebel
möglich ist.
Teils aufgelockert bewölkt ist es zunächst auch noch im Südosten Bayerns. Dort
sinkt die Temperatur auf Werte um den Gefrierpunkt ab. Bei Nebelbildung und
teils negativen Belagstemperaturen muss dann streckenweise mit Glätte durch
Nebelnässe gerechnet werden. Auch örtlich gefrierender Regen ist mit Annäherung
der Front vor allem in Alpennähe nicht ausgeschlossen. Wobei fraglich ist,
wieviel Niederschlag im Südosten Bayerns noch ankommt. C-D2 ist diesbezüglich
sehr forsch, während es auf Basis der anderen Modelle weitestgehend trocken
bleibt.
Der südliche Wind, der tagsüber in einigen Höhenlagen sowie in Ostsachsen für
starke bis stürmische Böen (Bft 7 bis 8) sorgte, lässt im Laufe der Nacht
deutlich nach. Abseits der Gebiete mit leichtem Frost sinkt die Temperatur auf 7
bis 1 Grad ab.

Mittwoch ... haben uns der kurzwellige Troganteil und die Front weitgehend
ostwärts überquert. Einzig im Südosten des Landes hängt die Front noch etwas
zurück, sodass es dort gebietsweise noch leicht regnen kann. Von Westen gelangt
Deutschland unter einen Höhenrücken, der sich vorderseitig des sich vor der
Iberischen Halbinsel weiter Richtung Süden ausweitenden Höhentroges aufwölben
kann. Auch im Bodendruckfeld macht sich schwacher Zwischenhocheinfluss
bemerkbar, sodass die Bewölkung insbesondere in der Westhälfte auch mal größere
Lücken aufweist. Einen Beitrag dazu leistet auch der Südostwind, der im Lee der
Alpen sowie einiger Mittelgebirge für längere sonnige Abschnitte sorgt. Meist
trüb bleibt es hingegen in Teilen Ostbayerns, im Osten und Nordosten sowie im
zentralen Mittelgebirgsraum. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 3 Grad im
Südosten Bayerns und bis 11 Grad im Westen und Südwesten.

In der Nacht zum Donnerstag schwenkt der Westeuropäische Trog weiter ostwärts,
sodass dessen Achse in den Frühstunden über Großbritannien und Westfrankreich
hinweg bis nach Spanien verläuft. Wir verbleiben noch weitgehend im
Einflussbereich des Höhenrückens. Allerdings ist das Tief DUGLORE mittlerweile
von Irland Richtung Faröerinseln gezogen. Dadurch setzt auch bei uns von
Nordwesten Druckfall ein und der Druckgradient verschärft sich etwas. Dabei
kommt es auf der Nordsee zu ersten Böen Bft 7 und auf dem Brocken zu Sturmböen
aus südlichen Richtungen. Das okkludierte Frontensystem des Tiefs nähert sich in
den Frühstunden dem äußersten Westen und Nordwesten Deutschlands an, sodass dort
die Bewölkung zunimmt und erste Regentropfen fallen. Sonst bleibt es bei teils
aufgelockerter, teils hochnebelartiger Bewölkung noch trocken. Die Temperatur
sinkt auf 8 bis 1 Grad, mit den höchsten Werten im Nordwesten. Im Südosten ist
erneut leichter Frost zu erwarten. Bei Nebel muss dort streckenweise mit Glätte
gerechnet werden.

Donnerstag ... tropft der Höhentrog über Spanien ab. Das Trogresiduum erreicht
am Nachmittag Deutschland. Vorderseitig greift die Front des nunmehr Richtung
Island ziehenden Tiefs DUGLORE auf Deutschland über und erreicht bis zum Abend
auch den Osten und Süden des Landes. Damit verbunden sind leichte Regenfälle,
die Richtung Osten und Südosten immer schwächer werden mit Mengen meist zwischen
0,1 und 2 mm. Vor Ankunft des Niederschlagsgebietes zeigt sich im Osten und
Süden noch längere Zeit die Sonne. Einzig an der oberen Donau sowie in Ostbayern
hält sich teils zäher Hochnebel. Auch postfrontal lockert die Bewölkung von
Westen wieder auf. Der Wind weht auf dem Brocken mit Böen Bft 9 bis 10, auf
einigen Nordseeinseln gibt es Böen Bft 7 aus Süd bis Südwest. Abgesehen davon
sind keine warnwürdigen Wettererscheinungen zu erwarten.

In der Nacht zum Freitag zieht der Trog ostwärts ab und nachfolgend nähert sich
von Westen erneut ein flacher Höhenrücken. Auch im Bodendruckfeld dominiert
wieder der Einfluss eines Zwischenhochs. Über dem Süden des Landes hängen noch
die Reste des Tiefausläufers, wobei unter Druckanstieg kaum noch Niederschläge
zu erwarten sind. Bei teils klarem Himmel bildet sich gebietsweise Nebel. Die
Tiefstwerte liegen zwischen 7 Grad an der Nordsee und minus 2 Grad an den Alpen.
Der leicht erhöhte Druckgradient im Nordwesten des Landes bleibt auch nach Abzug
des Frontensystems erhalten, sodass an und auf der Nordsee weiterhin Böen Bft 7,
auf dem Brocken Bft 9 bis 10 auftreten.

Freitag ... gelangen wir unter den Höhenrücken und auch im Bodendruckfeld
herrscht weiterhin schwacher Hochdruckeinfluss. Es bleibt überall trocken und
auch die Sonne zeigt sich häufiger. Am ehesten bewölkt bzw. trüb bleibt es in
einigen Tälern des zentralen Mittelgebirgsraums sowie in Teilen Nord- und
Ostbayerns. Dichter bewölkt bleibt es auch im Norden, wo sich um den Rücken
herumgeführte WLA bemerkbar macht. Der Süd- bis Südostwind frischt auch im
Westen etwas auf, warnwürdige Böen sind aber weiterhin nur an der Nordsee und
auf dem Brocken zu erwarten. Die Höchstwerte liegen zwischen 4 und 11 Grad, mit
den höchsten Werten bei leicht föhnigen Verhältnissen in NRW.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Wetterentwicklung wird von den betrachteten Modellen sehr ähnlich
prognostiziert. Unsicherheiten gibt es einzig bezüglich des Niederschlags im
Südosten des Landes in der kommenden Nacht, die im Text bereits angesprochen
wurden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger