DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-12-2020 09:01
SXEU31 DWAV 150800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 15.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Insgesamt recht warnarme und milde Großwetterlage. Im Südosten in den Nächten
Gefahr von Glätte durch gefrierende Nässe oder gefrierenden Regen.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 24 UTC
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Dienstag... befindet sich der Vorhersageraum auf der Vorderseite eines
umfangreichen Trogsystems über Westeuropa in einer südwestlichen Höhenströmung.
Damit werden weiterhin recht milde Luftmassen herangeführt, sodass die
Schneefallgrenze allgemein über 2000 m liegt. Am Boden liegt das steuernde Tief
noch über dem nahen Ostatlantik. Auf seiner Vorderseite ist ein recht
undefiniertes Frontensystem zu finden, das im Radarbild als breites
schauerartige durchsetztes Regenband zu finden ist. Aufgrund fehlender
Schubkomponente kommt dieses nur langsam südostwärts voran.
Hinter dem Frontensystem strömt in der Höhe etwas kühlere Luft ein, die sich am
Boden durch die bessere Durchmischung aber kaum bemerkbar macht.

Der Südosten und Osten des Landes kann noch länger von dem abziehenden
Höhenrücken profitieren, sodass es dort meist trocken ist und vor allem anfangs
auch noch ab und an die Sonne zu sehen ist.

Der Süd- bis Südwestwind frischt im Tagesverlauf etwas auf. Für Böen reicht es
aber nur auf den Berggipfeln, wie beispielsweise dem Brocken. In Ostsachsen
kommt der Wind vornehmlich aus Südost, sodass Tagesverlauf etwas Böhmischer Wind
aufkommen kann. Allerdings ist das Böhmische Becken nicht sonderlich kalt,
sodass auch die Druckunterschiede zwischen Erzgebirgssüd- und
Erzgebirgsnordseite nicht groß sind. Entsprechend sollte es bei einzelnen
Windböen in Erzgebirgstälern bleiben.

In der Nacht auf Mittwoch kommen die Rest des immer schlechter definierten
Frontensystems allmählich auch in den Osten und Südosten Deutschlands voran.
Viel Niederschlag ist damit nicht mehr verbunden. Rückseitig kann es im Westen
und Nordwesten Auflockerungen geben.

Kritisch könnten die Niederschläge im äußersten Süden und Südosten sein. Dort
geht die Temperatur auf Werte um den Gefrierpunkt zurück und die prognostizierte
Belagstemperatur liegt vereinzelt ebenfalls im Frostbereich. Damit ist die
Glättegefahr in diesen Regionen erhöht. Zum einen kann sich im Vorfeld wieder
dichter Nebel bilden, sodass es zu überfrierende Nebelnässe kommen kann, zum
anderen simulieren manche Modelle geringen Niederschlag vor allem in Alpennähe.
Damit ist auch die markante Warnstufe durch örtlich gefrierenden Regen nicht
ausgeschlossen. Es gibt allerdings auch Modelllösungen, die es die ganze Nacht
über trocken lassen.

Davon abgesehen kann es größere Sichtbehinderungen in den zentralen
Mittelgebirgen geben. Der Wind lässt allgemein nach.


Mittwoch... überquert ein kurzwelliger Rücken den Vorhersageraum, ehe zum Ende
des Tages Deutschland wieder auf die Vorderseite einer neuen Austrogung über
Westeuropa gelangt. Damit bleibt insgesamt die Zufuhr milder Meeresluft
bestehen.

Anfangs kann es vor allem im Südosten mit dem abziehenden Tiefausläufer im
Südosten noch geringfügigen Niederschlag geben. Dort, wie auch im Osten des
Landes ist es den ganzen Tag über vielfach bedeckt. Nach Westen und Nordwesten
kann sich im Tagesverlauf mit dem steigenden Hochdruckeinfluss hingegen hin und
wieder auch mal die Sonne zeigen. Das gilt insbesondere für höhere Berglagen und
die Nordseiten der Mittelgebirge. Gerade in NRW kann es mit dem auf Südost
drehenden Wind auch leicht föhnig werden, mit Höchstwerten im zweistelligen
Bereich. Am kältesten bleibt es unter dichtem Gewölk im Südosten mit nur 4 bis 5
Grad.

Der auf Südost drehende Wind frischt zwar im Tagesverlauf etwas auf, warnwürdig
wird er aber wohl nicht werden, sodass man tagsüber wohl weitgehend warnfrei
bleibt.

In der Nacht auf Donnerstag verbleibt der Trog unter Amplifizierung über
Westeuropa und kann sich dort bis nach Nordafrika ausweiten. Deutschland
verbleibt auf seiner Vorderseite unter Einfluss des sich ebenfalls verstärkenden
Rückens. Einzig der äußerste Norden wird von leichter WLA gestreift.

Dementsprechend gibt es im Norden und Nordwesten zeitweise dichtere Wolkenfelder
und vom Niederrhein bis zum Emsland kann es zum Morgen ein wenig regnen. Sonst
lockert die Wolkendecke teils stärker auf und vornehmlich in der Südhälfte kann
sich streckenweise dichter Nebel bilden.

Im Südosten können die Tiefstwerte zuvor in den leichten Frostbereich fallen.
Bei vielfach negativen 5cm und Belagstemperaturen ist entsprechend dort auch
streckenweise mit Glätte zu rechnen.

Der südliche Wind frischt mit Annäherung des westeuropäischen Tiefdrucksystems
etwas auf. Dadurch sind auf den Nordseeinseln vereinzelt Windböen zu erwarten.

Donnerstag... ist der westeuropäische Trog über Marokko/Algerien abgetropft. Das
Trogresiduum erreicht im Tagesverlauf den Westen Deutschlands und zieht dann
weiter ostwärts. Damit verbunden ist auch eine Okklusion, die zu einem Tief über
dem Nordmeer gehört und Deutschland mit etwas Niederschlag ostwärts überquert.
Allerdings werden die Niederschläge im Tagesverlauf immer schwächer. In Richtung
Lausitz und in Südostbayern bleibt es bis zum Abend noch trocken und abseits der
Nebelregionen kann sich auch zeitweise die Sonne zeigen.

Auch postfrontal sind Auflockerungen möglich, vornehmlich wieder in den
Leegebieten der Mittelgebirge. Der Wind kommt weiter aus südwestlichen
Richtungen mit einzelne Windböen auf den Nordseeinseln. Auf dem Brocken kann es
Sturmböen geben.

Am Temperaturniveau ändert sich nichts Wesentliches. So liegen die Höchstwerte
von NRW bis ins Emsland sowie im Südwesten des Landes häufig im zweistelligen
Bereich, während in Ost- uns Südostbayern nur 3 bis 4 Grad erreicht werden. Dort
halten sich auch noch längere Zeit Nebel und Hochnebel bei nur schwachen Winden.


In der Nacht auf Freitag ziehen die Reste des Trogresiduums ab. Am längsten
beeinflussen diese noch den Südosten des Landes. Dort kann es vor allem im
Bayerischen Wald bei Werten um den Gefrierpunkt örtlich zu Glätte durch
gefrierenden Niederschlag kommen. Im weiteren Verlauf greift von Westen ein
neuer flacher Rücken auf Deutschland über. An seinem Nordrand macht sich etwas
WLA bemerkbar, sodass dort zeitweise dichtere Wolkenfelder vorüberziehen.
Gelegentlich können auch ein paar Tropfen fallen. Vornehmlich in der Südhälfte
kann sich im Laufe der Nacht teils dichter Nebel bilden.

Auf den Nordseeinseln kann es noch Windböen, auf dem Brocken Sturmböen geben.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Kurzfrist wird prinzipiell recht einheitlich von den verschiedenen Modellen
vorhergesagt. Kleine Unsicherheiten gibt es vor allem mit dem Potential von
gefrierendendem Niederschlag im Südosten in der Folgenacht und in der Nacht auf
Freitag.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer