DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

14-12-2020 18:01
SXEU31 DWAV 141800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 14.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Weitere Milderung, in früheren Jahren als Weihnachtstauwetter bezeichnet. Auf
exponierten Berggipfeln und mit geringer Wahrscheinlichkeit durch "Böhmischen
Wind" in Ostsachsen Sturmböen Bft 8/9. In der Nacht zum Mittwoch und
Mittwochfrüh im Südosten örtlich gefrierender Niederschlag und Gefahr von
Glatteis. Sonst keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Höhenkeil, der Mitteleuropa ostwärts
schwenkend überquert und sich, gestützt durch Warmluftadvektion an dessen
Nordflanke, nach Norden ausweitet. Dieser Keil wird durch einen breiten
Langwellentrog über dem nahen Ostatlantik flankiert. An dessen Vorderseite läuft
ein kurzwelliger Anteil zur Biskaya ab, wodurch die südwestliche Strömung über
Deutschland aufsteilt. Das darin eingelagerte schleifende Frontensystem wird
rückläufig, erst mit dem Übergreifen einer Frontalwelle kommen ab Mitternacht im
Nordwesten und Westen vermehrt Niederschläge auf. Meist sind einige bis etwa 5,
in Staulagen der westlichen Mittelgebirge um 10 mm innerhalb von 12 Stunden zu
erwarten.
Im Osten und im Südosten hält sich schwacher Hochdruckeinfluss. Während im
Südosten und ganz im Süden die Bildung von Nebel oder die Verdichtung bereits
vorhandener Nebelfelder zu erwarten ist, dürfte dies nördlich der östlichen
Mittelgebirge durch den dort leicht zulegenden Gradienten unterbunden werden.
Dieser lässt zudem im Osterzgebirge und in der Oberlausitz "Böhmischen Wind" mit
Böen Bft 7/8 aufkommen. Abgesehen davon muss nur in exponierten Gipfellagen mit
stürmischen bzw. Sturmböen (Brocken) gerechnet werden.

Dienstag ... überquert die Hauptachse des atlantischen Troges die Azoren, wobei
sich dieser nach Süden ausweitet. Der Haupttrog gräbt dem vorlaufenden
kurzwelligen Anteil, der Frankreich erreicht, durch kompensierendes Absinken das
Wasser ab. Somit bleibt über Deutschland die steile südwestliche Strömung
bestehen. Die darin eingelagerte Kaltfront wird von Kaltluftadvektion überlaufen
und schwächt sich ab. Niederschläge können dann zwar Teile Nord- und
Mitteldeutschlands erfassen, mehr als 5 mm/12 Std. (im Hochschwarzwald 10 mm)
sind unwahrscheinlich. Da der Gradient nahezu unverändert bleibt, sind (bei
abschwächender Tendenz zum Abend hin) auf exponierten Gipfeln Sturmböen Bft 8/9
und in der Lausitz Wind- und einzelne stürmische Böen zu erwarten.
Im Süden und Südosten bleiben geringe Luftdruckgegensätze bestehen, so dass sich
dort Nebel oder Hochnebel nur sehr zögernd oder nicht mehr auflösen. Aber auch
dort, wo der Nebel verschwindet, dürften aufgrund mittelhoher Bewölkung größere
Auflockerungen eher selten sein. Die Temperaturmaxima erreichen 7 bis 12, im
östlichen Bergland und im Südosten 2 bis 6 Grad.

In der Nacht zum Mittwoch schwenkt der vorlaufende Kurzwellentrog mit seinem
Nordteil von Frankreich kommend nach Deutschland, wogegen dessen südlicher (und
dynamisch aktivere) Teil über den Westalpen zurückhängt. Hierdurch schwächt sich
das frontale Niederschlagsband über dem Norden und Osten Deutschlands ab, über
dem südwestdeutschen Bergland zeichnet sich eine leichte Verstärkung der
Niederschläge ab, ohne annähernd in die Nähe der Warnschwellen zu gelangen.
Mehr Augenmerk ist der Niederschlagsphase im Südosten (Niederbayern und der
Oberpfalz), zu widmen. Sollte es dort zuvor aufklaren und leichten Frost geben,
besteht die Gefahr von örtlich gefrierendem Niederschlag. Allerdings ist noch
unsicher, ob diese Gebiete von den Niederschlägen erfasst werden und inwieweit
sich die Milderung bis dorthin bereits durchgesetzt hat.
Ansonsten führt Kaltluftadvektion zu einem Druckanstieg, der Gradient wird
wieder auseinandergezogen, so dass sich, abgesehen von den küstennahen und
nordwestlichen Landesteilen, erneut Nebel oder Hochnebel bilden kann. Der Wind
ist dann selbst auf exponierten Gipfeln nicht mehr warnrelevant.

Mittwoch ... greift der Trog mit seiner Hauptachse vom nahen Ostatlantik her auf
Galizien und Portugal über und weitet sich nach Süden aus. Der stromab liegende
Rücken greift auf Mitteleuropa über, wölbt sich noch etwas auf und macht dem
südlichen Teil des vorherigen Troges, der zwar noch nach Deutschland gelangt,
den Garaus. Gestützt durch diesen Rücken kräftigt sich der antizyklonale
Einfluss in Form eines breiten Bodenhochkeils, der sich von Südosteuropa in
Richtung Südskandinavien ausweitet. Dies bewirkt bis Mittag ein Nachlassen der
Niederschläge. Zwar zum Abend hin im Nordwesten und ganz im Westen eine leichte
Gradientzunahme, für warnrelevante Böen sollte es selbst auf exponierten
Berggipfeln nicht reichen. Auflockerungen sind im Lee, d.h. an den
Nordwestseiten der nördlichen und westlichen Mittelgebirge sowie im Südwesten
und in Alpennähe am wahrscheinlichsten. Ansonsten machen sich Reste des
vorherigen Troges mit mehrschichtiger Bewölkung bemerkbar. Die Temperaturen
ändern sich nur unwesentlich.

In der Nacht zum Donnerstag tropft der über der Iberischen Halbinsel liegende
Trog zum Atlasgebirge aus. Dessen nördlicher Teil greift auf die Britischen
Inseln und Nordfrankreich über. Dies lässt die Strömung über Mitteleuropa erneut
leicht aufsteilen. Das mit dem nördlichen Teil des Troges korrespondierende
Bodentief erreicht Schottland, vorderseitiger Druckfall führt auch über
Deutschland zu einer leichten Gradientzunahme, so dass dann auf exponierten
Gipfeln Wind- und einzelne stürmische Böen auftreten können. Nebel und Hochnebel
sollten dann auf Tallagen Süd- und Südostdeutschlands beschränkt bleiben. Bei
Aufklaren ist dort leichter Frost zu erwarten.

Donnerstag ... schwenkt der nördliche Teil des o.g. Troges nach Deutschland.
Diesem Trog ist ein schwaches okkludiertes Frontensystem vorgelagert, das im
Nordwesten und im Norden für geringe Niederschläge sorgt, mehr als 5 mm
innerhalb von 12 Stunden kommen selbst in Nordseenähe nicht zustande.
Vorübergehend kann im Norden und in der Mitte der Gradient etwas zunehmen, Böen
von mehr als Bft 8 sind selbst auf exponierten Mittelgebirgsgipfeln
unwahrscheinlich.
Von den Mittelgebirgen aus südwärts dämpft antizyklonaler Einfluss die frontale
Wetterwirksamkeit, so dass es meist niederschlagsfrei bleibt. In diesen Gebieten
hält sich antizyklonaler Einfluss; südlich der Mittelgebirgsschwelle wird das
Wettergeschehen weiterhin durch Grundschichtprozesse geprägt, längere sonnige
Abschnitte sind auf den Alpenrand beschränkt. Eine Temperaturänderung ist nicht
in Sicht.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede ableiten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann