DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-12-2020 08:01
SXEU31 DWAV 130800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 13.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Übergang zu SW z, vorerst "Frontenfriedhof". Abgesang des schwachen
"Wintereinbruchs" an den Alpen und im östlichen Mittelgebirgsraum, allgemein
fortschreitende Milderung. In früheren Jahren als Weihnachtstauwetter
bezeichnet.
Ab der kommenden Nacht und am Montag allenfalls auf höheren Berggipfeln sowie an
der Nordfriesischen Küste einzelne Sturmböen Bft 8/9, zusätzlich "Böhmischer
Wind" mit einzelnen Böen Bft 8. Sonst keine markanten Wettergefahren.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Vorderseite eines Keils, der sich von der
Iberischen Halbinsel bis in die Nordsee erstreckt. Dieser Keil wird durch einen
breiten, aber dynamisch unauffälligen Trog blockiert, der von Skandinavien bis
in den zentralen Mittelmeerraum reicht. Die Folge ist eine schwache nördliche
Strömung, wodurch an der Nordseite der Alpen noch Niederschläge geringer
Intensität zustande kommen, oberhalb von etwa 1000 m fällt Schnee. Aber auch
sonst bleibt es, bedingt durch kurzwellige Keil-Trog-Strukturen, die nach Süden
ablaufen, nicht ganz niederschlagsfrei. Mittlerweile ist aber milde Luft
eingesickert, so dass Glätte und Frost auf Hochlagen der östlichen Mittelgebirge
beschränkt sind und sich verbreitet Mischungsnebel bilden konnte. Da die
Luftdruckgegensätze gering sind, wird sich dieser halten bzw. in tiefen St
übergehen; Wolkenlücken sind eher unwahrscheinlich. Daher steigt die Temperatur
nur zögernd auf 5 bis 9 und im Nordosten sowie im östlichen Mittelgebirgsraum
auf 1 bis 5 Grad.

In der Nacht zum Montag setzt sich der Höhenkeil nach Deutschland durch. Der
nachfolgende Trog hält sich zwar mit seiner Hauptachse über dem nahen
Ostatlantik, lässt aber als Vorboten einen Kurzwellentrog in die Nordsee
ablaufen. Vorderseitiger Druckfall, der durch Warmluftadvektion und positive
Vorticityadvektion generiert wird, bringt eine Gradientzunahme in Gang, so dass
in den Hochlagen der westlichen und nördlichen Mittelgebirge sowie an der
Nordfriesischen Küste Wind- und stürmische Böen bis Bft 8 (Brocken Bft 9)
aufkommen. Zudem setzen im Nordwesten und ganz im Westen Niederschläge ein.
Ansonsten sollte, abgesehen vom Südosten, die Nebelbildung weitgehend
unterbunden werden. Leichter Frost dürfte daher nur noch im östlichen Bergland
sowie in Alpennähe ein Thema sein.

Montag... überquert der abflachende Keil Deutschland, nachfolgend stellt sich
eine vorerst schwache südwestliche Strömung ein, wobei der Gradient tendenziell
eher wieder etwas geringer wird. Daher ist die Windsituation gegenüber der Nacht
zunächst unverändert; möglicherweise können in der Oberlausitz und im
Osterzgebirge durch "Böhmischen Wind" ein paar Böen Bft 7/8 auftreten. Aber auch
hier ist eine Tendenz in Richtung Abnahme zu sehen. Die Niederschläge, die an
ein in der südwestlichen Strömung schleifendes Frontensystem gekoppelt sind,
greifen vom Nordwesten bis auf die mittleren Landesteile über, ohne auch nur in
die Nähe der Warnschwellen zu gelangen. In den Staulagen der westlichen
Mittelgebirge sind bis 10 mm innerhalb von 12 Stunden möglich, ansonsten reicht
es nur für wenige Millimeter, im Osten und Süden bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei. In den Leegebieten der östlichen Mittelgebirge sowie im Süden
kommen Auflockerungen zustande, am Alpenrand kann es auch für längere sonnige
Abschnitte reichen. Ansonsten hält sich meist mehrschichtige Bewölkung. Bedingt
durch die südwestliche Strömung macht die Milderung Fortschritte, so dass die
Temperatur auf 7 bis 12, im äußersten Nordosten, in einigen windschwachen Tälern
Süddeutschlands sowie im östlichen Mittelgebirgsraum auf Werte um 4 Grad steigt.


In der Nacht zum Dienstag läuft aus dem über dem nahen Ostatlantik liegenden
Trog ein weiterer kurzwelliger Anteil heraus und erreicht die Biskaya. Dies
lässt die Strömung aufsteilen; zudem wird die Kaltfront infolge einer über
Frankreich nach Norden ablaufenden Welle rückläufig. Daher verstärken sich die
Niederschläge im Nordwesten und Westen, so dass relativ großflächig einige bis
etwas 10, in Staulagen auch um 15 mm innerhalb von 12 Stunden zu erwarten sind.
Im Osten und größtenteils auch im Süden wird es weitgehend niederschlagsfrei
bleiben, ganz im Südosten kann es noch einmal für Nebel reichen. Warnrelevante
Böen sind nach wie vor auf exponierte Gipfellagen sowie die Oberlausitz
beschränkt.

Dienstag... schwenkt der vorlaufende kurzwellige Trog von der Biskaya kommend zu
den Benelux-Staaten, hängt aber in seinem südlichen Teil zurück, so dass eine
steile südwestliche Strömung bestehen bleibt. Mit dieser wird die o.g. Welle in
die Nordsee gesteuert; deren schwache Kaltfront erreicht gegen Abend den
äußersten Westen. Im Norden und Westen sowie in den mittleren Landesteilen sind
daher weitere Niederschläge zu erwarten. Meist kommen nur wenige Millimeter
zusammen, in den Staulagen der Mittelgebirge sind um 10, im Schwarzwald auch um
15 mm innerhalb von 12 Stunden möglich. An der Süd- und Ostflanke dieser Welle
kann der Gradient leicht zulegen, warnrelevante Böen sollten aber auf exponierte
Gipfel (Bft 7/8, Brocken Bft 9) sowie die Oberlausitz (Bft 7) beschränkt
bleiben. Weiter nach Südosten und Osten hin bleibt es weitgehend
niederschlagsfrei. Allerdings breitet sich mehrschichtige Bewölkung auch in
diese Gebiete aus, so dass es in den Leegebieten der östlichen Mittelgebirge und
am Alpenrand allenfalls noch für Wolkenlücken reicht. Die Temperaturen ändern
sich gegenüber Montag nur unwesentlich.

In der Nacht zum Mittwoch wird der o.g. Kurzwellentrog nach Südnorwegen
gesteuert, nachfolgend setzt sich über der Nordsee ein schwacher Keil durch.
Durch diesen gestützt gewinnt über Mitteleuropa der antizyklonale Einfluss
wieder die Oberhand. Zudem wird durch einen weiteren westlich nach Norden
ablaufenden kurzwelligen Anteil eine Zyklogenese induziert, so dass ein
Sturmtief nach Irland gelangt. Kompensierendes Absinken verstärkt daher die
Antizyklonalität. Als Ergebnis wird der Gradient wieder auseinandergezogen, der
Wind ist selbst auf Berggipfeln nicht mehr warnrelevant im Süden ist daher
wieder vermehrt mit Nebel zu rechnen. Die Frost-Glätte-Problematik dürfte nur im
äußersten Südosten und in Alpennähe eine Rolle spielen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen weitgehend die oben beschriebene Entwicklung.
Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ableiten. Lediglich der am
Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch über die Nordsee hinweg nach
Südskandinavien ablaufende Kurzwellentrog wird etwas unterschiedlich simuliert.
Zum einen streift dieser Trog nur den Nordwesten, zum anderen bringt dieser Trog
nur schwache dynamische Antriebe zustande, so dass diese Modellunterschiede
nicht weiter ins Gewicht fallen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann