DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

11-12-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 11.12.2020 um 10.30 UTC



Recht milde Südwestlage, weitgehend ohne großräumige markant zu bewarnende
Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 18.12.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums wird Deutschland am Montag von
einem Höhenkeil überquert. Ihm folgt in der Höhe ein Langwellentrog, der bis
Tagesende die Iberische Halbinsel erreicht. Auf seiner Vorderseite wird mit
einer südwestlichen Strömung recht milde Luft mit einer T850 von 3 bis 6 Grad
advehiert. Weiterhin nähert sich vorderseitig des Troges ein wellendes
Frontensystem, dessen Niederschlagsband den Westen erreicht. Das führt im Norden
und Westen zu etwas Regen, außerdem frischt der Südwestwind auf, ohne das jedoch
Warnschwellen erreicht werden. Tagesüber ist es meist mild bis sehr mild und die
Nacht außer im Südosten frostfrei.
Am Dienstag wird der Langwellentrog von Westen her regeneriert und der
vorlaufende Trog reduziert sich zum Randtrog und wandert von der Iberischen
Halbinsel bis Tagesende nach Benelux und in den Nordwesten Deutschlands. Die
wellende Front liegt weiterhin im Nordwesten Deutschland, lediglich der Norden
wird rasch überquert. Im Bereich einer Welle über Benelux gibt es teilweise
kräftigen Regen, der auch den äußersten Westen erreichen kann. Warnwürdige
Mengen werden allerdings nicht simuliert. Im Süden und Südosten, sowie teilweise
auch im Lee der Mittelgebirge, lockert es auf und an den Alpen kommt Föhn auf
(Alpengipfel mit Sturmböen).
Am Mittwoch nähert sich der Haupttrog vom Ostatlantik und auf der Vorderseite
verstärkt sich durch WLA ein Rücken, der sich vom Mittelmeerraum bis in die
Nordsee ausweitet. Dadurch steigt der Bodendruck und bei uns stellt sich
ruhiges, zu Nebel und Hochnebel neigendes Wetter ein. Abgesehen von Nebelnässen
bleibt es trocken. Freundliche Abschnitte gibt es am Alpenrand und teilweise
auch im Lee der Mittelgebirge. Es ist weiterhin mild und Nachtfröste bleiben auf
den Südosten beschränkt.
Am Donnerstag kommt es im Trogbereich über Südspanien zu einem Cut-Off. Das
nördliche Trogresiduum schwenkt weiter ostwärts, verliert aber weiter an Kontur
und erreicht am Abend Jütland. Auf seiner Vorderseite stößt die Kaltfront eines
Tief über der Norwegischen See in den Westen Deutschlands vor, die
Wetteraktivität bleibt, mangels Antrieb aus der Höhe und aufgrund Überlaufen
durch KLA, gering. Vor allem im Norden und teilweise auch im Westen sorgt sie
allerdings für etwas Regen.
Am Freitag nähert sich vom Atlantik erneut ein Trog, sodass die Südwestlage bei
uns anhält. Vorderseitig gibt es weiterhin ein neues Frontensystem, dessen
Ostwärtsverlagerung durch die weitgehend frontenparallele Ausrichtung von
Isobaren und Isohypsen verhindert wird. Somit dominiert auch am Freitag leichter
Hochdruckeinfluss mit den entsprechenden winterlichen Begleiterscheinungen wie
Nebel und Hochnebel. Es bleibt recht mild und an den Alpen ist es föhnig mit
Sturmböen auf den Alpengipfeln.

In der erweiterten Mittelfrist ab dem nächsten Wochenende scheint sich der oben
angesprochene Trog bis in unseren Bereich durchzusetzen. Dadurch es aufgrund der
Zufuhr von höhenkalter Luft von Westen her unbeständiger und in den Bergen kann
es wieder etwas Schnee geben. Das Temperaturniveau geht zwar etwas zurück, es
bleibt jedoch in Anbetracht der Jahreszeit eher mild.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der aktuelle Lauf befindet sich im Vergleich zum Vorlauf in recht guter
Übereinstimmung. Im Vergleich zum letzten 00UTC-Lauf gibt es allerdings
deutlichere Unterschiede. Der vor allem am nächsten Donnerstag und Freitag
simuliert der gestrige 00UTC-Lauf ein Cut-Off beim Durchschwenken des
Randtroges, das mit einem kräftigen kleinräumigen Bodentief über der Nordsee
korrespondiert. Dadurch wäre ein deutlich kräftigerer Gradient im Spiel, der vor
allem an der Nordsee von Belang wäre. Die beiden letzten Läufe zeigen allerdings
eine deutlich abgemilderte Lösung.
In der erweiterten Mittelfrist findet eine Zyklogenese im Seegebiet westlich der
Britischen Inseln statt. Das resultierende Bodentief verbleibt nach dem
aktuellen und dem gestrigen 12UTC Lauf im Bereich seiner Entstehung, während es
nach dem gestrigen 00UTC-Lauf in die Nordsee zieht mit der entsprechenden
Verschärfung der Windsituation im Bereich der Nordsee.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Das IFS und ICON sind weitgehend konform. Dagegen folgt GFS am Donnerstag und
Freitag im Wesentlichen der Lösung des gestrigen 00UTC-Lauf des IFS, d.h. mit
einem Cut-Off, das aus dem Randtrog entsteht. Weiterhin zeigt das GFS im
Bodendruckfeld ein Bodentief über der Nordsee.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalysen zeigen für Montag und Dienstag nur 1 Cluster und für
Mittwoch bis Freitag nur 2 Cluster, wobei der deterministische Lauf in Cluster 1
befindet. Die Lösung, die sowohl GFS als auch der gestrige 00UTC-Lauf des IFS
zeigen, wird nicht bestätigt.
Die Rauchfahnen zeigen von Sonntag auf Montag einen recht deutlichen
Temperaturanstieg. Vor allem Montag und Dienstag sind im Norden recht feucht,
ohne dass es jedoch deutliche Ausreißer bei den einzelnen Läufen gibt. Gegen
Ende der Woche wird es auch im Norden trockener.
Verglichen mit dem Median des Modellklimas sind die Tageshöchstwerte im gesamten
Bereich bis Weihnachten wärmer. Auch bei der Betrachtung des GFS Ensembles fällt
auf, dass die Temperaturen deutlich wärmer sind als im Modellmittel von 1981 bis
2010. Allerdings liegt das Ensemblemittel an Weihnachten dann leicht unterhalb
des Modellmittels.
Insgesamt gesehen stützen die Ensembles den aktuellen Lauf des IFS.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index gibt keinen Hinweis auf signifikante
Wettererscheinungen. Am Dienstag und Mittwoch wird der Westen als deutlich zu
mild eingestuft.
Die Ensembles liefern keine Signale für markante Niederschlagsereignisse in der
nächsten Woche.
Am Montag gibt es Signale für markante Böen im Bereich der Nordseeinseln. Für
Mittwoch gibt es weiterhin eine geringe Wahrscheinlichkeit für Gewitter an der
Nordseeküste und auf den Inseln.

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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW-IFS und EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich