DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-12-2020 18:30
SXEU31 DWAV 091800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Freitagfrüh im Westen, in der Nacht zum Samstag in der Mitte und im Südwesten
geringe Glatteisgefahr.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Deutschland liegt unter geringen Potential- und Druckunterschieden.
Dabei befindet sich immer noch eine Potentialrinne dicht westlich von uns und
etwas höheres Potential über der Ostsee und dem östlichen Mitteleuropa. Am Boden
erstreckt sich eine flache Tiefdruckrinne von der Deutschen Bucht nach
Tschechien. Von Südosten dringt in der Höhe feuchte Luft aus dem Mittelmeerraum
bis zum mittleren Deutschland und erreicht später sogar von Süden
Norddeutschland. So breiten sich Niederschläge von Süddeutschland über die
östlichen Mittelgebirge und den Harz später bis zur westlichen Ostsee aus, die
oberhalb von 300 bis 600 m meist als Schnee fallen. Die Niederschlagsmengen
liegen meist bei 0,5 bis 3 mm und nur vereinzelt bis 5 mm mit entsprechenden
Schneemengen im Bergland. Daher muss dort mit Schnee- und Eisglätte gerechnet
werden. In den äußersten Osten dringt in bodennahen Schichten Kaltluft aus Polen
mit südöstlichem Wind vor, wobei die Grundschicht mit Hochnebel angefüllt ist.
Aus der Hochnebeldecke ist örtlich etwas Schneegriesel oder gefrierender
Sprühregen möglich. Im Westen und Nordwesten passiert dagegen nicht viel, vor
allem in Teilen NRWs ist es anfangs auch klar. Die Temperaturen liegen häufig um
0 Grad und vor allem bei Aufklaren, im höheren Bergland und besonders im
Nordosten gibt es leichten Frost, im Alpenraum auch mäßigen Frost. Der Wind weht
meist nur schwach, im Nordosten und in der Lausitz auch mäßig, dort auch Südost.


Donnerstag ... tropft ein neuer Trog über dem Westen Frankreichs einmal mehr
ab und zieht bis zum Abend Richtung Sardinien, womit er als Randtrog in die
Zirkulation der Potentialrinne, die mittlerweile bei uns liegt, einbezogen wird.
Sein südliches Drehzentrum zieht nur wenig südostwärts nach Oberitalien. An
dessen Ostflanke tropft ein weiteres Höhentief über dem Osten Österreichs ab und
zieht bis zum Abend zur Tatra. Derweil verlagert sich das Höhentief über der
westlichen Nordsee nordwärts und wird als Randtrog in die Zirkulation eines
umfangreichen nordatlantischen Langwellentroges mit Drehzentrum bei Island
eingebunden. Der von ihm ausgehende Trog reicht abends noch bis in den
Nordwesten Deutschlands, erweist sich aber als kaum wetterwirksam, am ehesten
fällt im Nordseeumfeld noch etwas Regen. Somit ändert sich nur wenig an der
flachen Druckverteilung bei uns. Zwar ist es im Westen und Süden aus der
Vorgeschichte in 850 hPa etwas kälter (-2 bis -5 Grad), jedoch stehen die
Grenzschichtprobleme im Vordergrund: Etwa nordöstlich der Havel ist die aus
Polen einströmende bodennahe Kaltluft wirksam (Mit Höchstwerten um 0 Grad) und
auch sonst gibt es unterhalb einer Absinkinversion eine feuchte Grundschicht,
die aber etwas milder ist mit Höchstwerten von 1 bis 6 Grad. Meist dominiert
tiefe Schichtbewölkung und von Ostbayern bis nach Schleswig-Holstein gibt es
darüber auch noch mittelhohe und hohe Bewölkung, aus der es noch vereinzelt
etwas regnet, in höheren Lagen auch schneit. Im Nordosten ist auch etwas
Schneegriesel möglich.


In der Nacht zum Freitag schwenkt der markante Höhentrog eines isländischen
Zentraltiefs unter Verstärkung zu den Britischen Inseln, im Gepäck ein
Frontensystem, das auf Westeuropa übergreift. Der Druckfall davor, ausgelöst
durch kräftige Warmluftadvektion, lässt die Strömung in der unteren Troposphäre
über Mitteleuropa auf südliche Richtungen drehen, im Nordosten bleibt aber eher
die Südostströmung erhalten. In der Höhe wird der Trog etwas nach Norden und
Osten abgedrängt und in 300 hPa ist später sogar ein schwacher Keil zu erkennen.

Die ohnehin leichten Niederschläge im Norden klingen ab und auf den Westen
greifen von Frankreich her Wolkenfelder ohne Niederschlag über. Bei GFS
erreichen die Niederschläge den äußersten Westen und nach vorherigen
Auflockerungen wäre sogar gefrierender Regen nicht ausgeschlossen. Ansonsten
überwiegt starke Bewölkung mit einigen Auflockerungen in einem Streifen diagonal
über der Mitte (von Nordwest nach Südost).
Die Temperaturen liegen außer teilweise im Norden meist bei Werten um 0 Grad
oder im leichten Frostbereich (vor allem im Nordosten), so dass neben einigen
Nebelfeldern auch lokale Glätte wieder ein Thema werden kann.

Freitag ... greift der Höhentrog noch auf Frankreich und Benelux, in der Nacht
zum Samstag vielleicht auch noch auf den Westen Deutschlands über, wird aber
erneut durch das russische Hoch blockiert und nimmt dann eine zunehmend negative
Achsneigung an. Daraus ergibt sich eine recht flaue und leicht mäandrierende
südliche, in der Nacht zum Samstag südsüdöstliche Höhenströmung über
Deutschland.
Im Bodenfeld kommt das okkludierende Frontensystem zumindest mit seinem Südteil
allmählich Richtung Südosten voran und erreicht gegen Abend den Norden bzw.
Osten Frankreichs. Ab dem späten Vormittag setzen nach ICON im Südwesten und
Westen Deutschlands leichte Niederschläge, aufgrund niedertroposphärischer WLA
und einem Temperaturanstieg in 850 hPa bis zum Abend auf 0 bis 4 Grad (im
Nordosten noch darunter) wohl überwiegend und bis in höhere Lagen als Regen,
ein, die aber kaum weiter nach Osten vorankommen. In einigen "Kältelöchern", vor
allem im Schwarzwald, ist dabei auch Glatteis nicht ausgeschlossen. Ansonsten
ändert sich nur wenig an der häufig trüben Witterung. An den Alpen kommt
leichter Föhn auf, eventuell reicht es für Sturmböen aus Süd in einzelnen
Gipfellagen, zumindest aber wohl für größere Wolkenlücken bis ins südliche
Vorland. Auch sonst frischt der Wind im höheren Bergland aus Südost auf,
eventuell reicht es in exponierten Gipfellagen sogar für stürmische Böen (Bft
8), in einigen anfälligen Tälern für steife Böen (Bft 7). In den Leelagen kann
sich der Hochnebel ebenfalls gebietsweise auflösen. An den Höchstwerten ändert
sich aber zunächst nur wenig; mit etwas Sonne werden vielleicht 5 bis 6 Grad
erreicht, sonst -1 bis +4 Grad mit den tiefsten Werten im Nordosten und bei
Nebel an der Donau.

In der Nacht zum Samstag bildet sich entlang der langgestreckten Okklusion über
England ein Teiltief und zieht zur südwestlichen Nordsee und in der Höhe
zeichnet sich ein Cut-Off-Tief über Nordostfrankreich ab. Da insgesamt die
Strömung flau bleibt, kommen die Niederschläge nur zögernd ostwärts voran,
morgens erreichen sie in etwa eine Linie Emsland-zentraler
Mittelgebirgsraun-westliches Oberbayern. Die Mengen bleiben gering (unter 5 mm
in 12 Stunden), allerdings kann es vor allem vom zentralen Mittelgebirgsraum bis
nach Süddeutschland gebietsweise gefrierenden Regen mit erhöhter Glatteisgefahr
geben, ganz im Westen bleibt es wohl schon frostfrei. Die Grundschicht kühlt
etwas aus, eventuell reicht es im höheren Bergland auch für etwas Schnee.
Im Norden und Osten bleibt es noch trocken und außer im Westen/Nordwesten gibt
es auch erneut verbreitet leichten Frost. Der Südostwind legt im Nordwesten noch
etwas zu, über der Nordsee gibt es steife Böen. Auch in den Kamm- und
Gipfellagen einiger Mittelgebirge sind weiterhin steife bis stürmische Böen
nicht ausgeschlossen.

Samstag ... Deutschland verbleibt im Bereich geringer Potential- und
Druckunterschiede. Der Nordosten liegt dabei am Rande des russischen Hochs in
einer bodennah recht kalten Ost- bis Südostströmung mit Höchstwerten bei 0 Grad.
Ansonsten ist im Bereich des flachen, von der südwestlichen Nordsee nach Holland
ziehenden Bodentiefs mäßig kalte und feuchte Mischluft wirksam, wobei meist eine
Inversion vorhanden ist. Die absterbende Okklusionsfront sorgt im Westen und
Süden noch örtlich für etwas Niederschlag, teils Schnee, teils anfangs örtlich
gefrierender Regen, wobei die Mengen meist unter 4 mm innerhalb von 12 Stunden
liegen. Unter der Inversion hat sich hochnebelartige Bewölkung gebildet, die
recht verbreitet für einen trüben Witterungscharakter sorgt. Auflockern könnte
es am ehesten Nordwestlich von Harz und Weserbergland sowie vom Erzgebirge
geben. Im äußersten Nordosten ist in der Kaltluft auch mal etwas Schneegriesel
möglich. Weiter südwestlich liegen die Temperaturen meist bei 2 bis 7 Grad mit
den höchsten Werten im Rheinland. Oberhalb 600 bis 700 m bleibt es meist bei
Werten um 0 Grad oder knapp darunter.


Modellvergleich und -einschätzung
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Einige Modellunterschiede wurden oben beschrieben.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden