DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-12-2020 10:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.12.2020 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit Niederschlägen, meist als Regen. Kommende Woche deutlich milder.

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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 16.12.2020


Zu Beginn der Mittelfrist am Samstag erstreckt sich tiefes Geopotential etwa von
Island und dem Europäischen Nordmeer über Mitteleuropa hinweg bis in den
zentralen Mittelmeerraum. Korrespondierend dazu reicht im Bodendruckfeld eine
Tiefdruckrinne ausgehend von einem Tief südwestlich von Island bis nach
Deutschland. Darin eingelagert ist eine schwach ausgeprägte Okklusion, die
gebietsweise (vor allem aber im Westen und Süden) etwas Niederschlag bringt. Bei
Temperaturen in 850 hPa um null Grad, fällt dieser überwiegend als Regen. In den
noch kalten Gebieten im westlichen Mittelgebirgsraum sowie im Süden ist teils
auch gefrierender Regen möglich.

Am Sonntag kommt es über dem Nordostatlantik zu einer Austrogung. Vorderseitig
wölbt sich ein schmaler Höhenrücken auf, der allmählich ostwärts Richtung
Mitteleuropa wandert. Dadurch wird das tiefe Geopotential über uns weiter
abgebaut bzw. langsam ostwärts abgedrängt. Auch am Boden setzt Druckanstieg ein,
sodass sich zwischen einem blockierenden kräftigen Hoch über Russland und einem
Atlantikhoch eine schwache Hochdruckbrücke aufbaut. Die Reste der o.e. Okklusion
sorgen vereinzelt noch für etwas Niederschlag. Am Temperaturniveau ändert sich
zunächst noch wenig.

Ab Montag wird unser Wetter zunehmend von einem umfangreichen und hochreichenden
Tiefkomplex beeinflusst, der sich mit seinem Zentrum westlich der Britischen
Inseln einnistet. Ausgehend von dem Tief greift im Tagesverlauf ein erster
Tiefausläufer von Nordwesten auf Deutschland über. Aufgrund des blockierenden
Russlandhochs kommen die damit verbundenen Niederschläge nur langsam ostwärts
voran und schwächen sich dabei ab. Vorderseitig des Tiefs gelangt mit einer
südwestlichen bis südlichen Strömung milde Luft zu uns. In 850 hPa steigt die
Temperatur auf Werte zwischen 2 und 9 Grad an. Zudem nimmt der Druckgradient im
Westen und Nordwesten leicht zu, woraus im Westen und auf den Nordseeinseln
einzelne Böen Bft 7 und in höheren Berglagen Sturmböen resultieren.

Am Dienstag und Mittwoch ändert sich an der Großwetterlage wenig. Zwar weitet
sich das tiefe Geopotential auch Richtung Deutschland aus, der steuernde
Tiefkomplex verbleibt aber im Wesentlichen vor Westeuropa. Entsprechend hält die
Zufuhr milder Luftmassen weiter an. In einigen Leelagen der Mittelgebirge und
der Alpen sind am Dienstag und Mittwoch Höchstwerte bis 11 Grad zu erwarten. Die
Nächte bleiben weitgehend frostfrei. Im Süden und Osten regnet es in Verbindung
mit dem Tiefausläufer gebietsweise und auch im Nordwesten fällt in Verbindung
mit einem Randtrog zeitweise Regen. Sonst bleibt es weitgehend trocken. In der
südlichen Strömung setzt in den Alpen Südföhn ein.

Auch in der erweiterten Mittelfrist ändert sich an der Wetterlage wenig. Es
bleibt wechselhaft und vor allem relativ mild.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann insgesamt als gut bezeichnet werden. Ab
Montag werden zwar die Lage der Druckzentren und die Ausdehnung des tiefen
Geopotentials von den drei letzten Modellläufen ein wenig unterschiedlich
vorhergesagt, an dem grundsätzlichen Wettercharakter ändert sich dadurch für
Mitteleuropa aber wenig.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die mittelfristige Entwicklung wird von den weiteren betrachteten Globalmodellen
GFS und ICON sehr ähnlich prognostiziert. Unterschiede ergeben sich ähnlich zur
Konsistenzbetrachtung auch hier bei der Lage der Druckzenten und der Ausweitung
des Höhentroges über Westeuropa Richtung Süden. Signifikante Änderungen der
Wetterentwicklung in Deutschland ergeben sich dadurch aber nicht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die 850 hPa Temperatur zeigt im Ensemble Meteogramm des EZMW für Offenbach bis
Sonntag einen sehr engen Verlauf der Ensemble Member auf etwa gleichbleibendem
Niveau. Auch der deutliche Temperaturanstieg ab Montag wird von dem Ensemble
einheitlich prognostiziert. Erst nachfolgend nimmt der Spread ein wenig zu.
Während die Temperatur beim Haupt- und Kontrolllauf bis Mittwoch wieder leicht
absinkt (Passage des Randtroges) verbleibt die Mehrheit der Member auf dem hohen
Niveau. In der erweiterten Mittelfrist ist sogar eine weitere Zunahme der
Temperatur zu erkennen.
Abgesehen von dem leichten Minimum des Geopotentials Mitte nächster Woche
verbleibt das Geopotential ab Montag auf relativ hohem Niveau bis in die
erweiterte Mittelfrist hinein, was für die anhaltende Blockierungslage spricht.
Auch dabei ist der Spread relativ gering. Wiederholte Niederschlagssignale ohne
allzu hohe Mengen bestätigen zudem den beschriebenen wechselhaften
Wettercharakter.

Die Einigkeit der Ensemble Member bzw. der betrachteten Globalmodelle spiegelt
sich auch in der Clusterung wider. So gibt es für die Zeiträume t+72 bis 96 und
t+120 bis 168 Stunden jeweils nur ein Cluster mit der beschriebenen
Geopotentialverteilung.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag besteht vor allem im Süden stellenweise die Gefahr von gefrierendem
Regen mit Glatteisbildung. Am Sonntag ist im Südosten Bayerns anfangs noch
gefrierender Regen mit Glatteisbildung möglich.

Ab Montag sind auf einigen Nordseeinseln stürmische Böen Bft 8 um Süd nicht
ausgeschlossen. Im höheren Bergland treten Sturmböen (Bft 8, 9), auf dem Brocken
und auf exponierten Alpengipfeln schwere Sturmböen (Bft 10) aus Südwest auf.

Sonst werden keine warnwürdigen Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger