DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-12-2020 08:01
SXEU31 DWAV 090800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 09.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: SEz
Weiterhin "Usselwetter", kaum markante Wettererscheinungen. Heute nasskalt mit
etwas Schnee im Süden. Am Donnerstag Zwischenhocheinfluss und meist trüb.
Freitag bzw. in der Nacht zum Samstag von Westen erneut Niederschläge mit
Glatteisgefahr.


Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... ändert sich an der schon seit einer gefühlten Ewigkeit ähnlichen
Verteilung der Geopotenzial- und Druckgebilde über dem
nordatlantisch-europäischen Raum nur wenig: Einem langgestreckten und mit
mehreren Drehzentren ausgestatteten Höhentrog, der sich im Prinzip vom Nordmeer
über die Nordsee, Benelux und Frankreich bis ins westliche bzw. zentrale
Mittelmeer erstreckt, steht nach wie vor der massive Hochdruckblock über
Nordosteuropa gegenüber, der jegliches Vorankommen der Geopotenzialgebilde von
Westen her Richtung Kontinentaleuropa weiterhin erschwert oder verhindert.
Daraus resultiert eine südsüdöstliche Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet.
Mit einem weiteren Trogvorstoß von der Irminger See Richtung Ostatlantik bzw. in
der Nacht zum Donnerstag Richtung Biskaya und dem Aufwölben eines vorgelagerten
kurzwelligen Höhenrückens über den Britischen Inseln wird oben genannter
Höhentrog aber vorübergehend in die Zange genommen. Dabei können sich im
Tagesverlauf zwei Drehzentren etablieren: Eines über der westlichen Nordsee
kommt nur wenig nach Norden voran, ein damit korrespondierendes okkludiertes
Frontensystem im Bodenfeld zieht ebenfalls über die Nordsee hinweg nordwärts und
löst sich mehr und mehr auf. Während es auf das Wetter hierzulande keinen
weiteren Einfluss mehr ausübt, gibt es trogvorderseitig vor allem über der Mitte
und dem Osten des Landes aufgrund von WLA anfangs noch leichte Niederschläge,
die in tiefen Lagen teils als Regen fallen wobei in den Vormittagsstunden vor
allem im zentralen Mittelgebirgsraum stellenweise noch Glatteis auftreten kann.
Im Tagesverlauf ziehen diese Niederschläge aber nordwärts ab.
Anders verhält es sich mit dem zweiten Drehzentrum über dem Nordwesten Italiens:
Es zeigt zunächst kaum Verlagerungstendenz und an dessen Südflanke entwickelt
sich zum Abend hin ein weiteres kleinräumiges Höhentief über Sardinien, so dass
der Komplex eine Dipolstruktur bekommt. Insgesamt kann sich dieser Komplex mit
Passage eines kurzwelligen Randtroges im Tagesverlauf etwas nach Norden
ausweiten. Dabei verstärkt sich an dessen Nordflanke vorübergehend
mitteltroposphärische WLA, die die PVA-induzierte Hebung vor allem über dem
Süden Deutschlands noch stützt. Im Bodenfeld hat sich von Österreich her bereits
eine flache Tiefdruckrinne über Bayern hinweg bis nach Norddeutschland
ausgeweitet. Diese kommt im Tagesverlauf ein wenig nach Osten voran und füllt
sich etwas auf. An deren Westflanke ist eine Gegenstromlage in Gang gekommen
(bodennah Nordwest, in der Höhe Südost) und somit weiten sich - zusätzlich noch
etwas verstärkt durch die WLA - in den kommenden Stunden von Tirol und Salzburg
her leichte Niederschläge (1 bis 5 mm, kleinräumig in Südbayern auch mehr)
nordwärts auf weite Teile Bayerns, den Osten und Süden BaWü`s bis in den
zentral-östlichen Mittelgebirgsraum aus. Im Süden dominiert bis in tiefe Lagen
die feste Phase, zumal sich rückseitig der Rinne die niedertroposphärische KLA
noch etwas verstärkt und auch die Verdunstungsabkühlung ihren Teil dazu
beiträgt, bis zum Abend sinkt die 850 hPa-Temperatur dort auf nahe -5 Grad. Nach
Nordnordost zu bleibt es milder und entsprechend liegt die Schneefallgrenze in
Thüringen und im Vogtland teils deutlich oberhalb von 500 m.
Trocken bleibt es dagegen in den Randgebieten, nämlich im Westen/Nordwesten und
ganz im Osten, später auch im Norden. Allerdings vermag sich die dichte, vor
allem im Osten und Nordosten auch mehrschichtige Bewölkung kaum aufzulösen. Am
ehesten ist das vielleicht ganz im Westen, im Lee der westlichen Mittelgebirge,
der Fall, wo die Grundströmung vorderseitig des oben genannten Frontensystems
über der Nordsee mehr auf Süd bis Südwest dreht. Insgesamt bleibt es mit
Höchstwerten zwischen 0 Grad im Alpenvorland bzw. im Bergland und 4 Grad in den
meisten Niederungen recht kühl, lediglich von der Lausitz bis ins östliche
Harzvorland wird es mit bis zu 7 Grad insgesamt etwas milder.

In der Nacht zum Donnerstag setzt sich der Trogvorstoß Richtung Biskaya und
Westfrankreich fort, wodurch der Rücken über den Britischen Inseln wieder
abgebaut wird. Das kleinräumige Höhentief über Oberitalien kommt nach
Südwestdeutschland bzw. Nordostfrankreich voran und verliert an Kontur, an
dessen Südflanke verlagert sich ein Randtrog nach Mittelitalien. Insgesamt nimmt
das Geopotenzialfeld über dem Vorhersagegebiet eine zunehmend antizylonale
Kontur an, nennenswerte Hebungsprozesse sind keine mehr auszumachen. Die
Tiefdruckrinne im Bodenfeld füllt sich somit weiter auf und es stellen sich
schwachgradientige Druckverhältnisse ein, so dass die Niederschläge von
Südwesten her abklingen und erneut Grenzschichtprozesse mehr und mehr an
Bedeutung gewinnen. Vor allem in der ersten Nachthälfte können gebietsweise - am
ehesten wohl im Bereich der Ostalb oder Fränkischen Alb - noch ein paar
Zentimeter Neuschnee fallen, nach Norden zu, im zentralen Mittelgebirgsraum,
eventuell auch gefrierender Regen.
Ansonsten bleibt es vielerorts trüb durch Nebel oder Hochnebel, aus dem hier und
da etwas Nieselregen (mit Glättebildung) oder Schneegriesel fallen kann.
Auflockerungen gibt es am ehesten ganz im Osten sowie im Westen und Südwesten.
Im Bereich der (ehemaligen) Tiefdruckrinne bzw. knapp östlich davon, also in den
Regionen zwischen Weser, Werra und Elbe, kann es aufgrund der dichten
mehrschichtigen Bewölkung wohl kaum in den Frostbereich abkühlen, sonst gibt es
aber vielerorts leichten Frost mit entsprechendem Glättepotenzial.

Donnerstag... tropft der Trog über dem Westen Frankreichs einmal mehr ab und
zieht bis zum Abend Richtung Sardinien, womit er als Randtrog in die Zirkulation
des kleinräumigen Höhentiefs über Südwestdeutschland einbezogen wird, das
wiederum sein Drehzentrum etwa nach Südtirol verlagert. An dessen Ostflanke
tropft ein weiteres Höhentief über dem Osten Österreichs ab und zieht bis zum
Abend zur Tatra. Derweil verlagert sich das Höhentief über der westlichen
Nordsee nordwärts und wird als Randtrog in die Zirkulation eines umfangreichen
nordatlantischen Langwellentroges mit Drehzentrum bei Island eingebunden. Der
von ihm ausgehende Trog reicht abends noch bis in den Nordwesten Deutschlands,
erweist sich aber als kaum wetterwirksam, am ehesten fällt im Nordseeumfeld noch
etwas Regen oder Nieselregen.
Somit ändert sich nur wenig an der flachen Druckverteilung über dem
Vorhersagegebiet. Die ehemalige Tiefdruckrinne lässt sich immer noch als
Luftmassengrenze ausmachen, die niedertroposphärisch recht kalte Luft im Westen
und Süden (-2 bis -6 Grad in 850 hPa, GFS und IFS nicht ganz so kalt) von
milderer im Osten und Nordosten (um 0 Grad in 850 hPa) trennt. In deren
Einflussbereich dominiert dichte, mehrschichtige Bewölkung, aus der es etwa vom
Vogtland bis nach Schleswig-Holstein noch etwas regnen oder nieseln kann, im
höheren Bergland fallen eventuell auch ein paar Schneeflocken. Vor allem
vormittags besteht dabei noch gebietsweise Glättegefahr. Auch sonst bleibt es
aber vielerorts stark bewölkt oder trüb durch Hochnebel, Chancen auf etwas Sonne
bestehen nach wie vor am ehesten im Westen bzw. Südwesten sowie Richtung Oder
und Neiße. Die Höchstwerte liegen meist zwischen 0 und 4 Grad, in einigen
Regionen Süddeutschlands kann es auch in den Niederungen leichten Dauerfrost
geben.

In der Nacht zum Freitag schwenkt ein Kurzwellentrog Richtung Britische Inseln
und weitet sich nach Süden aus, womit über Westeuropa einmal mehr ein
Trogvorstoß eingeleitet wird. Der Höhentiefdipol über dem zentralen Alpenraum
bzw. der Tatra wird etwas nach Osten und Norden abgedrängt. Daraus resultierend,
stellt sich über dem Vorhersagegebiet eine schwache südliche und leicht zyklonal
konturierte Höhenströmung ein.
Mit kräftiger WLA über West- bzw. dem westlichen Mitteleuropa und der dadurch
bedingten Hebung beginnt der Druck auch im Vorhersagegebiet von Westen her zu
fallen. Das Frontensystem eines mit dem Höhentrog korrespondierenden Bodentiefs
südlich von Island überquert die Britischen Inseln und greift morgens auf den
Ärmelkanal bzw. den Westen Frankreichs über. Dadurch verschärft sich der
Gradient vor allem im Westen des Landes und der Wind frischt etwas aus Südost
auf, ist aber wohl auch in den Mittelgebirgen noch nicht warnrelevant. Immerhin
kann sich aber vor allem im Westen und Süden die hochnebelartige Bewölkung
vermehrt auflösen, Im Süden kann es dann auch mäßigen Frost geben. Im Norden und
Osten bleibt es dagegen oft bedeckt oder trüb. Im Nordwesten und an den Küsten
ist kaum mit Frost zu rechnen, sonst gibt es auch dort vielerorts leichten Frost
und gebietsweise auch Glätte durch Überfrieren oder gefrierenden Nieselregen.

Freitag... greift der Höhentrog noch auf Frankreich und Benelux, in der Nacht
zum Samstag vielleicht auch noch auf den Westen Deutschlands über, wird aber
erneut durch das Monumentalhoch über Russland blockiert und nimmt dann eine
zunehmend negative Achsneigung an. Daraus ergibt sich eine recht flaue und
leicht mäandrierende südliche, in der Nacht zum Samstag südsüdöstliche
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet.
Im Bodenfeld kommt das okkludierende Frontensystem zumindest mit seinem Südteil
allmählich Richtung Südosten voran und erreicht gegen Abend den Norden bzw.
Osten Frankreichs. Ab dem späten Vormittag setzen im Südwesten und Westen
Deutschlands leichte Niederschläge, aufgrund niedertroposphärischer WLA und
einem Temperaturanstieg in 850 hPa bis zum Abend auf 0 bis 4 Grad (im Nordosten
noch darunter) wohl überwiegend und bis in höhere Lagen als Regen, ein, die aber
kaum nach Osten vorankommen. In einigen "Kältelöchern", vor allem im
Schwarzwald, ist dabei auch Glatteis nicht ausgeschlossen. Ansonsten ändert sich
nur wenig an der häufig trüben Witterung. An den Alpen kommt leichter Föhn auf,
eventuell reicht es für Sturmböen aus Süd in einzelnen Gipfellagen, zumindest
aber wohl für größere Wolkenlücken bis ins südliche Vorland. Auch sonst frischt
der Wind in den Kamm- und Gipfellagen der Mittelgebirge aus Südost auf,
eventuell reicht es in exponierten Lagen sogar für stürmische Böen (Bft 8), in
einigen anfälligen Tälern für steife Böen (Bft 7). In den Leelagen kann sich der
Hochnebel ebenfalls gebietsweise auflösen. An den Höchstwerten ändert sich aber
zunächst nur wenig; mit etwas Sonne werden vielleicht 5 bis 6 Grad erreicht,
sonst -1 bis +4 Grad.

In der Nacht zum Samstag bildet sich entlang der langgestreckten Okklusion über
England ein Teiltief und zieht zur westlichen Nordsee. Somit kommt das
Frontensystem über Frankreich weiterhin kaum nach Osten voran und greift
eventuell erst in den Frühstunden auf den Südwesten Deutschlands über. Die
leichten Niederschläge weiten sich nur zögernd ostwärts aus, morgens erreichen
sie in etwa eine Linie Emsland-zentraler Mittelgebirgsraun-westliches
Oberbayern. Die Mengen bleiben gering (unter 5 mm in 12 Stunden), allerdings
kann es vor allem vom zentralen Mittelgebirgsraum bis nach Süddeutschland
gebietsweise gefrierenden Regen mit erhöhter Glatteisgefahr geben, ganz im
Westen bleibt es wohl schon frostfrei. Die Grundschicht kühlt etwas aus,
eventuell reicht es im höheren Bergland auch für etwas Schnee.
Im Norden und Osten bleibt es noch trocken und außer im Westen/Nordwesten gibt
es auch erneut verbreitet leichten Frost. Der Südostwind legt im Nordwesten noch
etwas zu, über der Nordsee gibt es steife Böen. Auch in den Kamm- und
Gipfellagen einiger Mittelgebirge sind weiterhin steife bis stürmische Böen
nicht ausgeschlossen.


Modellvergleich und -einschätzung
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Anhand der synoptischen Basisfelder lassen sich keine warn- und
prognoserelevanten Unterschiede ausmachen. Auch das Übergreifen der Okklusion am
Freitag bzw. in der Nacht zum Samstag wird von allen Modellen ähnlich simuliert.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Winninghoff