DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-12-2020 18:01
SXEU31 DWAV 081800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 08.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Nasskalt mit Schnee vor allem im Süden, lokal, vor allem nach Osten zu,
Glatteisregen nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegen wir unter dem Einfluss eines mehrkernigen Troges, der sich
vom Nordmeer über die Nordsee und Westeuropa bis ins westliche und zentrale
Mittelmeer erstreckt. Daraus resultiert bei uns eine südliche bis südöstliche
Höhenströmung, womit am Boden eine flache, schwachgradientige Tiefdruckrinne
verbunden ist, die sich von Frankreich und dem Alpenraum zu uns hereinarbeitet.

Die aktuellen Drucktendenzen deuten darüber hinaus über Südostbayern die Bildung
eines kleinen, flachen Tiefs an, das sich in der kommenden Nacht nur wenig nach
Norden verlagert. An seiner Westflanke setzen durch Warmluftadvektion und
Gegenstrom leichte bis mäßige Niederschläge ein, die in der feuchtkalten
Luftmasse (T850 0 bis -4°C) im Süden häufig bis ganz runter (~400m) als Schnee
fallen.
Dabei sind in 6 Stunden über dem Südwesten um 5 cm Neuschnee möglich, 12-stündig
sollten die 10 cm aber eher nicht überschritten werden. Diese Niederschläge
breiten sich in abgeschwächter Form über die östliche Mitte in den Nordosten
aus. Etwas Neuschnee ist dort aber nur in einigen Hochlagen zu erwarten, u.a.
auch deshalb, weil über dem Osten eine etwas mildere Luftmasse nach Norden
vordringt.

Die anfänglichen, geringen Niederschläge über Westdeutschland klingen bald ab
und ansonsten überwiegt starke Bewölkung, unter der es aber meist trocken
bleibt.
Die Temperaturen sinken im Norden und Osten auf Werte zwischen 3 und 0 Grad, in
den anderen Gebieten werden Minima um oder etwas unter dem Gefrierpunkt
erwartet. Vor allem im Mittelgebirgsraum und nach Westen zu kann es damit auch
wieder gebietsweise glatt werden. Teils durch gefrierende Nässe, bei
Auflockerungen Reif, teils aber auch durch etwas Niederschlag. Nach Osten zu,
Richtung der milderen Luft, ist (geringer) gefrierender Regen nicht
ausgeschlossen. Gebietsweise dürfte auch Nebel mit von der Partie sein, der sich
in der feuchten Luft schon nach kurzen Auflockerungen bilden kann.
Windtechnisch ist nicht viel zu erwarten. Allenfalls im östlichen Bergland
zeichnet sich mit dem kleinen Tief eine kurzzeitige Gradientverschärfung ab und
in Hochlagen sind einzelne 7er bis 8er Böen aus Südost auf der Karte. Ob es in
einigen Tälern Ostsachsens mal zu einer stärkeren Böe des Typs "Böhmischer Wind"
reicht, ist fraglich.

Mittwoch ... wird der Höhentrog in seinem Nordteil in die Zange genommen, da vom
Ostatlantik her ein Rücken ostwärts vorankommt (abends über GB und dem
Ärmelkanal), während auf der anderen Seite ein bis nach Fennoskandien reichendes
Russlandhoch blockierend wirkt. Mit dem Rücken schiebt sich von Frankreich her
ein Bodenkeil bis zu uns rein, der aber lediglich dem Westen, der westlichen
Mitte sowie dem Nordwesten einen weitgehend trockenen Mittwoch beschert.

Zwischen dem Keil und dem Monumentalhoch über Russland bleibt eine schmale
Tiefdruckrinne übrig, die leicht diagonal exponiert über Deutschland verläuft
und in der es tagsüber insbesondere im Süden, zum Teil aber auch in der
östlichen Mitte und Teilen Norddeutschlands zu Niederschlägen kommt. Die
niedertroposphärisch kältere Luft breitet sich vom Südwesten zur Mitte hin aus,
so dass bis auf den äußersten Nordosten die 850-hPa-Temperatur auf -1 bis -5°C
zurückgeht. Die Schneefallgrenze liegt im Süden bei rund 400 m, in den übrigen
Regionen bei etwa 600 bis 800 m. Vor allem von der Bodenseeregion über
Oberschwaben und die Ostalb bis nach Mittelfranken können tagsüber bis 5 cm,
gebietsweise auch etwas mehr Schnee fallen. Die Glatteisproblematik, ohnehin
eher ein lokales Phänomen, dürfte sich mit dem Tagesgang entspannen.

Fast überall bleibt es stark bewölkt bis bedeckt oder neblig-trüb, lediglich in
der Lausitz und im äußersten Westen bestehen Chancen auf ein paar Wolkenlücken.
Während in der Lausitz bis 8°C möglich sind, liegen die Tagestemperaturen
ansonsten in der Spitze bei 0 bis 6°C, im Süden ist sogar leichter Dauerfrost
nicht ausgeschlossen. Der Wind spielt keine Rolle, auch Böhmischer Wind oder
nennenswerte Böen im östlichen Bergland sind nicht mehr dabei.

In der Nacht zum Donnerstag läuft vom nahen Ostatlantik ein Sekundärtrog in die
Rückseite des Langwellentroges bei uns, wodurch der Rücken abgehobelt wird. Das
zugehörige Frontensystem erfasst GB und Westfrankreich; uns aber nicht. Bei
schwachem Gradienten steigt der Bodendruck etwas an und die Tiefdruckrinne
verschwindet langsam. Die leichten Niederschläge ziehen sich mehr und mehr in
den Norden und Nordosten zurück. Lokal besteht im Mittelgebirgsraum noch
Glatteisgefahr, in höheren Lagen kann es leicht schneien. Ansonsten gibt die
Grenzschicht den Ton an mit Nebel, Frost und Glätte.

Donnerstag ... wird der Höhentrog durch den Sekundärtrog regeneriert und kommt
mit seiner Achse nach Deutschland voran. Die Höhenströmung lässt weiter nach und
da auch bodennah nur geringer Gradient und ergo kaum Strömung vorhanden ist,
kann von Gegenstrom und etwaigen anderen Hebungsimpulsen kaum die Rede sein.
Die zum Sekundärtrog gehörige Rinne mit eingelagerter Okklusion nähert sich
etwas noch etwas, erreicht uns aber nicht. Stattdessen sprüht oder grieselt es
noch etwas in den Resten der alten Rinne, etwa zwischen Sachsen und SH.
Ansonsten bleibt es in weiten Teilen des Landes meist niederschlagsfrei, aber
durch tiefe Bewölkung mit Obergrenzen meist 1000 bis 1500 m auch bedeckt oder
neblig-trüb. Chancen für Aufhellungen oder Auflockerungen sind am ehesten im
Westen/Südwesten und am Alpenrand gegeben. Die Temperatur erreicht Höchstwerte
von -1 bis +6°C.
Der Wind ist nur schwach unterwegs aus östlichen Richtungen, lediglich an der
See ist der Gradient zum weiter blockierenden Keil über Skandinavien größer und
es sind starke bis exponiert steife Böen aus Ost nicht ausgeschlossen.

In der Nacht zum Freitag schwenkt ein markanter Kurzwellentrog zu den Britischen
Inseln, im Gepäck ein Frontensystem, das auf Westeuropa übergreift. Der
Druckfall davor, ausgelöst durch kräftige Warmluftadvektion, lässt die Strömung
in der unteren Troposphäre über Mitteleuropa auf südliche Richtungen drehen. In
der Höhe wird der Trog etwas nach Norden und Osten abgedrängt und in 300 hPa ist
später sogar ein schwacher Keil zu erkennen.
Die ohnehin leichten Niederschläge im Norden klingen ab und auf den Westen
greifen von Frankreich her geringe Niederschläge über. Nach vorherigen
Auflockerungen wäre sogar gefrierender Regen nicht ausgeschlossen. Ansonsten
überwiegt starke Bewölkung mit einigen Auflockerungen in einem Streifen diagonal
über der Mitte.
Die Temperaturen liegen außer teilweise im Norden meist bei Werten um 0 Grad,
oder im leichten Frostbereich, so dass neben einigen Nebelfeldern auch lokale
Glätte wieder ein Thema werden kann.

Freitag ... kommt der Kurzwellentrog nach Frankreich voran und regeneriert den
Langwellentrog über Zentraleuropa. Die entsprechenden Ausläufer des nach
Südengland ziehenden Bodentiefs erfassen Benelux und Nordostfrankreich und im
Tagesverlauf auch den Südwesten und Westen Deutschlands. Dabei dreht die
Strömung allgemein auf südliche bis südwestliche Richtungen.

Die aufkommenden Niederschläge fallen anfangs bis 400m hinab als Schnee, im
Tagesverlauf steigt mit Advektion von etwas milderen Luftmassen die
Schneefallgrenze auf 600 bis 800m, ganz im Südwesten bis 1000 m. In Lagen
darüber sind 1 bis 5, im Südschwarzwald auch etwas mehr cm Neuschnee möglich.

Gleichzeitig frischt der Wind über der Westhälfte auf. In einigen Hochlagen,
über der Nordsee sowie an der westliche Ostsee sind steife bis exponiert
stürmische Böen aus Südost bis Ost zu erwarten.

Da weiter recht kalte Luft zu uns gelangt, ändern sich auch die Temperaturen nur
unwesentlich. Meist werden zwischen +1 bis +6°C erreicht, in Kamm- und
Gipfellagen der Mittelgebirge herrscht teilweise Dauerfrost.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im groben Maßstab ähnlich mit leicht unterschiedlichen
Entwicklungen im Detail. Diese sind aber nicht entscheidend fürs Warnmanagement
oder die Prognose.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner