DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-12-2020 11:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 07.12.2020 um 10.30 UTC



Anfangs eher ruhiges Winterwetter, ab Wochenende Tauwetter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 14.12.2020


Zu Beginn des Mittelfristbereichs am Donnerstag befindet sich Deutschland im
Einflussbereich eines ausgedehnten Langwellentrogs mit mehreren Drehzentren,
welcher sich von Island über die britischen Inseln und Belgien bis nach Sizilien
erstreckt. Über Osteuropa hält sich quasi stationär bis zum Ende des
Mittelfristzeitraums ein hochreichendes und kräftiges Hoch, was den Trog nach
Osten hin blockiert. Eingelagerte teils okkludierte Tiefausläufer sorgen für ein
unbeständiges und eher trübes Wetter in Deutschland. Im Laufe des Tages greift
von Westen ein neuer teils okkludierter Tiefausläufer auf Westeuropa über.
Entsprechend der Trogkonfiguration wird die Weiterentwicklung bzw. Verlagerung
der Frontalzone nach Süden, sprich über Frankreich in Richtung Löwengolf
abgelenkt. Über dem Löwengolf kann sich durch die Überströmung des
Zentralmassivs und dem noch warmen Wasser ein Leetief bilden, welches sich
nachfolgend ostwärts verlagert.
Über Deutschland bleibt es derweil Gradientschwach. Das Wetter wird von einer in
Auflösung begriffen Okklusion mit geringen Niederschlägen bestimmt und das
Temperaturniveau in 850 hPa liegt zwischen -1 und -5 Grad. Niederschläge können
somit im Bergland, im Süden aber auch bis ins Tiefland als Schnee fallen.

Gleichzeitig nähert und entwickelt sich vor der Ostküste Neufundlands ein
Sturmtief Westeuropa an. In der Nacht zu Freitag besitzt das Sturmtief einen
Kerndruck von 970 hPa und befindet sich etwa mittig zwischen Island und Irland.
Auf dessen Vorderseite befindet sich ein anfangs kräftiger Höhenrücken, der mit
Annäherung des Troges über West- bzw. Mitteleuropa rasch abgebaut wird. Die
dazugehörige Warmfront greift in der Nacht zu Freitag auf die Atlantikküste von
Frankreich über. Aber auch dieser Vorstoß eines Atlantiktiefs gerät in die Fänge
der umfangreichen Trogkonfiguration über Mitteleuropa. Die Front okkludiert
rasch und auch die WLA wird zunehmend nach Süden in Richtung Löwengolf
abgelenkt.

Am Freitag verlagert sich der Schwerpunkt des osteuropäischem Hochs etwas nach
Nordwesten, somit kann der Mitteleuropäische Langwelltrog etwas nach Südosten
ausgreifen (und ist insgesamt etwas mehr von NW nach SO geneigt), Wobei ein
Schwall etwas milderer und feuchtere Luft an der Westflanke des Hochs in
Richtung Ostsee geführt wird. Dabei könnte in den betreffenden Regionen
(Belarus, Ukraine) gefrierender Regen oder Sprühregen ein Thema werden. Die
Okklusion kommt kaum mehr nach Osten voran und beginnt sich langsam aufzulösen.
Vor allem in der Westhälfte von Deutschlands kommt es dabei zu leichten
Niederschlägen, die teils auch als Schnee fallen. Anfangs ist auch gefrierender
Regen nicht ausgeschlossen. Die generelle Frontalzone befindet sich recht weit
im Süden. Sie erstreckt sich Diagonal von der Nordküste Spaniens bis nach
Kalabrien und trennt eher kühle und mäßig feuchte Luftmassen im Norden von recht
milden Luftmassen im Süden.
Über dem Atlantik entwickelt sich knapp südlich von Labrador ein neues
Sturmtief, das sich in seiner weiteren Entwicklung nach Europa verlagert.

Am Samstag ändert sich anfangs erstmal wendig, über Mittel und Westeuropa
befindet sich quasi ein Frontenfriedhof mit entsprechenden leichten bis mäßigen
Niederschlägen, teils auch als Schnee. Im Laufe des Tages jedoch nähert sich das
Atlantiktief mit einem neuen Langwellentrog immer mehr Europa an. Auf dessen
Vorderseite kommt es zum einen zu einer kräftigen WLA und zum andern wölbt sich
ein kräftiger Höhenrücken in Richtung britische Inseln auf. Auch die Sturmtief-
bzw. Trogkonfiguration gerät in die Fänge des wetterbestimmenden Trogs über West
und Mitteleuropa, da aber die Achsneigung nicht mehr ganz so steil ist, kann der
vorlaufende Keil den ursprünglichen Trog nach Osten abdrängen. Dabei wird auch
die vorher eher südlich verlaufende Luftmassengrenze nach Norden geholt. Eher
milde Luftmassen mit 850 hPa Temperaturen zwischen +4 und +10 Grad strömen
allmählich über Frankreich nach Deutschland.
Die dazugehörige und entsprechend der langen Trogkonfiguration des neuen
atlantischen Troges zu wellen neigende Kaltfront markiert die schon erwähnte
Luftmassengrenze und welche nur langsam nach Westen voran.

Am Montag befindet sich Südwesteuropa im Einfluss des kräftigen Höhenkeils wobei
sich westlich von Europa der neue Trog weit nach Süden amplifizieren kann. Bei
der sich einstellenden südwestlichen Strömung gelangen nun auch in den Nordosten
von Deutschlands recht milde Luftmassen. Aus der Ferne betrachtet könnte dies
schon das berühmt berüchtigte Weihnachtstauwetter einleiten. Und Tauwetter evtl.
auch Dauerregen entlang der schleifenden Kaltfront könnte ab Sonntag durchaus
ein Thema vor allem für die Alpinen Regionen werden, betrachtet man die
Vorgeschichte.
Der Druckgradient nimmt ebenfalls zu, so dass an der Küste und in den
Mittelgebirgen vermutlich etwas stürmisch werden kann.

Entlang der Kaltfront kommt es im erweiterten Mittelfristbereich zu einer
Wellenentwicklung, die die Niederschläge nochmal im Westen und Nordwesten
verstärkt. Auf der Vorderseite des atlantischen Troges bleibt der Zustrom eher
milder und teils feuchter Luftmassen nach Deutschland erhalten. Der Trog tropft
zwar im Laufe der Woche nach Marokko hin ab, aber dies ist in der Glaskugel noch
sehr verschwommen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Generell ist die Konsistenz des aktuellen Laufs mit den Vorläufen des IFS recht
gut. Erst zum Wochenende hin ergeben sich größere Unterschiede, wenn ein neues
Frontensystem eines Sturmtiefs bei Schottland auf Deutschland übergreifen soll.
Die Vorläufe simulierten das gesamte System etwas weiter nördlicher und ließen
die Front nur im äußersten Norden und deutlich schwächer auf Deutschland am
Sonntag und Montag übergreifen.
Es kommt immer mal wieder zu leichten bis mäßigen Niederschlägen in höheren
Lagen auch zu Schnee. Mit der Front, die zum Wochenende hin auf Deutschland
übergreift, könnte anfangs auch gefrierender Regen dabei sein und eine
Tauwetterlage vor allem in den Alpen, aber auch Mittelgebirgen einläuten. Eine
Wind- bzw. eine größere Sturmlage ist nicht in Sicht.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Freitag stimmen die verschiedenen Globalmodelle noch recht gut überein. Ab
Freitag ergeben sich zwar Unterschiede bei der Tiefentwicklung bzw.
Konfiguration, jedoch das neue wetterumschwung bringende Tief bzw. dessen
Ausläufer simulieren alle ähnlich bzw. mit eher kleinen Unterschieden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In den Offenbacher Plumes kann man die Entwicklung recht gut wiedererkennen. Bis
Freitag ist ein recht enge Spread zu beobachten, ab dem Wochenende geht er zwar
deutlich auseinander. Den Trend höheren Geopotenzials und mildere Temperaturen
folgen aber mal mehr oder weniger alle Member und auch im Ensemble des GFSs ist
ab dem 12.12. ein ähnlicher Anstieg der Temperaturen zu verzeichnen.

Es gibt nur ein Cluster im Zeitbereich 120 bis 168 h. dies sagt wohl einiges.
Jedoch wird es bei der exakten Vorhersage der Niederschläge wohl doch größere
Unterschiede geben, da gerade bei einer Gradient schwachen Lage kleine
Hebungsgebiete oft nur schlecht erfasst werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bis Freitag gibt es immer mal wieder leichte bis mäßige Niederschläge, die teils
auch als Schnee fallen.

Am Freitag mit dem Vorstoß der ersten Frontalzone könnte im Südwesten
gefrierender Regen ein Thema werden. Im Laufe des Wochenendes, wenn allmählich
recht milde und feuchte Luftmassen auf Deutschland übergreifen könnte je nah
vorhandener Schneedecke auch Tauwetter eine größere Rolle spielen.

Aktuell waren keine Signale für Dauerregen erkennbar, bei der schleifenden und
teils wellenden Kaltfront kann dies zumindest über ein länger laufendes
Kriterium ebenfalls nicht ausgeschlossen werden.

Auch der Wind frischt am kommenden Wochenende, vor allem an der Nordseeküste und
auf den Mittelgebirgen, teils stürmisch auf.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher