DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-12-2020 17:30
SXEU31 DWAV 061800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.12.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Leicht unbeständiges, an der See und auf den Bergen auch windiges
frühwinterliches Wetter mit Schnee, Schneeregen und Regen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Einflussbereich eines Langwellentroges, der
sich von den Britischen Inseln bis in den westlichen und zentralen
Mittelmeerraum erstreckt. Auf der Ostflanke fließt in der Höhe mit einer teils
strammen Strömung milder Luft aus dem östlichen Mittelmeerraum ein. Am Boden
korreliert der Langwellentrog mit einem Tiefdruckkomplex, der sich vom
Nordostatlantik bis nach Nordafrika ausdehnt. Eingebettet in diesem sind mehrere
Drehzentren, die sich wie an einer Kette von England über Frankreich bis nach
Italien ziehen. Für das Wetter in Deutschland ist aber ein Tief interessant,
dass sich am Abend etwa über der Mitte des Landes befindet und im weiteren
Verlauf über die Niederlande in die westliche Nordsee zieht. frontogenetische
Impulse gekoppelt mit PVA kurzwelliger Anteile der Höhenströmung sowie Hebung im
Tief sorgt schließlich für schauerartig verstärkte Niederschläge, die vor allem
auf der Südflanke des Tiefs kräftiger ausgeprägt sind. Im Zustrom kühlere
Meeresluft mit Werten in 850 hPA zwischen 0 und -4 Grad sinkt die
Schneefallgrenze dabei ab und sorgt oberhalb von 200 bis 400 Metern für eine
Schneeauflage. Bei intensiveren Niederschlägen kann auch Nassschnee bis in tiefe
Lagen fallen. Im Süden reichen die schwachen Westwinde in tieferen Lagen aus,
den Föhn an den Alpen vorübergehend zusammenbrechen zu lassen, während dieser am
Erzgebirge weiter aktiv für mildere Temperaturen, starke bis stürmische Böen und
trockene Verhältnisse verantwortlich ist.
In der Nacht zum Montag nimmt die hochreichende Tiefdruckzone eine Dipolstruktur
an. Den östlichen Part übernimmt dabei ein Höhentief über England zu dem das
Bodentief an der niederländischen Nordseeküste gehört. An das Bodentief ist
dabei ein Frontenzug gebunden, der sich von Nordwesten nach Südosten quer über
Deutschland legt. Dieser trennt schließlich erwärmte Luft polaren Ursprungs mit
Temperaturen in 850 hPa zwischen 0 und -4 Grad von der milden Luftmasse mit
Werten 0 und 6 Grad, die ihren Ursprung im östlichen Mittelmeerraum hat.
Montag ... bleiben die großskaligen Strukturen über dem Atlantik und Europa
bestehen. Der ausgeprägte hochreichende Tiefdruckkomplex wird weiter von
hochreichendem hohen Luftdruck über dem Atlantik und Osteuropa in die Zange
genommen. Entsprechend bleibt den Drehzentren in dem Komplex nichts anderes
übrig, als dipolartig herum zu eiern. Am Montag soll dabei da Tief über der
Nordsee dem Tief im Golf von Biskaya gegenüberstehen. In der Höhe zieht sich
ausgehend vom Höhentief über Ostengland eine Trogachse über Südwestdeutschland
in die Adria. Der Hebungsantrieb im Vorfeld der Achse hält sich aber in Grenzen
und kann recht gut von den bodennahen antizyklonalen Verhältnissen kompensiert
werden. Niederschläge treten demnach bevorzugt noch im Umfeld es auf die Nordsee
abziehenden Tiefs auf. Dieses führt aber an der Nordsee vorübergehend auch zu
einer Gradientverschärfung, sodass an den Küsten starke bis stürmische Böen auf
dem Programm stehen. Auch am Erzgebirge lässt der Wind aufgrund eines
auffächernden Gradienten nach. Was die Temperaturen betrifft, so hat die
erwärmte Polarluft mit Werten zwischen 0 und -4 Grad nun das ganze Land geflutet
und die milde Luft nach Osten abgedrängt.
In der Nacht zum Dienstag ist auch der Norden aus dem Einflussgebiet des Tiefs
nun über der nördlichen Nordsee verschwunden. Dagegen nähert sich der
dipolartige Gegenpart langsam dem süddeutschen Raum an. Das Biskayatief wandert
über Südfrankreich hinweg in den Golf von Genua und facht dann wieder die
südliche Strömung allmählich wieder an. Zunächst macht sich dies aber nur auf
den Alpengipfeln bemerkbar, wo erneut Sturmböen oder schwere Sturmböen auftreten
können. Da die Hebungsimpulse des Tiefs noch nicht Deutschland erreichen und
versorgen sie zunächst nur die Alpensüdseite mit weiteren, kräftigen
Niederschlägen. Hierzulande sind allenfalls am in der Höhe nordwärts
durchschwenkenden Kurzwellentrog im Osten des Landes geringe
Niederschlagssignale zu verzeichnen. Allerdings steht der abgehobenen Hebung
weiter bodennahes Absinken gegenüber.
Dienstag ... hat der Langwellentrog in der Höhe wieder eine sehr meridionale
Ausrichtung eingenommen. Die Drehzentren sind dabei über Schottland, über dem
Ärmelkanal und an der französischen Mittelmeerküste prognostiziert. Auch im
Bodenniveau zieht sich die Tiefdruckzone analog zur Höhe von Schottland bis nach
Nordafrika und verfügt über Schottland, Belgien und dem Golf von Genua über die
korrelierenden Bodentiefs. Deutschland würde damit im Mittel wieder hochreichend
in einer südlichen Grundströmung liegen. Dabei schaufelt vor allem das Genuatief
wieder mildere Luft über die Alpen in den Süden und Osten des Landes.
Resultierend werden in der Südosthälfte in 850 hPa wieder Temperaturen zwischen
1 und 4 Grad simuliert, während im Nordwesten weiter die kühlere Luftmasse mit
Werten zwischen 0 und -5 Grad liegt. Tagsüber wird aber nur am auf die Ostsee
abziehenden Kurzwellentrog ausreichend Hebung generiert, um im Nordosten etwas
Niederschlag auszulösen. Leichte Hinweise gibt es zudem auf der Westseite des
Tiefs über Belgien, sodass auch von der Eifel bis zum Saarland etwas
Niederschlag nicht ausgeschlossen werden kann. Ansonsten ist weiter
Zwischenhocheinfluss mit Absinken dominierend. Erst zum Abend ändert sich dies
aus dem Alpenraum heraus.
In der Nacht zum Mittwoch kann sich das Tief im Golf von Genua weiter
aufplustern. Einhergehend nimmt auch die Schubkomponente auf der Ostseite gen
Norden zu, sodass die Hebungsprozesse zunehmend auch auf den Süden und Osten
Deutschlands übergreifen und Niederschläge produzieren. Diese fallen vor allem
im Süden überwiegend als Schnee. Im Westen und Norden macht sich dagegen ein
schwacher, über nahezu alle Höhen ausgeprägter Rücken bemerkbar, sodass Absinken
dort die Niederschlagsbildung noch unterbindet.
Mittwoch ... verstärkt sich über dem Atlantik der Rücken, sodass der
Langwellentrog langsam nach Osten gedrückt wird und sich dann von Schottland und
die Nordsee über Ostfrankreich und Westdeutschland hinweg bis in den zentralen
Mittelmeerraum erstreckt. Die Höhentiefs weisen jedoch keine Verlagerung auf und
liegen weiter über Schottland, Belgien und dem Golf von Genua, wobei das
zweitgenannte deutlich an Stärke einbüßt. Dies hat schließlich Einfluss auf die
Strukturen im Bodenniveau. Während über den Britischen Inseln und Norditalien
weiter Tiefs wirbeln, kann das Azorenhoch von Frankreich vorübergehend einen
Hochkeil in den Süden Deutschlands schieben. Allerdings ist er nicht nachhaltig
und wird von Westen schon von nachstoßenden Tiefausläufern angefressen. Bevor
der Hochkeil sich jedoch auf die Wetteraktivität in Deutschland auswirkt, hat
noch ein schwaches Tief die Fäden in der Hand. Dieses wandert von Süd nach Nord
über Deutschland hinweg und sorgt für Hebung. Von den Alpen bis zur Ostsee muss
demnach anfangs mit Niederschlägen gerechnet werden.
In der Nacht zum Donnerstag befindet sich Deutschland in mittleren und höheren
Luftschichten weiter im Trogbereich. Allenfalls am Boden ist der Hochkeil
signifikant zu erkennen. Insgesamt fehlt es aber über alle Höhen an
Hebungsimpulsen, sodass nur lokal noch geringe Niederschläge zu erwarten sind.
Ausgangs der Nacht lohnt sich dann ein Blick nach Westen, wo sich eine Warmfront
annähert. In der Höhe greift zudem langsam WLA auf den Westen und Südwesten
über. Es bleibt also spannend. Die Troglage ist bekannt für abwechlungsreiches
Wetter.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die großskaligen Strukturen werden von den Modellen vergleichbar wiedergegeben.
Im Detail gibt es allerdings Abweichungen bei der Zugbahn der Tiefs, sodass
Niederschlagsschwerpunkte teilweise nur schwer zu prognostizieren sind. Hinzu
kommt die Niederschlagsphase, die stark von Advektionen und Schichtung abhängig
ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Lars Kirchhübel