DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

06-12-2020 10:01
SXEU31 DWAV 060800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 06.12.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
SEz

Im Südwesten oberhalb von 600 m markanter Neuschnee über 10 cm möglich. In den
oberen Lagen der westlichen Mittelgebirge über 5 cm Neuschnee in 6 Stunden
gering wahrscheinlich (Im Zeitraum von heute Abend bis morgen Vormittag).
In den Ostalpen, im Bayerischen Wald und im Erzgebirge stürmische Böen und
Sturmböen, spätestens morgen nachlassend.
An der See am Montag Windzunahme und exponiert Böen Bft 8 möglich.

Am Dienstag meist ruhiges Wetter ohne markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... Die hochreichende Zyklone über Nordfrankreich ist auch heute für
unser Wettergeschehen das steuernde System. Es sorgt bei uns weiter für eine
kräftige südliche Höhenströmung, während am Boden eher eine meist schwache
südöstliche bis östliche Komponente vorherrscht. Nur nach Osten hin ist der
Gradient stärker, so dass der Böhmische Wind im Raum Erzgebirge für steife
Windböen aus Südost sorgt. Von Nord nach Süd schleift eine Luftmassengrenze, die
aktuell etwa auf einer Linie Allgäu-Rothaargebirge-Deutsche Bucht liegt. Und
nach Westen hin für leichten Regen sorgt. Dabei ist die Schneefallgrenze im
Westen aktuell bis in die Kammlagen angestiegen. Im Schwarzwald liegt sie
aktuell bei etwa 1200 m. Am Nachmittag und Abend setzt von Süden her erneut
verstärktes Aufgleiten ein und zusätzlich Hebungsantrieb ergibt sich auf der
Vorderseite eines Randtroges, der bis 24 UTC zu den Alpen schwenkt. So setzten
ausgehend von den Alpen am Nachmittag im Süden Niederschläge ein, die bis 18 UTC
etwa die Mitte erreichen. Die Niederschlagsabkühlung sorgt dabei erneut für eine
sinkende Schneefallgrenze auf etwa 600 bis 300 m, so dass am Abend sogar an der
Donau nasser Schnee möglich ist. Im Allgäu sind dabei bis Tagesende durchaus 10
bis 15 cm, in den höheren Alpenlagen auch rund 20 cm Neuschnee möglich. Auf der
Alb und im Schwarzwald werden oberhalb von 600 bis 800 m 7 bis 12 cm Neuschnee
erwartet. Am späteren Abend erreichen die Niederschläge in Form von Regen die
Nordsee. In den mittleren und westlichen Mittelgebirgen sind bis zum späten
Abend Neuschneemengen meist zwischen 2 und 7 cm zu erwarten. Der Hebungsantrieb
sorgt auch dafür, dass an der schleifenden Front eine Tiefdruckrinne entsteht,
die am Abend von Ostbayern bis zum Münsterland reicht. Südlich der Rinne
schwenkt die Kaltfront bis zum Abend zu den österreichischen Alpen, so dass
postfrontal der Föhn zusammenbricht. Zuvor kann es auf exponierten Alpengipfeln
noch Sturmböen bis Bft 10 geben. Im Osten und Nordosten, etwa von Niederbayern
und Sachsen bis zur Ostsee und nach Schleswig-Holstein ist es meist trocken und
es gibt häufig nur hohe Bewölkung. Dagegen bleibt es im Westen meist zu.
Die Temperaturspanne reicht meist von 2 bis 7 Grad mit den höchsten Werten im
Norden. Etwas Sonnenschein im Osten sowie im Südosten und ein mäßiger Südostwind
lässt dort die Temperatur auf 8 bis 12 Grad ansteigen.

In der Nacht vertiefst sich der Nordteil der Rinne noch etwas, so dass bis zum
Morgen ein Tief vor der holländischen Küste entsteht und die ehemalige Rinne
schwenkt als Kaltfront bis fast zur Elbe. Entsprechend werden im Süden die
Niederschläge schwächer oder höheren ganz auf, während sie im Westen und
Nordwesten weiter andauern. Die Schneefallgrenze pendelt sich in etwa auf 200
bis 500 m ein und im Rothaargebirge und in der Eifel können oberhalb 600 m
durchaus nochmal gut 5 cm Neuschnee fallen. Wenn es bewölkt bleibt in den
Niederungen werden meist Tiefstwerte zwischen 0 und 4 Grad erreicht, im
Nordosten gar teils +6 Grad. In etwas höheren Lagen und geht die Temperatur auf
0 bis -3 Grad zurück mit Schnee- und Eisglätte.
An der Ostsee frischt der Südost- bis Ostwind auf mit 7er Böen, exponiert auch
mit stürmischen Böen. Auch im Osterzgebirge und im Elbsandsteingebirge sorgt der
Böhmische Wind noch für starke bis stürmische Böen.


Montag... verlagert sich der Randtrog zur nordöstlichen Nordsee und das
korrespondierende Bodentief verstärkt sich noch etwas und erreicht die westliche
Nordsee, wo sich auch in der Höhe ein Tief abzeichnet. Der Höhepunkt der
Tiefentwicklung ist damit erreicht. Das alte Höhentief wandert nach Südengland
und bildet mit der neuen Höhenzyklone einen Dipol. Die Kaltfront des Tiefs
erreicht im Laufe des Nachmittags den Westen Polens, so dass der gesamte
Vorhersageraum dann in erwärmter Meereskaltluft (T850 0 bis -3°C) liegt.
Mit Abzug des Tiefs verabschieden sich auch die Niederschläge aus dem Westen und
Nordwesten, wobei es im Bergland anfangs noch schneien kann (vereinzelt rund 5
cm möglich, s. u.). Im Osten geht die Front weitgehend trocken durch, da die
Kaltluftadvektion die Front überläuft und es insofern an Hebungsantrieb fehlt,
zumal ja auch die Trogrückseite zum Tragen kommt. So steht unter dem Strich ein
recht ruhiger, wenn auch überwiegend grauer Wochenstart ins Haus. Einige
Auflockerungen gibt es am ehesten im Osten und Süden des Landes, allerdings bei
unterschiedlichen Temperaturen. Während es im Osten trotz schwindender Warmluft
noch mal bis zu 9 oder 10°C mild werden kann, werden sonst 3 bis 8°C erreicht.
Im Allgäu und Südwürttemberg bleibt die Quecksilbersäule über dem Schnee teils
bei 1 oder 2 Grad stehen.
Bliebe noch der Wind, der auch in Ostsachsen und auf den Bergen an Substanz
verliert. Dafür frischt er aus Südwest bis Südost kommend auch an der Nordsee
auf, wobei aber meist nur starke Böen auftreten. Exponiert sind aber
vorübergehend 8er Böen möglich.

In der Nacht zum Dienstag wird leichter Zwischenhocheinfluss wirksam. Es bleibt
weitgehend niederschlagsfrei, außerdem bildet sich gebietsweise Nebel. Mit
Ausnahme einiger Regionen im Nordosten und Nordwesten sinkt die Temperatur recht
verbreitet auf 0 bis -3 Grad. Am Alpenrand tritt mit -4 bis -7 Grad teils
mäßiger Frost auf. Der Wind schwächt sich auch an der Küste ab.


Dienstag... verbleiben wir im Randbereich des Höhentiefkomplexes über der
westlichen Nordsee, England und Frankreich in einer südlichen Höhenströmung. Ein
eingelagerter KW-Trog schwenk über die Mitte und den Norden hinweg zur Küste und
induzieren vorübergehend Hebung. Wie viel Niederschlag das letztlich zur Folge
hat, ist noch offen. Tatsache ist, dass von Südosten niedertroposphärisch wieder
etwas mildere Luft zu uns kommt, denn die 0-Grad-Isotherme wird nach Nordwesten
bis zur Pfalz und nach Brandenburg geführt, so dass im Südosten die Temperatur
in 850 hPa auf 1 bis 3 Grad steigt. Das ändert aber nichts an der feuchten und
leicht ausgekühlten Grundschicht, in der aus niedrigen Schichtwolken etwas
Nieselregen fallen kann. Einige Modelle simulieren aber auch größere Lücken in
der tiefen Wolkendecke. Bei meist schwachem Wind werden Höchstwerte von 2 bis 7
Grad erreicht. Bei zähem Nebel im Süden liegen die Temperaturen um 0 Grad und in
Ostsachsen könnte es auch milde 8 Grad geben.
Der Wind bleibt insgesamt nur schwach.

Modellvergleich und -einschätzung
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Was die Tiefentwicklung heute Nacht und morgen angeht, so sind sich die Modelle
recht einig und simulieren Montagmittag das Tiefzentrum über der Nordsee 100 bis
200 km nördlich der holländischen Küste mit einem Kerndruck unter 990 hPa.

Die Wahrscheinlichkeit von Neuschneemengen über 5 cm innerhalb von 6 Stunden ist
im Süden und Westen in Lagen oberhalb von 500 bis 600 m nicht besonders groß und
liegt im Süden Baden-Württembergs bei 20 bis 30 Prozent (CD2-EPS, CosmoLEPS). In
den westlichen Mittelgebirgen ist sie mit 10 bis 25 Prozent etwas niedriger.
Morgen Vormittag ist sie dann nur noch im Rothaargebirge nennenswert erhöht, so
dass dort in Staulagen durchaus etwas mehr als 10 cm Neuschnee fallen kann.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden