DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

30-11-2020 09:01
SXEU31 DWAV 300800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 30.11.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
In der Nacht zum Dienstag unbeständig und in der Mitte und im Süden bis ins
Flachland Schnee. Im Westen Gefahr von Glatteis. Danach wieder ruhiges
Hochdruckwetter.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 24 UTC
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Montag... schwenkt ein Trog vom östlichen Atlantik und Großbritannien hinweg
ostwärts und erreicht am Dienstagmorgen Westeuropa. Dort kommt es über Benelux
zu einer Abschnürung. Auf der Vorderseite überquert ein flacher Keil den
Vorhersagebereich. Im Osten liegt weiterhin ein Höhentief, das im Tagesverlauf
sich von Belarus zum Baltikum verlagert. Im Bodendruckfeld erreicht uns in der
zweiten Tageshälfte die Warmfront eines Tiefs über dem Nordmeer. Am
Okklusionspunkt kommt es im südlichen Norwegen zu einer Zyklogenese und daraus
entstehende Tief verlagert sich bis zum Abend nach Jütland.

Für unser Wetter bedeutet das heute für den Süden und die Mitte zunächst einmal
eine Fortdauer der ruhigen spätherbstlichen Witterung mit teils sonnigen Wetter
im Süden und länger andauernden Nebel oder Hochnebel im Südosten. Dagegen sorgt
die WLA im Norden für eine recht kompakte Wolkendecke und am Nachmittag kommt es
im Nordwesten bereits zu ersten Regenfällen. Das Regengebiet kommt bis zum Abend
weiter nach Süden und Osten voran und erreicht bis zum Abend in etwa eine Linie
von der Eifel bis etwa nach Hamburg. Dabei gibt es im Flachland Regen.
Der Wind kommt aus Südwesten und frischt mit Annäherung des Frontensystems auf.
Dabei treten an der Nordseeküste und auf den Inseln die ersten steifen Böen (Bft
7), in exponierten Lagen auch vereinzelt stürmische Böen (Bft 8) auf.
Die Tageshöchsttemperaturen steigen heute auf -1 Grad im Nebel in Süddeutschland
und 4 bis 6 Grad an der Nordsee.

In der Nacht zum Dienstag kommt der Trog und das damit zusammenhängende
Frontensystem auf der Vorderseite weiter nach Süden und Osten voran. Bis zum
Morgen erreicht das Niederschlagsgebiet auch den äußersten Osten und Südosten.
Dabei gibt es von den Modellen auch für größere Flächen Signale für über 10,
teilweise auch über 15 mm/12h, respektive knapp 10 mm/6 h etwa im Schwarzwald.
Die Modelle gebend für eine Region ausgehend vom Schwarzwald und der Pfalz bis
nach Thüringen und Nordbayern Signale für Schnee und zwar nicht nur im Bergland,
sondern auch im Flachland. Gebietsweise sind im Bergland 5 bis 10 cm Schnee in 6
Stunden möglich. Vor allem westlich des Rheins weisen die Prognosetemps eine
warme Nase auf, die einem niedertroposphärischen Wärmekörper geschuldet ist,
dessen Schmelzfläche ausreichen würde, für Regen zu sorgen. Demgemäß könnte
vorübergehend Regen zu Glatteis führen. Wenn das auftritt, dann sicherlich nicht
so verbreitet wie von COSMO-D2 suggeriert. Denn in der Region scheint zuvor die
Sonne und die Temperaturen steigen auf 2 bis 4 Grad und gegen Abend kommt von
Norden her dichte Bewölkung heran, sodass die Abkühlung nicht so stark ausfällt.
Von daher scheint mir die Gefahr von Glatteis, aufgrund von gefrierenden Regen
eher lokal auf ungünstige Stellen beschränkt zu sein.

Der Wind lässt an der Küste nach, sodass in der zweiten Nachthälfte keine
Windwarnungen mehr erforderlich sind. In exponierten Lagen der Mittelgebirge
kann es allerdings weiterhin steife bis stürmischen Böen aus West bis Nordwest
geben.
Die Tiefsttemperaturen liegen in der Mitte und im Süden im leichten und südlich
der Donau im mäßigen Frostbereich. Nördlich der Mittelgebirge und im Nordosten
bleibt es frostfrei.


Dienstag... verlagert sich das abgetropfte Tief von Benelux in Richtung
Provence. Korrespondieren dazu verlagert sich am Boden das Tief von der
Deutschen Bucht südwärts, wobei es sich abschwächt. Die weitgehende okkludierte
Front schwenkt weiter nach Südosten und sein Niederschlagsgebiet sorgt in
Süddeutschland für winterliche Bedingungen. Verbreitet gibt es ein paar
Zentimeter Neuschnee, Richtung Allgäu und teilweise auch im Schwarzwald sind 5
bis 10 cm /6 Stunden möglich (markante Warnung).

Rückseitig der Front steigt die T850 an, sodass die Schneefallgrenze bis zum
Abend auf 600 bis 1000 m ansteigt. Die stärkste Niederschlagsaktivität wird von
den Modellen an der Westflanke des Bodentiefs simuliert und liegt westlich von
uns. Nur bei Euro4 werden auch im Stau der Eifel markante Niederschlagsmengen
über 25 mm/12 h erreicht, allerdings in der flüssigen Phase.

Mit dem Abzug bzw. dem Abschwächen des Tiefs nimmt der Gradient ab und der Wind
lässt auch in exponierten Lagen der Berge ab. Die Temperaturen steigen im
Nordwesten wieder auf Werte zwischen 6 und 8 Grad. Im Südosten werden Werte nur
knapp über dem Gefrierpunkt erwartet.

In der Nacht zum Mittwoch verlagert sich das Cut-Off-Tief bis in den Golf von
Genua. Das Bodentief verliert an Kontur und ist nicht mehr erkennbar. Hinter dem
Cut-Off schwenkt ein Höhenrücken, der sich ausgehend vom atlantischen Hoch über
Großbritannien und Skandinavien erstreckt, in Richtung Süden und sorgt bei uns
für Druckanstieg. Somit kann sich wieder eine Hochdruckbrücke zwischen dem
atlantischen Hoch und dem Hoch über Russland etablieren.
Für unser Wetter bedeutet das, dass die Niederschläge auch im Süden nachlassen.
In der feuchten Grundschicht kann sich wieder Nebel bilden. Die Temperaturen
liegen in der Nordwesthälfte meist über dem Gefrierpunkt, in der Südwesthälfte
gibt es dagegen wieder Frost.


Mittwoch... erreicht ein weiterer Trog die Britischen Inseln und trogt sich
weiter aus. Der davorliegende Rücken schwenkt weiter südlich und wird vom Trog
in seinem Nordteil über Skandinavien abgeschnitten. Am Boden verbleibt unser
Vorhersagebereich unter der Hochdruckbrücke in einer schwachen südöstlichen
Strömung. Erst gegen Abend erreicht uns im Nordwesten die WLA auf der
Vorderseite der Warmfront des nachfolgenden Frontensystems. Das Cut-Off Tief
verbleibt über dem Golf von Genua und kurzwellige Tröge auf seiner Nordseite
sorgen noch im Alpenraum für Schnee.
Ansonsten dominiert die Hochdruckbrücke und dem einsprechend gibt es unterhalb
einer Inversion bei etwa 900 hPa vielerorts Hochnebel. Die Chancen auf
Sonnenschein bestehen am ehesten im Osten und dort vor allem im Lee des
Erzgebirges. Die Temperaturen liegen zwischen 0 Grad im Südosten und 7 Grad am
Niederrhein.

In der Nacht zum Donnerstag ist es meist trocken und ruhig und außer im
Nordwesten gibt es leichten, im Süden auch mäßigen Frost. In der zweiten
Nachthälfte muss im Nordwesten mit weiteren Niederschlägen in Form von leichtem
Regen oder Sprühregen gerechnet werden. Der Nordwesten und Teile des Nordens
bleiben frostfrei. Ansonsten gibt es leichten, im Südosten auch mäßigen Frost
mit der entsprechenden Glätte.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Basisfelder sowie die Niederschlags- und Windvorhersagen unterscheiden sich
kaum. Die Unterschiede bei der Wetterinterpretation zum gefrierenden
Regen/Sprühregen wurde im Text bereits angesprochen.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich