DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

28-11-2020 11:30

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 28.11.2020 um 10.30 UTC



Dienstag/Mittwoch "ein Hauch von Winter", danach womöglich wieder graue (und
zunehmend höhenmilde) Tristesse mit eventuellen Optionen für Winterwetter in der
erweiterten Mittelfrist.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 05.12.2020


Der Beginn des Mittelfristzeitraumes markiert heute gleichzeitig den
meteorologischen Winteranfang, und wenn man den (immer mehr an Qualität
gewinnenden) Langfrist- bzw. Jahreszeitenprognosen verschiedener Globalmodelle
glaubt, so dürften auch in diesem Jahr zumindest in den Niederungen bzw. im
Flachland die Freunde des "weißen Goldes" nur selten auf ihre Kosten kommen. An
dieser Stelle sei erwähnt, dass seit diesem Jahr im Routinebetrieb globale
Jahreszeitenvorhersagen mit Hilfe eines deutschen Modells erstellt werden,
siehe:
https://www.dwd.de/DE/leistungen/jahreszeitenvorhersage/jzvhs_home_node.html
Nun aber zur Wetterentwicklung im am Dienstag beginnenden Mittelfristzeitraum.
Man mag es kaum glauben, aber pünktlich zum Winterbeginn können sich zumindest
in der Südosthälfte wohl auch die Flachlandtiroler über einen Hauch von Winter
freuen.
Ursache dafür ist ein von der Nordsee Richtung Mitteleuropa vorstoßender und in
der Nacht zum Mittwoch in etwa über dem Golf von Genua abtropfender Höhentrog,
der gleichzeitig das Ende der meist "gesäßkalten" und in den Niederungen
vielerorts trüben Hochdrucklage einleitet.
Stromaufwärts wölbt sich ein markanter Höhenrücken von den Britischen Inseln
nordnordostwärts bis zum Nordmeer auf, kommt vor allem mit seinem Nordteil nach
Südosten voran und erstreckt sich Mittwochfrüh bereits über die Nordsee und
Skandinavien bis zur Barentssee. Ein mit dem Trog korrespondierendes flaches
Bodentief verlagert sich am Dienstag nach Lesart des IFS (und ähnlich auch im
GFS) über die Osthälfte Deutschlands südsüdwestwärts und füllt sich in der Nacht
zum Mittwoch über Süddeutschland mit Einsetzen des oben erwähnten
Abtropfprozesses allmählich auf. ICON simuliert statt des flachen Bodentiefs
lediglich einen Bodentrog über der Osthälfte des Landes, der sich von Süden her
in der Nacht zum Mittwoch auffüllt, was aber nur einen geringen Einfluss auf die
Niederschlagsprognosen hat. Entscheidend ist ein Drehen der
niedertroposphärischen Strömung auf nördliche Richtungen im Laufe des Dienstags
und die damit einhergehende Advektion skandinavischer Kaltluft.
Mit Übergreifen des Frontensystems von der Nordsee her setzen bereits in der
Nacht zum Dienstag von Nordwesten her Niederschläge ein, die bereits am
Vormittag, spätestens aber am frühen Nachmittag (ICON) auch die Alpen erreichen.
Diese fallen im Norden und Westen in den Niederungen meist als Regen (im
Übergangsbereich zur bodennah kalten, teils auch frostigen Luftmasse in den
mittleren Landesteilen eventuell auch als gefrierender Regen), gehen dann aber
nach Südosten zu mit mächtiger werdender kalter Grundschicht mehr und mehr in
Schnee über. Im Tagesverlauf lassen sie aber von Nordwesten her wieder nach,
abends und nachts schneit es wohl nur noch in der Südhälfte und eventuell noch
im zentralen Mittelgebirgsraum ein wenig, wobei der Niederschlag - je nach
Durchmischung der Luftmasse (um -4 Grad in 850 hPa) - in einigen Niederungen
(vor allem Oberrhein, Main) in Regen übergeht. Mit Winddrehung auf Nord bis
Nordwest wird die Luftmasse im Nordwesten und Westen besser durchmischt als im
Südosten, so dass sich die Höchstwerte zwischen 0 Grad in Südostbayern bzw. an
den Alpen und +8 Grad an der Nordsee bzw. am Niederrhein bewegen, wo sich auch
mal die Sonne zeigen kann. In der Nacht zum Mittwoch bleibt es im Nordwesten
gebietsweise frostfrei, sonst gibt es leichten Frost und bei leichten
Schneefällen im Süden und eventuell auch in der Mitte verbreitet Glätte. Vor
allem im Hochschwarzwald und im Oberallgäu fallen gebietsweise 10 bis 20 cm
Neuschnee, sonst sind es weniger als 10 cm, in den Niederungen auch meist
weniger als 5 cm bis Mittwochfrüh.

Am Mittwoch hat das winterliche Intermezzo auch bereits wieder ein Ende. Das
Cut-Off-Tief verlagert sich bis zur Nacht zum Donnerstag allmählich nach
Mittelitalien, der Höhenrücken greift dann von der Nordsee her mit seiner Achse
zögernd auf Norddeutschland über. Er wird gestützt und überlaufen von WLA
vorderseitig eines kräftigen Langwellentroges über dem Nordmeer. Das
Frontensystem eines mit dem Trog korrespondierenden Nordmeersturmtiefs greift
unter fortschreitendem Okklusionsprozess auf die Nordsee über, wird aber durch
eine sich über Mitteleuropa verstärkende Hochdruckbrücke, die das kräftige
westsibirische Hochdruckgebiet mit einem Hoch über dem mittleren Nordatlantik
verbindet, blockiert und greift erst Donnerstagfrüh mit leichten Regenfällen auf
die Deutsche Bucht und eventuell auch auf das angrenzende Binnenland über.
Dieser Prozess wird aufgrund der schwächeren Blockadewirkung vom ICON etwas
progressiver simuliert als vom IFS und GFS, wobei das Modell die Niederschläge
bereits auf weite Teile West- und Norddeutschland übergreifen lässt
(gefrierender Regen im Übergangsbereich zur kälteren Luft weiter südlich nicht
ausgeschlossen) und im Nordseeumfeld durchaus warnrelevante Böen aus Südwest
simuliert.
Ansonsten steht am Mittwoch ein ruhiger und recht kalter Tag ins Haus mit
letzten leichten Schneefällen im Süden und Höchstwerten zwischen 0 Grad im
Südosten und 8 Grad im Nordwesten, wo es nachts frostfrei bleibt.

Am Donnerstag wird der Nordmeertrog durch einen Kaltluftvorstoß von Grönland her
regeneriert und weitet sich bis Freitag über die Britischen Inseln bis zum
Seegebiet westlich der Iberischen Halbinsel aus. Der Höhenrücken über
Mitteleuropa wird vorübergehend abgebaut, gleichzeitig verstärkt sich ein
Höhenrücken über Osteuropa und weitet sich nordnordwestwärts bis nach
Nordskandinavien aus, während das Cut-Off-Tief über Mittelitalien zur südlichen
Adria zieht. Somit stellt sich über dem Vorhersagegebiet bis Freitag eine
antizyklonal konturierte und schwache südsüdwestliche Höhenströmung ein, mit der
auch niedertroposphärisch allmählich wieder mildere Luftmassen herangeführt
werden (bis Freitag, 18 UTC verbreitet über 0 Grad in 850 hPa).
Im Bodenfeld kommt das Frontensystem über der Deutschen Bucht am Donnerstag
zumindest nach Lesart des IFS und GFS (zur ICON-Variante später mehr) aufgrund
des Abtropfprozesses nicht weiter landeinwärts voran und es bleibt - außer im
unmittelbaren Nordseeumfeld, wo es bei lebhaftem Südwest- bis Südwind etwas
regnen kann - meist trocken. Eventuell können im äußersten Südosten an der
Nordflanke des zur Adria ziehenden Cut-Off-Tiefs leichten Aufgleitniederschläge
als Schnee einsetzen, die aber keine großen Mengen bringen.
Mit dem Trogvorstoß setzt am Donnerstag im Seegebiet südlich von Island eine
recht markante Zyklogenese ein, das daraus resultierende Sturmtief befindet sich
Freitagabend über Schottland. Dadurch zeigt das Frontensystem über der Nordsee
eher eine retrograde Verlagerungstendenz, besser gesagt, es löst sich auf und
wird weiter westlich regeneriert, gleichzeitig dreht die Grundströmung über dem
Vorhersagegebiet mehr auf Süd bis Südost und verschärft sich ein wenig,
eventuell reicht es im Nordseeumfeld und in einigen Höhenlagen für steife bis
stürmische Böen, auf exponierten Gipfeln für Sturmböen. In den Niederungen
bleibt es aber meist trüb und kühl mit Dauerfrost in einigen Regionen mit
beständigem Nebel/Hochnebel in Süddeutschland. Lediglich im Lee einiger
Mittelgebirge und an den Alpen gibt es größere Auflockerungen. Die Höchstwerte
liegen ansonsten meist zwischen 0 und 7 Grad, mit den höchsten Werten im Westen
bzw. an der Nordsee. Nachts gibt es vielerorts leichten Frost.

Am Samstag verstärkt sich der Höhenrücken über Ost- und Nordosteuropa deutlich
und wirkt blockierend, so dass der Höhentrog über den Britischen Inseln nicht
weiter nach Osten vorankommt, sondern über der Iberischen Halbinsel abtropft.
Dabei kann sich auch ein von Ost- nach Mitteleuropa gerichteter Höhenkeil
verstärken, wodurch die schwache, mehr auf Südsüdost drehende Höhenströmung
zunehmend antizyklonal konturiert ist.
Im Bodenfeld weitet sich - ausgehend von einem sich trogvorderseitig im Lee der
Pyrenäen verstärkenden Tiefdruckgebietes - eine Tiefdruckrinne bis nach Südwest-
bzw. Süddeutschland aus, an den Alpen könnte sich leichter (seichter) Föhn
einstellen. Niedertroposphärisch werden von Süden her sehr milde Luftmasse ins
Vorhersagegebiet advehiert (3 bis 7 Grad in 850 hPa). In den Niederungen bleibt
es allerdings eher kühl und teilweise auch trüb durch beständigen
Nebel/Hochnebel. Ausgehend vom Lee der Mittelgebirge und vom Alpenrand können
sich aber durchaus größere Sonnenfenster auftun, in einigen Hochlagen gibt es
stürmische Böen und Sturmböen aus Süd bis Südost.

In der erweiterten Mittelfrist wirkt der markante Höhenrücken über
Ost-/Nordosteuropa in Verbindung mit einem umfangreichen Bodenhoch über dem
Nordwesten Russlands weiterhin blockierend und das Cut-Off-Tief zieht von der
Ibersichen Halbinsel in den zentralen Mittelmeerraum, wo es sich noch weiter
intensiviert. Gleichzeitig verstärkt sich ein nach Skandinavien gerichteter
Hochkeil. Somit dreht die Strömung über dem Vorhersagegebiet allmählich über
Südost auf Ost und es werden nach und nach kühlere Festlandluftmassen advehiert.
Eventuell sorgen schwache, an der Nordflanke des Mittelmeer-Zentraltiefs über
das Vorhersagegebiet von Ost nach West hinweg geführte
Höhentiefs/Kaltlufttropfen für etwas Niederschlag, meist bleibt es aber bewölkt
oder neblig trüb und bodennah mäßig kalt mit Nachtfrösten, auch in den höheren
Lagen sinken die Temperaturen allmählich wieder etwas.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Mittwoch erweist sich der aktuelle IFS-Lauf als konsistent zu
seinen beiden Vorgängern.
Auch am Donnerstag sind kaum Unterschiede auszumachen. Der nächste Frontvorstoß
von Westnordwest her verpufft auch in den beiden Vorläufen über der Deutschen
Bucht, allerdings zeigen beide Läufe ein etwas weiter nach Westen und Norden
Ausgreifen der leichten Schneefälle im Südosten, allerdings ohne nennenswerte
Mengen.
Ab Freitag stellen sich dann größere Differenzen ein: Der Trogvorstoß vom
Nordatlantik Richtung Britische Inseln erfolgt nach Lesart beider gestriger
Läufe etwas rascher als im aktuellen Lauf und bereits in der Nacht zum Samstag
lassen beide Läufe den Trog über den Britischen Inseln abtropfen. Der gestrige
00 UTC-Lauf simulierte das Cut-Off-Tief dann endmittelfristig am Sonntag, 00 UTC
über Benelux bzw. Westdeutschland, der gestrige 12 UTC-Lauf über Schottland bzw.
der westlichen Nordsee. Beide Varianten hätten ein Übergreifen von allmählich an
Wetterwirksamkeit verlierenden Frontensystemen mit leichten Niederschlägen (in
den Regionen mit bodennah kalter Luft auch als Glatteisregen) zur Folge. Vor
allem der 12 UTC-Lauf hat im Vorfeld am Freitag am Alpenrand dazu noch eine
recht markante Föhnlage auf der Agenda.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich der Nacht zum Donnerstag lassen sich - außer der bereits
weiter oben erwähnten - keine wesentlichen Unterschiede zwischen den
vorliegenden Globalmodellen konstatieren.
Ab Donnerstag beginnen die Differenzen größer zu werden. Vor allem ICON (und
UKMO) weichen ein wenig stärker von der IFS-Variante ab und simulieren die
Austrogung über West- bzw. Nordwesteuropa etwas progressiver und weiter östlich
ansetzend. Somit kann das Frontensystem am Donnerstag bereits mit Niederschlägen
auf weite Teile Nord- und Westdeutschlands übergreifen, dazu wird auch die
Windentwicklung markanter simuliert mit stürmischen Böen im Nordseeumfeld und
Sturmböen auf einigen Berggipfeln. Nach Lesart des GFS weitet sich der Trog
dagegen rascher nach Süden aus als nach IFS, was aber für die Wetterentwicklung
im Vorhersagegebiet am Donnerstag und auch am Freitag kaum von Bedeutung ist.
Das kanadische GEM ähnelt dem GFS.
Am Freitag simulieren UKMO, vor allem aber das ICON eine markante
Sturmtiefentwicklung im Vorfeld der Südspitze des dann auf Frankreich
übergreifenden Troges, wobei sich das Sturmtief bis zur Nacht zu Samstag zur
mittleren Nordsee verlagert. Nach dieser Variante steht für die Nordsee,
eventuell auch noch für den Westen und Nordwesten Deutschlands eine veritable
Sturmlage ins Haus, nach ICON auch noch deutlich stärker als nach Lesart des
UKMO.
GFS lässt den Trog dagegen am Freitag nicht über der Iberischen Halbinsel,
sondern bereits über dem westlichen Mittelmeerraum abtropfen, was ein früheres
Drehen der niedertroposphärischen Strömung über Mitteleuropa auf östliche
Richtungen und fehlende Höhenmilde bzw. eine um gegenüber dem IFS ca. 1,5 bis 2
Tage vorgezogene Advektion etwas hochreichender kalter Festlandsluftmassen von
Osten her zur Folge hätte. Der schwache (seichte) Föhn würde ausbleiben,
ansonsten ändert sich am Wetterablauf gegenüber dem IFS nur wenig, außer, dass
es im Großen und Ganzen etwas kühler bleiben würde, vor allem in Leelagen und in
den Mittelgebirgen.
Zum Sonntag hin deutet der 00 UTC-Lauf des GFS dann ein Aufgleiten milderer
Luftmassen von Osten her auf die bodennahe Kaltluft in Süddeutschland an,
begleitet von leichten Niederschlägen, wohl meist als Schnee.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Zu Beginn der Mittelfrist, bis einschließlich Mittwoch, zeigen auch die
ENS-Member des IFS eine recht einheitliche Wetterentwicklung, so dass sich die
Einzelmember, der Haupt- und Kontrolllauf im Zeitraum T+72 bis 96 Stunden
allesamt in lediglich einem Cluster befinden. Als dominant erweist sich in
diesem Cluster zunächst ein atlantischer Rücken, an dessen Ostflanke der
Trogvorstoß nach Mitteleuropa erfolgt, gleichzeitig verstärkt sich der
blockierende Höhenrücken über Ost- und Nordosteuropa ("Blocking"), so dass der
Trog nicht nach Osten vorankommt, sondern letztlich über dem westlichen
Mittelmeerraum (Golf von Genua) austropft.
Die Kurvenscharen der 850 hPa-Temperatur der Rauchfahnen verschiedener
Gitterpunkte im Vorhersagegebiet verlaufen somit auch in einem relativ engen
Spread und vor allem für den Dienstag haben die allermeisten Member
Niederschlagssignale auf der Agenda.
Im weiteren Verlauf, vor allem ab Freitag, wird der Spread zwischen den
Einzelmembern dann doch erheblich größer, vor allem, was die 850 hPa-Temperatur
angeht, aber auch die Geopotenzialverteilung betreffend.
Ursächlich für diese Differenzen ist die Ausrichtung und Intensität des
Kaltluftvorstoßes aus dem grönländischen Raum auf den mittleren Nordatlantik und
der daraus resultierende Trogvorstoß nach Westeuropa. Dabei ergeben sich für den
Zeitraum T+120 bis 168 Stunden zwei Cluster (jeweils 30 und 21 Member, Haupt-
und Kontrolllauf in Cluster 1).
Cluster 1 folgt in etwa der vom Hauptlauf simulierten Variante mit einer
kräftigen Zyklogenese westlich von bzw. über Schottland (kurzzeitig sogar NAO
positiv), gefolgt von einem beginnenden Abtropfprozess über dem west- bzw.
südwesteuropäischen Raum, wobei sowohl über dem mittleren Nordatlantik als auch
über Nordosteuropa markante Höhenrücken blockierend wirken (negative NAO). Das
Cut-Off-Tief im Mittelmeerraum verlagert sich dabei allmählich Richtung
Adria/Balkan und schwächt sich ab, woraus eine (höhenmilde) südöstliche
Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet resultiert mit deutlich positiven
Temperaturen in 850 hPa bereits im Laufe des Freitags.
Nach Lesart des Cluster 2 erfolgt der Trogvorstoß nicht über, sondern eher
westsüdwestlich der Britischen Inseln, wobei bereits im Laufe des Freitags der
Cut-Off-Prozess westnordwestlich der Iberischen Halbinsel eingeleitet wird.
Infolgedessen kann nördlich davon der Rücken über Nordosteuropa bereits
Verbindung zum Rücken über dem Nordatlantik aufnehmen, woraus bereits am Freitag
über Südskandinavien deutlicher Geopotenzialgewinn und Druckanstieg im Bodenfeld
resultiert. Das Cut-Off-Tief über Norditalien wird in das Zirkulationssystem des
über dem Ostatlantik abgetropften Höhentiefs eingebunden und verlagert sich über
den Alpenraum nordwärts in den Süden Deutschlands und dann westwärts nach
Benelux. Die Folge ist ein gegenüber der Cluster 1-Variante frühzeitigeres
Drehen der Bodenströmung von Südsüdost auf östliche Richtungen und die Advektion
kälterer Luftmassen auch in der unteren Troposphäre, entsprechend haben auch
viele Member negative 850 hPa-Temperaturen auf der Agenda. Niederschlagssignale
sind aber in den Rauchfahnen eher spärlich gesät. Insgesamt tendiert diese
Variante eher Richtung GFS-Hauptlauf.
Diese Differenzen setzen sich in der erweiterten Mittelfrist (T+192 bis 240
Stunden) fort, die entsprechend auch mit zwei Clustern aufwartet (jeweils 28 und
23 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 1).
Zunächst sei erwähnt, dass die Cluster 2-Variante aus dem Zeitraum davor
durchaus Optionen für Winterwetter bis in tiefe Lagen bietet. Die Zufuhr milder
Atlantikluft auf den europäischen Kontinent ist komplett abgeschnitten und von
Osten her kann nicht nur bodennah, sondern auch hochreichend kalte Festlandsluft
nach Mitteleuropa gelangen.
Und genau das unterscheidet auch die beiden Cluster in der erweiterten
Mittelfrist. Nach Lesart des Cluster 1 dominiert der Block über Ost- und
Nordosteuropa, über Westeuropa kann sich ein Höhentrog quasi einnisten, woraus
eine südöstliche Strömung über Mitteleuropa resultiert, mit der zwar bodennah
allmählich kältere, in der Höhe aber nach wie vor verhältnismäßig milde
Luftmassen ins Vorhersagegebiet advehiert werden.
Cluster 2 dagegen setzt auf totales Blocking und "High over Low" auch über
Nordwest- und Westeuropa (markantes NAO negativ). Eine Hochdruckzone kann sich
von Nordwestrussland über Skandinavien und das Nordmeer bis nach Island
ausweiten, südlich davon werden atlantische Tröge bzw. Tiefdruckgebiete nach
Südwesteuropa bzw. in den Mittelmeerraum abgedrängt. Von Osten her gelangen
somit kalte Luftmassen nach Mitteleuropa, wobei kleinräumige Höhentiefs oder von
Südwesteuropa nordostwärts ziehende Frontensysteme durchaus auch Schneeoptionen
bieten könnten. Eine Variante, wie sie seit Jahren nicht mehr vorgekommen ist...
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bereits in der Nacht zum Dienstag und auch noch am Dienstagvormittag kann es mit
Vordringen der Niederschläge in die mittleren Landesteile vor allem in einigen
Mittelgebirgstälern gefrierenden Regen geben, ehe die Niederschläge mit weiterer
Südostverlagerung meist in Schnee übergehen sollten.
Die Neuschneemengen am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch bleiben in den
Niederungen Südostdeutschlands meist gering (weniger als 5 cm, nur gebietsweise
mehr, vor allem im Stau einiger Mittelgebirge). Im Schwarzwald und auch im
Allgäu können dagegen um 10 cm fallen, in Staulagen auch bis 20 cm. Die
probabilistischen Verfahren haben allerdings nur geringe Wahrscheinlichkeiten
für markante Neuschneemengen auf der Agenda, am ehesten noch IFS-EPS für das
Oberallgäu.
Danach stellt sich wieder ruhigeres Hochdruckwetter ein, ehe mit Annäherung der
Frontensysteme am Donnerstag der Wind im Nordwesten wieder auffrischt. Die
Wahrscheinlichkeit für Böen Bft 8 im Nordseeumfeld steigt nach Lesart des
IFS-EPS am Donnerstag vorübergehend an, sinkt aber bereits wieder am Freitag.
Somit scheint das vom ICON simulierte Sturmtief am Freitag eine
Außenseiterlösung darzustellen, die lediglich und auch nur abgeschwächt vom UKMO
mitgetragen wird.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, IFS-EPS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff