DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-11-2020 10:01

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.11.2020 um 10.30 UTC



Antizyklonal geprägter, zu Nebel und Hochnebel neigender Witterungsabschnitt.
Nachts häufig leichter Frost.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 29.11.2020


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Mittwoch erstreckt sich ein
breiter Höhenrücken über weite Teile Süd- und Mitteleuropas. Dadurch gestützt
wird ein Bodenhoch mit Schwerpunkt über Südosteuropa, dessen Einfluss bis nach
Deutschland reicht. Dabei gelangt mit einer südlichen bis südwestlichen Strömung
relativ milde Luft zu uns mit Temperaturen in 850 hPa meist zwischen 5 und 8
Grad.

Weiter westlich befindet sich ein Langwellentrog, der sich vom Europäischen
Nordmeer über die Britischen Inseln bis weit nach Süden vor die Iberische
Halbinsel erstreckt. Aufgrund eines weiteren vom Ostatlantik vorstoßenden
Höhenrückens beginnt der Trog vor der Iberischen Halbinsel abzutropfen. Das
Trogresiduum schwenkt in der Nacht zum Donnerstag und am Donnerstag ostwärts
über Skandinavien hinweg. Dem Trog vorgelagert ist die Kaltfront eines
skandinavischen Tiefs, die bereits in den Frühstunden auf den Norden
Deutschlands übergreift. Sie erreicht bis Freitagmittag die Mitte Deutschlands,
wobei sie zunehmend unter antizyklonalen Einfluss und somit unter Absinken
gelangt. Entsprechend sind nur leichte, Richtung Mitte sogar kaum Niederschläge
mit Frontpassage zu erwarten. Postfrontal gelangt in die Nordhälfte Deutschlands
ein Schwall kälterer Luft, wobei die Temperatur in 850 hPa auf Werte bis minus
drei Grad absinkt.

Am Samstag hat sich ausgehend von dem atlantischen Höhenrücken ein Höhenhoch
abgeschnürt und Richtung Fennoskandien aufgemacht. Im Bodendruckfeld überwiegt
auch über Mitteleuropa zunächst noch Hochdruckeinfluss. An der Ostflanke des
Höhenhochs wird allerdings ein Höhentief südwestwärts geführt, das sich im
Übrigen aus dem Höhentrog (s.o.) abgekoppelt hat. Auf Basis des EZMW soll dieses
Höhentief am Samstag mit seinem Zentrum über der südlichen Ostsee und am Sonntag
schließlich im Bereich Südschweden, Südspitze Norwegen und Dänemark liegen.
Entsprechend beginnt auch im Bodendruckfeld der Luftdruck über Mitteleuropa zu
sinken. In den Einflussbereich des Höhentiefs können auch der Norden und Teile
der Mitte Deutschlands gelangen, sodass dort Schauer möglich sind. Die
Niederschlagsmengen bleiben aber meist gering. Die Zufuhr kälterer Luft hält
weiter an und setzt sich auch bis in den Süden fort. Entsprechend kann sich bei
den Niederschlägen auch mal die Schneephase untermischen.

Ein Blick auf die erweiterte Mittelfrist zeigt, dass sich wieder zunehmend
antizyklonaler Einfluss bei uns durchsetzt. Damit gelangt auch wieder mildere
Luft zu uns und es bleibt überwiegend trocken.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW-Modells kann insgesamt als gut bezeichnet werden. Erst
für das kommende Wochenende ergeben sich deutlichere Unterschiede. Bereits der
gestrige 00 UTC Lauf zeigte, dass der Höhentrog von Skandinavien südwärts über
Osteuropa schwenken sollte. Allerdings hätte dessen Einfluss nicht bis zu uns
gereicht. Dass sich von dem Trog ein Höhentief abspaltet, wird seit dem
gestrigen 12 UTC Lauf prognostiziert. Der heutige 00 UTC Lauf zeigt die
westlichste Position und somit den größten Einfluss auf unser Wetter.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich der Modelle EZMW, ICON und GFS zeigt zunächst keine signifikanten
Unterschiede. Diese ergeben sich auch erst in Bezug auf den Trog bzw. das
Höhentief am kommenden Wochenende. So prognostizieren zwar alle drei Modelle ein
abgeschlossenes Höhentief, auf Basis des ICON liegt es aber deutlich weiter
östlich, etwa über Südrussland und der Ukraine. Das GFS stellt eine
Zwischenlösung zwischen dem EZMW-Modell und ICON dar, wobei dessen Einfluss
ähnlich zu ICON nicht bis zu uns reichen würde.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des EZMW für Offenbach zeigt für Mittwoch und Donnerstag einen
sehr engen Verlauf von Temperatur und Geopotential. Nachfolgend nimmt bei beiden
Parametern der Spread deutlich zu. Dabei besitzen Haupt- und Kontrolllauf bei
der Temperatur in 850 hPa und dem Geopotential für Sonntag niedrigere Werte als
die Mehrheit der Member. Betrachtet man zusätzlich die Rauchfahne für Hamburg,
so liegen Haupt- und Kontrolllauf sogar jeweils am unteren Rand des Ensembles,
sodass aus heutiger Sicht die GFS und ICON Lösung wahrscheinlicher ist.
Der Trend für die erweiterte Mittelfrist mit einem erneuten Anstieg des
Geopotentials und der Temperatur scheint weitgehend sicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum werden keine signifikanten
Wettererscheinungen erwartet.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Mos-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger