DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

22-11-2020 08:30
SXEU31 DWAV 220800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 22.11.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a Übergang zu SW a

An den Küsten und auf exponierten Bergen heute einzelne stürmische Böen oder
Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegen wir unter einer westlichen Strömung. Die Frontalzone verläuft
schwerpunktmäßig von den Britischen Inseln über die Nordsee nach Osteuropa und
wir befinden uns damit im Wesentlichen auf deren warmer, antizyklonal geprägter
Seite. In der Frontalzone läuft derweil ein Kurzwellentrog nach Ost-Südost ab
und streift den äußersten Norden und Nordosten Deutschlands. Mit einer Drehung
der Strömung auf West-Nordwest kommt die Kaltfront eines vom (aktuell) Nordmeer
nach Nordskandinavien ziehenden Tiefs schleifend und wenig wetterwirksam von
Norddeutschland bis in den Mittelgebirgsraum voran. Vor allem an der Ostsee
bringt der Trog heute ein paar Schauer. Rückseitig, d.h. im Küstenbereich,
zeichnen sich größere Auflockerungen ab, während im frontalen Bereich zunächst
über dem Norden, dann eher über der Mitte starke Bewölkung überwiegt und auch ab
zu leichter Regen und Nieselregen fällt.

Postfrontal flaut der zunächst teils frische westliche Wind im Norden langsam
wieder ab. An der Nordsee sind zunächst teils stürmische Böen, an der Ostsee
exponiert vereinzelt Sturmböen Bft 8/9 zu erwarten, Windböen treten vereinzelt
auch im küstennahen Binnenland vor allem im Nordosten auf. Bis zum Abend geht
die Intensität der Böen um etwa 1 Bft zurück. Dies trifft auch für exponierte
Berggipfel (Brocken) zu, wo anfangs schwere Sturmböen nicht ausgeschlossen sind.

Für den Süden ergibt sich im Vergleich zu den letzten Tagen keine Änderung. Hier
überwiegt der Einfluss einer langgestreckten, zonalen Hochdruckbrücke, die vom
Atlantik über den Alpenraum bis zum nördlichen Balkan reicht. Bei schwachem
Gradienten lösen sich Nebel und Hochnebel aus der Nacht nur zum Teil auf.
Hochlagen sowie der unmittelbare Alpenrand liegen über der kalten Grundschicht.

Im Norden und Nordwesten sind aufgrund der dort vorhandenen Durchmischung um 10
Grad zu erwarten, während sonst je nach Auflösung von Nebel oder Hochnebel 2 bis
8 Grad erreicht werden.
In der Nacht zum Montag folgt in der west-nordwestlichen Strömung ein weiterer
Kurzwellentrog, der Montagfrüh den Nordwesten Deutschlands erreicht. Die
Kaltfront verbleibt schleifend über dem Mittelgebirgsraum und wird etwas
aktiviert, so dass es gebietsweise leicht regnet und in Staulagen um 5 mm
Niederschlag zusammenkommen können. Der Wind flaut insgesamt noch etwas ab.
Während es an der Nordsee nur noch für Windböen reicht, können an der Ostsee
zumindest in der ersten Nachthälfte stürmische Böen auftreten.
Schwache trogvorderseitige Hebung erfasst dann auch die feuchtkalte, teils mit
Nebel angefüllte Grundschicht im Süden. Geringe Niederschläge (Nebelnässen,
Schneegriesel) und hierdurch ausgelöste örtliche Glätte sind nicht
auszuschließen. Leichter Frost sollte auf Täler und Flussniederungen im Süden
und Südosten, sowie die Regionen südlich der Donau beschränkt bleiben.


Montag... schwenkt der Kurzwellentrog unter leichter Intensivierung über Polen
hinweg ostwärts, gefolgt von einem breiten Höhenkeil, der zum Abend auf die
Nordsee übergreift. Bis ins Nordmeer ausgreifende Warmluftadvektion sorgt für
eine Kräftigung dieses Keils. Hierdurch wird ein Bodenhoch gestützt, das sich
von Frankreich nach Süddeutschland ausweitet. Bedingt durch einen von diesem
Hoch ausgehenden Keil, der sich bis nach Südnorwegen erstreckt, wird im
Nordwesten und später auch im Nordosten der Gradient aufgeweicht.

Während an der Nordsee kaum noch Windböen auftreten, muss an der Ostsee
weiterhin mit Wind- und an der Küste Vorpommerns bis zum Abend mit stürmischen
Böen gerechnet werden. Auch im küstennahen nordöstlichen Binnenland sind bis
gegen Mittag noch Windböen bis Bft 7 möglich.
Da die Kaltfront die östlichen Mittelgebirge nach Süden überquert, ist dann dort
das Niederschlagsmaximum mit Mengen um 5 mm/12h zu erwarten. Oberhalb von 800
bis 1000 m kann auch etwas Schnee fallen.
Postfrontal zeichnen sich einige Auflockerungen über der Mitte und dem Norden
ab. Im Süden wird dagegen die feuchtkalte Grundschicht durch das sich
ausweitende Hoch konserviert. Wahrscheinlich liegen nur die Gipfellagen vom
Hochschwarzwald und die höheren Lagen im Alpenvorland oberhalb davon. Aufgrund
der Alterung der Luftmasse geht die Temperatur eher leicht zurück.

In der Nacht zum Dienstag greift der Keil auf Mitteleuropa über. Das
korrespondierende Bodenhoch verlagert sich mit seinem Schwerpunkt in den
östlichen Alpenraum, wobei die schwachgradientige Lage über dem Süden
Deutschlands bestehen bleibt. Aufgrund der relativ kompakten Bewölkung dort
durch die Reste der schleifenden Kaltfront ist leichter Frost auf den äußersten
Süden, die Höhenlagen der östlichen Mittelgebirge und einige Regionen der
östlichen Mitte beschränkt.
Im Nordwesten und Westen Deutschlands macht sich die Warmfront eines Tiefs bei
Island bemerkbar, geringe Niederschläge treten lediglich zur dänischen Grenze
auf. Allerdings legt dort wie auch im Norden der Gradient wieder etwas zu, so
dass an der Küste vermehr Windböen, in Nordfriesland exponiert stürmische Böen
auftreten können.

Dienstag... verbleibt der relativ breite Keil im Wesentlichen (er zieht nur
zögernd nach Osten) über Mitteleuropa und weitet sich, gestützt durch
Warmluftadvektion, nach Norden aus. Das korrespondierende Bodenhoch verlagert
sich mit seinem Schwerpunkt nur wenig nach Südosten, so dass die geringen
Luftdruckgegensätze über dem Süden Deutschlands bestehen bleiben. Ein
nachfolgender Trog weitet sich in Richtung Azoren aus, an dessen Vorderseite
wird eine offene Welle über Schottland hinweg nordostwärts gesteuert. Die Folge
ist über West- und Mitteleuropa ein breiter Warmsektor und darin über dem
Mittelgebirgsraum und dem Norden eine auf Süd bis Südwest drehende schwache
Strömung. Diese kann in den Leegebieten der Mittelgebirge die Wolken auflockern
lassen, wodurch Tageshöchsttemperaturen zwischen 9 und 13 Grad möglich sind. An
der Küste können dabei Windböen bis Bft 7 auftreten.

Weiter im Süden sind Auflockerungen oder sonnige Abschnitte auf Hochlagen
beschränkt. Für Tallagen und Flussniederungen ergibt sich daher gegenüber den
Vortagen keine wesentliche Temperaturänderung. Bei zähem Nebel oder Hochnebel
wird der Gefrierpunkt wahrscheinlich kaum überschritten.
In der Nacht zum Mittwoch verlagern sich der Höhenrücken und das zugehörige
Bodenhochdruckgebiet nur wenig nach Südosten. Damit hält der Hochdruckeinfluss
an und gebietsweise sind vor allem über dem Süden und der Mitte Nebel und
Hochnebelfelder sowie Temperaturen um oder etwas unter 0°C zu erwarten. Die
Wahrscheinlichkeit für Windböen Bft 7 nimmt auch an der Nordsee bei
auffächerndem Gradienten eher wieder ab.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren ohne signifikante Unterschiede. Unsicher ist, ob im Süden
lokal Glätte durch Nebelnässen bzw. gefrierenden Sprühregen auftritt, letztlich
muss darauf in situ reagiert werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner