DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

20-11-2020 08:01
SXEU31 DWAV 200800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.11.2020 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
W a - ruhige Hochdruckrandlage, nur im Norden etwas windig.

Heute kaum markante Wettergefahren. In der Nacht zum Samstag zunächst an der
Nordsee auffrischender Südwestwind. Stürmische Böen (Bft 8), in Nordfriesland
Sturmböen (Bft 9). Auf dem Brocken ab der zweiten Nachthälfte zunehmend
Sturmböen aus Südwest.
Am Samstag an der See und auf exponierten Berggipfeln vor allem der nördlichen
Mittelgebirge Sturmböen Bft 8/9. Ab der Nacht zum Sonntag an einigen
Küstenabschnitten sowie auf exponierten Gipfeln noch stürmische Böen Bft 8 um
West.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 24 UTC
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Freitag... schwenkt der zuvor wetterbestimmende markante Trog nach Polen, wobei
ein kurzwelliger Anteil den äußersten Nordosten streift. Die Labilität wäre an
der Vorpommerschen Küste für kurze Gewitter hinreichend, aber die Luft ist zu
trocken. Gleichzeitig arbeitet sich der Höhenrücken bis in die Nordsee vor.
Warmluftadvektion an dessen Nord- und Ostflanke ergibt dort weiteren
Geopotentialgewinn. Hierdurch dreht die Strömung über Nordwest nahezu auf Nord,
so dass an den Alpen die staubedingten Niederschläge andauern. Oberhalb von etwa
1000 m können ein paar Zentimeter Schnee hinzukommen. Ansonsten sorgt die mit
der Achse einer über dem Süden Deutschlands liegende Hochbrücke, die sich
zusehends nach Osten ausweitet, für Absinken, so dass bei geringen
Luftdruckgegensätzen typisches Spätherbstwetter mit größeren Auflockerungen,
aber örtlich mit ganztägigem Nebel oder Hochnebel die Folge ist.
Der Norden bleibt zunächst noch leicht zyklonal beeinflusst, wobei Schauer vor
allem in Küstennähe und an den Nordrändern der östlichen Mittelgebirge
auftreten. Von Nordwesten her setzt Warmluftadvektion ein, die in Verbindung mit
einer auf die Nordsee übergreifenden Warmfront steht, die aber im Gegensatz zu
den bisherigen Modellläufen weiter ausgebremst wird. Hierdurch kommt an der
Nordsee gegen Abend mehrschichtige Bewölkung auf. An der Küste bleibt aufgrund
der Nähe zur Frontalzone der Wind bis zum Vormittag noch mit Böen bis Bft 7
warnrelevant. Danach flaut der Wind generell ab. Mit Tageshöchsttemperaturen
zwischen 3 und 8 Grad wird es merklich kühler als bisher.

In der Nacht zum Samstag greift die Warmfront eines Sturmtiefs bei Island auf
den Nordwesten Deutschlands über. Aufgrund der nahezu frontsenkrechten
Windkomponente kommt die Front zunächst rasch nach Osten voran. Niederschläge,
die fernab von jeglicher Warnrelevanz sind, erfassen den Nordseeküstenbereich.
Mit dem Übergreifen der Warmfront frischt im Norden und in der Mitte der Wind
auf und wird an der Küste mit Böen Bft 7/8 wieder warnrelevant. In den Kamm- und
Gipfellagen der nördlichen Mittelgebirge sowie an der Nordsee treten Sturmböen
Bft 8/9 auf.
Während es im Norden und Westen frostfrei bleibt, ist sonst leichter Frost, in
Alpennähe und im südostdeutschen Bergland durchaus auch mäßiger Frost zu
erwarten. Da dort die Luftdruckgegensätze gering bleiben, muss in Tallagen Nebel
gerechnet werden. Bei leichtem Frost und Nebel kann örtliche Glätte nicht ganz
ausgeschlossen werden.

Samstag... weitet sich der Rücken über Mitteleuropa hinweg zu den Baltischen
Staaten aus, wird aber durch einen breiten Trog, der von einem Zentraltief
östlich von Island ausgeht, etwas nach Süden gedrückt, so dass sich eine
antizyklonale Westlage ergibt. Die diesem Trog vorgelagerte Kaltfront verbleibt
schleifend und unter Wellenbildung über der Nordsee. Geringe Niederschläge
erfassen daher allenfalls den Norden Deutschlands. Mehrschichtige Bewölkung, die
vor allem aus Warmluftadvektion resultiert, weitet sich bis in den
Mittelgebirgsraum hinein aus. Mit der Annäherung der Frontalzone legt im Norden
der Gradient wieder zu, so dass an der See und auf höheren Gipfeln vor allem der
nördlichen Mittelgebirge erneut Sturmböen Bft 8/9 zustande kommen und Windböen
bis ins küstennahe Binnenland ausgreifen können. Südlich der Mittelgebirge hält
sich der Einfluss einer vom Seegebiet nördlich der Azoren bis in den nördlichen
Karpatenraum reichenden Hochbrücke. Absinken lässt dort das ruhige
Spätherbstwetter andauern, so dass längere sonnige Abschnitte zu erwarten sind.
Hiervon können dann auch die Leelagen der östlichen Mittelgebirge profitieren.
In einigen Tallagen dürfte es den ganzen Tag neblig-trüb bleiben. Auch wenn
Deutschland unter einen breiten Warmsektor gelangt, so kommt nur im Norden und
Westen, bedingt durch die Gradientzunahme, etwas Durchmischung in Gang, so dass
sich dort Maxima um 10 Grad möglich sind. Ansonsten sind 2 bis 8 Grad zu
erwarten.

In der Nacht zum Sonntag wird der Rücken unter weiterer Abflachung nach Osten
abgedrängt. Somit setzt sich die Frontalzone über die Baltischen Staaten hinweg
nach Osten durch. Von dieser wird von der Nordsee her eine flache Welle rasch
über die Ostsee hinweg ostwärts gesteuert. In der zweiten Nachthälfte dürfte die
Kaltfront schleifend und mit geringen Niederschlägen auf den Küstenbereich
übergreifen. Der Wind flaut gegenüber dem Vortag um etwa 1 Bft ab.
Im Süden bleibt der Einfluss der nunmehr mit ihrer Achse über dem Alpenraum
liegenden Hochbrücke bestehen. Bei geringen Luftdruckgegensätzen schreitet die
Alterung der Luftmasse fort. Hierdurch kann sich erneut Nebel bilden oder
vorhandene Nebelfelder verdichten sich. Bei längerem Aufklaren ist leichter, im
östlichen Bergland und in einigen Alpentälern auch mäßiger Frost zu erwarten.

Sonntag... stellt sich nach Passage des o.g. flachen und relativ breiten Troges
eine relativ glatte westliche Strömung ein. Die darin eingelagerte Kaltfront
arbeitet sich schleifend bis in die "nördliche" Mitte vor, gelangt aber unter
antizyklonalen Einfluss, was die ohnehin geringe frontale Niederschlagstätigkeit
weiter dämpft. Da der Norden am warmen Rand der Frontalzone verbleibt, sind an
der Küste und auf exponierten Berggipfeln der nördlichen Mittelgebirge weiterhin
Wind- und stürmische Böen Bft 7/8 zu erwarten. Mit der Kaltfront rückt die
mehrschichtige Bewölkung etwas weiter nach Süden über die Mittelgebirge hinweg
vor, wobei es aber südlich der Mittelgebirgsschwelle niederschlagsfrei bleibt.
Längere sonnige Abschnitte beschränken sich daher auf die Regionen vom
Schwarzwald bis nach Niederbayern und bis zu den Alpen, aber auch postfrontal,
d.h. im Nordwesten und in Küstennähe kommen größere Auflockerungen zustande.
Während im Norden, Westen und in Teilen der Mitte aufgrund der Durchmischung
Tageshöchstwerte zwischen 9 und 12 Grad erreicht werden, bewegen sich sonst die
Temperaturen zwischen 3 und 9 Grad.

In der Nacht zum Montag läuft in der Frontalzone ein weiterer Kurzwellentrog
nach Osten ab und streift den Norden Deutschlands. Vorderseitige Hebung
aktiviert die über dem Mittelgebirgsraum schleifende Kaltfront etwas, ohne dass
aber die Niederschläge auch nur annähernd in den warnrelevanten Bereich kommen.
Rückseitig zeichnen sich Auflockerungen ab, an der Küste wird jedoch durch den
durchschwenkenden Trog eine rege Schauertätigkeit generiert. Hinsichtlich der
Windentwicklung ergibt sich gegenüber dem Vortag keine Änderung.
Etwas Hebung erfasst dann auch den Süden Deutschlands, was Auswirkungen auf die
dort vorhandene gealterte feucht-kalte Grundschicht hat. Geringfügiger
Niederschlag (Nebelnässen, vielleicht auch Schneegriesel) kann dort bei
gebietsweise leichtem Frost zu örtlicher Glätte führen. Aufgrund der
gradientschwachen Lage dürfte sich erneut Nebel bilden oder vorhandene Nebel-
oder Hochnebelfelder verdichten.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle stützen die oben beschriebene Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sichj keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann