DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-08-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 12.08.2016 um 10.30 UTC



Vorübergehend Hochdruckeinfluss und überwiegend warm. In der zweiten
Wochenhälfte wieder wechselhaft und allmählich kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 19.08.2016


Zu Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums am Montag hat sich über
Westeuropa ein kräftiger Höhenrücken etabliert. Das zugehörige Bodenhoch mit
Schwerpunkt über der Nordsee sorgt auch hierzulande für weitgehend antizyklonale
Verhältnisse. Nur über den äußersten Süden verläuft noch die wenig wetteraktive
Kaltfront mit einzelnen Schauern und Gewittern eines hochreichenden Tiefs über
Nordosteuropa. Der zugehörige Höhentrog sorgt auch im Nordosten Deutschlands
noch für einige Wolken. Dabei hat sich ein Nord-Süd Temperaturgefälle
eingestellt mit Werten in 850 hPa zwischen 5 Grad im Norden und bis 15 Grad an
den Alpen.

Bis Mittwoch bleibt die beschriebene Strömungskonstellation erhalten, wobei sich
mit dem Herannahen eines atlantischen Höhentroges eine Omegastruktur mit einem
abgeschlossenen Höhenhoch über der Nordsee ergibt. Der nach Deutschland
gerichtete Hochdruckeinfluss bleibt zunächst noch erhalten. Über den Süden
verläuft weiterhin das schwach ausgeprägte Frontensystem, wobei die Kaltfront in
die Warmfront eines Tiefs mit Kern westlich von Island übergeht. Sie trennt nach
wie vor niedrigere 850 hPa Temperaturen im Nordosten von höheren im Süden und
Südwesten.

In der Nacht zum Donnerstag kommt der Südostteil des atlantischen Höhentroges
weiter Richtung West- und Mitteleuropa voran und verbindet sich schließlich mit
dem über Osteuropa, wodurch der Höhenrücken in seinem Südteil abgeschnürt wird.
Im Bodenniveau erstreckt sich ausgehend von dem Tief bei Island eine
Tiefdruckrinne über Großbritannien hinweg bis in den Süden und Westen
Deutschlands. Die Rinne weitet sich am Donnerstag auf ganz Deutschland aus,
wobei sich bis zum Tagesende ein eigenständiges Tief entwickelt. Die damit
einhergehenden Niederschläge greifen voraussichtlich ab dem Vormittag von Westen
auf uns über.

Am Freitag verbleibt Deutschland im Einflussbereich des hochreichenden Tiefs,
wodurch es gebietsweise zu Regenfällen kommt. Dabei gelangt wieder ein Schwall
kühlerer Meeresluft zu uns, der auch im Süden die wärmere Luft verdrängen soll.
Die Temperaturen in 850 hPa liegen dann nur noch zwischen 6 und maximal 10 Grad.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC Laufs des EZMW kann als gut bezeichnet
werden. Die großräumigen synoptischen Strukturen werden sehr ähnlich
prognostiziert. Unsicherheiten bestehen weiterhin bezüglich des Übergreifens der
Niederschläge in der zweiten Wochenhälfte. Während aber die Niederschläge nach
dem gestrigen 00 UTC Lauf Donnerstagfrüh bereits die gesamte Westhälfte erfasst
haben sollten, wurde dies bereits im gestrigen 12 UTC Lauf deutlich zurück
gerechnet. Die langsamere Verlagerung wurde auch im heutigen 00 UTC Lauf
beibehalten, sodass nun nach EZMW erst im Laufe des Donnerstagvormittags im
äußersten Westen und Südwesten mit ersten Niederschlägen zu rechnen ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Dienstag wird die Wetterentwicklung von den betrachteten
Globalmodellen sehr ähnlich gesehen. Unterschiede ergeben sich dann ab Mittwoch
bezüglich der übergreifenden Tiefdruckrinne. Während nach GFS sogar am
Donnerstag noch weitgehend Hochdruckeinfluss herrscht, hat die Rinne nach ICON
schon den Norden und Nordosten Deutschlands erreicht. Zudem ist die Rinne nach
GFS deutlich schwächer ausgeprägt. EZMW stellt somit eine Zwischenlösung dar.
Entsprechend unterschiedlich fällt die Niederschlagsentwicklung aus. Warnwürdige
Mengen werden voraussichtlich nicht erwartet, nach GFS werden ohnehin deutlich
schwächere Niederschläge prognostiziert.

Erwähnenswert ist zudem, dass die neuerliche Abkühlung nach EZMW am deutlichsten
ausgeprägt ist. Hiernach wird die 10-Grad Isotherme am Freitag bis zu den Alpen
zurückgedrängt. Nach ICON verläuft diese über die Mitte Deutschlands hinweg,
während sie nach GFS sogar noch weiter nach Norden vorankommt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


In der Rauchfahne von Offenbach ist zwar schon ab Montag eine Zunahme des
Spreads zu erkennen, insgesamt weist aber die Temperatur eine leichte, das
Geopotential eine deutlich abnehmende Tendenz über den mittelfristigen Zeitraum
hinweg auf. Zum Ende des Vorhersagezeitraums am Freitag liegen allerdings Haupt-
und Kontrolllauf beim Geopotential und bei der Temperatur am unteren Rand des
Ensembles.
Erste, aber nur schwache Niederschlagssignale sind bereits im Laufe des
Mittwochs zu erkennen. Deutlichere Signale folgen aber erst ab
Donnerstagvormittag, noch etwas später reagieren Haupt- und Kontrolllauf. Somit
sind auch auf Basis des Ensembles noch keine genaueren Aussagen zum zeitlichen
Ablauf möglich.

Im Zeitraum von t+120 bis 168 Stunden sind vier Cluster vorhanden. Betrachtet
man die Entwicklung am Donnerstag und Freitag, so zeigt Cluster drei das
schnellste Vordringen des atlantischen Höhentroges, was der ICON Lösung
entsprechen würde. In Cluster 1 befindet sich der deterministische Lauf. Bei
Cluster 2 und 4 ist der Rücken auch in der Nacht zum Freitag noch vorhanden und
somit die Rinne langsamer beziehungsweise schwächer ausgeprägt, was wiederum die
GFS Lösung unterstützen würde. Insofern müssen für die Entwicklung ab Donnerstag
weitere Modellläufe abgewartet werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Montag und Dienstag sind an den Alpen einzelne Gewitter wahrscheinlich. Dabei
kann lokal Starkregen um 20 Liter pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde
auftreten.
Mit dem allmählichen Übergreifen der Tiefdruckrinne im Laufe des Mittwochs sind
erste Gewitter im Süden und Südwesten nicht ausgeschlossen. Auch am Donnerstag
und Freitag kann der Regen mit Gewittern durchsetzt sein, warnwürdige
Niederschlagsmengen werden aber voraussichtlich nicht erreicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-EZMW, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger