DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

11-11-2020 19:01
SXEU31 DWAV 111800

S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 11.11.2020 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Meist ruhiges und sehr mildes Herbstwetter. Nur am Donnerstag und in der Nacht
zum Freitag im Norden vorübergehend zyklonaler. Dabei an der Nordsee windig und
vereinzelt Gewitter möglich.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... Ein flacher und kaum wetteraktiver Randtrog über Deutschland tropft
nachts nach Österreich ab und von Westen nähert sich rasch ein weiterer,
kräftigerer Kurzwellentrog, der ebenfalls Abtropftendenz besitzt. Kurz davor
befindet sich eine Kaltfront, die bis um 06 UTC Benelux erreicht. Vor der
Kaltfront befindet sich ein WLA-Gebiet, das auf uns übergreift und für
mehrschichtige Bewölkung ganz im Westen sorgt. Das ändert aber nichts an der
niedrigen Schichtbewölkung, die sich häufig unterhalb der Absinkinversion
gebildet hat. Ausgenommen hiervon ist zunächst der äußerste Westen und
Nordwesten sowie der Alpenraum sowie einige Berglagen. Der Regen der Kaltfront
kommt noch nicht bei uns an und lediglich aus dem Hochnebel ist örtlich etwas
Sprühregen möglich. Im Alpenraum, wo es klar ist, kann es leichten Frost geben.
Ansonsten werden Minima zwischen 2 Grad im Südosten und 10 Grad im Rheinland
erwartet. Der Wind frischt ausgangs der Nacht im Randbereich des kräftigen Hochs
über Osteuropa über der Nordsee und über der Eifel auf. Windwarnungen sind aber
wohl noch nicht erforderlich.

Donnerstag ... schwenkt der Trog von der Nordsee und Benelux ostwärts und tropft
dabei ab, wobei die Aussagen über die Lage des entstehenden Cut-Off-Tiefs
nunmehr recht einheitlich sind. Zum Tagesende soll das Höhentief im Bereich
zwischen Rügen und den Dänische Inseln liegen soll. Auf jeden Fall sollte in
diesem Zusammenhang die Niederschlagsneigung über dem Norden am größten sein,
wobei nach dem frontalen Regen noch örtlich Schauer erwartet werden. In der
Mitte und im Süden ist die Front nur schwach ausgeprägt und bringt nur
vorübergehend ein paar Tropfen Regen. Der Norden gerät gegen Abend in den
Bereich höhenkalter Luft unter -25 Grad in 500 hPa, was zur Labilisierung führt
(CapeML bei 100 J/Kg über der Nordsee). ICON und CD2 simulieren in diesem
Zusammenhang abends über der Deutschen Bucht einzelne Gewitter.
Darüber hinaus nimmt der Gradient zu, so dass es an der Nordsee einzelne 7er
Böen gibt. Bei einem Gewitter kann eine stürmische Böe nicht ausgeschlossen
werden. Auf dem Brocken sind 8er und 9er Böen wahrscheinlich. Der mit dem
Bodentrog stärker werdende Gradient sorgt dafür, dass die bodennahe
Kaltluftschicht etwas durchmischt wird, sodass sich der Nebel und Hochnebel
gebietsweise, vor allem in Leelagen (auf den Nordwestseiten der Gebirge)
auflösen kann. Auch auf der Trogrückseite werden durch Absinken größere
Auflockerungen simuliert.
Damit verbunden steigen die Temperaturen vor allem in den Gebieten, die heute
Hochnebel hatten, an. Es wird eine Spanne zwischen 11 und 16 Grad erwartet mit
den höchsten Werten am Oberrhein. Nur im Nordosten und Südosten, wo sich tiefe
Bewölkung länger hält, ist es mit Werten um 9 Grad kühler.

In der Nacht zum Freitag zieht das Höhentief laut ICON nach Rügen, nach IFS zur
Südspitze Schwedens und bei GFS zur Nordwestküste Polens. Trotz der
Modelldifferenzen sollen sich weitere Schauer auf das Küstengebiet und
Schleswig-Holstein beschränken. Lediglich bei ICON soll es auch im gesamten
Mecklenburg-Vorpommern schauern.
Ansonsten setzt sich zunehmend ein Höhenkeil durch, der das westliche und
südwestliche Deutschland erreicht. Bei zunehmendem Hochdruckeinfluss fächert der
Gradient auch im Norden allmählich auf. Anfangs muss aber an der Nordsee noch
mit 7er Böen gerechnet werden.
Die Frostgefahr ist in der nunmehr feuchtmilden Grundschicht gering. Dafür
breiten sich in der Mitte und im Süden erneut Nebel- und Hochnebelfelder aus.

Freitag ... verlagert sich der Höhenkeil bis zum Abend zum östlichen Deutschland
und drückt das Cut-Off-Tief nach Ostpolen. Gleichzeitig schwenkt ein neuer
atlantischer Kurzwellentrog unter Abschwächung über die Britischen Inseln zur
Nordsee und stark abgeschwächt auch nach Frankreich. Südöstlich Island mündet
der Trog in ein kräftiges, hochreichendes Sturm- und Zentraltief (QUENTINA),
dessen Kaltfront abends Benelux erreicht. Das blockierende Hoch SCOTT
positioniert sich mit seinem Schwerpunkt schließlich im Großraum Moskau und wir
liegen im Randbereich seines zu den Alpen gerichteten Keils.
Nachdem das Cut-Off-Tief seinen Einfluss auf Deutschland verloren hat (etwaige
Schauerwolken sollte alsbald ostwärts abziehen, sorgt der Rücken wieder
allgemein für ruhiges Wetter mit Nebel- und Hochnebelfeldern und örtlich für
etwas Sonnenschein. Im Verlauf gelangt die Westhälfte aber bereits auf die
Trogvorderseite in eine süd- bis südwestliche Strömung, in der im Bereich einer
Warmfront auch Hebung generiert wird. Mehrschichtige Bewölkung ist die Folge und
ICON simuliert am Nachmittag und Abend im Westen auch etwas Regen, was aber z.
B. von GFS nicht gestützt wird. Der Gradient verschärft sich mit Übergreifen der
Warmfront etwas, Böen Bft 7 treten aber wohl nur über der Nordsee auf. Das
Temperaturniveau der Vortage bleibt im Großen und Ganzen erhalten.

In der Nacht zum Samstag überquert auch die Kaltfront in abgeschwächter Form die
Nordhälfte Deutschland ostwärts und wird über der Mitte rückläufig. Es
resultiert im Norden und in der Mitte örtlich etwas Regen, wobei die Mengen sich
zwischen 0,5 und 3 mm bewegen. Im südlichen Baden-Württemberg und Bayern bleibt
es dagegen trocken. Der Gradient fächert nach Frontdurchgang auch an der Nordsee
auf, so dass keine Windwarnung dort mehr erforderlich ist. Mit Werten zwischen 2
Grad im Südosten und 10 Grad im Rheinland bleibt es mild.

Samstag ... Der Höhenrücken beginnt sich bereits in den Frühstunden zu
regenerieren, sodass wir abends auf der antizyklonalen Westflanke des von
Südeuropa nach Polen gerichteten Höhenkeiles liegen. Ursache für die neuerliche
Aufwölbung ist ein neuer atlantischer Trog, der zu den Britischen Inseln zieht.
Gleichzeitig entwickelt sich westlich von Schottland ein neues Zentraltief. Das
Frontensystem des Tiefs zieht über die Britischen Inseln ostwärts und kräftige
WLA im Nordwesten sorgt dort für Wolkenaufzug und nachfolgend für etwas Regen.
Hier nimmt auch der Gradient zu, so dass über der freien Nordsee abends einzelne
7er Böen nicht ausgeschlossen werden können. Ansonsten bleibt der Südwind nur
schwach und die Grundschicht kann sich wahrscheinlich wieder stärker entwickeln.
So überwiegt auf der Südseite der Mittelgebirgsschwelle hochnebelartige
Bewölkung. Auf den Nordseiten der Gebirge kann es aber auch aufheitern. Vor dem
Frontensystem kommt noch etwas mildere Luft zu uns, so dass im Westen und
Südwesten örtlich 16 bis 18 Grad erreicht werden! Ansonsten ist es mit 11 bis 15
Grad nicht ganz so mild.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren im Hinblick auf warnrelevante Wetterelemente ähnlich.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden